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DC:0-5

Diagnostische Klassifikation seelischer Gesundheit und Entwicklungsstörungen der frühen Kindheit

AutorZERO TO THREE
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl246 Seiten
ISBN9783170351578
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis43,99 EUR
Psychische Störungen sind bei jungen Kindern vielgestaltig und betreffen 10-15 % aller Säuglinge, Klein- und Vorschulkinder. Sie umfassen u. a. ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen, Depression, Angst-, Schlaf-, Fütter- und Schreistörungen und müssen differenziert diagnostiziert und behandelt werden. Grundlage hierfür bietet das multiaxiale Klassifikationssystem DC:0-5. Es ist ein international etabliertes, unverzichtbares Klassifikationssystem zur Diagnose psychischer Störungen bei jungen Kindern, das auf den neuesten wissenschaftlichen Ergebnissen und klinischen Erfahrungen beruht. Neben der klinischen Diagnose psychischer Störungen bis zum Alter von fünf Jahren können anhand des DC:0-5 auch Beziehungskontexte, körperliche Gesundheit, psychosoziale Stressoren und Entwicklungskompetenzen erfasst und somit eine ganzheitliche Diagnostik ermöglicht werden.

Herausgeber: ZERO TO THREE, National Center for Infants, Toddlers, and Families (USA). Übersetzung und Einführung: Prof. Dr. med. Alexander von Gontard, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg.

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Leseprobe

Einleitung


 

 

 

Die DC: 0–5: Diagnostische Klassifikation seelischer Gesundheit und Entwicklungsstörungen der frühen Kindheit (DC: 0–5) ist Ausdruck der Bemühung, die vorherigen nosologischen Versionen von Störung der frühen Kindheit zu aktualisieren und zu ergänzen. Diese Vorgängerversionen waren die Diagnostische Klassifikation seelischer Gesundheit und Entwicklungsstörungen der frühen Kindheit (DC: 0–3; ZERO TO THREE, 1994) und die Diagnostische Klassifikation seelischer Gesundheit und Entwicklungsstörungen der frühen Kindheit, revidierte Ausgabe (DC: 0–3R; ZERO TO THREE, 2005). Die Revisionstaskforce zur diagnostischen Klassifikation der ZERO TO THREE (kurz: Taskforce) verbrachte mehr als drei Jahre für diese Neuauflage. Das Manual auf den neuesten Stand zu bringen stellte einen akribischen Prozess dar, der die zunehmende empirische Evidenz sowie die theoretischen und klinischen Fortschritte berücksichtigte. Andere Nosologien zur seelischen Gesundheit und Entwicklungsstörungen sind vorhanden, einschließlich das Diagnostische und Statistische Manual psychischer Störungen (5. Aufl.; DSM-5, American Psychiatric Association, 2013) und die Internationale Klassifikation von Krankheiten(10. Aufl.; ICD-10; World Health Organization, 1992). Dennoch sind keine dieser beiden Alternativen optimal für klinische Definitionen von Störungen der frühen Kindheit geeignet.

Es besteht kein Zweifel daran, dass die empirischen Grundlagen zu Störungen der frühen Kindheit dem Wissen zu Störungen bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hinterherhinken. Dennoch wurde eine zunehmende Zahl von Studien bei jungen Kindern durchgeführt, einschließlich epidemiologischer und Langzeitstudien. Die Taskforce hat sich intensiv auf diese empirischen Grundlagen bezogen, als sie diese Nosologie vorbereitete. Natürlich unterscheidet sich die empirische Basis von einer Störung zur anderen, wie es bei allen anderen Nosologien auch der Fall ist.

Zusätzlich wurde klinische Erfahrung integriert, um die Kriterien zu formulieren und zu verfeinern. Nachdem 20.000 Kliniker weltweit zur DC: 0–3R im Jahr 2013 befragt wurden, erhielt die Taskforce 890 ausgefüllte Fragebögen von Klinikern aus sechs Kontinenten zurück mit umfangreichen Kommentaren zu den Störungen und ihren Achsen. Weiterhin wurden vorläufige Kriterien der Störungen im Mai 2015 auf der Website der ZERO TO THREE veröffentlicht. Im Oktober 2015 wurde um weitere Eingaben zu diesen frühen Entwürfen gebeten. Die klinische Erfahrung der Mitglieder der Taskforce wurde ebenfalls bei der Formulierung den Störungsdefinitionen der DC: 0–5 berücksichtigt.

Wir gingen an unsere Aufgabe atheoretisch mit dem Ziel heran, deskriptive Kriterien zur Verfügung zu stellen, die auf Reliabilität und Validität überprüft werden konnten. Dadurch wurde die Notwendigkeit von empirisch nicht bestätigten Folgerungen und Attributionen minimiert, die über die klinische Beobachtung hinausgingen. Wir waren uns einig, dass alle Aspekte der Nosologie, selbst der multiaxiale Zugang nochmals überprüft werden sollten, bevor sie eingeschlossen werden konnten. Wegen der besonderen Bedeutung des Kontextes für die Entwicklung von jungen Kindern wurden alle fünf Achsen der DC: 0–3 und der DC: 0–3R beibehalten, obwohl sie umfassend revidiert und aktualisiert wurden. Achse I definiert zwar die Störungen an sich, aber jede Achse trägt zur klinischen Formulierung bei.

Wir bitten zu beachten, dass wir hohen Respekt vor jedem Säugling, jedem Kleinkind und jedem jungen Kind haben. Aus Gründen der Kürze wird der Begriff Säugling/junges Kind im gesamten Buch verwendet (in der deutschen Ausgabe, kurz: junges Kind oder nur Kind).

Eine Zusammenfassung der Veränderungen von DC: 0–3R zu DC: 0–5


Nach den anfänglichen Übersichten der Literatur, neuen Ergebnissen, klinischen Beiträgen und Diskussionen der Taskforce wurde klar, dass die Revision der DC: 0–3R umfassend sein würde. Viele der Unterschiede der DC: 0–5 (im Vergleich zur DC:0–3R) spezifizieren und klären die Kriterien für die Kategorien der Achse I. Mehrere neue Störungen wurden in der Achse I aufgenommen, während andere Störungen der DC: 0–3R ausgeschlossen wurden. Die Veränderungen der DC: 0–5 umfassen folgende Aspekte:

•  Die neue Auflage enthält Störungen bei jungen Kindern bis zum Alter von fünf Jahren; der neue Titel DC: 0–5 spiegelt diese Veränderungen wider.

•  Die Taskforce hat sich bemüht, die Störungen umfassender zu definieren, anstatt auf andere Nosologien zu verweisen. So wurden weitere, bekannte Störungen der frühen Kindheit aufgenommen, wie Autismus-Spektrum-Störungen und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen.

•  Die Störungen in Gruppen mit ähnlicher Symptomatik werden auf Achse I zusammengefasst.

•  Jede Störung enthält einen diagnostischen Algorithmus, der erläutert, wie die Kriterien verwendet werden sollten – mit dem Ziel, die Interraterreliabilität zu erhöhen.

•  Altersbegrenzungen und Kriterien zur Dauer wurden, wenn passend, aufgenommen.

•  Fast jede Störung enthält einen Textabschnitt, der beschreibt, was derzeitig zu klinischen Symptomen, Verlauf und anderen Zusammenhängen bekannt ist.

•  Um tatsächliche Störungen von vorübergehenden Verhaltensweisen oder individuellen Unterschieden zu differenzieren, enthält jede Störung Leid, Stress und funktionelle Beeinträchtigung als weitere diagnostische Kriterien.

•  Die DC: 0–5 definiert die Kriterien für mehrere neue Störungen, einschließlich die Frühe atypische Autismus-Spektrum-Störung, die Störung mit Inhibition gegenüber Neuem, die Dysregulierte Ärger- und Aggressionsstörung der frühen Kindheit und die spezifische Beziehungsstörung der frühen Kindheit.

•  Ein neuerer Abschnitt über Sensorische Verarbeitungsstörungen wurde hinzugefügt und enthält die Sensorische Überreaktivitäts-, die Sensorische Unterreaktivitäts- und Andere Störungen der Sensorischen Verarbeitung.

•  Fütterstörungen wurden umbenannt in Essstörungen der frühen Kindheit, um den Beitrag des jungen Kindes zur Aktivität des Essens zu betonen, die immer interaktiv und im Rahmen einer Beziehung auftritt. Die Zahl der Störungen in dieser Kategorie wurde deutlich reduziert und in breiteren Kategorien der Essstörung mit Überessen, der Essstörung mit Einschränkung der Nahrungsaufnahme und der Atypischen Essstörung zusammengefasst.

•  Verknüpfungen zu den entsprechenden DSM-5- und ICD-10-Störungen wurden im Text für jede DC: 0–5-Störung der Achse I eingefügt.

•  Umfangreiche Revisionen wurden bei der Achse II (Beziehungskontext) vorgenommen. Die Achse ist jetzt in zwei Teile gegliedert: eine Einschätzung des Adaptationsniveaus der primären versorgenden Beziehung und eine Einschätzung der Adaptation in der versorgenden Umgebung – d. h. dem Beziehungsnetzwerk der erweiterten Familie (einschließlich Ko-Elternschaft), in dem sich das junge Kind entwickelt.

•  Die Achse III wurde erweitert, um Beispiele medizinischer Erkrankungen zu verdeutlichen, die beachtet werden sollten.

•  Achse IV hat die »Psychosoziale und Umgebungsstressoren Checkliste« beibehalten, aber weitere Kategorien und spezifische Stressoren hinzugefügt.

•  Achse V wurde umfassend revidiert, um auf Entwicklungskompetenzen zu fokussieren. Diese umfassen die Domänen der emotionalen, sozialen, beziehungsbezogenen, sprachlich-sozial-kommunikativen, kognitiven, motorischen und körperlichen Entwicklung. Eine Tabelle zur Einschätzung der Entwicklungsmeilensteine und der Kompetenzen wurde im Anhang A aufgenommen, um Kliniker zu unterstützen.

•  Für jede Störung wurden Verknüpfungen zwischen DC: 0–5, DSM, und ICD-10 Kodierungen dargelegt. Eine komplette Verknüpfung aller DC: 0–5-Störungen steht unter der Website www.zerotothree.org/dc05resources zur Verfügung.

Geschichte der Bemühungen der diagnostischen Klassifikation der ZERO TO THREE


Die...

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