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Demenz – Eins nach dem anderen

Texte und Zeichnungen eines Menschen mit Demenz

AutorFranz Inauen
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl210 Seiten
ISBN9783456955759
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Der Demenz dichtend und zeichnend zu Leibe rücken. Eine einzigartige Darstellung und Verdichtung, wie ein Mensch mit Demenz seine Erkrankung und die Reaktionen seiner Umgebung erlebt und verarbeitet. Franz Inauen erfuhr 2013 von seiner Diagnose „Demenz". Seitdem verarbeitet er seine Ängste, Erfahrungen, Hoffnungen und Wut schreibend, dichtend und zeichnend. Ergebnis ist ein Werk mit 85 Bildern und Texten. Ergänzt werden diese durch Entstehungsgeschichten rund um die Bilder und Texte des Autors, ein Interview mit Franz Inauen sowie Gedanken seiner Frau und seines Arbeitgebers. Ein ausführlicher Anhang verweist auf weiterführende Adressen, Literatur und Links. „Eins nach dem anderen" - der Demenz schreibend und zeichnend zu Leibe rücken.

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Leseprobe
Wie alles begann (S. 8-9)

Zu Beginn des Februars 2013 – es war an jenem Freitagabend vor den Fasnachtsferien – saßen meine Frau Bernadette und ich beim gemütlichen Feierabend zu Hause und tranken ein Glas Wein. Irgendwie erfüllte mich ein Gefühl des Glücks. Denn vier Wochen zuvor musste ich mich im Spital Wolhusen einer Hüftgelenk-Operation unterziehen.

Die Botschaft beim Arztbesuche an jenem Freitagmorgen, dass ich in einer Woche auch meine zweite Krücke weglegen darf, verstärkte mein Hochgefühl noch. So sprachen wir miteinander über unsere kommenden Ferien und über unsere Vorhaben während der kommenden Arbeitswoche. Plötzlich unterbrach in mir etwas meinen Redefluss und mein Hörvermögen. Ich wollte auf Bernadettes Worte reagieren, aber ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte und «staggelte» dann stammelnd ungefähr folgende Worte heraus: «ja, man müsste halt – ja, man könnte doch – ich sage ja immer – nein, das nützt ja gar nichts...» Dann schwieg ich. Eine seltsame ungewisse Stimmung erfüllte bedrohlich unsere Stube. Ich fühlte mich verunsichert. Angst und Trauer überfielen mich. Plötzlich stand Bernadette auf mit der Bemerkung: «Jetzt brauche ich eine Auskunft von concordiaMed». Zehn Minuten später stand das Taxi vor dem Haus. Die Auskunft, welche Bernadette erhielt, lautete: «Diese Symptome benötigen eine differenzierte Abklärungen». Im Spital wurde ich vom Personal der Notfallabteilung freundlich aufgenommen. Sechs Tage lang wurde ich differenziert untersucht mit bildgebenden Verfahren (MRI), verschiedenen Labortests und weiteren Abklärungen. Dann eröffneten mir die Neurologen die Diagnose im Zimmer; gegen Mittag kamen dazu drei Oberärzte und einer sagte mit klarer Stimme: «Das MRI-Bild ergab Folgendes: Bei ihnen sind schon ganz viele Hirnzellen kaputt. Wie es dazu kam, können wir ihnen nicht sagen. Ihr Gehirn ist jetzt stark eingeschränkt. Das Gehirn eines Menschen mit Demenz ist eingeschrumpft». [Dies ist die Wahrnehmung und Erinnerung von Franz. Ich erinnere mich an die Ärzte-Gruppe an Franz’ Bett, die vom Chefarzt instruiert wurde. Seinen Ausführungen entnahm ich Begriffe wie «Atrophie», «Alzheimer». Auf meine Nachfrage erhielt ich nur knapp Antwort. Dem Austritts-Bericht entnahmen wir dann den Begriff «demenzielle Entwicklung ». Anm. v. B Inauen]. Unter meiner Bettdecke begann ich zu zittern. Ich schaute den Assistenzarzt an und merkte, dass er sichtbar mit mir litt. Meine Frau wagte ich nicht mehr anzuschauen. In meiner Unbeholfenheit fragte ich die Ärzte: «Wie sieht es jetzt mit meinem Arbeitspensum aus? Wie weit darf man da mit einem Heilungsprozess rechnen?» Die Antworten waren kurz und sachlich. Einer schaute dann auf die Uhr und sagte: «So, jetzt haben wir genug Zeit aufgewendet. Sie können das Spital verlassen. Mehr können wir jetzt nicht mehr tun. Den Spital- Bericht geben wir ihnen noch mit». Und so verließen wir danach das Spital. Zu Hause erzählte mir Bernadette später, wenn sie etwas nüchtern überlege, bringe ihr diese Diagnose auch etwas Befreiung. Denn während der letzten Jahre habe sie sich immer wieder die Frage gestellt: «Was ist nur mit Franz los? Du hast dich einfach ganz stark verändert.

Du bist mit deinen Gedanken sehr oft an einem ganz anderen Ort. Ich will dir nicht wehtun, aber oft scheint es auch so, als würde es dich gar nicht interessieren, was wir dir sagen». Ich hatte bei mir schon bemerkt, dass mein Erinnerungsvermögen sehr zurückgegangen war. Auch fiel mir auf, dass ich alltägliche Dinge – wie Dinge ordnen, Pflanzen gießen usw. anfing, aber nicht mehr abschloss. Das behielt ich aber für mich, weil ich mich schämte.
Inhaltsverzeichnis
Demenz – Eins nach dem anderen1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort10
Dank18
Texte und Zeichnungen19
Ich weiß gar nichts!20
Die Glut der Hoffnung22
Wellenreiter24
Eine Art Licht26
Schritte – in die Mitte zu wagen28
Wer bin ich denn?30
Ein Brett vor dem Kopf!32
Last oder Wegweiser34
Im Sturm umarmt36
Ich möchte es wissen…38
Aufstehen – trotz Bedrohung40
Bedroht, eingebettet, getragen42
Wohin geht er – unser, mein Weg?44
Du Geist-Kraft Gottes46
Der Wolke entgegen48
Ich bin Last50
Herzensspuren52
Alte Grenzen sprengen54
Zur Innen-Sicht56
Mein Leben will ein JA von mir!58
Ziehe deine Schuhe aus60
Bedrückt – belastet62
Wüsten-Tag, Licht-Tag64
Neu aufbrechen66
Die Kraft des Miteinanders68
Wie schaue ich die Dinge und die Menschen an?70
Entstellt, dunkel, leer, hirnlos72
Sich fallen lassen – und neu weitergehen74
Der Klotz fällt mir auf den Kopf76
Klein machen – oder stärken78
Der Demenz-Wurm80
Und jetzt auch noch mein Herz!82
Mein Herz: verkrustet, verkalkt, verstopft84
Sonnenlicht86
Ich kleiner Wicht88
Und immer wieder ist das Licht stärker90
Kehrt um – bereitet den Weg92
Advent – fürchte dich nicht!94
Heiles Leben96
Voll Zuversicht ins Jahr 201498
Gesund – nicht krank!100
Seelsorge-Leitung 50%102
Das Noch-Nicht und Nicht-Mehr104
Dasein der Jugend106
Bodenlos und trotzdem getragen sein108
Was ist mein Schatz? Mein Feuer scheint zu erlöschen.110
Ich möchte bleiben, aber der Winzer schneidet mich ab.112
Und jetzt…114
Meine Wüste116
Nein – ich weiß nicht wo ich bin!118
Total abgegrenzt – sich eingrenzen120
… und dann verstumme ich122
Mit 64 Jahren bin ich ein Seil-Läufer124
Warum verstehen so viele Menschen die Demenz nicht?126
Karfreitag128
Kristall im Kopf130
Am Boden – und jetzt?132
Dem Ungeheuer entgegen gehen134
Einfach leer – nicht mehr in der Lebensbahn136
Niemand weiß, wer ich bin – ich selber auch nicht mehr.138
Ja zur Demenz – obwohl sie alles kaputt macht!140
Meine Krankheit bringt mich zum Ersticken142
Aufgeben – oder neu aufstehen?144
Und jetzt stehe ich da!?146
Geschlagen am Boden148
Mein Körper wird zerstochen!150
Mein Leben: halbvoll oder halbleer?152
Im Würgegriff154
Ein Chaos der Fragen – ein Chaos meiner eigenen Baustelle156
Blumige Lebensgeschichte158
Gesperrt, geschlossen – ihr seid Fremde160
Jahres-Anfang: aus dem Dschungel heraus zum Licht162
Dunkle Unsicherheiten führen zum Absturz164
Alles steht auf dem Kopf166
Wer erwartet noch etwas von mir?168
Angst – meine Demenz verschlingt mein Person-Sein172
Ich bin im Gefängnis meiner Demenz174
Verlierer: «der Demenz widerstehen»176
Hört auf die echte Stimme!178
Wunder geschehen – wo Menschen trauen180
Da bin ich – so ist es182
Meine Hirnzellen werden verschossen184
Wie in einem Bergbach macht es in mir186
Meine Demenz schleudert mich wie in einer Waschmaschine188
Ein Bild das spricht190
Stimmen zum Buch192
Gedanken eines Arbeitgebers192
Gedanken einer Ehefrau – Ein leeres Buch193
Interview195
«Es ist schwierig, als Dementer in dieser Gesellschaft zu leben»195
Bildentstehungsgeschichten202
Anhang206
Literatur-/Sachbuchverzeichnis (Auswahlliste)206
Internet-Links207
Autor209
Wanderausstellung210

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