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E-Book

Der Amerikanische Bürgerkrieg

AutorReinhard Pohanka
Verlagmarixverlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783843802345
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Der amerikanische Bürgerkrieg (1861-1865) galt nicht allein der Frage der Moral und der Menschenrechte, sondern war auch eine Auseinandersetzung um wirtschaft-liche Interessen. Diese Kontroverse kostete 630.000 Amerikanern das Leben, mehr als in allen anderen Kriegen der USA zusammengezählt. Der kleine saubere Krieg mit bunt uniformierten Armeen wandelte sich zu einem Vorläufer des technisierten totalen Krieges, in dem man die Zivilbevölkerung angriff, Armeen in kurzer Zeit über den halben Kontinent transportierte, Maschinengewehre, Beobachtungsballone, eiserne Kriegsschiffe mit drehbaren Geschütztürmen und sogar ein Unterseeboot einsetzte. Das Buch beschreibt die Entstehung, die Geschichte, die Hauptakteure, die großen Schlachten und Feldzüge sowie die Zeit der Rekonstruktion nach dem Krieg, und beleuchtet die sozialen, wirtschaftlichen und militärischen Probleme.

Dr. Reinhard Pohanka, geb. 1954, ist Archäologe am Historischen Museum der Stadt Wien. Zahlreiche Veranstaltungen mit den Schwerpunkten Mittelalter und römische Zeit. Über 15 Publikationen.

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Leseprobe

4. DER WEG ZUR SEZESSION


1857 kam mit Präsident James Buchanan ein Mann an die Macht, der in keiner Art und Weise die Befähigung hatte, die immer weiter auseinanderbrechende Union zusammenzuhalten. Zwar hätte nicht viel gefehlt und die neu gegründete Republikanische Partei hätte die Wahlen gewonnen. Das Resultat war aber, dass die Republikaner nun den Süden aufgaben, der allein den Demokraten verblieb, während sie sich auf den Norden konzentrierten. Die nächsten Wahlen von 1860 würden, soviel war klar, die endgültige Auseinandersetzung des Nordens mit dem Süden bringen.

Im Norden betrat eine neue politische Figur die Bühne – Abraham Lincoln. Er war 1809 geboren, entstammte einer armen Familie aus Virginia und war in Kentucky und Illinois aufgewachsen. Seine eigentliche Erziehung erhielt er erst als Jugendlicher. Er studierte Recht und führte eine kleine Anwaltspraxis in Springfield, Illinois. Militärische Erfahrungen machte er als Captain der Miliz im Black-Hawk-Krieg und saß acht Jahre in der Legislatur von Illinois.

Was Lincoln in die große Politik brachte, war die »Dred-Scott-Entscheidung« des Obersten Gerichtshofes der USA, in der es um die Freiheit eines Sklaven ging, die ihm vom obersten Bundesgericht, das mit Demokraten des Südens besetzt war, verweigert wurden. Dies stärkte die gegen die Sklaverei gerichtete Bewegung des Nordens und brachte die Staaten Minnesota und Ohio dazu, die Sklaverei und den Besitz von Sklaven auf ihrem Staatsgebiet zu verbieten.

1858 bewarb sich Lincoln für den Senatssitz von Illinois und führte gegen seinen Gegner, den berühmten Redner und Politiker Stephen Douglas, eine Reihe von Rededuellen. Im Wesentlichen ging es darum, dass Douglas der Meinung war, jeder neue Staat in der Union solle selbst entschieden, ob er die Sklaverei wolle (popular souvereignty), während Lincoln dies bundesstaatlich regeln wollte. Lincoln meinte, dass »ein geteiltes Haus nicht bestehen könne«; entweder akzeptierten alle Staaten die Sklaverei oder keiner: Eine Koexistenz war nicht möglich. Lincoln verlor die Wahl knapp, hatte aber durch seine Reden im ganzen Land Aufmerksamkeit erlangt.

Mit Reden allein war es aber nicht mehr getan. Manche Abolitionisten des Nordens gingen daran, die Auseinandersetzung auf eine gewalttätige Ebene zu stellen. Darunter war John Brown aus Connecticut, der Guerillakrieg und Terror gegen Sklavenbefürworter predigte. Brown hatte eine gewalttätige Vergangenheit. Er war an den Unruhen im »bleeding Kansas« und am »Pottawatomie-Massaker« von 1856 beteiligt gewesen. 1859 ging er mit der Unterstützung reicher Bürger aus Massachusetts nach Virginia, um Sklaven zu befreien. Am 17. Oktober 1859 stürmte er mit 18 Männern das Unions-Arsenal von Harpers Ferry mit dem Plan, die Sklaven in Virginia zu bewaffnen und zum Aufstand anzustacheln. Sein Plan schlug fehl und wenige Tage danach wurde er von einer Abteilung Marines unter dem Befehl von Robert E. Lee und Jeb Stuart überwältigt. Er wurde in Virginia zum Tode verurteilt und am 2. Dezember 1859 hingerichtet. Auf dem Weg zum Galgen sprach er die prophetischen Worte, »…dass sich die Sünde der Sklaverei nur mit Blut von der Union abwaschen lassen würde«.

Gespannt wartete man auf die Präsidentenwahlen im November 1860. Kurz davor spaltete sich die Demokratische Partei: der Norden nominierte Stephan A. Douglas, der Süden den Vizepräsidenten John Breckinridge. Die Republikanische Partei entschied sich für den als moderaten Sklavengegner bekannten Abraham Lincoln, dessen mögliche Wahl dem Süden aber bereits so unerträglich schien, dass er in diesem Falle laut über die Sezession nachdachte. Lincoln gewann zwar nicht mit der Majorität der Stimmen, aber mit der Mehrzahl der Wahlmänner. South Carolina machte daraufhin seine Drohung wahr und erklärte am 20. Dezember 1860 den Austritt aus der Union.

Lincoln, der erst Anfang März 1861 in sein Amt eingeführt werden konnte, war in der Zwischenzeit machtlos. Er versuchte zwar zu vermitteln, konnte aber nicht gegen sein Gewissen agieren und verhinderte den einzig möglichen Ausweg aus der Krise, den der Süden akzeptiert hätte: die Ausdehnung des Missouri-Kompromisses von 1820 auf alle Territorien westlich des Mississippi.

Der Südennutzte die Zeit der Amtsübergabe vom schwachen Präsidenten Buchanan, der in diesem Konflikt völlig unbeteiligt blieb, an Lincoln, der am 4. März 1861 in sein Amt eingeführt wurde. An diesem Tag fand er vollendete Tatsachen vor. Sechs weitere Staaten waren bis dahin von der Union abgefallen, Mississippi am 9. Januar, Florida am 10. Januar, Alabama am 11. Januar, Georgia am 19. Januar, Louisiana am 26. Januar und Texas am 1. Februar. Anfang Februar trafen sich die Vertreter dieser Staaten in Montgomery, Alabama, und gründeten die »Konföderierten Staaten von Amerika« (CSA). Der erste Kongress wurde am 4. Februar abgehalten und verabschiedete eine provisorische Verfassung. Am 8. Februar wurde Jefferson Davis zum ersten Präsidenten der CSA bestellt.

Davis war Berufsoffizier gewesen, war Mexiko-Veteran, Gentlemanfarmer und hatte lange Jahre Sitze im Repräsentantenhaus sowie im Senat inne. Unter Präsident Buchanan war er Kriegsminister der USA gewesen. Zunächst gegen die Sezession eingestellt, hatte er als Senator Mississippi aus der Union geführt.

Davis war ein großgewachsener, schlanker Mann, der seine Gegenüber oft irritierte, weil er sie anzustarren schien, da sein linkes Auge fast erblindet war. Am liebsten wäre er General in der Armee der CSA gewesen, wo er sich wahrscheinlich auch bewährt hätte. Als Politiker war er steif und unflexibel und lag ständig im Streit mit seinen Kollegen in der Regierung wie auch den Gouverneuren der Konföderation. Dennoch meinte man im Süden, dass sich in ihm »… der Mann und die Stunde gefunden hatten«.

Nachdem Fort Sumter am 14. April 1861 von den Konföderierten erobert worden war, schlossen sich vier weitere Staaten der Rebellion an: Virginia am 17. April, Arkansas am 6. Mai, Tennessee am 7. Mai und North Carolina am 20. Mai. Die verbliebenen vier Sklavenstaaten, Maryland, Delaware, Missouri und Kentucky, waren unentschlossen, konnten aber unter heftigem Druck aus Washington in der Union gehalten werden.

Mit welchen Chancen gingen die beiden amerikanischen Nationen in den Krieg? Der Norden hatte den Vorteil von 23 Staaten gegen 11 Südstaaten, seiner Industrie und Eisenbahnen und der höheren Bevölkerungszahl. Der Süden hatte ein starke militärische Tradition und war besser auf den Krieg vorbereitet: Bereits vor der Amtseinführung Lincolns hatte er eine Freiwilligenarmee von 100.000 Mann aufgerufen. Der Süden beabsichtigte einen defensiven Krieg zu führen. Wollte der Norden siegen, so musste er in die Südstaaten eindringen und (»verdammt viel Geographie«) diese besetzten. Der Süden hatte zu Beginn die besseren Generäle und die grauuniformierten Soldaten des Südens fühlten sich den Blauen des Nordens moralisch und kämpferisch überlegen. Der Süden wollte aushalten, bis sich die öffentliche Meinung im Norden gegen den Krieg wandte. Der Norden hatte den Vorteil, in Abraham Lincoln den besseren und kompromissloseren Präsidenten zu besitzen. Dieser sah es als seine Aufgabe, die Einheit der Union zu retten und er sprach davon, dass er es auch tun würde, wenn er damit keinen einzigen Sklaven befreien könne. Dabei war von der Sklaverei in den ersten Kriegsmonaten nicht mehr die Rede, Jefferson Davis hatte sie in seiner Inaugurationsrede nicht einmal erwähnt.

Aber dennoch war es allen klar, dass der Kriegsgrund auf der Philosophie des Südens beruhte, die nach den Worten von Vizepräsidenten Alexander Hamilton Stephens besagte, dass »… es die ganze Wahrheit ist, dass der Neger dem weißen Mann nicht ebenbürtig ist und dass seine Sklaverei – die Unterordnung unter eine überlegene Rasse – sein natürlicher Zustand und sein normales Leben sein muss.«

Lincoln nannte die Sklaverei zunächst nur einen Disput und nicht als Kriegsgrund; er verteidigte die Union, die Südstaaten verteidigten ihre Existenz, die auf der Trennung von der Union beruhte und damit die Sklaverei. Es ging um den Stolz der Südstaaten, deren Pflanzeraristokratie sich nichts mehr von den vulgären Yankees vorschreiben lassen wollte. Im Norden hofften die Industriellen, dass eine Niederlage des Südens diese Staaten einer weitgehenden Industrialisierung öffnen würden.

In seiner Inaugurationsrede beschwor Lincoln nochmals die Einheit der Union, weil es den Staaten nicht möglich sei, sich auf Grund selbst zugestandener Rechte abzuspalten. Er wolle kein Blutvergießen, sollten aber die Südstaaten Besitzungen der Bundesregierung angreifen oder besetzen, wäre dies ein Kriegsgrund. Wörtlich sagte er: »In euren Händen, meine unzufriedenen Landsleute, nicht in den meinen, liegt die folgenschwere Entscheidung über einen Bürgerkrieg. Die Regierung wird euch nicht angreifen. Ihr könnt keinen Konflikt haben, ohne selbst die Angreifer zu sein. Ihr...

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