Es wurden insgesamt N = 40 nicht-klinische Frauen in die Untersuchung eingeschlossen. Die Stichprobencharakteristika sind in Tabelle 1 dargestellt. Von der Studie ausgeschlossen wurden Frauen mit einem Alter von unter 18 Jahren und mit einem Body Mass Index (BMI) von unter 17,5 kg/m2 oder über 30 kg/m2. Frauen, die laut Selbsteinschätzung depressiv oder suizidal waren, selbstverletzendes Verhalten aufwiesen oder häufig (d.h. öfter als einmal in der Woche) an Essanfällen mit anschließendem Erbrechen litten, wurden ebenfalls von der Studie ausgeschlossen. Die Rekrutierung erfolgte mittels Aushängen an öffentlichen Orten (v.a. der Universität Osnabrück und lokalen Fitnessstudios) oder Ausschreibungen im Internet (z.B. über studentische E-Mailverteiler). Dementsprechend handelte es sich um eine überwiegend studentische Stichprobe. Als Vergütung für eine vollständige Studienteilnahme erhielten die Probandinnen 20 Euro. Studierenden des Bachelorstudiengangs Psychologie wurden alternativ vier Versuchspersonenstunden gutgeschrieben.
Für die Untersuchung wurden verschiedene Fragebögen zur Erfassung der Trait-Maße (EDE-Q-2 und BESAA, siehe Anhang A) und der State-Maße (BISS und PANAS-X, siehe Anhang B) eingesetzt, die im Folgenden näher erläutert werden:
Eating Disorder Examination-Questionnaire 2 (EDE-Q-2). Der EDE-Q-2 (Fairburn & Beglin, 1994; dt. Übersetzung: Hilbert, Tuschen-Caffier, Karwautz, Niederhofer & Munsch, 2007) erfasst Symptome einer spezifischen Essstörungspathologie bezogen auf die vorausgegangen 28 Tage. Der EDE-Q-2 beinhaltet 22 Items auf vier Subskalen („Gezügeltes Essen“, „Essensbezogene Sorgen“, „Gewichtssorgen“ und „Figursorgen“), die anhand eines siebenstufigen Antwortformats von „kein Tag“ bzw. „überhaupt nicht“ (0) bis „jeden Tag“ bzw. „deutlich“ (6) dargeboten werden (z.B. Figursorgen: „Hat Ihre Figur einen Einfluss darauf gehabt, wie Sie über sich selbst als Person denken (urteilen)?“). Ein hoher Wert deutet auf eine hohe Ausprägung von Essstörungspathologie hin. Durch sechs weitere Items werden zusätzlich diagnostisch relevante Kernverhaltensweisen erfragt, welche jedoch nicht in die Analysen der vorliegenden Arbeit mit eingehen. Für die deutschsprachige Übersetzung des EDE-Q-2 zeigten sich an einer Gesamtstichprobe von 706 Personen sowohl mit als auch ohne Essstörungsdiagnose hohe interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) für die vier Subskalen von α = .85 (Gewichtssorgen) bis α = .93 (Figursorgen). Die interne Konsistenz für den Gesamtwert lag bei α = .97 (Hilbert et al., 2007).
In der vorliegenden Studie ergaben sich interne Konsistenzen für die vier Subskalen von α = .41 („Essensbezogene Sorgen“) bis α = .85 („Figursogen“). Die interne Konsistenz für den Gesamtwert betrug α = .90.
Body Esteem Scale for Adolescents and Adults (BESAA). Die Subskala „Erscheinung“ der BESAA (Mendelson, Mendelson & White, 2001) erfasst die allgemeine Zufriedenheit mit der eigenen körperlichen Erscheinung anhand von zehn Items (z.B. „Ich sehe so gut aus, wie ich es mir wünsche“), die mittels einer fünfstufigen Likert-Skala von „nie“ (0) bis „immer“ (4) zu bewerten sind. Einige Items sind von negativ zu positiv codiert, andere wiederum von positiv zu negativ. In der vorliegenden Studie bedeutet ein hoher Score eine hohe Körperzufriedenheit. An einer Stichprobe von 763 Frauen zeigte sich eine interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) von α = .93 (Mendelson et al., 2001), während sich für die vorliegende Stichprobe eine interne Konsistenz von α = .85 ergab.
Body Image State Scale (BISS). Die BISS (Cash, Fleming, Alindogan, Steadman & Whitehead, 2002) erfasst das gegenwärtige Körperbild. Die sechs Items erfassen dabei mit einem neunstufigen Antwortformat von „äußerst unzufrieden“ (1) bis „äußerst zufrieden“ (9) die folgenden sechs Bereiche: „Unzufriedenheit – Zufriedenheit mit der eigenen Erscheinung“, „Unzufriedenheit – Zufriedenheit mit dem eigenen Körperumfang und der Körperform“, „Unzufriedenheit – Zufriedenheit mit dem eigenen Körpergewicht“, „aktuelles Gefühl der körperlichen Attraktivität – Unattraktivität“, „aktuelles Gefühl in Bezug auf das eigene Aussehen im Vergleich zum gewöhnlichen Gefühl“ und „Bewertung des eigenen Aussehens im Vergleich zu dem einer Durchschnittsperson“. Die Probandinnen werden dabei mit dem Hinweis „genau in diesem Moment“ dazu angeleitet, die Items entsprechend ihres gegenwärtigen Befindens zu beantworten. Einige Items sind von negativ zu positiv codiert, während andere Items von positiv zu negativ codiert sind. In der vorliegenden Studie weist ein hoher Wert auf ein positives Körperbild hin. Statistische Untersuchungen für die deutsche Version der BISS ergaben an einer Stichprobe von 80 nicht-klinischen Frauen eine sehr gute innere Konsistenz (Cronbachs Alpha) von α = .91 (Vollstedt, 2013). Für die aktuelle Stichprobe resultierten über alle Bedingungen und Messzeitpunkte hinweg hohe interne Konsistenzen von α = .82 bis α = .90.
Positive and Negative Affect Schedule Expanded Form (PANAS-X). Die Subskalen „Negative Affect“ und „Positive Affect“ der PANAS-X (Watson & Clark, 1994; dt. Übersetzung: Grühn, Kotter-Grühn & Röcke, 2010) messen verschiedene emotionale Zustände und werden jeweils anhand von 10 Items (Negative Affect: z.B. „verärgert“, „feindselig“; Positive Affect: z.B. „begeistert“, „freudig erregt“) mit einem fünfstufigen Antwortformat von „gar nicht“ (1) bis „äußerst“ (5) bewertet. Gemessen an einer Gesamtstichprobe von 948 erwachsenen Personen berichteten Grün et al. (2010) eine gute interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) sowohl für die Skala „Negative Affect“ (α = .86) als auch für die Skala „Positive Affect“ (α = .86). Für die vorliegende Stichprobe ergaben sich für die Skala „Negative Affect“ über alle Bedingungen und Messzeitpunkte hinweg interne Konsistenzen von α = .66 bis α = .84. Für die Skala „Positive Affect“ zeigten sich hierbei interne Konsistenzen von α = .86 bis α =.91.
Für die beiden Spiegelbedingungen (positiv und negativ) wurden die Probandinnen gebeten, sich ein standardisiertes Unterwäsche-Set anzuziehen und sich vor einen dreiteiligen Spiegel zu stellen. Die Höhe jedes Spiegelabschnitts betrug jeweils ohne Rahmen 1,95 m und mit Rahmen 2,12 m. Die Spiegelbreite betrug jeweils 0,80 m ohne Rahmen und 0,92 m mit Rahmen. Die beiden Seitenspiegel standen im rechten Winkel zum mittleren Spiegel, sodass eine Art Spiegelkabine entstand, in der sich die Probandinnen von allen Seiten betrachten konnten. Dabei wurden die Probandinnen angewiesen, sich innerhalb dieser Spiegelkabine auf einen fixierten, durch ein Kreuz gekennzeichneten, Punkt zu stellen. Die Kennzeichnung war 0,55 m vom Vorderspiegel und jeweils 0,46 m von den beiden Seitenspiegeln entfernt.
Anschließend wurden die Body Checking-Instruktionen (siehe Anhang C) durch eine Audiodatei von einem Computer abgespielt. Diese bestand immer aus einer Einleitung, den entsprechenden Body Checking-Instruktionen zu vier entweder negativ oder positiv bewerteten Körperbereichen und einem Abschlussteil. Die Reihenfolge der Körperareale innerhalb einer Bedingung wurde zuvor für jede einzelne Versuchsperson zugelost.
Inhaltlich waren die Instruktionen an Items des Body Checking Questionnaires (BCQ; Reas et al., 2002), des Male Body Checking Questionnaires (MBCQ; Hildebrandt, Walker, Alfano, Delinsky & Bannon, 2010) und an Anweisungen zur Progressiven Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson (Bernstein & Borkovec, 1995) angelehnt und leiteten die Versuchspersonen an, die entsprechenden Körperareale im Spiegel zu betrachten und u.a. durch Hineinkneifen, Anspannen und Abmessen genau zu überprüfen.
Während der gesamten Spiegelexposition waren die Probandinnen allein im Raum und somit unbeobachtet. Die Audioinstruktionen wurden über einen Computer abgespielt und durch die Versuchspersonen selbstständig gestartet. Für jede Spiegelsequenz waren – abzüglich der benötigten Zeit für das Umziehen – ca. 15 Minuten veranschlagt.
Für die dritte, jedoch nicht standardisierte Bedingung, die als Kontrollbedingung fungierte, spielten die Probandinnen das Computerspiel „Froggit“ (Froggit Collectors Edition: Underground, Link und Abbildung siehe Anhang D), eine Variante des populären Computerspiels „Frogger“. Dieses Spiel wurde für die Kontrollbedingung gewählt, um durch den Ausschluss menschlicher Stimuli zusätzliche körperbezogene Einflüsse auf die Probandinnen möglichst gering zu halten. Für die Kontrollbedingung waren 15 Minuten vorgesehen, was etwa der Länge einer Spiegelbedingung entsprach.
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