Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Anfänge der Kriminalliteratur, 29 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein halbes Jahrzehnt liegt zwischen der Erzählung 'Der Verbrecher aus verlorener Ehre' von 1786 und Friedrich Schillers intensiven philosophischen Studien der Jahre 1791-95. Doch schon in dieser frühen Erzählung - wie auch in dem weitere fünf Jahre zurückliegenden Drama 'Die Räuber' - steht das Interesse Schillers an dem Verhältnis von sittlicher Ordnung und der moralischen Zerrissenheit des Einzelnen im Mittelpunkt. Seine Protagonisten sind in Anlage und Verhalten extrem und oft zwischen dem moralischen Druck der Vernunft und ihren natürlichen, sinnlichen Trieben hin- und hergerissen.
So auch der Räuber und Mörder Christian Wolf im 'Verbrecher'. Dass dieser Text mehr als eine Kriminalgeschichte ist, vielmehr auch ein frühes Zeugnis seiner Auffassung vom Erhabenen und damit seiner Schönheitslehre, gilt es mit dieser Arbeit zu zeigen.
Um die Darstellung des erhabenen Verbrechers in 'Der Verbrecher aus verlorener Ehre' vor Augen zu führen, ist es notwendig, einen Blick auf die später entstandene Schiller´sche Philosophie des Erhabenen zu werfen. Die ethisch-ästhetische Doppelanlage dieses Begriffs macht es wiederum notwendig, zuvor kurz auf das Verhältnis von Ethik und Ästhetik im Werke Schillers einzugehen.
Im Weiteren steht die Entwicklung von Christian Wolf als 'Verbrecher aus verlorener Ehre' im Mittelpunkt. Sein moralischer Abstieg, sein Ehr- und ldentitätsverlust sowie seine Wandlung, seine selbstbestimmte Auslieferung und damit seine moralische 'Erhebung' werden hier beschrieben. Dabei lassen sich Parallelen und Unterschiede in der Figurengestattung des Karl Moor, aber auch des Franz Moor, in den 'Räubern' feststellen.
Dass Schiller nicht als Kriminal-Psychologe oder Berichterstatter auftritt, sondern selbst in einer Kriminalerzählung als Erzähler mit einem sowohl dramatischen als auch philosophischen Konzept arbeitet, gilt es im darauffolgenden Kapitel zu erläutern. Die Prosaform ist notwendig, um dieses Konzept deutlicher herauszustellen, da Schiller erzählerisch distanzierter auftreten kann, als es im Drama - mit der Festlegung auf den Dialog möglich ist.
Abschließend wird die Figur des 'erhabenen Verbrechers', wie sie Schiller in seiner Dichtung immer wieder verwendete und variierte, behandelt und in den Zusammenhang seiner späteren philosophischen Überlegungen gestellt.
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