Jüdische Häuser in Binswangen 1842 / Jewish Houses
Ein wenig erfährt man über die Binswanger Juden auch durch die Katastereinträge des Ortes. Einige der Namen, die wir vom Friedhof her kennen, finden wir hier wieder und so wissen wir, wo in Binswangen sie gewohnt haben. In manchen Fällen gibt es auch Angaben zum Hausbau oder zu den Berufen der Hausbewohner. Letztere sind freilich mit etwas Vorsicht zu betrachten, da christliche Schreiber Juden gewohnheitsmäßig auf das „Handeln“ reduzieren wollten. Ein christlicher Schneider, war immer ein Schneider, auch wenn er seine Waren verkaufte, ein Jude war immer Stoffhändler, auch wenn er selbst Kleider anfertigte. Der christliche Bauer, der Rinder oder Milch verkaufte, war ein Bauer, der Jude, der nichts anderes tat, wurde stets als Händler bezeichnet, usw. So entstanden die heute noch in den Köpfen steckenden Klischees.
Nachfolgend ist eine beispielhafte Übersicht aus dem Jahr 1842, zitiert aus der „Dokumentation zur Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben, II. Hausbesitz um 1835/40, bearbeitet von Doris Pfister, herausgegeben von Peter Fassl, Bezirk Schwaben, Augsburg 1993“
There is some information on the Binswangen Jewry in old land registries. We recover people we already know from their grave marker at the cemetery and learn this way where they lived in Binswangen. In some cases there also is additional information, for instance in what year a house was built by whom or statements on the occupation of the inhabitants. The later however is to be seen with due care since Christian sources tried to reduce Jews habitually as “traders”. A Christian tailor always was a tailor, even if he sold his garments or services, while a Jewish colleague always was regarded as a mercer or cloth merchant, even if he worked as master-tailor. The Christian farmer who sold cattle or milk, always was a farmer, while a Jew doing the very same always was a cattle dealer, and so on. Thus, the stereotypes, still present in the heads of so many were construed.
# | = alte Hausummer / old number |
Gnadenhaus | = Armenhaus / alms house, |
Sölde | = Land eines Kleinbauern / small peasant farm land |
Melber | = (Mehlhändler) / flour trader, |
Hausierer | = Handelsreisender / peddler, traveling salesman |
In 19th century the houses in Binswangen (as elsewhere) had consecutive numbers, counting from one house to the next, not as today where each street or alley has own numbers.
Damals war das Dorf von Haus zu Haus durchgehend nummeriert, nicht in jeder Straße einzeln wie heute üblich.
Im „Königlich Bayerischen Intelligenzblatt für den Oberdonaukreis“ des Jahres 1836 (S 742) sind für Binswangen folgende Kaufleute gemeldet:
„Handelsmatrikel für das Königreich Bayern oder Verzeichnis sämtlicher Firmen, Handelsgesellschaften und Prokuristen der 22 Handelsgerichte, welche bis zum Schluss des Jahre 1862 in die durch Gesetz vom 10. November 1861 eigeführten Handelsregister amtlich eingetragen wurden“, Würzburg 1863, S. 478/9:
Gab es 1862 in Wertingen nur einen im Handelsregister eingetragenen Handelsbetrieb, den des (christlichen) Apothekers Bertele. Das kleinere Binswangen hatte 14 Geschäfte und 2 Gesellschaften „Binswanger & Lauinger, bzw. A. & M. Binswanger“, die ausnahmslos von ortsansässigen Juden gegründet wurden. In 1862 all 14 corporations and 2 companies in Binswangen (1100 inhabitants) as mentioned in the stately trade register were Jewish foundations. Wertingen (1620 inhabitants) to the contrary had just one registered tradesman, the Christian pharmacist Friedrich Bertele.
Binswangen vom Friedhof aus gesehen
Friedhofsmauer / Cemetery wall
Friedhof Binswangen, außen gepflegter Rasen / outside a mowed lawn
innen mit Efeu überwachsen / inside overgrown by ivy
Zoom vom Friedhof zum 20 km entfernten Atomkraftwerk Gundremmingen within sight of the cemetery: the Gundremmingen nuclear power plant
Nachbarschaft / neighbors
2010 Informationstafel des „Netzwerk historische Synagogenorte in Schwaben“
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