Wer gesund lebt und sich körperlich fit hält, wird nicht nur zu einer attraktiven Erscheinung im Alltag, sondern auch zu einem leistungsfähigen Lover im Bett. Sollte man meinen.
Das stimmt leider nicht immer. Manch vermeintlich aufbauendes Nahrungsmittel hat in der falschen Dosierung die gegenteilige Wirkung, und auch einige Leibesübungen sind geradezu schädlich für das Geschlechtsleben.
Ein Beispiel ist das Radfahren. Denn auf der kleinen Grundfläche eines harten Sattels liegen die Blut- und Nervenbahnen von Penis und Hoden, und darauf lastet das ganze Körpergewicht des Radlers. Durchblutungsstörungen und Einquetschungen gefährden die delikaten Männerteile.
Sportwissenschaftliche Studien ergaben, dass von den regelmäßig über vier Stunden pro Woche radfahrenden Männern über 4 % zum Teil ernstliche Probleme beim Sex haben, während dauerlaufende Geschlechtsgenossen nur zu 1 % klagen konnten. 13 % der Radler klagten über Impotenz, 70 % über zeitweilige Taubheit im Genital. Urologen fanden bei Biker-Hoden sechsmal so häufig schmerzhafte, wenn auch gutartige Tumore, sowie spermaschädigende Zysten und Verkalkungen als bei Nicht-Radlern. Fahrradkuriere und Tour de France-Teilnehmer mögen hart im Nehmen sein, werden aber weich im Geben …
Wer sowohl auf dem Sattel als auch auf der Matratze seinen Spaß haben will, sollte versuchen, die Stöße beim Fahren abzudämpfen. Etwa mit gefederten Fahrrädern, weichen Satteln und gepolsterten Hosen. Bei längeren Fahrten und unebenen Strecken ist es empfehlenswert, gelegentlich im Stehen zu radeln. Spürt man nach längeren Touren Warnsignale wie Erektionsschwierigkeiten oder Taubheitsgefühle, sollte man den Drahtesel für eine Woche stehen lassen. Andere sportliche Betätigungen beeinträchtigen zwar nicht die Potenz, wohl aber die Fruchtbarkeit. Wer beispielsweise mehr als viermal wöchentlich zum Ausdauertraining aufläuft, schüttet massiv das Stresshormon Cortisol aus. Das stört die Produktion des Sexualhormons Testosteron, die Blutversorgung der Hoden und die Reifung der Spermien.
Wer seinem Muskelwachstum auch noch mit anabolen Steroiden auf die Sprünge helfen will, gräbt seinen Hoden das Wasser ab. Die besonders bei Bodybuildern beliebten Anabolika mögen die Muckies aufpumpen, lassen aber gleichzeitig die Hoden schrumpfen. Im Extremfall bleiben zwei erbsengroße Kügelchen übrig, die kaum noch zur Spermienproduktion taugen.
Es gibt aber einige Trainingsprogramme, die ganz gezielt die Muskulatur um den Penis aufbauen. Die helfen, die Ejakulation bewusster zu steuern und zu erleben und dadurch länger durchhalten und intensiver genießen zu können. Es sind gleichzeitig die Grundsteine für die Kurse zum Multiorgasmus und zur Penisvergrößerung. Wer beim Sex prächtiger erscheinen und öfter können will, muss seine Beckenbodenmuskulatur stärken. Drei Muskeln im Beckenboden werden mit diesen Übungen angesprochen:
- der Pubococcygeus-Muskel (Musculus pubococcygeus, gr. = Steißbein)
- der Bulbospongiosus-Muskel (Musculus bulbosongiosus, gr. = Meeresschwamm)
- der Ischiocavernosus-Muskel (Musculus ischiocavernosus, gr. = Hüfte).
Der PC-Muskel, der vom Schambein zum Steißbein reicht, ist wichtig für den Schließmechanismus von After und Blase. Man kann seinen Gebrauch leicht lernen, indem man beim Wasserlassen den Strahl kurz zu stoppen versucht. Gelingt einem das, so hat man den Puboccygeus-Muskel im Griff.
Bulbospongiosus- und Ischiocavernosus-Muskel sind für Erektion und Ejakulation zuständig. Der Bulbospongiosus-Muskel zieht sich im unumkehrbaren Moment des bevorstehendes Ergusses zusammen und presst den Samen heraus. Seine Konstitution bestimmt den Ejakulationsdruck. Während der Erektion sind Bulbospongiosus- und Ischiocavernosus-Muskel leicht am hinteren Hodensack ertastbar. Eine Verhärtung zeigt an, wie und wo sie zusammengezogen werden.
Der amerikanische Gynäkologe Arnold H. Kegel hat in den 50er Jahren das Beckenbodenmuskel-Training populär gemacht. Bei den Kegel-Übungen wird der Musculus pubococcygeus geschult, um die Reaktions- und Erlebnisfähigkeit von Mann und Frau zu verbessern. Bei Frauen umschließt dieser Muskel die Scheide, und wenn er kräftig genug ist, kann er einen in ihr steckenden Penis regelrecht festhalten. Des Weiteren wirken die Kegel-Übungen vorbeugend gegen Harninkontinenz und Gebärmuttervorfall.
Sexuelle Leistungsfähigkeit wünscht sich wohl jeder Mann. Um die zu erreichen beziehungsweise zu erhalten, ist es wichtig, die eigenen Körperreaktionen zu kennen und Lustgefühle zu »trainieren«.
Ein moderner Fitnesslehrer ist der Urologe und Sportmediziner Frank Sommer, der mit seinem Programm Vigor Robic besonders den Bulbospongiosus- und den Ischiocavernosus-Muskel anspricht. Durch dieses Training wird die Penisdurchblutung und somit die Standfestigkeit verbessert. Und so geht es:
Lege dich flach mit dem Rücken auf den Boden und winkle die Beine ein bisschen an. Deine Füße sollten etwa hüftweit auseinander liegen, die Zehen nach oben zeigen. Deine Hände ruhen auf dem Boden.
Nun spanne die Gesäß- und Rückenmuskeln an, um das Becken leicht anzuheben. Schwebt es über dem Boden, dann spanne auch noch die Bulbospongiosus- und Ischiocavernosus-Muskeln an. Atme dabei ruhig weiter.
Begebe dich dann in die Ausgangsposition zurück und entspanne dich. Wiederhole das ein paarmal. Aber Vorsicht: Solltest du Rückenprobleme haben, dann frage vorher deinen Arzt nach seiner Meinung. Und übertreibe nicht, denn auch im Beckenboden droht ein Muskelkater.
Simpel und effektiv sind die sogenannten Kegel-Übungen. Du kannst sie an jedem Ort und zu jeder Zeit machen, beispielsweise wenn du in einem zähen Stau stehst oder in einer langweiligen Konferenz sitzt. Sie erregen dich nicht, also brauchst du keine Angst vor einer plötzlichen Errektion zu haben. Sie funktionieren folgendermaßen:
Du kannst den PC-Muskel, wie gesagt, beim Wasserlassen lokalisieren. Stoppe willentlich den Urinfluss! Klappt’s? Gut, aber das reicht. Denn diese Strahlunterbrechung ist kein Teil der Übung – im Gegenteil. Wenn du sie öfters praktiziert, kann der Urinrückstau Blasenentzündungen verursachen. Mache sie also nur, um den Muskel zu finden und zu beherrschen. Eine andere zuverlässige Methode zum PC-Finden ist das Pobacken-Zusammenkneifen. Auch dafür ist der Musculus pubococcygeus bestimmend.
Bei den Kegel-Übungen gibt es zwei Formen: Entweder du spannst den Muskel schnell und kräftig an und lässt ihn dann erschlaffen, oder du baust die Spannung langsam auf und hältst sie mindestens fünf Sekunden, bevor du unter Ausatmen wieder loslässt.
20-mal solltest du das Anspannen und Loslassen pro Übungseinheit schaffen. Mache eine solche Einheit mindestens dreimal, besser fünfmal pro Tag. Versuche, täglich auf mindestens 250 Anspann-Loslassen-Kontraktionen zu kommen. Und: halte das lebenslänglich durch!
Du wirst sehen, wie wirkungsvoll du den Punkt, an dem du eigentlich ejakulieren müsstest, hinauszögern kannst. Der sexuelle Point of no return, dem du dich bisher so hilflos ausgeliefert fühltest, ist nicht mehr eine unverhinderbar einbrechende Naturgewalt, sondern wird zu einem beherrschbaren, genießbaren Höhepunkt.
So, lieber Intimsportler, gestatte an dieser Stelle noch ein paar Worte zu Hege und Pflege deines besten Stücks.
Selbst wenn dich die Liebste ob deiner neu erworbenen Standfestigkeit anhimmelt, so wird sie doch nicht gerne einen schlecht riechenden Penis massieren und fellationieren. Und erst recht hat sie keine Lust auf Gebärmutterhalskrebs, den das käsige Smegma verursachen kann.
Widme dich beim Duschen deinem Penis, ziehe die Vorhaut zurück und spüle die Eichel und die Furche gründlich aus. Klares Wasser sollte dafür reichen, vieles andere irritiert die zarte Haut. Wenn du unbedingt waschverstärkende Mittel einsetzen willst, dann halte dich an seifenfreie Produkte mit dem pH-Wert der gesunden Haut (5,5). Basische Seifen reizen unnötig, spezielle Intimlotionen sind überflüssig. Trockne hinterher alles gut ab, vor allem die faltigen Bereiche. Dann haben Pilze kaum Chancen, ihre Anker zu werfen.
Sorge dafür, dass dein Penis im Alltagsleben nicht ins Schwitzen und in Verklemmung gerät. Umhülle ihn mit lockerem Stoff, sperre ihn nicht in enge Hosen. Eine Knackarsch-Jeans mag dir zwar stehen, dein Glied aber transpiriert und schafft damit gute Lebensgrundlagen für fiese Hautpilze. Außerdem riecht es beim Auspacken.
Wenn ihr Kinder plant, solltest du erst recht auf enge Beinkleider verzichten. Denn darin herrschen Temperaturen, die die Spermienbildung behindern. Sollen sie sich hingegen optimal entwickeln, muss die Hodentemperatur um drei bis vier Grad unter der des Körpers liegen.
Anfangs wurde erwähnt, dass Anabolika nichts für sexaktive und zeugungswillige Männer sind. Gleiches gilt für Alkohol, Tabak und Marihuana. Alkohol verlangsamt die Ausschüttung von Testosteron und beschleunigt dessen Abbau in der Leber. Das kann dazu führen, dass die Lust am Sex schwindet. Und wenn es dann doch zur Sache gehen soll, kommt er nicht mehr hoch. Alkohol ist ein starkes Gift, das die Kommunikation unter den Nerven beeinflusst. Das liebes- und weintrunkene Hirn meldet zwar die Bereitschaft zum Beischlaf, doch die Nachricht landet am falschen Nervenstrang. Die Botschaft verliert sich, sie erreicht nicht mehr das Glied.
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