Kapitel 1
Verse 1 + 2
Zuschrift und Gruß
1Paulus und Timotheus, Knechte Jesu Christi, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern und Diakonen: 2Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Auslegung:
Vers 1: Wie in allen anderen Briefen, die der Apostel Paulus verfasste, so stellt sich der Apostel auch in dem Brief an die Philipper mit seinem persönlichen Namen vor. Einerseits, um nicht mit einer Namensgleichheit verwechselt zu werden, andererseits akzentuiert er sein von Bedeutung geprägtes, apostolisches Amt als ein persönlicher Gesandter Gottes, weil er durch den Herrn Jesus Christus im Auftrag des allmächtigen Gottes in das apostolische Amt berufen wurde (siehe die Apostelgeschichte des Lukas, Kapitel 9!).
Auffallend ist jedoch, dass Paulus sich im Philipperbrief nicht als „Apostel Jesu Christi“ bezeichnet. Daher liegt die Vermutung des Autors nahe, dass die Philipper ihn bereits bei seiner persönlichen Begegnung mit ihnen als einen Apostel Jesu Christi vollends anerkannten und Paulus diesbezüglich auf die Bezeichnung am Briefanfang bewusst verzichtete. Dies spricht abermals für seine tiefbewegende Freundschaft gegenüber der Gemeinde in Philippi.
Weiterhin benennt Paulus auch Timotheus als (mein) echtes Kind im Glauben (1.Timotheus, Kapitel 1, Vers 2a) als den weiteren Absender dieses Briefes. Timotheus – ein enger Mitarbeiter des Apostels Paulus – von Paulus in seinem 1. Brief an Timotheus als ein gleichgesinnter, vom Heiligen Geist beseelter Glaubensbruder betitelt – als auch im Philipperbrief in Kapitel 2, Vers 20a, wo ihn Paulus als einen seiner engsten Mitarbeiter gleicher Gesinnung betitelt (siehe noch kommende Auslegung!) – war auch der Gemeinde in Philippi bereits seit ihrer Etablierung bekannt (siehe noch kommende Auslegung unter Philipper, Kapitel 2, Verse 19 – 22!).
Zwar wurde Timotheus als Absender von Paulus namentlich erwähnt, jedoch deutet der weitere Briefverlauf an keiner Stelle darauf hin, dass auch Timotheus der Mitverfasser dieses Briefes ist. Dies unterstreicht zumal der 19.Vers des 2. Kapitels, wo Paulus anhand seiner Formulierung des Satzes ausdrücklich betont, dass er der alleinige Verfasser des Philipperbriefes ist, denn dieser lautet:
Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus, Timotheus bald zu euch zu senden, damit auch ich ermutigt werde, wenn ich erfahre, wie es um euch steht (Auslegung folgt!).
Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass Paulus den Inhalt dieses Briefes nicht nur als seinen eigenen in Betracht zieht, sondern der Inhalt des Briefes weist auf ein Geschehen hin, welches sowohl an die Gemeinde, als auch an seine Mitarbeiter gerichtet ist. Sie alle sind und sollen nutzreiche Anteilnehmer am Inhalt dieses von Dankbarkeit und Freude verfassten Briefes sein. Vielmehr berichtet der Apostel als ein Zeuge seiner selbst von seiner apostolischen Tätigkeit samt aller Höhen und Tiefen, die sein Amt jedoch mit williger Glaubensstärke und der unabdingbaren Hilfe des Heiligen Geistes durch die gnadenreiche Wirkung Gottes stets zu einem beständigen, nicht abirrenden Menschen im Glauben formt, der selbst irdischen Anfechtungen erfolgreich widersteht – und folglich mit der relevanten Hilfe Gottes besteht.
Weiterhin bezeichnet der Apostel sich selbst, als auch Timotheus als Knechte Jesu Christi – und stellt sich somit nicht auf eine gehobene Ebene gegenüber Timotheus aufgrund seines apostolischen Amtes, sondern verbleibt zusammen mit Timotheus auf ein und derselben Ebene der Knechtschaft des Herrn Jesu Christi. Was er den Philippern schriftlich in Form dieses Briefes hinterlegt: dieser Verfasser ist ein Knecht des Herrn Jesus Christus. Dies wiederum sagt unmissverständlich aus, dass sowohl Paulus, als auch Timotheus mit Leib und Leben das Eigentum ihres Herrn waren und sein wollten (Quelle: Schlachter-Bibel 2000!). Sie stehen vollkommen im Dienst der autorisierten Willensbereitschaft Gottes und des Heilands Jesus Christus.
Gleich, wie damals die alttestamentlichen Propheten unter der Obhut des allmächtigen Gottes standen, so stehen nunmehr die neutestamentlichen Apostel und ihre engsten Mitarbeiter unter der Obhut des Heilands Jesus Christus. Ein Beispiel aus dem Alten Testament im Buch des Propheten Jeremia schenkt uns die Aufklärung.
Denn Gott spricht:
Ehe ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich ersehen, und bevor du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt; zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt! Da sprach ich (Jeremia): Ach, Herr, HERR, siehe, ich kann nicht reden, denn ich bin noch zu jung! Aber der Herr sprach zu mir: Sage nicht: „Ich bin zu jung“; sondern du sollst zu allen hingehen, zu denen ich dich sende, und du sollst alles reden, was ich dir gebiete! Fürchte dich nicht vor ihnen! Denn ich bin mit dir, um dich zu erretten, spricht der HERR (Jeremia, Kapitel 1, Verse 5 – 8).
Somit ist die Bezeichnung des Knechtes keinesfalls eine beleidigende Betitelung, sondern eine ehrende Bezeichnung, welche im Dienst Gottes (in den alttestamentlichen Schriften), als auch im Dienst Jesu Christi (in den neutestamentlichen Schriften) steht. Diese Personen befinden sich unter der Willensbereitschaft, ja, unter der Vollmacht Gottes und Jesus Christus. Der Gemeinde in Philippi schreibt demzufolge: Paulus, der Knecht Jesu Christi.
So bezieht sich dieser Brief an die Heiligen in Christus Jesus. Dies ist die Bezeichnung aller Gemeindemitglieder in Philippi – sprich – der Brief ist an alle Gläubigen gerichtet. Diese sind nicht heilig aus eigener Kraft, ihre Heiligkeit hat Bestand, weil sie in Christus Jesus sind. Aufgrund des Heilgeschehens Gottes in dem Herrn Jesus Christus sind sie durch ihren Glauben an Christus als Heilige bzw. als Gläubige zu betiteln.
Gleich, wie Gott in Jesus Christus war und die Welt mit sich versöhnt hat (2.Korinther, Kapitel 5, Vers 19a), so versöhnt Jesus Christus die Gläubigen in und mit sich durch ihren Glauben in Verbindung mit Seinem Tod und Seiner Auferstehung. Der Apostel Paulus betont in seinem Brief an die Römer:
Denn wenn wir mit ihm (Jesus Christus) einsgemacht und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auc in der Auferstehung gleich sein (Römer, Kapitel 6, Vers 5).
Weiterhin benennt Paulus die Aufseher und Diakone. Die Lutherbibel von 1545 benennt diese als Bischöfe und Diener, die Lutherbibel von 1984 – als auch die Zürcher Bibel betitelt sie als Bischöfe und Diakone.
Die Aufseher – dies sind die besonderen Ämter der vom Geist Gottes eingesetzten Leiter der örtlichen Gemeinden (Quelle: Schlachter-Bibel 2000!). Gleich den Bischöfen und Dienern – dies sind die Aufseher oder Verwalter neben den Helfern (Diakonen) in den Gemeinden (Quelle: Lutherbibel 1984!). So beschreibt die Zürcher Bibel die Bischöfe und Diener als Kundschafter, Aufseher, Fürsorger, Amtsträger, welche mit bestimmten Aufgaben in der Gemeinde betraut sind (Quelle: Zürcher Bibel).
So liegt es nahe anzunehmen, dass den Aufsehern bzw. den Bischöfen die Lehrgewalt der Gemeinden oblag, sodass der Dienst der Diakonen bzw. Dienern darin ersichtlich wurde, dass sie als Gehilfen im Auftrag der Bischöfe tätig waren. So trägt jede Gemeinde, als auch im Falle der Gemeinde in Philippi besondere Aufgabenbereiche im Dienste Gottes (siehe Beispiel unter 1.Korinther, Kapitel 12, Vers 28, wo der Apostel Paulus die verschiedensten Dienste der Gemeindemitglieder aufzählt, die da sind: erstens als Apostel, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer; sodann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, der Hilfeleistung, der Leitung, verschiedene Sprachen).
Folglich wächst eine jede Gemeinde mit den an sie gerichteten Aufgabengebieten heran in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus (Epheser, Kapitel 4, Vers 15). Diese sind nun eifrig im Glauben an Christus Jesus bemüht, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens (Epheser, Kapitel 4, Vers 3) zu einer Gott wohlgefälligen, von Glauben umwobenen Gemeinde.
Vers 2: Grüße des Paulus fügen sich nach der Zuschrift an. So folgt ein von Paulus wohlwollender, vom Herzen kommender Segenswunsch der von Gott und Jesus Christus ausgehenden Gnade und des Friedens, der sich an die einzelnen Gemeindemitglieder der Philipper richtet.
Die Gnade erweist sich als ein über allem stehendes Indiz göttlicher Zuwendung zu Seinen...