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Lebensweisheit. Versuch einer Glückseligkeitslehre Fragen der Ethik

Abteilung I / Band 3

AutorMoritz Schlick
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl582 Seiten
ISBN9783211297919
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis89,99 EUR

Ethischen Problemen hat Moritz Schlick zeitlebens große Aufmerksamkeit entgegen gebracht, insbesondere den Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach der Konstituierung einer allgemein zu akzeptierenden Moral. Die Schriften 'Lebensweisheit' (1907) und 'Fragen der Ethik' (1930) bilden sozusagen die Eckpunkte seiner bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten Auffassung von der Ethik als einer psychologisch begründeten Lust- und Glückseligkeitslehre.

Die Texte basieren auf den Originalausgaben und wurden anhand der nachgelassenen Manuskripte bzw. Typoskripte textkritisch bearbeitet und kommentiert. Durch den Kontext der Werke ergeben sich neue und wertvolle Einsichten in die Entwicklung von Schlicks ethisch-moralischem Denken.



Mathias Iven,

geboren 1960, Promotion zum Dr. phil. 2002, seit 2002 Mitarbeit an der Moritz-Schlick-Gesamtausgabe, als Herausgeber und Autor mehrerer Bücher, u.a. zur Potsdamer Literaturgeschichte (1998) und zur preußischen Geschichte (2 Bde., 1999/2002); zuletzt Rand und Wittgenstein. Versuch einer Annäherung (2004), in Vorbereitung Moritz Schlick. Die Berliner Jahre (2007); daneben zahlreiche Artikel und Rezensionen.

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Leseprobe
I. Was will die Ethik? (S. 357)

1. Die Ethik sucht nur Erkenntnisa

Wenn es Fragen der Ethik gibt, die einen Sinn haben und daher beantwortbar sind, so ist die Ethik eine Wissenschaft. Denn die richtigen Antworten auf ihre Fragen werden ein System wahrer Sätze bilden, und ein System von wahren Aussagen über einen Gegenstand heißt eben die "Wissenschaft" von dem Gegenstande. Sie gibt Erkenntnis und nichts anderes, ihr Ziel ist allein die Wahrheit, das heißt: jede Wissenschaft ist als solche rein theoretisch. So sind auch die Fragen der Ethik rein theoretische Probleme – als Ethiker streben wir nur danach, die richtigen Lösungen dafür zu finden, ihre praktische Anwendung, falls eine solche möglich ist, fällt nicht mehr in den Bereich der Ethik. Wenn jemand jene Fragen studiert, um die Ergebnisse auf Leben und Handeln anzuwenden, so hat zwar seine Beschäftigung mit der Ethik ein praktisches Ziel, sie selbst aber hat nie ein andres Ziel als Wahrheit.

Solange der Ethiker mit seinen theoretischen Fragen beschäftigt ist, muß er vergessen, daß er an dem Gegenstand seines For- schens außer dem rein erkenntnismäßigen Interesse auch noch ein rein menschliches Interesse hat. Denn für ihn gibt es keine größere Gefahr, als aus einem Ethiker zu einem Moralisten zu werden, aus einem Forscher zu einem Prediger. Dem Denker ziemt, während er philosophiert, keine andere Begeisterung als die für die Wahrheit, sonst laufen seine Gedanken Gefahr, durch seine Gefühle irregeleitet zu werden, seine Wünsche, Hoffnungen, Befürchtungen drohen jene Objektivität zu beeinträchtigen, welche die erste Voraussetzung alles ehrlichen Fragens ist. Natürlich können Forscher und Prophet ein und dieselbe Person sein, man kann aber nicht im gleichen Augenblick beiden Zielen dienen, denn wer beide Aufgaben vermischt, wird keine lösen.

Wie notwendig diese Bemerkungen sind, lehrt ein Blick auf die ethischen Systeme aller Zeiten: es gibt kaum eines, in dem wir nicht zuweilen einen Appell an das Gefühl oder die Moralität des Lesers finden, wo eine wissenschaftliche Begründung am Platze gewesen wäre. Ich weise aber auf den rein theoretischen Charakter der Ethik nicht nur deshalb hin, um für meine Leser und für mich selbst gleich zu Anfang eine Warnung aufzurichten, sondern es ist auch deswegen zweckmäßig, an diesem Punkte einzusetzen, weil wir so am besten zu einer deutlichen Umschreibung der Aufgabe gelangen, welche die Ethik lösen will und kann.
Inhaltsverzeichnis
Editorial7
Inhalt9
Vorwort des Herausgebers10
Verzeichnis der Siglen, Abkürzungen, Zeichen und Indizes20
Lebensweisheit. Versuch einer Gl¨uckseligkeitslehre26
Editorischer Bericht28
Lebensweisheit Versuch einer Glückseligkeitslehre von Dr. Moritz Schlick52
Vorbemerkung54
Inhalt56
Erster Abschnitt. Der Wille zum Glück58
Zweiter Abschnitt. Der Mensch mit sich selbst109
I. Das Glück des Leibes111
II. Das Glück der Seele160
Dritter Abschnitt. Menschen untereinander201
I. Die Menschen als Werkzeuge der Triebe210
II. Die Menschen als Objekte der Triebe278
Fragen der Ethik342
Editorischer Bericht344
Schriften zur Wissenschaftlichen Weltauffassung356
Vorwort358
Inhaltsverzeichnis362
I. Was will die Ethik?366
II. Warum handelt der Mensch?391
III. Was heißt Egoismus?413
IV. Was heißt moralisch?434
V. Gibt es absolute Werte?453
VI. Gibt es wertlose Freuden und wertvolle Leiden?470
VII. Wann ist der Mensch verantwortlich?491
VIII. Welche Wege führen zum Wertvollen?505
Literaturverzeichnis548
Moritz Schlick Bibliographie. Zu Lebzeiten veröffentlichte Schriften560
Aufbau und Editionsprinzipien der Moritz Schlick Gesamtausgabe574

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