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Dialogische Begegnungen. Minderheiten – Mehrheiten aus hybridologischer Sicht

VerlagWaxmann Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl346 Seiten
ISBN9783830974215
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,40 EUR
Was ist eine hybridologische Sicht und was gewinnen wir dadurch in der Forschung, in der Politik und in der Praxis? Die einzelnen Beiträge geben darauf Antworten. Der Blick richtet sich ganz gezielt auf kulturelle Diversität im Musikleben und im Film, in der Presse, im Rundfunk, im Wohnraum, in der Schule sowie in der Bildungspolitik. Die Beiträge thematisieren dialogische Begegnungen wie auch Räume der Nichtbegegnung: Bollywood auf Wienerisch, Schule, Tracht und Rassenwahn, Time of the Gypsies – von der Lausitz über Dänemark bis zum Alpen-Adria-Raum. Es wird sichtbar gemacht, wie Kontaktzonen und neue kulturelle Konfigurationen entstehen, aber auch, wo Beziehungen durch alte Vorurteile und neue Interessen blockiert werden. Die hybridologische Forschungsperspektive ermöglicht über kulturelle Aspekte von Musik und Visuellem, über Gemeinschaften und ihre Institutionen, und nicht zuletzt über das alltägliche Beziehungsleben so nachzudenken, dass es zu einer Übung im Dialog wird.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. Die hybridologische Sicht. Von der Theorie zur Methode
  3. Hybridität und die Musik von Minderheiten in Österreich
  4. Time of the Gypsies – Eine Neuauflage westlicher Kulturstereotype?
  5. Dialogische Begegnungen im Musikfeld der bikulturellen Lausitz: die Bikulturalität
  6. Film spricht viele Sprachen. Die sprachliche Seite des Bollywood- Kulturtransfers
  7. Bollywood auf Wienerisch? Die transkulturelle Filmarbeit mit Sandeep Kumar
  8. Schule, Tracht und Rassenwahn. Zu der Schwierigkeit, „ Minderheitenkulturen“ jenseits von Stereotypen in Schulen zu thematisieren
  9. Die deutsch-sorbische Lausitz – ein bikultureller Raum der Nichtbegegnung? Ausgewählte Ergebnisse einer Befragung an deutschen Schulen
  10. Sorbische Trachten – nur für Sorben? Zum Wandel im Umgang mit ethnisch- kulturellen Zuschreibungen
  11. Wenn Dinge transnational bedeutsam werden: Überlegungen zu deutsch- türkischen Wohnungen und Objekten
  12. Wie viele Sorben gibt es – noch? Oder: Kann und soll man Minderheiten zählen?
  13. Die Rolle der Medien für die Verbreitung, Aufrechterhaltung und Konstruktion von Stereotypen – das Beispiel Stanislaw Tillich
  14. „Wir sind die richtigen Sorben“
  15. Oberschlesische Identitäten: Zwischen homogenen Sprach- und interferenten Sprechformen
  16. Gedanken über das „Pressburger ethnische Modell“
  17. Die deutsche Minderheit in Dänemark – Hybride Identitäten?
  18. Der Vielvölkerstaat Mazedonien – Inspiration und Herausforderung für eine neue europäische Minderheitenpolitik
  19. Grenzen, Schwellen, Übergänge: Überlegungen zum Alpen- Adria-Raum
  20. Autorinnen und Autoren
Leseprobe
Oberschlesische Identitäten: Zwischen homogenen Sprach- und interferenten Sprechformen (S. 251-252)
Piotr Kocyba

In Schlesien begann der bis heute nachwirkende Sprach- und Kulturkontakt mit der Siedlungsbewegung deutschsprachiger Kolonisten im 12. Jahrhundert, in deren Folge Träger unterschiedlicher regionaler Varianten des Deutschen in das südwestliche Gebiet des westslawischen Dialektkontinuums zogen.

Wenn auch entgegen der nationalistischen Darstellung Sprach- und Kulturgrenzen nicht kongruent sein müssen, können anhand unterschiedlicher Strategien im Umgang mit der Mehrsprachigkeit Rückschlüsse auf die Positionierung unter den in diesem Fall sprachlich unterschiedenen Gruppen gezogen werden. Einerseits hätte Schlesien infolge der spätmittelalterlichen Migration in dem Sinne zweisprachig werden können, als dass es von zwei Sprachgruppen bewohnt wurde, die jeweils in der Mehrheit monolingual blieben – für die Bewältigung von Kommunikationsakten hätte sich, falls keine gemeinsame Lingua franca vorgelegen hätte, durchaus ein Pidgin entwickeln können.

Wäre die soziale Ausgangslage asymmetrisch genug gewesen, wäre der Prozess der Kreolisierung nicht auszuschließen, der in der Genese einer neuen Kontaktvarietät, dem Kreol, gemündet hätte. Andererseits hätten beide Seiten jeweils die andere Sprache erlernen können – es bleibt die Frage, ob es sich um aktive oder passive Zweitsprachkenntnisse gehandelt hätte. Neben diesen beiden Möglichkeiten ist zumindest in Europa weitaus häufi ger zu beobachten, dass sich der asymmetrische Bilingualismus entwickelt, also nur eine (meist die dominierte) Gruppe zweisprachig wird.

Aufgrund dieser Fülle der Möglichkeiten, die sich gegenseitig nicht ausschließen, sollte man sich insbesondere bei der Analyse des Verhältnisses zwischen den beiden in Kontakt getretenen Sprachgruppen nicht mit der Bezeichnung zweisprachiges Schlesien begnügen, weil damit alle oben beschriebenen Alternativen gemeint sein könnten. Wenn einer geografi schen Einheit das Attribut der Bilingualität zugesprochen wird, sagt das nichts über die Relation zwischen den Sprachträgern aus, die seit Uriel Weinreichs Languages in Contact: Findings and Problems (1953) den eigentlichen Ort des Sprachkontakts darstellen.

Diese psycholinguistische Begriffsbestimmung kann um eine soziolinguistische Definition ergänzt werden, welche in der Zusammensetzung der Sprechergemeinschaften sowie der Positionierung der einzelnen Sprachgruppen einfl ussreiche Faktoren für die Sprachkontakterscheinungen sieht, da es „keinen Kontakt zwischen zwei Sprachen, sondern nur zwischen Sprechern der Sprachgemeinschaften“ gibt. (Darquennes 2004: 11) Die Untersuchung des Sprachkontakts ist daher von Beginn der modernen Kontaktlinguistik an immer auch – neben der Textkorpusanalyse – eine Analyse der Beziehung zwischen den involvierten Sprachgruppen sowie der Mehrsprachigkeit der einzelnen Gruppenmitglieder.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort8
Theoretische Zugänge10
Die hybridologische Sicht. Von der Theorie zur Methode12
Musik- und Filmwelten aus hybridologischer Sicht32
Hybridität und die Musik von Minderheiten in Österreich34
Time of the Gypsies – Eine Neuauflage westlicher Kulturstereotype?55
Dialogische Begegnungen im Musikfeld der bikulturellen Lausitz: die Bikulturalität73
Film spricht viele Sprachen. Die sprachliche Seite des Bollywood- Kulturtransfers83
Bollywood auf Wienerisch? Die transkulturelle Filmarbeit mit Sandeep Kumar113
Die Institution Schule aus hybridologischer Sicht126
Schule, Tracht und Rassenwahn. Zu der Schwierigkeit, „ Minderheitenkulturen“ jenseits von Stereotypen in Schulen zu thematisieren128
Die deutsch-sorbische Lausitz – ein bikultureller Raum der Nichtbegegnung? Ausgewählte Ergebnisse einer Befragung an deutschen Schulen155
Unsere gegenständliche Welt176
Sorbische Trachten – nur für Sorben? Zum Wandel im Umgang mit ethnisch- kulturellen Zuschreibungen178
Wenn Dinge transnational bedeutsam werden: Überlegungen zu deutsch- türkischen Wohnungen und Objekten191
Deutungen und Deutungseliten208
Wie viele Sorben gibt es – noch? Oder: Kann und soll man Minderheiten zählen?210
Die Rolle der Medien für die Verbreitung, Aufrechterhaltung und Konstruktion von Stereotypen – das Beispiel Stanislaw Tillich225
„Wir sind die richtigen Sorben“238
Regionen und Konstruktionen aus hybridologischer Sicht250
Oberschlesische Identitäten: Zwischen homogenen Sprach- und interferenten Sprechformen252
Gedanken über das „Pressburger ethnische Modell“274
Die deutsche Minderheit in Dänemark – Hybride Identitäten?290
Der Vielvölkerstaat Mazedonien – Inspiration und Herausforderung für eine neue europäische Minderheitenpolitik311
Grenzen, Schwellen, Übergänge: Überlegungen zum Alpen- Adria-Raum319
Autorinnen und Autoren340

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