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E-Book

Die Angst der Borderline-Persönlichkeit

Professionelle Beziehungs- und Arbeitsgestaltung im sozialtherapeutischen Setting

AutorSaskia Nissen
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783836621601
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Jeder Mensch empfindet Angst, der eine mehr, der andere weniger. Bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind Angstgefühle oft vorherrschend, sie scheinen das Gefühl der Angst als Grundgefühl in ihr Selbstkonzept und ihre Sicht der Welt integriert zu haben. Dieses Buch widmet sich ganz dem Affekt der Angst bei Borderline-Persönlichkeiten: Angst als Antrieb für die Entstehung weiterer wesentlicher Symptome, Angst als Auslöser für die Ausbildung der bekannten Abwehrmechanismen und damit Angst auch als essentieller Einflussfaktor auf die Beziehungs- und Arbeitsgestaltung im professionellen Setting. Dem Affekt der Angst wird eine zentrale Rolle für das Verständnis der Erkrankung zugeschrieben, eine Möglichkeit, sich dem inneren Chaos der Borderline-Persönlichkeit zu nähern und praktische Interventionsmöglichkeiten auszuarbeiten. Hintergrund für die Entstehung dieses Buches ist die Arbeit der Autorin in einer sozialtherapeutischen Wohngruppe für Frauen mit Persönlichkeitsstörungen, in der vornehmlich Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betreut werden. Die Symptomatik der Klientel stellt sich insbesondere zu Beginn einer Maßnahme besonders 'schillernd' dar, und weist vor dem Hintergrund von zumeist pathogenen Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit auf den Einfluss einer existenziellen Angst hin: Hier die Angst, erneut fallen gelassen zu werden. Jede Art von Symptomverschiebungen ist an dieser Stelle möglich, was für beide Seiten bedeutet, sich unter erschwerten Bedingungen mit dem Beziehungsaufbau auseinander zu setzen. Aber auch im weiteren Verlauf werden borderline-typische Ängste, wie etwa die panische Angst vor dem Verlassenwerden, dem Alleinsein oder der Veränderung den Umgang mit der Klientel maßgeblich beeinflussen. Die Angstsymptomatik wird relevantes Thema im Betreuungsalltag bleiben, wird die Beziehungsgestaltung und die pädagogische Zielplanung beeinflussen und den Einsatz angstmindernder Methoden und Strukturen einfordern.

Saskia Nissen, 2008 Abschluss des Studiums zur Diplom-Sozialpädagogin/Diplom-Sozialarbeiterin im Studiengang Sozialwesen der Fachhochschule Kiel. Seit 2005 als Betreuerin in einer sozialtherapeutischen Wohngruppe für psychisch erkrankte Frauen tätig, in der vorwiegend Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betreut werden.

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Leseprobe
Kapitel 6.2. Angst vor struktureller Regression Borderline-Patienten sind zumeist partiell sehr leistungsfähig, ihre Leistungsfähigkeit führe allerdings selten zur eigenen Befriedigung. Sie biete Ihnen auch keine Sicherheit, da sie von einer ständigen Angst begleitet sei, jederzeit einer Regression zum Opfer fallen zu können. Das Gefühl, den erreichten Zustand wieder zu verlieren, da er, auch wenn äußerlich zufriedenstellend, im Kern immer brüchig ist, begleitet den Borderline-Patienten. Er hat Angst, den Stand seiner Leistungen und seiner Leistungsfähigkeit nicht halten zu können. Diese Angst begründe sich im Erleben einer 'Brüchigkeit des Ichs' (ebd., S. 231), als Folge der spezifischen Ich-Schwäche des Borderline-Patienten ( vgl. ebd.). Als Entstehungsbedingung dieser Form der Angst sieht Hoffmann (vgl. ebd., S. 229) also die defiziente Entwicklung der intrapsychischen Strukturen des Ich und des Selbst. Zu dieser strukturbedingten Genese von Angst wird an anderer Stelle von Bassler (vgl. 2000, S. 21) weiter ausgeführt: Dem Ich fehlen von vornherein die nötigen Ressourcen um auf eine Gefahrensituation adäquat zu reagieren. Es trete frühzeitig diffuse Panik auf. Bezogen auf die Angst der Borderline-Persönlichkeit, dass die Leistungsfähigkeit einer Regression zum Opfer fallen könnte, wird auf ein bindungstheoretisches Konzept zurückgegriffen: Werden frühe Bindungserfahrungen internalisiert und beeinflussen sie die Entwicklung von Selbst- und Objektrepräsentanzen, dann haben sie selbstverständlich einen direkten Einfluss auf das Selbstwertgefühl. Die Selbstrepräsentanz bildet sich über 'den Umweg des Objekts' (ebd.), das heißt, man sieht sich selbst so, wie man erfahren hat, dass andere einen sehen und behandeln. Waren zentrale Bindungen, wie die zur Mutter, unsicher und von Ambivalenz geprägt, muss dies zu einem unsicheren Selbstwertgefühl führen. Rückschließend kann nur ein stabiles Selbst die eigenen Leistungen als solche anerkennen und um die Konstanz der Leistungsfähigkeit wissen. 'Unsichere Bindungserfahrungen bedingen oft eine ängstlich-unsichere, vor allem auf Außensteuerung (Bezugspersonen) angewiesene Selbstorientierung des Individuums.' (ebd., S. 22)
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis3
1. Einleitung6
2. Angst8
2.1 Begriff und Definition von Angst8
2.2 Wie entsteht Angst8
2.3. Wie äußert sich Angst11
2.4. Ab wann Angst krankhaft wird12
2.5. Angsterkrankungen im Überblick13
3. Borderline-Persönlichkeitsstörung14
3.1. Entstehung des Borderline-Begriffes15
3.2. Borderline-Persönlichkeitsstörung in denKlassifikationssystemen20
3.2.1. Borderline-Persönlichkeitsstörung im DSM-422
3.2.2. Borderline-Persönlichkeitsstörung im ICD-1026
3.3. Genese der Borderline-Persönlichkeitsstörung27
3.3.1. Biologische Einflussfaktoren28
3.3.2. Borderline – eine frühe Störung28
3.3.3. Psychoanalytischer Ansatz – eine Triebkonflikttheorie29
3.3.4. Entwicklungspsychologischer Ansatz – eine Störung imWiederannäherungsprozess31
3.3.5. Verhaltenstherapeutischer Ansatz - ein Scheitern an derDialektik32
3.3.6. Borderline als Folge traumatischer Erlebnisse – sexuellerMissbrauch33
3.3.7. Soziokultureller Ansatz - Borderline als Ausdruck unserer Kultur34
4. Angst als Motor der Entstehung andererSymptome36
4.1. Chronische, frei flottierende Angst36
4.2. Multiple Phobien38
4.3. Zwangssymptome im Sinne überwertiger Ideen39
4.4. Konversionssymptome39
4.5. Dissoziative Reaktionen und die Multiple Persönlichkeit40
4.6. Depression41
4.7. Polymorph-perverse Sexualität42
4.8. Psychosomatische Symptome42
4.9. Psychotische Symptome43
4.10. Verlust der Impulskontrolle44
4.11. Sozialverhalten / Delinquenz44
4.12. Suizidalität45
5. Abwehrmechanismen – das Grundsystem derAngstreduktion der Borderline-Persönlichkeit47
5.1. Spaltung47
5.2. Primitive Idealisierung50
5.3. Projektion und projektive Identifizierung50
5.4. Omnipotenzgefühl und Entwertung51
5.5. Verleugnung52
6. Die Grund-Ängste der Borderline-Persönlichkeitnach Hoffmann53
6.1. Angst vor Überwältigung durch konflikthafte Impulseund Vorstellungen53
6.2. Angst vor struktureller Regression54
6.3. Angst vor dem Alleinsein55
6.4. Angst vor Selbstverlust56
6.5. Angst vor einem phantasierten Verschlungenwerden56
7. Umgang und Auswirkungen imsozialtherapeutischen Setting58
7.1 Auswirkungen der Angst als zentrales Phänomen derPsychodynamik58
7.1.1. Auswirkungen auf den Betreuungs-Alltag59
7.1.2. Auswirkungen auf die Beziehungsgestaltung63
7.1.3. Auswirkungen auf die individuelle Zielplanung70
7.2. Mögliche Methoden im Umgang mit Ängsten72
7.2.1. Angstreduktion durch Überprüfung der Wahrnehmung73
7.2.2. Angstreduktion durch Kontrollsteigerung78
7.2.3. Angstreduktion durch Distanzierungstechniken85
7.3. Unterstützende Struktur in der sozialtherapeutischenEinrichtung86
7.3.1. Tagesstruktur86
7.3.2. Bezugsbetreuung88
7.3.3. Schutzraum88
7.3.4. Arbeitsstruktur des Teams89
8. Resümee100
9. Literaturverzeichnis104

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