Antioxidantien
Vom Gesichtspunkt einer Anti-Entzündungs-Diät aus sind Antioxidantien sehr interessant. Um ihre Funktion zu verstehen, machen wir einen Abstecher zu einem Faktor, der uns Menschen am meisten belastet: dem Großstadtverkehr. Wir wissen, wie gefährlich es ist, sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad da hineinzubegeben. Der größte Risikofaktor ist aber nicht der rücksichtslose Verkehrsteilnehmer. Eine weitaus gefährlichere, weil tödliche Bedrohung kommt von den Autos in Form von Schadstoffen, die durch die Abgase entstehen. Im Zuge der ausgestoßenen Gase bilden sich freie Radikale. Abgase sind dabei nur eines von vielen Problemen dieser Art. Freie Radikale treten überall auf: in der Luft, die wir einatmen, der Nahrung, die wir zu uns nehmen, und dem Wasser, das wir trinken. Starke Sonneneinstrahlung, Zigarettenrauch und Umweltbelastung begünstigen ihre Bildung. Obendrein erzeugen wir sie selbst im Körper. Solange sich ihre Anzahl in Grenzen hält und das Immunsystem stark ist, gibt es keine Probleme. In niedrigeren Mengen sind sie harmlos, in manchen Fällen geradezu gesundheitsfördernd. Das trifft vor allem auf die freien Radikale zu, die beim Stoffwechselprozess entstehen. Immer wenn Kohlenhydrate, Fett und Protein in Energie umgewandelt werden, entstehen auch freie Radikale. Die Stoffe haben eine Menge nützlicher Funktionen, unter anderem weil gewisse freie Radikale wie ein chemischer Abwehrstoff wirken, der, indem er krankheitsverursachende Stoffe unschädlich macht, das Immunsystem bei einer Infektion gegen Bakterien und Viren schützt. Andere freie Radikale bilden hormonähnliche Signalstoffe, die für das Zusammenziehen der Blutgefäße wichtig sind. Schädlich werden die freien Radikale erst dann, wenn sie in großer Anzahl auf einen an allen Fronten schutzlosen Körper treffen. Wird der Körper von freien Radikalen bombardiert, kann er diese aggressiven Sauerstoffmoleküle nicht nutzen. Stattdessen dringen sie ein und binden sich an zugängliche Moleküle in unmittelbarer Nähe. Die üblichen Angriffspunkte im Körper sind meist das Erbmaterial DNA, LDL-Cholesterin, verschiedene Enzyme und ganz gewöhnliche Zellmembranen. Mit der Zeit können so viele Körperzellen angegriffen sein, dass gravierende Schäden entstehen, die das Risiko einer ernsthaften Erkrankung erhöhen. Ein Beispiel ist das LDL-Cholesterin: Bei Oxidation verändert sich seine Oberfläche. Es setzt sich leichter auf der Innenwand der Blutgefäße ab und verursacht lebensgefährliche Ablagerungen.
Antioxidantien
Sammelbegriff für eine Reihe von Pflanzenwirkstoffen sowie ausgewählten Vitaminen und Mineralstoffen, die den Organismus schützen, indem sie reaktive Sauerstoffmoleküle deaktivieren, deren übermäßiges Vorkommen zu oxidativem Stress führt. Wenn Sie Nahrungsmittel essen, die in der Natur die Funktion haben, einen Nährstoff vor Oxidation zu schützen, verteilen sich die enthaltenen Antioxidantien im Körpergewebe und werden somit ein Teil seiner Gesamtverteidigung. Ein klassisches Beispiel für Antioxidantien ist das Beta-Carotin (Vorstufe von Vitamin A) in Karotten. Wer viel von diesem Gemüse isst, wird bemerken, dass sich die Haut vom Karotin orange färbt. Das Karotin befindet sich dann in den Hautzellen und schützt sie vor schädlichen UV-Strahlen. Bei einem Vortrag erklärte mir ein Hautarzt, er gehe davon aus, dass eine Haut, die reich an Betakarotin ist, einen integrierten Sonnenschutzfaktor der Stärke 3 bis 4 besitzt.
Freie Radikale
Die Rede ist von kleinen, aggressiven Sauerstoffmolekülen, die ein ungepaartes Elektron besitzen und darauf brennen, sich mit anderen Stoffen in einer gefährlichen Symbiose zu vereinen. Wenn sich freie Radikale an ein anderes Molekül binden, hemmen sie dessen Funktion und zerstören es manchmal. Trifft es Zellen, ist eine massive Entzündung der angegriffenen Stellen die Folge. Sie können mit bloßem Auge die Verwüstung sehen, die freie Radikale anrichten, wenn ein angebissener Apfel herumliegt und immer brauner wird. Oder wenn die Guacamole sich mit einer grauen Haut überzieht – bei einem ungesunden Lebensstil passiert das Gleiche in Ihrem Körper.
Der beste Schutz gegen freie Radikale ist ein starkes Immunsystem. Das bauen Sie durch einen gesunden Lebensstil auf, bei dem die Ernährung eine Menge Antioxidantien enthalten sollte. Diese mikroskopischen Stoffe opfern sich tapfer für unseren Körper und binden die freien Radikale an sich, was sie unschädlich macht.
Die meisten Antioxidantien kommen aus dem Essen in Form unterschiedlicher Vitamine, Mineral- und zahlreicher anderer Stoffe, die in wissenschaftlichen Kreisen Phytochemikalien genannt werden. Je mehr freien Radikalen Ihr Körper ausgesetzt ist, desto mehr Antioxidantien brauchen Sie. Verschiebt sich die Balance zugunsten der freien Radikale, leidet der Körper unter oxidativem Stress. Diese Situation erhöht Untersuchungen zufolge das Risiko für Kreislauferkrankungen und bestimmte Krebsformen. Gleichzeitig zeigen Studien, dass oxidativer Stress den Alterungsprozess vorantreibt, unter anderem in Form verstärkter Faltenbildung, weil Kollagen- und Elastinproteine beschädigt werden. Grauer Star und andere Augenkrankheiten scheinen ebenfalls an die freien Radikale geknüpft zu sein, da die Augen ihnen täglich durch die UV-Strahlen der Sonne ausgesetzt sind. Ohne eine gute Abwehr durch Antioxidantien hat es der Körper schwer, diese Belastungen zu stemmen. Insbesondere dann, wenn zusätzlich eine Entzündung an den Kräften des Immunsystems zehrt.
Ein weiterer Faktor ist Muskelkater nach hartem Training. Ein Teil dieses Schmerzes rührt daher, dass freie Radikale in den Muskeln wüten – ein zusätzlicher Grund, um eine effektive Verteidigung durch Einnahme vieler Antioxidantien aufzubauen, denn alle genannten Zustände haben eines gemeinsam: Sie überbeanspruchen das Immunsystem und erschweren es, einen »Brandherd« im Körper zu löschen.
Antioxidantien sind nicht gleich Antioxidantien
Es gibt viele Stoffe, die im Körper wie Antioxidantien wirken. Mit Blick auf frühere Tierversuche und Untersuchungen mit Testpersonen, die zeigten, dass die Einnahme großer Mengen von Beta-Carotin, Vitamin C oder Vitamin E das Risiko für Herzkranzgefäß-Erkrankungen und/oder Krebs verringert, wies man früher oft speziell auf diese drei Vitamine als besonders effektive Antioxidantien hin. In der Folge wurden sie jahrelang tonnenweise als Nahrungsergänzung gekauft. Der Glaube an die Wirkung der genannten Stoffe wurde in den letzten Jahren heftig erschüttert. Wissenschaftliche Untersuchungen, bei denen Testpersonen über Jahre hinweg entweder eines der genannten Vitamine oder ein Placebo erhielten, konnten den gesundheitsfördernden Effekt nicht bestätigen. Im Gegenteil! In einigen Fällen, wie zum Beispiel bei der Gabe von Beta-Carotin, fand man bereits in den 1980er-Jahren heraus, dass sich das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, bei Rauchern sogar vergrößerte, wenn diese täglich ein Beta-Carotin-Ergänzungsmittel zu sich nahmen. Lassen Sie sich davon aber nicht abschrecken und essen Sie weiterhin Karotten. Nicht hier liegt die Gefahr, sondern in einer unkritischen Überdosierung der Ergänzungsmittel. Aus neuesten Untersuchungen geht hervor, dass bestimmte Antioxidantien, in großen Mengen eingenommen, den gegenteiligen Effekt haben. Sie werden zu Prooxidantien und erhöhen den oxidativen Stress dadurch, dass sie die Entwicklung der freien Radikale fördern. Angesichts dieser Tatsache sind die meisten Ernährungsforscher inzwischen vorsichtig geworden, einzelne Nahrungsergänzungen in großen Mengen zu empfehlen.
Phytochemikalien
Phytochemikalien oder Phytostoffe ist ein Sammelbegriff für Pflanzenwirkstoffe (phyton = Pflanze) mit unterstützenden Eigenschaften. Ernährungswissenschaftler sind sich einig, dass die krankheitsvorbeugende Wirkung von Obst und Gemüse nicht ausschließlich Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen zugeschrieben werden kann. Das fehlende Steinchen sind die Phytochemikalien. Sie decken Tausende Stoffe ab, die unterschiedlichste Aufgaben in den Pflanzen erfüllen. Phytochemikalien werden von der Pflanze selbst produziert. Die Menge hängt vom Erbmaterial und den äußeren Umständen ab, speziell den Wachstumsbedingungen. Das ist ein Grund, warum ökologischem Gemüse ein etwas größerer Effekt hinsichtlich der Vorbeugung chronischer Krankheiten zugeschrieben wird als konventionell angebautem Gemüse. Ein langsameres Heranwachsen und die raueren Bedingungen aufgrund weniger Spritzmittel bedeuten, dass die Menge aktiver Pflanzenwirkstoffe in den ökologischen Rohstoffen höher ist und sie Gramm für Gramm gesünder sind als bei konventionellen.
Die verschiedenen Phytochemikalien zeichnen sich durch eine komplexe Zusammenarbeit aus, bei der jede unterschiedliche Funktion hat und alle aufeinander angewiesen sind, um ihr Wirkungspotenzial voll zu entfalten. Kommt der Körper z. B. mit...