Die Berichterstattung über Google in den deutschen Medien im Zeitverlauf wird in dieser Arbeit mit der Methode der Inhaltsanalyse untersucht. Früh definiert die Inhaltsanalyse als „empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen“.[153] „Systematisch“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Vorgehensweise durch Untersuchungsanweisungen klar strukturiert ist, die auf das gesamte Untersuchungsmaterial angewendet werden. Vor der Untersuchung muss also klar sein, welche Merkmale von welchem Untersuchungsmaterial untersucht werden sollen. „Intersubjektiv nachvollziehbar“ ist eine Inhaltsanalyse, wenn sie unabhängig von den beteiligten Personen und vom Zeitpunkt der Durchführung zu den gleichen Ergebnissen kommt.[154]
Mit Inhaltsanalysen lassen sich inhaltliche und formale Merkmale von großen Textmengen erfassen. Daher eignet sich die Methode insbesondere zur Untersuchung von Medienberichterstattung, bei der nicht der Inhalt und die Bedeutung einzelner Artikel entscheidend sind, sondern das Gesamtbild, das durch eine Vielzahl von Artikeln entsteht.[155] Die großen Datenmengen, die durch die inhaltsanalytische Untersuchung von Medienberichterstattung entstehen können, lassen sich dabei mit statistischen Verfahren auswerten. Somit eignet sich die Inhaltsanalyse als empirische Methode, mit der die Berichterstattung über Google in den deutschen Medien im Zeitverlauf untersucht werden kann.
Da in dieser Arbeit aus forschungsökonomischen Gründen nicht die Berichterstattung sämtlicher Medienangebote in Deutschland über Google inhaltsanalytisch untersucht werden kann, muss eine Auswahl der Untersuchungsobjekte getroffen werden.
Analysiert werden in dieser Arbeit die beiden überregionalen Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Süddeutsche Zeitung (SZ) sowie die Onlinenachrichtenseite Spiegel Online (SpOn). Die Auswahl lässt sich folgendermaßen begründen: Die FAZ und die SZ sind Vertreter der überregional verbreiteten Qualitätspresse in Deutschland, die eine wichtige Stellung innerhalb der deutschen Zeitungslandschaft einnehmen, und deren Berichterstattung auch von anderen Medien wahrgenommen wird und diese beeinflusst. Sie haben damit was die Themensetzung angeht die Rolle von Leitmedien. FAZ und SZ unterscheiden sich zudem in der politischen Tendenz ihrer redaktionellen Linien. Die FAZ gilt als konservativ bis gemäßigt rechts, die SZ dagegen als eher progressiv beziehungsweise linksliberal.[156] Somit lassen sich durch die Auswahl der beiden Zeitungen eventuelle Unterschiede in der Berichterstattung über Google in eher „linken“ und eher „rechten“ Medien betrachten.
Spiegel Online ist dagegen ein Leitmedium unter den Onlinenachrichtenseiten in Deutschland. Bereits im Oktober 1994 startete das Onlineangebot der Wochenzeitschrift Der Spiegel, und inzwischen hat sich Spiegel Online hinter Bild.de auf Platz zwei der reichweitenstärksten deutschen Onlinenachrichtenseiten etabliert.[157] Durch den Vergleich von Spiegel Online mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung lassen sich eventuelle Unterschiede in der Berichterstattung von Print- und Onlinemedien über Google untersuchen.
Da in dieser Arbeit insbesondere die Veränderungen der Berichterstattung über Google im Laufe der Zeit von Interesse sind, erstreckt sich der Untersuchungszeitraum von der Gründung des Unternehmens Google im September 1998 bis zum Ende des Jahres 2013. Es ist allerdings aus forschungsökonomischen Gründen nicht möglich, sämtliche Artikel der drei ausgewählten Medien in diesem Zeitraum zu untersuchen. Deshalb muss aus der Grundgesamtheit aller Artikel der drei Medien eine Stichprobe gezogen werden.
Weil der Zugriff auf die Artikel über die Suche nach dem Wort „Google“ in den Archiven der drei untersuchten Medien erfolgte (siehe Codebuch im Anhang dieser Arbeit), ließ sich bereits vor der Durchführung der Inhaltsanalyse bestimmen, aus wie vielen Artikeln die Grundgesamtheit besteht. Insgesamt veröffentlichten die drei untersuchten Medien 4802 Artikel, in denen das Wort „Google“ in der Überschrift oder der Unterzeile vorkam. Da bei Spiegel Online mehr als doppelt so viele Artikel über Google erschienen wie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beziehungsweise der Süddeutschen Zeitung, wurde folgendes Vorgehen zur Stichprobenziehung angewendet: Bei Spiegel Online wurde chronologisch jeder elfte Artikel codiert, bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung jeweils jeder fünfte Artikel. Somit wurden bei der durchgeführten Inhaltsanalyse insgesamt 680 Artikel codiert, davon 227 von Spiegel Online, 236 aus der FAZ und 217 aus der SZ (eine Stichprobenübersicht, aufgeteilt nach den einzelnen Jahren, wird im Anhang dieser Arbeit gegeben).
Zusätzlich zu dieser Haupterhebung wurde ergänzend noch eine zweite Inhaltsanalyse durchgeführt. Da in den Jahren 1998 bis 2003 im Vergleich zu den späteren Jahren sehr wenig über Google berichtet wurde, führt die eben beschriebene Stichprobenziehung für diesen Zeitraum zu einer äußerst geringen Fallzahl, die keine statistisch belegbaren Aussagen über die Berichterstattung erlaubt. Deshalb wurden in einer Zusatzstichprobe alle Artikel aus den Jahren 1998 bis 2002 sowie jeder zweite Artikel aus allen drei Medien im Jahr 2003 codiert. Dabei handelt es sich insgesamt um 64 Artikel, von denen 29 von Spiegel Online stammten, 24 aus der FAZ, und elf aus der SZ (auch für diese zusätzliche Inhaltsanalyse befindet sich im Anhang eine Stichprobenübersicht aufgeteilt nach den einzelnen Jahren).
Damit die Anfangsjahre in der Betrachtung der Berichterstattung über Google nicht überrepräsentiert sind, wurden die Daten der beiden Inhaltsanalysen nicht miteinander verbunden und werden auch in der Beschreibung der Ergebnisse stets getrennt voneinander betrachtet. Die Inhaltsanalyse der Jahre 1998 bis 2003 wird nur herangezogen, wenn dieser Zeitraum in Hinblick auf bestimmte Merkmale explizit mit einem späteren Zeitraum verglichen wird.
Zur Durchführung der Inhaltsanalyse muss ein den Forschungsfragen angepasstes Untersuchungsinstrument erstellt werden, das sogenannte Codebuch. Darin werden die Kategorien beschrieben, mit denen die zu untersuchenden Eigenschaften der Berichterstattung operationalisiert werden.
Zunächst wurden für jeden Artikel die formalen Kategorien erfasst. Dazu zählen die vollständige Überschrift; das Medium, in dem er erschienen ist; das Erscheinungsdatum; das Ressort, in dem er erschienen ist; die Stilform; der Urheber des Artikels sowie die Länge in Wörtern. Zudem werden die analysierten Artikel chronologisch durchnummeriert.
Zu den inhaltlichen Kategorien zählen:
Der Stellenwert von Google im Artikel (mit den Ausprägungen „am Rande thematisiert“ bis „alleiniges Thema“)
Bis zu drei Themen, die im Artikel behandelt werden (unterteilt in die fünf Hauptthemengebiete Technik/Wissenschaft, Wirtschaft, Politik/Gesellschaft/ Recht, Journalismus/Medien, Kultur/Unterhaltung)
Bis zu drei Akteure von Google, die im Artikel genannt werden
Bis zu drei Akteure, die sich im Artikel zu Google äußern (unterteilt in Google-Akteure, Experten, Konkurrenzakteure, Politiker und Sonstige)
Bis zu drei Google-Produkte, die im Artikel thematisiert werden
Die Bewertung der jeweiligen Google-Produkte (operationalisiert mit einer fünfstufigen Skala von „eindeutig positiv“ bis „eindeutig negativ“)
Die Bewertung von Google im Artikel insgesamt (operationalisiert mit einer fünfstufigen Skala von „eindeutig positiv“ bis „eindeutig negativ“)
Die Erwähnung von Googles inoffiziellem Firmenmotto „Don’t be evil!“ im Artikel (mit den Möglichkeiten „nicht erwähnt“, „implizit erwähnt“ und „explizit erwähnt“)
Die Thematisierung von durch Google verursachten Nutzen oder Schaden (operationalisiert mit einer fünfstufigen Skala von „eindeutiger Nutzen“ bis „eindeutiger Schaden“)
Die Thematisierung von durch Google verursachte Chancen oder Risiken (operationalisiert mit einer fünfstufigen Skala von „eindeutige Chancen“ bis „eindeutige Risiken“)
Die Thematisierung von Erfolgen...