Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,6, Ruhr-Universität Bochum (Germanistische Mediävistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Um 1200 entstand im deutschsprachigen Raum der Parzival Wolframs von Eschenbach. Sieben Bücher wählen nicht Parzival als Hauptfigur, sodnern den Artusritter Gawan. Diese Anlage für zwei Haupthelden liegt schon bei der altfranzösischen Vorlage bei Chretien de Troyes vor, wird aber von Wolfram ausgearbeitet. Die Figuren erreichen bei ihm eine Detailliertheit, deren Gestaltung einer näheren Betrachtung unterzogen werden soll. Gegenstand dieser Arbeit soll nun die Gestaltung der Gawan-Figur im siebten Buch des >Parzival< sein. In dieser ersten Gawan-Partie wird erstmals der zweite Hauptheld in den Vordergrund gestellt und der Titelheld Parzival verschwindet nahezu aus der Handlung. Gawan ist deswegen eine höchst interessante Figur, da er zwar als erster Ritter der Tafelrunde gezeigt wird, sich von Anschuldigungen konfrontiert sieht, die sowohl seine ritterliche Ehre als auch sein allgemeines Verhalten als Ritter betreffen. Im Gegensatz zu vielen anderen Gawan-Darstellungen, in denen er negativer dargestellt wird, nimmt er hier am Artushof eine Sonderposition ein. Wolfram verkehrt gerade dies nahezu ins Gegenteil: aus dem Frauenheld und mindestens kritikwürdigen Gawan wird der erste Ritter der Tafelrunde. Schon ab seinem ersten aktiven Auftritt in der Blutstropfenszene im sechsten Buch, in der er zwar noch nicht als Hauptfigur erscheint, dennoch allerdings entschieden in die Szenerie eingreift, verhält er sich anders als die üblichen Artusritter. Im Laufe des siebten Buches ist es auffällig, wie anders sich Gawan im Vergleich mit anderen Artusrittern und auch zu seinem altfranzösischen Vorgänger Gauvain verhält. Wie diese Verhaltensänderungen aussehen und wie Wolfram seine Gawan-Figur gestaltet hat, wird Gegenstand der Analyse sein. Dazu werden Gawans Handlungen, Gedankengänge und Unterhaltungen ab der Blutstropfenszene untersucht. Die Schwerpunkte liegen zum einen in den Unterschieden zur Vorlage Chretiens als auch auf der Wirkung der Gawan-Figur im siebten Buch. Ebenfalls Schwerpunkt wird das Verhältnis von Gawans selbstzugesagter wîsheit sein und seiner Einstellung zum strîten. Dieses Verhältnis in insoweit interessant, als dass es sich fundamental vom Standard der Artusritter, wie Keie oder Segramors, unterscheidet. Wo andere Ritter den Kampf suchen, versucht Gawan ihn zu vermeiden. Es werden Sekundärliteratur von Sieverding, Bumke und anderen hinzugezogen, um diese vielschichtige Figur angemessen darzustellen.
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