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E-Book

Die Hedvig-Formel für glückliche Babys

AutorHedvig Montgomery
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2019
ReiheHedvig Montgomery 2
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783644002883
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
«Die Hedvig-Formel für glückliche Babys» ist das Handbuch der Bestsellerautorin Hedvig Montgomery für Eltern von Kindern im Alter von 0 bis 2 Jahren. Die erfolgreiche Familientherapeutin und Psychologin begleitet sie bei den ersten Schritten ihrer Babys, führt sie durch die verschiedenen Entwicklungsphasen. Wie erschaffen Eltern einen geschützten Raum für sich und ihr Kind, was ist wirklich die wichtigste Aufgabe eines Elternteils während dieser ersten zwei Jahre? Hedvig Montgomery gibt Eltern die Werkzeuge und das Wissen an die Hand, das sie benötigen, um sich sicher und kompetent zu fühlen in diesen innigen und turbulenten ersten 24 Lebensmonaten eines Kindes.

Hedvig Montgomery, geboren 1968, ist Psychologin und Familientherapeutin mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung. Neben ihrer Tätigkeit als Familientherapeutin hält sie Seminare, u.a. für FamLab. In ihrer auf fünf Bände angelegten Erziehungsreihe «Die Hedvig-Formel» bringt die Bestsellerautorin ihre Erkenntnisse und Erfahrungen auf den Punkt. Die Autorin lebt in Oslo.

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Sieben Schritte


1 Die Bindung – wie man Nähe zu seinem Kind herstellt


Was macht uns zu dem Menschen, der wir sind? Was macht uns glücklich, was einsam? Was schenkt uns Sicherheit und Geborgenheit und was ruft Unruhe hervor?

Schon im Kreißsaal beginnt Ihr Kind mit Ihnen zu kommunizieren. Vom ersten Tag seines Lebens an sendet es Ihnen kleine Signale, erwartet Ihre Erwiderung und reagiert darauf. Das kleine Kind liebt die Stimme seiner Mutter, seines Vaters, ihren Geruch, ihre warme Haut. Ist es nicht schön, dass wir Menschen von Anfang an die Gemeinschaft suchen, dass wir zusammen sein wollen?

Im ersten Lebensjahr des Kindes muss nichts gelernt, nichts getan werden. Wichtig sind nur Nahrung, Trost und Streicheleinheiten. Alles andere kann warten.

Noch stehen Sie ganz am Anfang. Sie und Ihr Kind sind sich gerade erst begegnet, und die Kindheit währt lang. Vielleicht ist die erste Begegnung deshalb so überwältigend? Unabhängig davon, ob Sie ein eigenes Kind gebären oder ob Sie ein Kind adoptieren, den Augenblick, an dem sie es das erste Mal sehen, werden Sie niemals vergessen. Manch einer braucht etwas Zeit, um eine enge Verbindung zum Kind zu verspüren, andere tun dies schon beim Anblick der ersten undeutlichen Ultraschallbilder – des kleinen, rastlos schlagenden Herzens. Irgendwann wird zwischen Ihnen und Ihrem Kind jedenfalls das aufkeimen, was ich als BINDUNG bezeichne – wodurch Sie einander sowohl mit als auch ohne Worte verstehen und wodurch sich Ihr Kind bei Ihnen gut aufgehoben fühlt.

Wer mich kennt, weiß, dass ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit von der Wichtigkeit dieser emotionalen Bindung erzähle.

Sie besteht aus drei Bausteinen. Ziel sollte sein, dem Kind in den ersten 24 Lebensmonaten das Gefühl zu geben, dass es einen Ort gibt, wo es immer zu Hause ist, eine Gemeinschaft, in der es immer willkommen ist – so, wie es ist.

Ihre Aufgabe als Eltern besteht darin, diese Bindung um jeden Preis zu bewahren – egal, was Sie und Ihr Kind erwartet.

DIE BINDUNG gibt Ihrem Kind das nötige Rüstzeug für alles, was auf es zukommen wird. Sie entscheidet darüber, ob ein selbständiger, sicherer und glücklicher Mensch aus ihm wird, der sich gut in seine Umgebung einfügt.

Ich spreche gewöhnlich von drei verschiedenen Wegen, die Sie beschreiten müssen, um dieses Ziel zu erreichen.

1. Ein sicheres Fundament schaffen


Ein sicheres Fundament zu schaffen bedeutet, dass Sie als Elternteil dem Kind bei allem helfen, was es nicht allein kann. Das obliegt Ihrer Verantwortung als Mutter oder Vater. Das klingt womöglich einfacher, als es ist, denn es heißt auch, dass Sie lernen müssen, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen und zu verstehen, was es möchte. Ein Neugeborenes hat nur eine Möglichkeit, sich verständlich zu machen, wenn etwas nicht stimmt: Es weint. In diesen ersten Jahren wird es also viel weinen, aber das Weinen stellt auch den für das Kind absolut notwendigen Kontakt her.

Wenn wir auf die Welt kommen, empfinden wir zuallererst Angst. Wir frieren und sind hungrig. Die Welt ist lange ein ziemlich fremder Ort für uns. Geborgenheit braucht Zeit, und sie muss erlernt werden. Man fühlt sich nur zu leicht unzulänglich, wenn einem Verletzlichkeit, Hilflosigkeit und Weinen entgegenschlagen. Gelingt es Ihnen aber, den Bedürfnissen Ihres Kindes gerecht zu werden, legen Sie damit das Fundament für eine gute Beziehung. Auch wenn Sie das vielleicht manchmal zermürbt, so hat all das Trösten, das liebevolle Summen, das Wiegen seinen Sinn. In all diesen Situationen, in denen Ihr Kind Sie braucht, sagen Sie ihm damit: «Ich bin da.» Jede Minute ist eine Investition.

 

Es ist noch gar nicht lange her, da suchte mich ein Paar in meiner Praxis auf. Sie erwarteten ihr erstes Kind und hatten viele Fragen. Das Baby, das erst in einigen Monaten geboren werden sollte, war ihnen noch ziemlich fremd – besonders dem Vater. Das ist eigentlich nicht schwer zu verstehen: Solange das Kind nicht auf der Welt ist, existiert es nicht. Erst gegen Ende unseres Gesprächs schien ihm etwas klar zu werden. Er erkannte die Dimension dessen, was auf ihn zukam, und mit deutlicher Besorgnis in der Stimme fragte er: «Was soll ich eigentlich dabei tun? Was ist meine Rolle?» – «Das ist eigentlich ganz einfach», sagte ich. «Sie sollen Ihrem Kind zeigen, dass Sie für es da sind, dass es bei Ihnen geborgen ist und es ihm hier gut ergeht. Ein Neugeborenes braucht unendlich viel Nähe und Trost. Sie sollten das Kleine tragen, es wiegen, ihm vorsingen. Sie sollten hören, wenn das Kind Sie braucht.»

Er setzte sich etwas aufrechter hin und sagte mit einem kleinen Lächeln: «Das schaffe ich.»

 

Es ist wichtig, dass Ihr Kind vom ersten Tag an Trost und Zuwendung bei Ihnen finden kann. Gehen Sie auf Ihr weinendes Kind zu, helfen Sie ihm auf eine Art, die es verstehen und annehmen kann. Umarmen und streicheln Sie es, pusten und trösten Sie. Bieten Sie ihm einen guten Ort zum Weinen, Ihren warmen Hals, Ihre sicheren Arme. So errichten Sie die Grundlage für eine feste Bindung zwischen Ihnen. So werden Sie ein verlässliches Fundament für Ihr Kind.

GELINGT ES IHNEN, IHREM KIND JEDEN TAG ZU SIGNALISIEREN, DASS SIE FROH SIND, DASS ES AUF DER WELT IST, WIRD IHRE BEZIEHUNG DURCH EIN WERTVOLLES VERTRAUENSBAND GEFESTIGT.

2. Eine Familie bilden


Der zweite Baustein der Bindung, die Sie errichten sollten, zielt darauf ab, Kindern das Gefühl zu geben, dazuzugehören. Das Kind liebt es, in einer Familie zu leben, und kleine, von Ihnen ausgesendete Signale werden ihm das Gefühl vermitteln, Teil von etwas zu sein, Teil einer Gemeinschaft, ein WIR zu sein.

 

Kinder brauchen Gewohntes: den blauen Teller, die angestammte Kuscheldecke, die alten Lieblingsspielzeuge. Bereits im Alter von einem Jahr wird Ihr Kind merken, ob Sie ihm den Weg ebnen, ob Sie ein Zuhause erschaffen, in dem es seinen Platz hat. Deshalb sollten die Kinderspiele nicht nur im Kinderzimmer stattfinden, sondern auch dort, wo Sie beisammen sind.

Zu einigen Kindern lässt sich Nähe nur schwer herstellen. Sie wenden sich ab, wollen keinen Trost und keine Streicheleinheiten, doch das bedeutet nicht, dass sie allein zurechtkommen. Versuchen Sie es weiter. Streichen Sie vorsichtig über Hände und Füße. Sie können dem Kind keine Geborgenheit aufzwingen, aber es in Einsamkeit abgleiten zu lassen, ist niemals eine gute Lösung.

Außerdem sind Routinen wichtig. Das Kind braucht das Gefühl, dass die Familie etwas Eigenes hat, was nur ihr gehört, einen Refrain, zu dem alle die Melodie kennen. Es braucht einen geregelten Tagesablauf, gemeinsam eingenommene Mahlzeiten, verlangt danach, dass die Lieder gesungen werden, die es liebt, dass dieses eine bestimmte Buch gelesen wird, bevor es ins Bett geht. Kinder fühlen sich wohl, wenn sie mit ihren Eltern nach einem bestimmten, vertrauten Rhythmus leben.

Ich erteile meist einen sehr einfachen Rat: In den kommenden Jahren sollten Sie Ihr Kind, jedes Mal, wenn es ins Zimmer kommt, mit Begeisterung und Liebe empfangen. Immer und immer wieder. So knüpfen Sie ein Band zwischen sich, so wird ein «Wir» aus Ihnen.

Nach der frühen Kleinkindzeit weitet sich der Kreis für das Kind: Großeltern oder gute Freunde können als Babysitter fungieren, vielleicht ist es auch Zeit für den Kindergarten oder eine Tagesmutter. Auf jedem neuen Terrain, das es betritt, braucht das Kind das Gefühl, auch dort dazuzugehören. Kinder wollen ihre kleinen, gewohnten Dinge: einen Becher im Schrank, ein bereitliegendes Spiel, einen bekannten Erwachsenen, der es begrüßt. Diese kleinen Fäden von Gemeinschaft kann Ihr Kind dann aufgreifen.

Unabhängig davon, ob Ihre Familie aus vielen oder wenigen Mitgliedern besteht, benötigt jeder Einzelne seinen ganz bestimmten Platz in der Gemeinschaft. Wie Sie das erreichen, ist nebensächlich und wird variieren. Doch für das Kind ist es in jedem Fall lebenswichtig, zu spüren: «Hier bin ich daheim.»

3. Hinschauen und den Gefühlen Raum geben


Sie sollten alle Gefühle Ihres Kindes akzeptieren und wissen, dass diese eine Ursache haben. Bei allem, was Ihnen begegnet, sollten Sie ernsthaft versuchen, Ihr Kind zu verstehen und ihm in jeder Lage gerecht zu werden. Je älter Ihr Kind wird, desto mehr wird es von Ihnen erwarten. Ein Neugeborenes will gehalten und beruhigt werden, während Sie mit einem zweijährigen Kind sprechen und ihm erklären müssen, was geschieht.

 

Es wird der Tag kommen, an dem Ihr Kind auf etwas, was in Ihren Augen gar nicht so wichtig ist, mit Verzweiflung reagiert. Vielleicht haben Sie Ihrem Kind von anderthalb Jahren angekündigt, dass Sie zu Fuß zum Kindergarten gehen, aber dann müssen Sie stattdessen das Auto nehmen, und Ihr Kind ist furchtbar enttäuscht. In solchen Fällen lautet die Reaktion der Eltern oft: «Aber das ist doch kein Grund, enttäuscht zu sein!» Damit ziehen Sie jedoch ein echtes Gefühl ins Lächerliche, und Ihr Kind wird sich dumm und unzulänglich fühlen. Sagen Sie dagegen: «O, dachtest du, wir gehen zu Fuß? Ja, das ist eigentlich auch schöner, aber heute haben wir dafür nicht genug Zeit», haben Sie ernst genommen, wie das Kind die Situation erlebt, das Gefühl verstanden und ihm Raum gegeben. So vermitteln Sie Ihrem Kind, dass mit ihm alles in Ordnung ist.

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