Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 2 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein Kind seiner Epoche kann man Gottfried Benn nicht nennen, denn nicht er wurde vom Expressionismus beeinflusst, nein, andersherum prägte er die so genannte Strömung. Der Expressionismus ist von der Literaturgeschichtsschreibung zwischen 1910 und 1925 datiert, kann aber bis zum brutalen Einschnitt des Jahres 1933, dem Kriegsbeginn, ausgedehnt werden. Dem Schwebenden und Zweideutigen des Symbolismus und Impressionismus des Fin de siècle wurde eine bedingungslose Unmittelbarkeit und Aufbruchsstimmung entgegengesetzt. Dieses Unmittelbare erscheint zunächst in der Wahl der Themen, durch die das Lebensgefühl in einer in extremer Beschleunigung begriffenen Gesellschaft eingefangen wird: Großstadt, Technik, Elend, Gewalt, Sexualität werden in direkten Bezug gesetzt mit Erfahrungen der Orientierungslosigkeit, Sinnsuche, Bedrohung. Immer geht es um Grenzbereiche menschlichen Erlebens, und so hat die expressionistische Literatur stets eine Tendenz zum Ekstatischen. Oft wechseln Begeisterung und Verzweiflung einander ab; Extremformen menschlichen Fühlens und Verhaltens rücken ins Zentrum des Interesses. Rausch, Wahnsinn, Krankheit, Kriminalität und ganz allgemein jegliche Anomalität tauchen in den verschiedensten Variationen auf. Im großen Maße trugen auch die formalen Mittel dazu bei, die angestrebte »Wirklichkeitszertrümmerung« literarisch zu vollziehen. Das kausal-lineare Erzählen wurde von assoziativ-rhapsodischen Strukturen verdrängt, Symbolik und Metaphorik erfuhren bis dahin ungeahnte Erweiterungen, die Syntax wurde zum Teil bis zum völligen Verlust von Satzkonstruktionen 'gesprengt'. Wie der Titel schon verrät strebt diese Hausarbeit einen Vergleich der I. mit der II. Phase von Gottfried Benns gesamtem lyrischen Werk an, mit besonderem Augenmerk auf die Dualität, die sich vor allem in der Form äußert und zwar dabei oberflächlich wirkt, jedoch meiner Meinung nach tiefer geht als in der Nebeneinanderstellung von kontrastierenden Wörtern. Da in diesem Fall das Oeuvre des Dichters in drei Phasen einzuteilen ist, ist eine genauere Untersuchung der Entwicklung vom Früh- bis zum Spätwerk vonnöten, wobei die II. Phase außer Acht gelassen werden darf.
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