Obwohl bereits ganze Bibliotheken mit Studien zu nationalsozialistischen Konzentrationslagern gefüllt werden können, blieb eine detaillierte Studie über das Führungspersonal der Konzentrationslager bislang aus. Die vorliegende Arbeit schließt diese Forschungslücke. Wer waren die Männer, die vor Ort die Verantwortung trugen, und was wurde aus ihnen nach 1945? Nach einer Einführung über die Entwicklung der nationalsozialistischen Konzentrationslager untersucht die Autorin die sozialstrukturelle Zusammensetzung der Führungsgruppe, wobei sich ein präzises Profil herausbildet. Zur Veranschaulichung werden 9 Werdegänge exemplarisch detailliert präsentiert. Es gelingt Karin Orth dabei, das auf vielfältige Weise verwobene soziale Netz des SS-Führungskorps herauszuarbeiten: Freundschaften und ein eigener sprachlicher Code schufen einen gemeinsamen gesellschaftlichen Kontext, vor allem aber wurde das Geflecht durch die gemeinsam verübten Verbrechen und die Formen der kollektiven Gewalt zusammengehalten. In diesem Zusammenhang verfolgt die Autorin auch die Frage nach der an bestimmte Ereignisse gebundenen Eskalation des Terrors. Schließlich beschreibt Karin Orth, was nach Ende der NS-Herrschaft aus dem Führungspersonal der KZ wurde. Die Ergebnisse der Untersuchung ordnet sie in den Kontext der Bedeutung anderer Tätergruppen im Nationalsozialismus, ihrer Rolle, Funktion und Bedeutung, ein.
Karin Orth, geb. 1963, Studium der Geschichte, Politologie und Soziologie, 1990-93 wiss. Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 1994-97 der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und 1998 des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Von 1994-1998 Lehrbeauftragte der Universität Hamburg, seit 1999 wiss. Assistentin am Historischen Seminar der Universität Freiburg.
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