Vorwort
RICHARD BERMAN IST EIN LÜGNER.
Der Mann manipuliert im Auftrag von Unternehmenskunden die Wahrheit und verdient seinen Lebensunterhalt damit, dass er von der Erfindung von Lügen und dem Handel damit profitiert. Die Fast-Food-Industrie, die Tabakkonzerne und die Hersteller von fruchtzuckerreichem Maissirup – sie alle haben ihn geholt, damit er etwas tut, was nur wenige andere Menschen tun würden: schamlos Unwahrheiten verbreiten, den Ruf geachteter Non-Profit-Organisationen beschmutzen und für gefälschte Forschungsergebnisse bezahlen.
Seit Jahrzehnten holen ihn Branchen, wenn sie beschließen, als letztes Mittel auf garstige PR-Kampagnen zurückzugreifen. Berman, dem der Titel „Dr. Evil“1 gefällt, ist nicht nur ein Söldner, der sich vom Höchstbietenden kaufen lässt. Er verkörpert gewissermaßen in Reinkultur eine immer stärker werdende Kraft in der amerikanischen Politik, welche Lügen erfindet und verbreitet, um den Prozess der Politik zu stören und davon finanziell und ideologisch zu profitieren. Unter dem Schutzschirm der Anonymität, den die Steuergesetzgebung gewährt, benutzen seine Geldgeber ihn, um eine Art asymmetrische politische Kriegführung2 zu betreiben. Als sich beispielsweise landwirtschaftliche Interessengruppen an der Humane Society rächen wollten, weil sie sich gegen die industrielle Tierhaltung starkgemacht hatte, lancierte Berman eine Serie von Angriffen gegen die Organisation. Die Unternehmen, die diese Anstrengungen finanzierten, wollten auf keinen Fall, dass ihre Namen mit einer solchen Kampagne in Verbindung gebracht wurden. Stattdessen gründete Berman eine steuerbefreite Organisation namens Humane-Watch.org, an die sie anonym spenden konnten und von der er als Geschäftsführer bezahlt wurde.
Neben der Website, die täglich gegen die Humane Society hetzt und Falschinformation über deren Arbeit verbreitet, produziert Berman Werbung gegen den Verband. Ein besonders irreführender Werbespot, der während der Oscar-Verleihung 2013 ausgestrahlt wurde, verglich die Humane Society mit dem berüchtigten Schneeballsystem, das Bernie Madoff betrieben hatte. Man behauptete: „Die HSUS gibt weniger als ein Prozent ihrer enormen Spendeneinnahmen an Tierheime weiter, hat jedoch 17 Millionen Dollar für ihren eigenen Pensionsfonds auf die Seite geschafft.“3 Diese Anschuldigung war gelinde gesagt irreführend. Die Organisation kümmert sich mittels verschiedener Programme jährlich um Hunderttausende Tiere.4 Im Jahr 2014 gab sie 80 Prozent ihrer Einnahmen und Spenden für solche Programme aus.5
Berman ist gewissermaßen eine Karikatur des skrupellosen Lobbyisten, die Apotheose von allem, was in Washington faul ist. Und er genießt diesen Ruf. Ob er als Gast in The Colbert Report auftritt oder seine Großtaten in The Rachel Maddow Show verteidigt – Berman scheint es sonderbarerweise zu genießen, wenn er wegen hanebüchener Behauptungen gescholten wird, die er im Auftrag seiner namenlos bleibenden Kunden aufstellt 6,7, beispielsweise dass sich schwangere Frauen keine Sorgen wegen des Quecksilbergehalts von Fischen machen sollten.
Als Richard Berman im Juli 2013 mit dem Fox-Wirtschaftsmoderator Stuart Varney über die Streiks schlecht bezahlter Arbeiter sprach, die in Städten im ganzen Land stattfanden, und über die Gefahr, dass sich dies nachteilig für die Arbeiter auswirken könnte, wurde klar, dass er im Auftrag des harmlos klingenden EPI – Employment Policies Institute – unterwegs war. „Bei einem Stundenlohn von 15 Dollar gehen – ich würde nicht sagen die meisten, aber viele – Fast-Food-Restaurants pleite“, sagte er zu Varney.8 Dass das EPI von der Fast-Food-Industrie finanziert wird, wurde ebenso wenig erwähnt wie dessen Verbindungen zu Bermans Beratungsfirma.
Die New York Times bezeichnete Bermans Arbeit im Interesse der Fast-Food-Industrie als „entscheidendes Element der Lobbykampagne gegen eine Anhebung des Mindestlohns“ und merkte an, Branchenvertreter würden oft „die Berichte [des EPI] zitieren und dadurch in Washington den Echokammer-Effekt erzielen, der bei Branchenlobbyisten so heiß begehrt ist“.9 Diese Form der Medienmanipulation beherrscht Berman meisterhaft: Aus Steuerunterlagen des Employment Policies Institute von 2013 geht hervor, dass die „Medienkontakte“ der Organisation allein in jenem Jahr in „über 830“ Storys im Radio, im Fernsehen, in Print- und Online-Medien resultierten.10
Das Brillante an Bermans Strategie, vorgeschobene Organisationen zu gründen, ist die Tatsache, dass er dadurch die Journalisten häufig dazu verleitet, ihn (oder seine Mitarbeiter) nicht als von der Industrie bezahlten Lobbyisten zu zitieren, sondern als (wenn auch konservativen) Leiter einer Non-Profit-Organisation, der keinerlei finanzielle Interessen habe.
Als das Wall Street Journal über eine vom EPI finanzierte Studie über die Folgen einer Anhebung des Mindestlohns berichtete, bezeichnete es die Organisation zwar als „tendenziell rechten“ Thinktank und zitierte den Verfasser der Studie mit den Worten: „Es gibt keinen guten Zeitpunkt, den Mindestlohn zu erhöhen.“11 Aber weder offenbarte die Zeitung, dass das Employment Policies Institute von der Fast-Food-Industrie finanziert wird, noch begründete sie die enorme Übertreibung, diese Gruppe als „Thinktank“ zu bezeichnen.
Denn zunächst einmal hat das Employment Policies Institute keinen einzigen Vollzeitangestellten. Im Steuerformular 990 für das Jahr 2013 meldete der Verband, dass 1,044 Millionen Dollar seines 2,131 Millionen Dollar umfassenden Etats direkt an Richard Bermans Firma gehen, als Entlohnung für Management, Werbung, Recherchen und Buchführung. Dass die Organisation so gut wie kein Personal hat, wurde durch die Tatsache klar, dass sich ihre gesamten Lohnkosten für das Jahr auf 46.417 Dollar beliefen, die von 3.500 Dollar abgesehen komplett als Kosten für Mittelbeschaffung ausgewiesen wurden. Zudem wurden von dieser Summe 20.175 Dollar an Richard Berman persönlich ausgezahlt.12 Die Mitarbeiterliste des EPI umfasst nur acht Positionen: sechs Personen, die den Titel „Direktor“ tragen und jeweils 500 Dollar für weniger als 15 Minuten Arbeit in der Woche bekamen; einen „Sekretär/Schatzmeister“, dem 500 Dollar für weniger als 20 Minuten Arbeit in der Woche bezahlt wurden; und Richard Berman, der als „Präsident/Geschäftsführer“ wie schon gesagt 20.175 Dollar für weniger als neun Stunden Arbeit in der Woche erhielt. Von den Lohnkosten in Höhe von 46.417 Dollar wurden nur 3.500 Dollar für Verwaltungskosten und Gemeinkosten ausgegeben (die Beträge, die an die Direktoren und den Sekretär/Schatzmeister gingen).13 Das Employment Policies Institute ist nichts weiter als ein Gefäß, um Geld an Bermans Firma zu schleusen, und dies enthüllt seine größte Leistung: dass er so effizient die Grenzen zwischen politischen Funktionären, Unternehmenslobbyisten und der Welt der Thinktanks verwischt und so Verwirrung über seine Kunden stiftet.
Richard Berman hält seine Kunden und deren Ziele wohlweislich geheim.14 Er schaltet eine vorgeschobene Organisation vor die nächste, die wiederum vor andere geschaltet ist – und viele von ihnen, wenn nicht gar alle, teilen sich dieselben Büroräume. Berman leitet die größeren Organisationen, die dann kleinere Projekte entwickeln, welche dann noch kleinere Projekte bearbeiten. Die einzige Möglichkeit, der Frage auf den Grund zu gehen, wer diese Organisationen leitet und finanziert, besteht darin, Hunderte Seiten an Unterlagen der Finanzbehörde IRS durchzugehen, und selbst dann erhält man bestenfalls ungenaue Informationen.
Hier einige von Bermans Gruppen:
Berman and Company
Präsident: Richard Berman15
Center for Organizational Research and Education (CORE)
Präsident und Geschäftsführer: Richard Berman16
Projekte von CORE:17
Environmental Policy Alliance (EPA)
Projekte der EPA:18
Big Green Radicals19
EPA Facts20
Green Decoys21
LEED Exposed22
Center for Consumer Freedom (CCF)
Projekte des CCF:
HumaneWatch.org23
Projekte von HumaneWatch.org:
Maternity Pens24
PETA Kills Animals25
Prop 65 Scam26
Center for Accountability in Science27
Activist...