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E-Book

Die Meeresgöttin Ran

Die Götter der Germanen - Band 27

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl112 Seiten
ISBN9783743185531
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,49 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe 'Die Götter der Germanen' stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeit der Menschen in ihr zu beschreiben. Das Buch Die Meeresgöttin Ran wohnt am Grunde des Meeres und ist die Wiedergeburts-Mutter der Sonne. Zur Zeit der Wikinger wurde sie zur gefürchteten Räuberin, die mit ihrem Netz die Seeleute in die Tiefe zog. Sie ist die 'Schwester' der Hel.

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 40 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner neueren Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

Hleidi


VI Hleidi in der germanischen Überlieferung


Hleidi ist eine der vielen Sagen-Varianten der Jenseitsgöttin.

VI 1. Der Name „Hleidi“


Der Name „Hleidi“ ist vermutlich eine Umformung von „hle-dis“ und bedeutet entweder „Schutz-Göttin“ oder, was wahrscheinlicher ist, „Meeres-Göttin“.

Ihre Mutter trägt in der Bosi-Saga den Namen „Kolfrosta“ („kalter Frost“ = „bitterer Frost“), was vermutlich eine Variante von „Kaldrani“ („kalte Ran“) ist.

Die „Meeres-Göttin“ Hleidi scheint mit ihrer Mutter „kalter Frost“ bzw. „kalte Ran“ identisch zu sein – beide sind eine Saga-Variante der Ran, die die Göttin des Meeres-Jenseits ist.

Es wäre jedoch auch denkbar, daß „Hleidi“ die Bedeutung „die aus Hleidra“ hat.

VI 2. Die Saga über Bosi und Herraud


In dieser Saga hat Hleidi eine weitestgehend passive Rolle. Ihre einzige deutliche Eigenschaft ist, daß sie die Nachfolgerin ihrer Mutter als die Hohepriesterin des finnisch-baltischen Himmelsgott-Göttervaters Jomali werden soll. Jomali ist mit Hleidis Bruder, dem König Gudmund identisch, in dessen Land dieser Tempel steht. Gudmund ist einer der vielen Namen des ehemaligen Göttervaters Tyr.

Hleidi wird somit ursprünglich die Jenseitsgöttin als die Schwester-Frau und Wiederzeugungs-Geliebte des Tyr gewesen sein – und Kolfrosta die Jenseitsgöttin als die Wiedergeburts-Mutter des Tyr.

Die ganze Saga, in der Hleidi und ihre Mutter Kolfrosta auftreten, findet sich in dem Kapitel über „Kolfrosta“ in Band 28.

Siehe zu diesem Thema auch das Kapitel „Inzest“ in Band 51.

„Dort in dem Wald steht ein großer Tempel, der König Harek gehört, der über Bjarmaland herrscht. Der Gott, der dort verehrt wird, heißt Jomali. Dort gibt es viel Gold und Schätze. Die Mutter des Königs, die Kolfrosta heißt, ist die Leiterin des Tempels.”

Jomali ist der Name des baltisch-finnischen Göttervaters. Da es sich hier um eine Wikinger-Saga handelt, wird die Beschreibung des Jomali-Tempels wahrscheinlich weitgehend den Vorstellungen der Wikinger über ihre eigenen Tempel entsprechen.

„Sie ist durch ihre Zauberkunst so stark, daß sie nichts überraschen kann. Sie weiß durch ihre Magie bereits, daß sie diesen Monat nicht überleben wird, und ist deshalb in der Gestalt eines Tieres nach Osten zu der Glasir-Ebene gereist und hat Hleidi geraubt, die Schwester des Königs Gudmund, und will sie zu ihrer Priesterin machen. Das ist ein großer Verlust, denn sie ist eine sehr schöne und sehr freundliche Maid, und es wäre am besten, wenn man das verhindern könnte.”

Gudmund ist ein Beiname des ehemaligen Göttervaters Tyr und Hleidi ist vermutlich eine Sagen-Variante der Jenseitsgöttin, evtl. der Freya (siehe „Godmund“ in Band 5 und „Inzest“ in Band 51).

„Was ist an dem Tempel schwierig?“ sagte Bosi.

„Es gibt dort den Geier,“ sagte sie, „Er ist so verflucht und wild, daß er alles tötet, was ihm nahekommt. Er steht genau gegenüber der Tür und ergreift alles, was hereinkommt und daher gibt es für niemanden mehr irgendeine Lebens-Hoffnung, der seinen Klauen oder seinem Gift nahekommt.

Dann gibt es einen Diener in dem Tempel; er wacht über das Essen der Priesterin. Sie benötigt für jede Mahlzeit eine zweijährige Jungkuh.“

Dies ist offenbar eine Umdeutung des Stieropfers – zumal der Stier das Opfertier des ehemaligen Göttervaters Tyr gewesen ist, der hier zu dem finnisch-baltischen Himmelsgott-Göttervater Jomali geworden ist.

„Unter dem Geier liegt das Ei, daß ihr holen sollt.

In dem Tempel ist weiterhin ein Stier, der von Trollen verflucht und verzaubert worden ist. Er ist mit eisernen Fesseln gebunden. Er muß die Jungkuh besteigen und auf diese Weise gelangt das Gift in die Kuh, sodaß alle, die davon essen, von den Trollen verzaubert werden.“

Dies klingt nach der Umdeutung eines Wiederzeugungs-Rituals. Wenn der Stier der Stier des Göttervaters gewesen ist, würde ursprünglich durch das Besteigen der Jungkuh durch diesen Stier die Kraft des Göttervaters („Gift“) auf die Kuh und somit auf die Ritual-Gemeinschaft, die diese Kuh verspeist, übertragen worden sein.

Eine recht archaische Form, um einen Segen des Göttervaters zu erhalten …

„Die Jungkuh wird für Hleidi, die Schwester des Königs, vorbereitet, damit sie wie ein Troll wird – so wie die Priesterin vor ihr.“

Dieses Ritual scheint also nicht für die gesamte Kult-Gemeinschaft, sondern nur für die Priesterweihe bestimmt gewesen zu sein.

„Es scheint mir unwahrscheinlich, daß ihr dies alles vollbringen könnt, wo doch soviel Zauberei im Spiel ist.“

Bosi dankte ihr für all das, was sie berichtet hatte, und gab ihr eine gute Belohnung, indem er ihnen beiden noch einmal Vergnügen bereitete. Sie hatten beide viel Spaß daran und schliefen dann bis zum Tagesanbruch.

Am Morgen ging Bosi zu Herraud und erzählte ihm, was er gehört hatte. Sie blieben dort drei Nächte lang.

Die Tochter des Bauern zeigte ihnen die Richtung, in der der Tempel lag, und wünschte ihnen beim Abschied alles Gute. Dann machten sie sich auf ihren Weg.

Früh an einem Morgen sahen sie einen gutgebauten Mann in einem grauen Umhang. Er führte eine Kuh mit sich. Sie vermuteten, daß dies der Sklave sein mußte und so griffen sie ihn an. Bosi schlug ihn so heftig mit einer Keule, daß es der Tod des Sklaven war.

Danach töteten sie die Jungkuh und zogen ihr das Fell ab und füllten es mit Moos und Heidekraut. Herraud zog den Umhang des Sklaven an und zog hinter sich das Kuhfell her, während Bosi seinen Umhang über den Sklaven warf und ihn auf seinem Rücken trug, bis sie zu dem Tempel kamen. Dann nahm Bosi seinen Speer und stach ihn von hinten zwischen seine Schultern und durch den Leib des Sklaven hindurch. Dann gingen sie zu dem Tempel.

Herraud ging in der Kleidung des Sklaven in den Tempel. Die Hohepriesterin schlief.

Der Stier besprang die Jungkuh. Das Moos-gefüllte Kuhfell fiel sofort in sich zusammen und der Stier stürzte gegen die Mauer und brach sich beide Hörner ab. Herraud ergriff ihn an den Ohren und dem Kiefer und drehte ihm den Kopf von seinem Nackenwirbel.

Genau dieselbe Art des Tötens eines Stieres findet sich in der Egil-Saga, in der Egil nach einem gewonnenen Zweikampf den Opferstier auf diese Weise tötet. Hier wird offenbar die traditionelle Weise, einen Stier zu opfern, beschrieben.

Da erwachte das alte Weib und sprang auf.

Da kam Bosi in den Hof und hielt den Sklaven über seinem Kopf auf dem Speer. Der Geier erhob sich plötzlich und stürzte sich von seinem Nest herab und wollte den Mann, der hereingekommen war, verschlingen. Er verschlang den Sklaven bis zu dessen Hüfte. Bosi stieß den Speer hinauf, sodaß er in den Hals des Geiers stach, bis er dessen Herz erreichte. Der Geier stach seine Krallen in die Schenkel des Sklaven und schlug seine Flügelspitzen gegen Bosis Ohren, sodaß dieser bewußtlos niederfiel. Da stürzte der Geier auf Bosi nieder und krümmte sich in einem furchtbaren Todeskampf.

Es wäre denkbar, daß der Geier ursprünglich ein Adler gewesen ist, da der Adler der Seelenvogel des Göttervaters war. Es gibt ansonsten allerdings keinerlei Hinweise darauf, daß in Tempeln lebende Adler gehalten worden wären. In den Mythen erscheint jedoch der Tyr-Adler als derjenige, der das Stier-Opfer an den Göttervater Tyr abholt (siehe „Thiazi“ in Band 5).

Herraud wandte sich gegen die Priesterin und es gab einen heftigen Kampf zwischen ihnen. Die kaum geschnittenen Fingernägel der Priesterin rissen ihm das Fleisch von den Knochen. Der Kampf führte sie hinüber zu dem Platz, an dem Bosi lag und wo viel Blut geflossen war. Die alte Frau rutschte auf dem Blut des Geiers aus und fiel auf ihren Rücken und es gab einen weiteren heftigen Kampf zwischen ihnen, sodaß jeder abwechselnd der Unterlegene war.

Dann kam Bosi hinzu und ergriff den Kopf des Stieres und schlug damit auf die Nase des alten Weibes. Herraud hieb ihre Arme an ihren Schultern ab. Trotzdem versuchte sie sich noch immer zu wehren, doch in ihrem Todeskampf kam es zu einem großen Erdbeben.

Dann gingen sie in dem Tempel umher und untersuchten ihn. In dem Nest des Geiers fanden sie das Ei und es war überall mit goldenen Zeichen beschrieben. Sie fanden so viel Gold, daß sie es garnicht alles tragen konnten.

Sie kamen zu dem Altar, wo Jomali saß. Sie nahmen ihm seine goldene Krone, in die zwölf Edelsteine eingelassen worden waren, und eine Kette, die...

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