Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Anglistik - Literatur, Note: 2.65, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Englische Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Was macht eine gute Übersetzung aus? Wer diese Frage gestellt bekommt, wird zunächst meist antworten, sie müsse richtig sein. Diese scheinbar triviale Antwort ist jedoch nur schwer genauer auszuführen. Ein breites Spektrum von Kriterien zeigt sich, das von der möglichst genauen Wiedergabe von Wortlaut, Satzstruktur und Stil über die umfassende Vermittlung des Sinns bis hin zur Bewahrung der Sprachmelodie reicht. Was davon als besonders wichtig erachtet wird, variiert nicht nur von einem Befragten zum nächsten, sondern auch zwischen verschiedenen Textgattungen. Aus dieser überall leicht nachprüfbaren Tatsache erwachsen zwei Schlußfolgerungen: Jeder Mensch legt - erstens - andere Maßstäbe an die Qualität einer Übersetzung an und übersetzt dementsprechend anders. Daraus folgt auch, daß es - zweitens - keine absolut unübertreffliche Übersetzung gibt. Es gibt jedoch einen Konsens darüber, wie eine solche optimale Version beschaffen sein soll. Sie muß den Sinn des Originals richtig wiedergeben, also die Aussage jedes einzelnen Satzes und des Ganzen hinsichtlich Kommunikationsintention, literarischen Anspielungen, Konnotationen, Denotationen und weiterer Kriterien getreu vermitteln. Daneben soll sie die Wortwahl, den Bau und die Melodie des Satzes bewahren, damit die Akzentuierung der Satzbestandteile und eventuelle Wortspiele erhalten bleiben. Schließlich sollen die Stilebene, die Klarheit und, wo möglich, auch die Länge des Satzes gewahrt werden. Eine solche ideale Übertragung, die all dies berücksichtigt, ist unerreichbar. Der Übersetzer steht vor der Aufgabe, die verschiedenen Anforderungen so zu gewichten, daß eine Version entsteht, die möglichst viele der genannten Kriterien möglichst gut erfüllt. Dabei kann er (in der heutigen Zeit) auf Modelle zurückgreifen, die Andere für frühere Übersetzungen benutzt haben. Im ausgehenden Mittelalter gab es überaus wenige solcher Modelle, und sie waren in aller Regel auf die Version ins Lateinische ausgerichtet. Die Übersetzung eines Textes in die Volkssprachen war ein unerhört neuer Gedanke. Wer sich damit befaßte, war gezwungen, eigene Kriterien für die Übertragung zu entwickeln. Einer dieser frühen Übersetzer in die Volkssprache ist der schottische Adlige und Bischof Gavin Douglas.
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