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Die Regeln des islamischen Bankenwesens: Banking nach der Sharia

AutorMatthias Rickers
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783958207257
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Der weltweite Prozess der Globalisierung hält, wie in allen Branchen, auch im Finanzbereich Einzug. Ausländisches Kapital, ausländische Kunden und damit auch andere Kulturen werden für deutsche Banken immer wichtiger. Durch die Einwanderung von ausländischen Arbeitskräften nach dem Zweiten Weltkrieg sind zudem ganz neue Kundensegmente entstanden. Die Kunden haben zum Teil andere Werte und Normen und bedürfen daher anderer Finanzprodukte. Die deutschen Banken haben lange Zeit nicht darauf reagiert und weiterhin kulturell undifferenzierte Produkte angeboten. Ähnlich wurde anfangs in allen Einwanderungsstaaten gehandelt. Doch während manche Banken im Ausland relativ schnell auf diese Möglichkeiten reagierten und teilweise große Erfolge damit erzielten, haben die meisten deutschen Banken diesen Trend zu spät erkannt. Aufgrund ihrer Größe besonders interessant ist in dem Zusammenhang die Kundengruppe der Muslime. Und somit das Islamic Banking. Doch was genau ist Islamic Banking? Diese Frage lässt sich auf zwei Wegen beantworten. Zum einen kann man es definieren als: Islamisches Bankenwesen, dass jede Form von Finanzdienstleistungen, die nach den Regeln des Islam aufgebaut sind, umfasst. Dazu bedarf es der Einhaltung der Verbote des Riba (Zins) der Gharar (Spekulationen) sowie von Maysir und Qimar (Glücksspiel). Außerdem müssen grundsätzliche Regeln eingehalten werden; so dürfen ethisch moralische Grundsätze nie verletzt werden und es muss stets eine Risiko-, Gewinn- und Verlustteilung vorliegen. Besonderes Interesse hat das Islamic Banking während des Beginns der Finanzkrise geweckt. Während konventionelle Banken Milliarden abschreiben mussten, waren islamische Banken zunächst nicht betroffen. Plötzlich erschienen in vielen namenhaften Zeitschriften Artikel über den Erfolg dieser Banken. Doch warum haben islamische Banken der Krise scheinbar getrotzt und wenn sie der Krise trotzen konnten, ist das Islamic Banking dann unanfällig für Krisen oder liegt das Risiko nur an einer anderen Stelle? Vielen Menschen ist inzwischen bekannt, dass islamische Banken keine Zinsen nehmen dürfen. Zinsen sind es aber eben, die die Säule des konventionellen Bankensystems darstellen. Wie also finanzieren sich islamische Banken? Welche Instrumente und Produkte stehen diesen Banken dazu zur Verfügung und gibt es vielleicht weitere wichtige Regeln, die islamischen Banken beachten müssen? Inzwischen sind auch deutsche Banken auf das Islamic Banking aufmerksam geworden und [...]

Matthias Rickers wurde 1982 in Bremen geboren. Nach einer erfolgreichen Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann und weiteren fünf Jahren in seinem Ausbildungsbetrieb entschied er sich das Studium der Wirtschaftswissenschaften zu beginnen. Sein Studium in

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4, Das Scharia-Board: Durch die in Kapitel 3 genannten Verbote bestehen also viele Beschränkungen für Finanzprodukte islamischer Banken, damit diese als schariakonform angesehen werden können. Lange Zeit gab es jedoch keine unabhängige Instanz, die eine Konformität bestätigte oder verneinte. Erst durch die AAOIFI und die 'State Bank of Pakistan' hielten relativ einheitliche Standards Einzug in die Konformitätskontrolle von Produkten, ganzen Unternehmen, sowie bei der Schaffung völlig neuer Finanzprodukte. Die dadurch geschaffene Autorität bezeichnet man als Scharia-Boards. Inzwischen hat jede seriöse islamische Bank sein eigenes Scharia-Board. Die Scharia-Boards sind die höchste Instanz im Islamic Banking. Sie bestehen aus Religions- und Rechtsgelehrten, die als religiöser Beirat der Banken handeln. Dieser Beirat wacht über die Einhaltung islamischer Regeln und kreiert neue schariakonforme Finanzprodukte. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf die reine Schaffung theoretischer Konstrukte, sondern kümmern sich auch um das Marketing für diese Produkte. Ein Scharia-Board besteht i.d.R. aus 3 bis 5 Gelehrten, die man als Scharia-Scholars bezeichnet und die oft mit Wirtschaftsprüfern verglichen werden. Sie benötigen eine umfassende Ausbildung in islamischen Rechtsfragen und müssen aufgrund dieser das Recht haben eigene Rechtsauslegungen (Fatwas) zu erlassen. Diese Mitglieder sind völlig unabhängig von den Banken, für die sie tätig werden. Die Unabhängigkeit ist auch notwendig, da es zurzeit weltweit nur ca. 150 Personen gibt, welche die Voraussetzung zur Zulassung als Scharia-Scholar erfüllen. Deswegen sitzen viele Scharia-Scholars für verschiedene Banken im jeweiligen Scharia-Board. Der Beirat versucht durch das Entfernen einzelner, unislamischer Elemente, aus konventionellen Finanzprodukten und Einsetzung neuer islamisch unbedenklicher Elemente, ein neues schariakonformes Finanzprodukt zu schaffen. Dabei gibt es von Land zu Land unterschiedliche Präferenzen. Tendenziell kann man sagen, dass umso höher der Entwicklungsstand des Landes ist, umso mehr wird auf steuerliche Effizienz geachtet, während in geringer entwickelten Ländern die Glaubwürdigkeit bezüglich der Konformität mehr geachtet wird. Sollten sich die Gelehrten einig sein, dass ein Produkt schariakonform ist, so erlassen sie eine Fatwa. Dadurch ist das Produkt religiös und rechtlich zertifiziert. Die Entscheidung ist selbst dann verbindlich für die Bank, wenn keine Konformität festgestellt werden konnte, somit muss die Bank in diesem Fall von einer Markteinführung absehen. Sollte jedoch die Konformität festgestellt werden, so sind die Scharia-Scholars nun, im Rahmen der Markteinführung, im Marketing für das neue Produkt tätig, indem einzelne Personen an Workshops, Seminaren u.ä. teilnehmen und dort als Sprecher des Boards fungieren.
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