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Die Reise der Bounty in die Südsee

1787 - 1792

AutorWilliam Bligh
VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl284 Seiten
ISBN9783843804165
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
'Bei einem so geheim angelegten Plan und bei meiner Arglosigkeit ist es wohl kein Wunder, dass ich überlistet worden bin.' William Bligh Er entstammt einer Seefahrerfamilie und legt eiserne Disziplin an den Tag: William Bligh ist der geborene Kapitän. Seine Reisen in die Südsee sind erfolgreich, Fracht und Mannschaft erreichen Ende 1787 die Westindischen Inseln wohlbehalten. Wetterbedingt verzögert sich die Rückreise um ein halbes Jahr. Doch Bligh mahnt nach sechs Monaten zum Aufbruch. Murrend fügt sich die Mannschaft - bis diese ihn während der berühmtenMeuterei auf der Bounty auf offener See in einem kleinen Boot mit wenigen getreuen Männern aussetzt... Der erfolgreiche Seefahrer William Bligh leitet Ende 1787 eine Seereise zu den Westindischen Inseln, um die dortigen Zuckerrohr-Anbauer mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Trotz schwerer Stürme erreicht sein Schiff das Ziel. Witterungsverhältnisse zwingen Bligh da zu, die Abreise fast ein halbes Jahr zu verschieben. Als es soweit ist, regt sich Unwillen unter den Mannschaftsmitgliedern - über viele Monate hatten sie ein weitgehend müßiges Leben in einem Paradies geführt und sollen nun wieder eine lange, entbehrungsreiche Reise unter einem sehr disziplinierten Kapitän antreten. Auf offener See kommt es nach wenigen Wochen zu Auseinandersetzungen, Bligh wird in einem kleinen Boot ausgesetzt. Dank seines navigatorischen Talents erreichen fast alle mit ihm ausgesetzten Männer nach langer Zeit Land. Der spannende Tat sachenbericht von Bligh wird durch den Bericht des Arztes Dr. George Hamilton ergänzt, der auf der, die Meuterer jagenden, schwerbewaffneten Fregatte 'Pandora' unter dem Kommando von Kapitän Edward dient. Mit 26 zeitgenössischen Darstellungen und 6 Karten.

William Bligh (1754-1817) wurde in Plymouth geboren und entstammte einer Familie von Seefahrern. Er war ein Offi zier der britischen Marine und Gouverneur von New South Wales in Australien. Weltweite Bekanntheit erlangte Bligh als Kommandant der HMAV Bounty, auf der 1789 eine Meuterei ausbrach. Er starb in London. Hermann Homann (1899-1985), geboren in Warendorf, warLehrer, Schriftsteller und redaktioneller Mitarbeiter bei NDR, WDR und Radio Bremen. Er hat sich durch zahlreiche Buchveröffentlichungen auf dem Gebiet der historischen Reiseliteratur ausgezeichnet.

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Leseprobe

ERSTES KAPITEL


Der König geruhte gnädigst, das Gesuch der Kaufleute und Pflanzer in den Westindischen Besitzungen, dass der Brotfruchtbaum nach jenen Inseln verpflanzt werden möchte, zu bewilligen. Demzufolge wurde ein geeignetes Fahrzeug angekauft und in das Hafenbecken von Deptford (an der Themse) gebracht, wo es für seine Zwecke ausgerüstet werden sollte. Alles wurde nach einem Plan meines Freundes Sir Joseph Banks (Präsident der Royal Society und Begleiter des Kapitäns James Cook auf der ersten Reise um die Welt, 1768–71) eingerichtet und ausgeführt.

Das Schiff wurde »Bounty« (Wohltat) genannt, und ich erhielt das Kommando am 16. August 1787. Die Schiffslast betrug ungefähr zweihundertfünfzehn Tonnen, die größte Länge des Decks 90 Fuß und 10 Zoll (etwa 27 m), die größte Breite 24 Fuß und 3 Zoll (etwa 7,30 m) und die Höhe im Schiffsraum unter den Querbalken 10 Fuß 3 Zoll (etwa 3,1 m). Im unteren Teil des Cockpits hatten der Wundarzt, der Konstabler (Büchsenmeister), der Botaniker und der Schiffsschreiber ihre Kajüten, hier befanden sich auch die Vorratskammern. Zwischen den Decks hatte man folgende Abteilungen geschaffen: Die große Kajüte war für die Aufnahme der Pflanzen vorgesehen und reichte bis an die hinterste Öffnung im Verdeck. Das Licht fiel durch zwei große Fenster von oben herein, und je drei Seitenluken sorgten für die Durchlüftung. Die Kajüte war mit Gestellen angefüllt, deren Löcher die Töpfe mit den Pflanzen aufnehmen sollten. Das Deck war mit Blei belegt, und in den Ecken der Kajüte waren Röhren angebracht, die das von den Pflanzen abfließende Wasser in darunterstehende Tonnen ableiteten, damit es weiter zum Gießen der Pflanzen gebraucht werden konnte und nicht verlorenging. Dicht an der großen Kajüte hatte ich eine kleine Schlafstelle und in der Mitte des Schiffes ein Speisezimmer. Es lag neben dem Hauptniedergang, an dessen beiden Seiten die Quartiere der Steuermannsgehilfen und der Midshipmen (Kadetten) lagen, zwischen denen der Gewehrkasten stand. Den Schlüssel hierzu hatte der Obersteuermann in Verwahrung, dessen Kajüte der meinigen gegenüber an der anderen Seite der Schiffsleiter lag.

Man hatte das Schiff nach den in der Königlichen Flotte üblichen Proportionen mit Masten versehen, aber auf meinen Vorschlag wurden sie kürzer gemacht, da ich bei einer solchen Reise befürchten musste, dass sie das Schiff zu sehr drücken würden. Am 3. September kam es aus dem Dock, doch die Zimmerleute blieben noch lange an Bord, da sie noch viel an der Ausrüstung zu arbeiten hatten. Ich ließ den Ballast stark vermindern, indem ich statt der vorgesehenen fünfundvierzig Tonnen Eisen nur neunzehn Tonnen an Bord nahm. Die Vorräte, die an Bord geschafft wurden, ersetzten meines Erachtens das Fehlende voll und ganz, und ich behaupte sogar, dass viele Schiffe in schweren Stürmen nur wegen des schweren unbeweglichen Ballastes im Schiffsrumpf zum Untergang verurteilt sind.

Die Zahl der Offiziere und Mannschaften war folgende: 1 Leutnant als Befehlshaber, 1 Schiffer oder Obersteuermann, 1 Bootsmann, 1 Konstabler (Waffenmeister), 1 Zimmermann, 1 Wundarzt, 2 Steuermanns- oder Schiffsmaate, 2 Midshipmen, 2 Quartiermeister, 1 Quartiermeistersmaat, 1 Bootsmannsmaat, 1 Zimmermannsmaat, 1 Zimmermannsgehilfe, 1 Segelmacher, 1 Büchsenspanner, 1 Korporal, 1 Schiffsschreiber und Proviantmeister, 23 tüchtige Matrosen, zusammen 44 Mann Besatzung. Außerdem wurden auf Sir Joseph Banks Empfehlung zwei geschickte Männer angestellt, um die Pflanzen, die wir mitbringen sollten, zu sammeln und zu pflegen. Der eine, David Nelson, hatte bereits die letzte Reise des Kapitäns Cook als Botaniker mitgemacht, der andere, William Brown, war sein Gehilfe. Mit diesen beiden belief sich die Besatzung auf sechsundvierzig Mann.

Am 4. Oktober kam der Lotse an Bord und geleitete uns stromabwärts bis Long Beach, wo wir vier vierpfündige Kanonen und zehn Drehbrassen (kleine, auf einem Pfahl befestigte Geschütze) an Bord nahmen. Unser Proviant war für achtzehn Monate berechnet. Außer den gewöhnlichen Nahrungsmitteln hatten wir Sauerkraut, Suppengallerte, Malzessenz, getrocknetes Malz und ein gehöriges Quantum Gerste und Weizen geladen. Man hatte mich auch mit einem ansehnlichen Vorrat von Eisenwaren und allerlei Spielsachen versehen, die zum Handel mit den Bewohnern der Südseeinseln dienen sollten.

Am 15. Oktober erhielt ich den Befehl, nach Spithead (bei dem Kriegshafen Portsmouth) zu segeln, wo ich aber wegen der ungünstigen Winde erst am 4. November anlangte. Am 24. erteilte mir Lord Hood, der hier das Kommando führte, die letzten Befehle. So günstig aber der Wind seit einigen Tagen gewesen war, so blies er uns jetzt gerade entgegen. Am 28. wurde der Mannschaft ihre Heuer für zwei Monate vorausbezahlt, und am folgenden Tag lavierten wir bis St. Helens, wo wir uns genötigt sahen, den Anker zu werfen. Dann bemühten wir uns mehrmals vergebens, den Kanal westwärts zu verlassen, aber wir wurden immer wieder nach St. Helens und sogar nach Spithead zurückgetrieben, bis wir endlich am 23. Dezember mit günstigem Wind unter Segel gehen konnten.

Unsere Reise war eigentlich die erste, der die Absicht zugrunde lag, aus den Entdeckungen in fernen Gegenden Vorteile zu ziehen. Hierzu hatte mir die Admiralität folgende Instruktionen erteilt:

»Da der König auf die Vorstellung der Kaufleute und Pflanzer, die in Seiner Majestät Westindischen Besitzungen interessiert sind, dass die Einführung des Brotfruchtbaums in den dortigen Inseln den Einwohnern eine Art Nahrung und dadurch den wesentlichsten Vorteil gewähren würde, für gut befunden hat, um das Wohl eines so achtungswürdigen Teils seiner Untertanen, welches in diesem Falle sogar allgemeinen Vorteil verspricht, zu befördern, dass zur Herbeischaffung einiger Bäume dieser Art und ihrer Überbringung nach den Westindischen Inseln die gehörigen Maßregeln genommen werden sollen; und da das unter Eurem Befehl stehende Schiff demzufolge für diesen Dienst mit Vorräten und Proviant versehen, auch gehörig eingerichtet worden ist, um so viel Bäume, wie es nach Maßgabe seiner Größe fassen kann, in gutem Stande zu erhalten; Ihr auch die Weisung empfangen habt, die beiden am Rande benannten Gärtner (David Nelson und William Brown) an Bord zu nehmen; die wegen ihrer Bekanntschaft mit Bäumen und Pflanzen verpflichtet worden sind, um davon solche auszusuchen, die von der rechten Art sind und die richtige Größe haben.

So werdet Ihr hiermit, zufolge des höchsten Willens Seiner Majestät, den er uns durch Lord Sydney, einen seiner ersten Staatssekretäre, hat kundtun lassen, verpflichtet und angewiesen, bei dem ersten günstigen Wind und Wetter in See zu gehen und Euch so schnell wie möglich um das Kap Hoorn nach den im Südmeer liegenden Gesellschaftsinseln zu begeben, woselbst zufolge der Nachrichten des sel. Kapitäns Cook und der Personen, die ihn auf seiner Reise begleitet haben, der Brotfruchtbaum in üppigstem Wachstum angetroffen wird.

Nachdem Ihr so viele Bäume und Schösslinge wie möglich an Bord genommen habt (zu welchem Zwecke Ihr bereits mit solchen Waren und Spielsachen, die vermutlich von den Eingeborenen gefordert werden, versorgt worden seid), sollt Ihr von dort durch die Endeavour-Straße, die Neuholland von Neuguinea trennt, nach Prinzeneiland in der Sunda-Straße oder um die Ostspitze von Java nach einem Hafen an der Nordküste dieser Insel gehen, wo Ihr statt der etwa beschädigten oder eingegangenen Brotfruchtbäume andere Fruchtsorten jener Gegend und besonders Reis, der auf trockenem Land wächst, einnehmen sollt.

Von Prinzeneiland oder von Java aus sollt Ihr um das Kap der Guten Hoffnung nach Westindien fahren und unterwegs anlegen, wo es Euch notwendig erscheint. Die Hälfte der Pflanzen sollt Ihr im Botanischen Garten zu St. Vincent (Antillen) für die Inseln unter dem Winde abliefern, sodann aber nach Jamaica gehen, und sobald Ihr die übrigen Pflanzen an den Bevollmächtigten des Gouverneurs jener Insel abgeliefert, Eure Mannschaft erfrischt und die nötigen Vorräte an Bord genommen habt, ohne Aufschub die Rückreise nach England antreten, in Spithead einlaufen und unserem Sekretär Bericht erstatten.«

Aus diesem Befehl geht hervor, dass ich geradewegs um das Kap Hoorn reisen sollte. Da uns jedoch die widrigen Winde so lange aufgehalten hatten und die günstige Zeit für die Umrundung des Kaps fast verstrichen war, bat ich die Admiralität, diese Bestimmung meiner Entscheidung zu überlassen. Darauf erhielt ich die folgende Nachricht: »Da die Jahreszeit so weit vorgerückt ist, dass Ihr wahrscheinlich zu spät an der Südküste Amerikas ankommen werdet, um das Kap Hoorn ohne Gefahr umschiffen zu können, so habt Ihr in diesem Falle die freie Entscheidung, mit dem Schiff um das Kap der Guten Hoffnung nach Tahiti zu gehen.«

Die Brotfrucht ist bereits allgemein bekannt, doch sei hier zur Unterrichtung des Lesers ein Auszug aus dem Bericht von Kapitän Cooks erster Reise angefügt: »Die Brotfrucht wächst auf einem Baume, der ungefähr den Wuchs einer...

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