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E-Book

Die Religion der Germanen in schriftlichen Quellen

AutorUwe Ecker
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl436 Seiten
ISBN9783741278006
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Von den Germanen-Darstellungen Cäsars und Tacitus über die klerikalen Missionsberichte und Bekehrungsanweisungen bis zu den altskandinavischen Eddas und Sagas,- über mehr als ein Jahrtausend und von mehreren Tausend Kilometern auseinander liegenden Orten wurde immer wieder von den Stämmen der Germanen berichtet. Weit über eintausend Stellen solcher schriftlichen Quellen erzählen von spirituellen und religiösen Einzelheiten der vorchristlichen Kultur. Wir erfahren etwas über ihr Weltbild, ihr Menschenbild, den verschiedenen Vorstellung vom Verbleib des Menschen nach dem Tode. Wie waren Kultgemeinschaften organisiert und welche spirituellen Spezialisten gab es? Von den Göttern erfahren wir ebenso wie von der Verehrung Verstorbener, und auch der Ehrung von Bäumen, Quellen und Hügeln, ihrer Beziehung zu Land und Tieren, sowie dem Umgang mit den Wesen der Natur. Religiöse Feiern und magische Bräuche werden zum Teil bis ins Detail dargestellt. Hier werden Quellenzeugnisse, nach Überschriften geordnet, in deutscher Übersetzung aufgeführt. In Kommentaren werden Hintergrundinformationen, soweit zur Auswertung der schriftlichen Quelle notwendig, gegeben. Eine weitere Hilfe für den Leser stellt die Einschätzung der Autoren der Quellen dar. Worin unterscheidet sich zum Beispiel die Sicht eines heidnischen Römers auf die Riten der Germanen von der eines christlichen Missionars? Ein nach Themen geordnetes Inhaltsverzeichnis und ein umfangreiches Register erleichtert das Auffinden von Textquellen zu allen wesentlichen Stichworten. Dieses Buch ist ein Fundus von Anregungen für jeden, der sich für die hiesige vorchristliche Religion interessiert. Die Quellen zeigen, dass auch wir einst Eingeborene mit einer hoch entwickelten spirituellen Kultur waren.

Uwe Ecker, Jahrgang 1961, Diplom-Psychologe, ist seit 1987 in eigener Praxis in Berlin tätig. Er wuchs in der Wärme einer typischen Arbeiterfamilie in Duisburg (NRW) auf. Die Wochenenden seiner Kindheit verbrachte er in den Wäldern an einem Rheinarm, was für seinen Naturbezug sicher eine große Rolle gespielt hat. Seine Hochschulreife erhielt er auf dem zweiten Bildungsweg am Oberhausen-Kolleg. Das waren für ihn drei Jahre, in denen er nach seiner Ausbildung zum Krankenpfleger, seiner ersten rauen Begegnung mit der industriellen Medizin, über einige Dinge nachdenken konnte. Eine wichtige Orientierungsphase, die Mark Twain sicher als ein psychosoziales Moratorium bezeichnet hätte. Er erhielt einen Studienplatz für Psychologie an der TU Berlin. In Berlin hat er 1987 auch die Heilpraktiker-Prüfung abgelegt. Seither arbeitet er in der Ganzheitlichen Heilkunde, einem Bereich, wo sich Naturheilkunde und Psychotherapie begegnen. Angefangen hatte er mit einer Kombination aus Pflanzenheilkunde und Hypnose. Sein Interesse an Trancetechniken zeigt, dass veränderte Bewusstseinszustände schon damals ein Thema für ihn waren. Dazu passte, dass er, ebenfalls 1987, auf den Kern-Schamanismus des amerikanischen Ethnologen Michael Harner aufmerksam wurde. Bald fand er eine Gruppe, die solchen Methoden auf heimisches Brauchtum anwendete. Diese bewegte Zeit wurde nach seinem Abschluss in Psychologie durch seine Arbeit in einer Klinik für Psychosomatik für ein Jahr unterbrochen. Über seine Ausbildung in Systemischer Therapie kam er mit dem philosophischen Konstruktivismus in Berührung. Daher stammt seine Haltung, dass es nur Beschreibungen der Dinge dieser Welt gibt. Solche Beschreibungen sind aber nicht per se gut oder schlecht sind, sondern nur in Bezug zu einer Aufgabenstellungen zu bewerten. Seither trägt er diese Sicht an die verschiedenen Heilkunden und Heilslehren heran. Und das findet man auch in seinen Büchern wieder, die Frage: "Wenn das ein tauglicher Plan eines Bereiches unserer Wirklichkeit ist, wozu ist der gut?", 'Wenn Menschen davon ausgehen, was ermöglicht ihnen das?', 'Welche Riten führen sie dann durch?', 'Was für eine Gesellschaft bilden sie dann?', 'Wie gehen sie dann mit ihrer Welt um?' Im Grunde sind seine Bücher Sammlungen der Antworten, die er auf diese Frage gefunden habe. Antworten, die oft in ferner Vergangenheit und vergessenen Bereichen gründen. Der Autor freut sich, wenn er seinen Leser dann und wann dorthin entführen darf.

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Leseprobe

A. DIE RELIGION IM LEBEN DER STÄMME


I. Die Götter und ihre Riten


1. Die Hauptgötter


Die Germanen weichen von diesen Gewohnheiten sehr ab; denn weder haben sie Druiden, die die religiösen Angelegenheiten leiten, noch befleißigen sie sich der Opfer. Zu den Göttern rechnen sie bloß die, die sie sehen und deren Hilfe sie offenbar erfahren: die Sonne, das Feuer und den Mond; die andern kennen sie nicht einmal vom Hörensagen. Caesar, B. G. VI, 21.

„Die Germanen weichen von diesen Gewohnheiten", nämlich der Gallier, „sehr ab"! J. Caesar bemühte sich hier, einen möglichst großen kulturellen Unterschied zwischen Galliern und Germanen zu postulieren. Er versuchte nämlich, sich so als Überwinder aller Gallier darzustellen,- die nicht von ihm Besiegten definiert er einfach zu einer anderen Völkerschaft um. Noch Tacitus widerspricht ihm, wie wir sogleich sehen werden, vollständig.

Von den Göttern genießt Merkur die höchste Verehrung: ihm an bestimmten Tagen sogar Menschenopfer zu bringen, halten sie für recht. Den Mars und Herkules stimmen sie durch Opferung zulässiger Tiere günstig. Ein Teil der Sueben opfert auch der Isis. Tac.G.9.

Merkur ist sehr wahrscheinlich die römische Interpratation von Wodan. Tacitus berichtet, entgegen Caesars Darstellung, durchaus von personalen Göttern, die über Sonne, Mond und Feuer hinaus gehen. Da er für Römer schreibt, vergleicht er diese mit den den Römern bekannten. Auch berichtet er, wieder entgegen Caesar, ausdrücklich von Opfern. Menschenopfer galten den Römern als Kennzeichen von Barbarentum.

Wenn Seuchen und Hungersnot drohen, wird dem Götzen Thor geopfert, wenn Krieg, dem Wodan, wenn Hochzeiten zu feiern sind, Fricco. Ad. D. B. IV, 27.

So berichtet der Bischof Adam von Bremen über die Opferbräuche der Schweden in Upsala.

So schicken denn die Tenkterer, ein durch den Rhein davon getrennter Stamm, Gesandte und heißen sie ihre Aufträge in der Versammlung der Agrippinenser eröffnen. Diese brachte der unbändigste von den Gesandten folgendermaßen vor: „Dass ihr zurückgekehrt seid zu dem großen Ganzen und Namen Germanien, dafür danken wir den gemeinsamen Göttern und dem obersten der Götter, Mars."

Tac. Ann. IV, 64.

Die Trenkterer waren durch den Rhein von der Stadt Köln getrennt. Auch der Mars wird häufig als römische Übertragung für Wotan verwendet.

Den ersten Kriegsgefangenen opfern sie für Ares, den sie für den größten Gott halten. Proc. G. ll, 15, 24.

Procop berichtet von den Kriegsopfern der Goten. Mit Ares kann durchaus der Stammesgott Guodan (Wotan) gemeint sein.

Wodan aber, den sie mit Beifügung eines Buchstabens Guodan nannten, ist der nämliche Gott, der bei den Römern Merkurius heißt und von allen Völkerschaften Germaniens als Gott verehrt wird. Paul. D. /, 9

Das wiederspricht der obigen Interpretation des Ares/Mars nicht, Odin erfüllt ja die Funktion des Kriegsgottes wie auch die des Wanderers zwischen den Welten.

Unter Führung des Merkurius überschritten wir die Meere und suchten dein Reich auf… Den Merkurius verehren wir besonders, den wir in unserer Sprache Wodan nennen. Ihm weihten unsere Vorfahren den vierten Wochentag, der bis heute noch seinen Namen, Wodenes dai, erhalten hat. Geoffr. o. M. Vl, 10.

So sprach Hengist zu Vortigern. Der Mittwoch heißt im Englischen heute noch „Wensday", von „Wotans Tag".

Über Opfer an Merkurius und Jupiter. Ind. 8.

Merkurius darf man als Wodan und Jupiter als Donar auffassen. Noch die hochmittelalterliche kirchliche Verbotsliste geht auf die Verehrung der Götter durch Opfer ein.

Ec forsacho (ich sage ab) allum dioboles (Teufeln) werctim and wordum, Thunaer (Donar) ende Woden ende Saxnote ende allum them unholdum the hira genotas (die ihre Genossen) sint. Sächis. Taufgolöbnis.

Die Sachsen ehrten neben dem „Thunaer" Thor und dem Woden/Odin den Saxnot, den viele mit Tyr gleichsetzen.

Der Bischof sagte: „An wen glaubst du?" Finn antwortete: „An Thor und Odin, wie die andern Nordmänner." Flat. I, 389 (Ol Tr. S. c. 277).

Dort waren in jener Zeit große Opfer, und Freyr war am meisten verehrt worden. Flat. I, 337. (Ol Tr. S. c. 313).

Die Schweden verehrten den Freyr am meisten. Es gab also such unter den Stämmen der Nordmänner Unterschiede in der religiösen Präferenz.

Der vornehmste und älteste der Asen ist Odin. Er herrscht über alle Dinge, und so wie die andern Götter mächtig sind, dienen sie alle ihm wie die Kinder ihrem Vater. Sn. Edda, G. 20 (Th. 20, 69).

Und das ist mein Glaube, dass dieser Odin und seine Brüder die Regierer von Himmel und Erde sind. Wir glauben, dass er so heiße. So heißt der, den wir als den Größten und Vornehmsten kennen. Sn. Edda G. 6 (Th. 20, 54).

Snorri stellt Odin als obersten Gott der Altskandinavier dar. Seine Brüder sind Hönir und Lodur, die Söhne Bors und Bestlas.

Da fragte Gangleri: Welches sind die Asen, an welche die Menschen glauben sollen? Har antwortete: Es gibt zwölf göttliche Asen. Da sprach Jafnhar: Die Asinnen sind nicht minder heilig und ihre Macht nicht geringer.… Sn. E. G. 20

In der Gylfaginning 20–32 zählt Snorri diejenigen Asen, die wir Menschen ehren sollen, vollständig auf. Das sind Odin und Frigg, Thor und Sif, Baldur und Nanna, Niörd und Skadi, Freyr und Freya, Tyr, Bragi und Idun, Heimdall, Hödur, Widar, Wali und Ullr. Das heißt nicht, das nicht auch andere, wie z.B. Saga und Forseti, Verehrung genossen, doch diese stellt zumindest Snorri als verbindlich vor. Im Grunde sind das diejenigen, die laut der Grimnirsmál in Asgard wohnen:

Da sprach Thridi: Odin ist der vornehmste und älteste der Asen. Er waltet aller Dinge, und obwohl auch andere Götter Macht haben, so dienen ihm doch alle wie Kinder ihrem Vater. Seine Frau ist Frigg. Sie weiß aller Menschen Geschick, obgleich sie es keinem vorhersagt.… Odin heißt Allvater, weil er aller Götter Vater ist, und Walvater, weil alle seine Wunschsöhne sind, die auf dem Walplatz fallen. Sie werden in Walhall und Wingolf aufgenommen und heißen daher Einherier. Odin heißt auch Hangagott oder Haptagott, Farmagott und nannte sich noch mit vielen Namen, als er zu König Geirröd kam:

Ich heiße Grimur und Gangleri,Verhüllter, Gehmüder,
Herian, Hialmberi,Heerführer, Helmträger,
Theck, Thridi, Thud,Beliebter, Dritter, Mächtiger,
Udr,Anschwellender,
Helblindi und Har.Blinder der Hel und Hoher,
Sadr, SvipalWahrer, Veränderlicher,
und Sanngetal,und Wahrheitsratender,
Herteit und Hnikar,Heerfroher und Aufhetzer,
Bileig und Baleig,Raschauge, Flammenauge,
Bölwerk, Fiölnir,Böswerker, Vielwisser,
Grimnir, Glapsvid, FiölswidMaskenträger, Verführer,
Sidhött, Sidskegg,Großhut, Großbart,
Sigvatir, Hnikd,Siegvater, Stoßer,
Allvatir, Atrid,Allvater, Angreifer zu Roß,
Farmatyr,Lastengott,
Oski, Omi,Wunscherfüller, Lärmer,
Jafnhar,Ebenhoher,
Biflindi,Mit dem bemalten Schild,
Göndlir, Harbard.Zauberer, Graubart,
  
Svidur, Svidrir,Speerschwinger,...
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