Die Geschichte des Bauernsohnes Þorsteinn, der aufgrund seiner außerordentlichen Größe den Beinamen bæjarmagn - ?Kraft des Hofes? - trägt, beginnt im Norwegen des ausgehenden 10. Jahrhunderts. Als Gefolgsmann des Königs Óláfr Tryggvason begibt sich Þorsteinn auf diverse Fahrten, auf denen er phantastische Abenteuer erlebt: Er bereist die Unterwelt, sichert sich die Dankbarkeit eines Zwergenvaters und findet in einer von Riesen bewohnten Anderswelt nicht nur neue Freunde, sondern lernt dort auch seine zukünftige Frau kennen. Seinen Erfolg hat er dabei neben seiner Stärke und seinem Mut verschiedenen magischen Gegenständen zu verdanken. Bisherige Untersuchungen der Saga af Þorsteini bæjarmagni betrachteten den Text hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Intertextualität, da er aus einem großen Inventar an Motiven und Personen schöpft, die aus anderen Quellen - der altnordischen Mythologie im Allgemeinen, weiteren Vorzeitsagas sowie den Gesta Danorum des Saxo Grammaticus - bekannt sind. Die vorliegende Arbeit hat es sich hingegen zum Ziel gesetzt, die Saga als eigenständiges literarisches Werk zu betrachten und zugleich die offensichtlichen Anknüpfungspunkte und Anleihen zu berücksichtigen. Darüber hinaus bietet sie eine mit ausführlichen Anmerkungen versehene Übersetzung, die den Text einem deutschsprachigen Publikum zugänglich machen soll. Das Hauptaugenmerk des umfangreichen Kommentarteils liegt auf den in die Saga eingewobenen Motiven, die von gängigen Topoi - wie etwa dem des dankbaren Zwerges - über Referenzen auf den Gott Þórr bis hin zur Anspielung auf einen stark verdunkelten Mythos, der bis ins Gemeingermanische verweist, reichen.
Andrea Tietz studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Nordische Philologie, Finnougristik/Uralistik und Germanistische Mediävistik. Nach einem Auslandssemester am Háskóli Íslands (University of Iceland) schloss sie ihr Studium zum Wintersemester 2010/11 ab. Zurzeit ist sie als Korrektorin bei einer lokalen Tageszeitung tätig.
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