Die Therapie des Prostatakarzinoms: Die Zukunft hat begonnen
Verlag | W. Zuckschwerdt Verlag |
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Erscheinungsjahr | 2004 |
Seitenanzahl | 131 Seiten |
ISBN | 9783886038466 |
Format | |
Kopierschutz | DRM |
Geräte | PC/MAC/eReader/Tablet |
Preis | 24,99 EUR |
Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes. Mehr als 18% der jährlich diagnostizierten Krebsneuerkrankungen sind Prostatakarzinome. Das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu.W ährend nur einer von 10 000 Männern unter 40 Jahren an einem Prostatakarzinom erkrankt, steigt dieses Risiko auf einen von sieben für die Altersgruppe von 60-70 Jahren. 50% der erkrankten Männer sind jünger als 70 Jahre.
Etwa 10% aller Krebstodesfälle werden durch das Prostatakarzinom verursacht. Das mittlere Sterbealter ist 70 Jahre. Patienten mit organbegrenztem Prostatakarzinom können durch die radikale Prostatektomie oder Bestrahlung in einem hohen Prozentsatz geheilt werden.
Patienten mit Tumorrezidiv oder jene mit primär fortgeschrittenem Tumor können mit unserem derzeitigen therapeutischen Armamentarium nicht geheilt werden.
Vor mehr als 60 Jahren berichteten Huggins und Hodges in einer Ausgabe des Cancer Research über die Veränderungen der alkalischen und sauren Phosphatase bei acht Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom nach Kastration, Injektion von Östrogenen und Androgenen. Den positiven klinischen Effekt der Kastration von 15 bis 21 Patienten stellen sie in einer späteren Publikation dar. Diese systematischen Untersuchungen erbrachten den Beweis, dass das Prostatakarzinom in seinem Wachstum hormonabhängig ist, die Ausschaltung oder Unterdrückung der Testosteronproduktion zur Tumorremission und zur Verminderung der metastasenbedingten Schmerzen führt. Die Hormontherapie ist unbestritten der Eckpfeiler der Therapie des Prostatakarzinoms. Der Zeitpunkt, die Dauer der Therapie und die Kombination mit anderen therapeutischen Maßnahmen waren Ziele der klinischen Forschung in den letzten Jahren.
Die Fortschritte, die durch die Manipulation der Hypophysen-Gonaden Achse, die Unterdrückung der Nebennierenandrogene und die Hemmung der Testosteronwirkung an der Prostatakarzinomzelle erzielt wurden, sind jedoch nur marginal im Vergleich zum Effekt der Kastration oder der Östrogentherapie. Eine große Zahl von Zytostatika wurde in Phase II-Studien an Patienten mit hormonrefraktären Prostatakarzinomen untersucht und als ineffektiv beurteilt.
Die Einbeziehung von PSA als Surrogatmarker, Schmerzminderung und Verbesserung der Lebensqualität führten jedoch zu einer Veränderung dieser Beurteilung.Die systemische Chemotherapie hat sich schon jetzt durch die Kombination von Mitoxantron und Prednison einen Platz in der palliativen Therapie gesichert. Derzeit versucht man, eine Verlängerung der Überlebenszeit bei Patienten mit hormonrefraktären Prostatakarzinomen durch Polychemotherapie zu erzielen. Für die Taxane in Kombination mit anderen Zytostatika wurden diesbezüglich bereits viel versprechende Ergebnisse publiziert.
Ein besseres Verständnis der Krebsentwicklung und des komplexen Netzwerkes von wachstumsfördernden Faktoren ermöglichte die Entwicklung und den klinischen Einsatz von »smart drugs«. Die alleinige Verabreichung von »smart drugs« kann zu Krankheitsstabilisierung aber nicht zu nennenswerter Tumorremission führen, daher werden derzeit die Kombination mit Zytostatika in Phase II-Studien geprüft. Eine tumorgerichtete zytoreduktive Therapie, die unabhängig vom androgenen Milieu wirksam ist, wird mit dem Einsatz von Vakzinen sowie mit der Gen- und Immuntherapie verfolgt. Die oben angesprochenen neuen medikamentösen Therapieansätze werden beim hormonrefraktären Prostatakarzinom in Phase II- und III-Studien überprüft. Die Tumorlast bei diesen Patienten ist erheblich. Weichteilmetastasen sind selten und der lokale Tumor kann hinsichtlich Tumorremission nicht ausreichend beurteilt werden. PSA wird als Surrogatmarker für das Ansprechen der Therapie und das Überleben eingesetzt. Ein Abfall von mehr als 50% über mehr als 28 Tage ist mit einer Lebensverlängerung assoziiert. Es muss jedoch festgehalten werden, dass etwa ein Viertel der Patienten eine Tumorprogression ohne PSA-Anstieg zeigt. Ebenso kann es zu einer Reduktion des PSA ohne nachweisbare Verkleinerung der Tumormasse kommen. Da man bei der Evaluierung von neuen medikamentösen Therapien den Endpunkt Überleben jedoch nicht abwarten kann, wird die Veränderung des Serum-PSA als Surrogatmarker akzeptiert. Man ist sich jedoch bewusst, dass vor einem breiten klinischen Einsatz von neuen Medikamenten oder Therapiestrategien die Lebensverlängerung oder ein signifikanter palliativer Effekt nachgewiesen werden müssen.