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Die Umsetzung des Gemeinsamen / Integrativen Unterrichts an Thüringer Grundschulen

AutorAndrea Heidelberger
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl52 Seiten
ISBN9783958206588
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Im Zuge der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahre 2009 wird verstärkt daran gearbeitet, eine Integration bzw. Inklusion bestmöglich umzusetzen. Inbegriffen ist dabei natürlich auch die Umsetzung des Gemeinsamen Unterrichtes, welcher schon in vielen Regionen des Landes Einzug gehalten hat. In der vorliegenden Arbeit wird der Umsetzung des Gemeinsamen/Integrativen Unterrichtes an ausgewählten Thüringer Grundschulen auf den Grund gegangen. Beleuchtet wird dabei, inwiefern das Konzept des Gemeinsamen Unterrichtes schon umgesetzt ist und welche Möglichkeiten es noch gibt, daran zu arbeiten.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.5, Bedingungen zum Gelingen des Gemeinsamen Unterrichtes: Als Gemeinsamer Unterricht wird das Zusammenlernen einer heterogenen Gruppe von Kindern verstanden. Das Grundgerüst des GU ist also die Vielfalt der Individuen. Wocken beschreibt die Konstellation der inklusiven Schule auch als 'Haus der Vielfalt', welche die Dimensionen Vielfalt der Kinder, Vielfalt des Unterrichts und Vielfalt der Pädagogen beinhaltet. Aus diesem Kontext heraus lässt sich schon eine erste Bedingung für den GU erschließen. Da im GU sehr viele verschiedene Kinder gemeinsam lernen, ist es von großer Bedeutsamkeit, ein vielfältiges Pädagogensystem zu stellen. Jeder Pädagoge sollte sich auf die verschiedensten Individuen einstellen und auf diese eingehen können. Dies erfordert natürlich auch eine weit gefächerte Sicht auf die Dinge, sowie die Betrachtung verschiedenster Situationen aus anderen Blickwinkeln. Diese Betrachtung setzt natürlich auch ein gutes pädagogisches Wissen, sowie Professionalität voraus. Ein Lehrer, der wenig von verzögerten Entwicklungen, Lerndefiziten oder Verhaltensschwierigkeiten weiß, beziehungsweise auch nicht auf verschiedenste Eigenschaften von Kindern eingehen kann, wird im GU keine großen Chancen haben. Wocken beschreibt eine Anpassung des inklusiven Hauses an eine Vielfalt der Kinder. ' [...] das gesamte pädagogische Haus, das diese unterschiedlichen Kinder bewohnen, dieser Kindervielfalt angepasst werden muss.' Dies ist ein sehr wichtiger Punkt zum Gelingen eines GU. Nicht die Kinder müssen sich einem vom Lehrer vorgegebenen Unterricht anpassen, sondern der Lehrer soll sich auf die verschiedensten Eigenschaften der Individuen einstellen können. Dies kann er nur mit der dritten Dimension nach Wocken, dem vielfältigen Unterricht. In einer Klasse, in der sehr unterschiedliche Kinder lernen, ist es unabdingbar eine Differenzierung zu schaffen. Ein vielgestaltiger Unterricht gibt jedem Kind die Möglichkeit, den individuellen Lern- und Leistungsstand zu fördern, eigene Interessen zu entwickeln und in einem für sich angemessenem Tempo zu arbeiten. Diese Differenzierung soll die Motivation anregen und Enttäuschungen sowie Machtkämpfe vermeiden. 'Kinder, die verschieden sind, können und müssen auch nicht die gleichen Ziele erreichen. Ein inklusiver Unterricht verlangt von allen Kindern genau das, was sie leisten können.' Um einen zieldifferenzierten Unterricht durchführen zu können, ist es notwendig, dass unterschiedliche Leistungsniveaus in einer Schule akzeptiert werden. Ein System welches nur auf Leistung aus ist, wird dem GU nicht gerecht. Neben dem zieldifferenzierten Lernen ist es außerdem unabdingbar einen Interesse geleiteten Unterricht zu gestalten. Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, etwas für sich selbst zu lernen und herauszufinden. Durch eine Pädagogik der Vielfalt und der Frage danach, was jedes Kind kann, was die Bedürfnisse und Fähigkeiten sind, lernt jedes Kind, wie es eigene Schwächen akzeptieren, und Stärken ausbauen kann. Durch den Aspekt der Differenzierung entsteht schon innerhalb der Klassen eine große Akzeptanz. Vorteilhaft ist im GU auch, dass Kinder voneinander lernen und soziale Fähigkeiten somit automatisch weiterentwickelt werden. Eine Ablehnung unterhalb der Kinder ist in integrativen Klassen weniger zu verzeichnen als in homogenen Gruppen. Vom Aspekt der Differenzierung ausgehend, erschließt sich gleichzeitig die Notwendigkeit der vorhandenen Ressourcen innerhalb des Schulhauses. Individualität erfordert logischerweise auch eine Vielfalt an Materialien, um jedem Kind individuelle Aufgabenstellungen und Lernmöglichkeiten zu bieten. Wünschenswert ist auch eine Ausstattung des Schulhauses mit PCs, damit Kinder selbst forschen können. Klassenräume sollten nicht nur Lernraum, sondern vielmehr auch Lebensraum sein in dem sich jedes Kind frei entfalten und bewegen kann. Pädagogische Ideen von Montessori oder auch Freinet, fordern einen Raum mit Funktionsecken oder verschiedenen Ateliers. Diese Ideen sind mittlerweile Bestandteil eines offenen Unterrichtes. Wocken beschreibt, dass ein inklusiver Unterricht in einer Lernlandschaft stattfindet, in der verschiedene Lernorte, individuelle Arbeitsplätze, sowie Ruhezonen und Gemeinschaftsstationen bestehen. Um das System des GU bestmöglich gelingen zu lassen, wird von den Schulen Teamarbeit gefordert. Es ist vorgesehen, dass in einer Klasse mindestens zwei Lehrer ein so genanntes Pädagogenteam bilden. Von diesem Team profitieren Schüler wie auch Lehrer gleichermaßen. Eine gegenseitige Unterstützung spielt hierbei eine große Rolle. Außerdem entsteht durch ein Zwei- Pädagogen- Team eine Ideenvielfalt. Der Lehrer steht nicht mehr allein mit allen Angelegenheiten der Klasse da, sondern kann mit einem weiteren Lehrer kooperieren. Durch das Vorhandensein von zwei Pädagogen, kann außerdem besser auf die Individualität der Kinder eingegangen, sowie differenzierte Aufgaben besser geplant werden. Hierdurch werden Pädagogen entlastet und können den Unterricht entspannter führen. Da bei vielen Pädagogen die vorher noch keine Kinder mit Förderbedarf unterrichteten, das integrative Grundlagenwissen noch nicht ausreichend ist, wäre es von Vorteil, ein Team gemeinsam mit Sonderpädagogischen Fachkräften für eine bessere Kooperation zu bilden. Außerdem sollten an den Schulen Fortbildungen zum Thema Integration/Inklusion angeboten werden. Auch die Klassengröße spielt beim Thema GU eine wichtige Rolle. Es wird empfohlen, in der Grundschule eine Klassengröße von 22 Kindern nicht zu überschreiten. Diese Größe lässt kooperatives Lernen und differenziertes Arbeiten gerade noch zu. Bei einer Überschreitung dieser Klassenstärke besteht die Gefahr, dass Pädagogen den Überblick verlieren und eben der Blick für Individualität verloren geht. Eine für jeden Schüler abgestimmte Differenzierung ist dann nicht mehr möglich, da Lehrer einfach überfordert werden. Weiterhin ist zu beachten, dass Teamarbeit, sowie eine enge Zusammenarbeit mit Eltern, Schulleitung und anderen Lehrern unabdingbar ist. Ein letzter, nicht zu unterschätzender Punkt, ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. Viele Eltern äußern Bedenken dahingehend, dass entweder ihr beeinträchtigtes Kind im GU nicht ausreichend gefördert wird oder ihr Kind ohne Behinderung, durch das spezielle Eingehen auf Integrationskinder, nicht ausreichend lernt und auf der Strecke bleibt. Viele Eltern werden in Bezug auf den GU nicht genug informiert und bleiben im Ungewissen, was genau mit ihrem Kind geschieht. Wichtig ist deshalb eine umfassende Aufklärung der Eltern, das Suchen von Gesprächen, um im Kontakt zu bleiben, sowie auch die Überzeugungsarbeit, dass der GU eine geeignete Methode sein kann. Auch die Zusammenarbeit mit Ämtern sollte für Eltern zugänglicher sein. Wenn all diese Aspekte berücksichtigt und umgesetzt werden, kann ein guter integrativer/inklusiver Unterricht mit individuellen Erfolgserlebnissen gelingen. Eine umfassende Beratung und Zusammenarbeit mit den Eltern hat dabei oberste Priorität. 2.6, Zusammenfassung: In den letzten Jahren hat sich in Hinblick auf Integration/Inklusion in Deutschland schon sehr viel getan. Die gesetzlichen Grundlagen wurden größtenteils an die UN-BRK angepasst und es werden sich sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie der Gemeinsame Unterricht umgesetzt werden kann. Das einige Modelle erst einmal ausprobiert werden müssen, liegt nahe. Dennoch hat das Bundesland Thüringen in seiner integrativen Entwicklung noch Aufholbedarf. Verschiedenste Diskussionen rund um das Thema Abschaffung oder Bestand der Förderschulen, die auf keinen gemeinsamen Nenner treffen, hindern das Vorankommen des Landes. Debatten findet man jedoch nicht nur auf Grund der Schließung von Förderzentren. So wird in vielerlei Hinsicht, beispielsweise auch um den Einsatz der Lehrkräfte und natürlich auch um Finanzielle Aspekte diskutiert, ohne dass eine Einigung gefunden wird. Somit entsteht die Vermutung, dass das Land Thüringen den GU noch nicht auf ganzer Linie umsetzt. Dass einer Sonderpädagogischen Kraft, an einer Grundschule, lediglich ein paar Stunden zugeteilt werden, ist meiner Ansicht nach nicht gerade ausreichend, wenn man bedenkt, dass zu einem guten GU ein Zwei- Pädagogen- System, vorzugsweise mit einem Sonderpädagogen, gehört. Es entsteht der Verdacht, dass dieser wichtige Aspekt zum Gelingen eines guten Unterrichtes, auf diese Weise nicht vollständig erfüllt werden kann und auf der Strecke bleibt. Allgemein ist festzuhalten, dass das Konstrukt des GU eine gute Möglichkeit auf dem Weg zur Integration/Inklusion ist. Wenn die Bedingungen erfüllt sind, die der GU braucht, besteht eine Chancengleichheit für alle Kinder. Nicht nur Kinder mit Behinderung bekommen die Chance auf eine Integration, sondern der GU kommt allen Kindern zu Gute. Die Gefahr der Ausgrenzung wäre somit ausgeschlossen und niemand würde wegen seiner Behinderung benachteiligt werden, so wie es das Grundgesetz verlangt. Außerdem bietet der GU die Möglichkeit, sich individuell zu entfalten, sowie eine verbesserte Sozialkompetenz zu entwickeln. Wünschenswert wäre, dass der Gemeinsame Unterricht an allen Schulen, das heißt auch, in allen Schulformen umgesetzt werden würde. Somit gäbe es einen reibungslosen Übergang beispielsweise von der Grund- zur Realschule.
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