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Die vollständige Edda des Snorri Sturluson

Die Götter der Germanen - Band 77 Prolog, Gylfaginning, Skaldskaparmal, Thulur, Hattatal und Skaldatal

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl512 Seiten
ISBN9783738680935
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe 'Die Götter der Germanen' stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei wird zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Baneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeit der Menschen in ihr zu beschreiben Das Buch Die um ca. 1220 n.Chr. von Snorri Sturluson verfaßte "Edda" ist das grundlegende Werk über die germanische Mythologie. Es erscheint in diesem Band das erste mal vollständig übersetzt: 1. Prolog - Snorris Erläuterungen zu der damaligen christlichen Interpretation der religiösen Vorstellungen der "Heiden" sowie die Erläuterung seines Vorgehens beim Verfassen seines Buches; 2. Gylfaginning: Übersicht über die Mythen der Germanen; 3. Skaldskaparmal: Übersicht über die poetischen Umschreibungen ("Meeres-Ross" für Schiff u.ä.); 4. Thulur: Listen der verschiedenen Namen für Götter, Waffen, Tiere u.ä.; 5. Hattatal: ausführliche Erläuterung von 100 verschiedenen Strophenformen; 6. Skaldatal: Liste der damals wichtigen Skalden.

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 40 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner neueren Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

I Prolog zur Edda1


I 1. Die Entfaltung des Flusses des Geistes Gottes2


Am Anfang erschuf der allmächtige Gott Himmel und Erde und alle Dinge in ihnen; und zuletzt zwei Menschen: Adam und Eva, von denen alle Völker abstammen. Und ihre Nachkommen vermehrten sich und verteilten sich über die ganze Erde.3

Als aber die Zeit verging, wurden die Völker unterschiedlich in ihre Art: einige waren gut und rechtgläubig; viele aber strebten nach den Lüsten der Welt und wichen von Gottes Geboten ab. Deshalb ertränkte Gott die Welt und alle Lebewesen in einer riesigen Flut des Meeres außer Noah in seiner Arche. In Noahs Flut überlebten acht Menschen, die anschließend die Erde wieder bevölkerten und alle Völker stammen von ihnen ab.4

Und es geschah wieder wie zuvor: Als die Erde voller Menschen und von vielen bewohnt war, begannen die meisten der Menschen wieder Gier, Reichtum und weltlichen Ruhm zu lieben, aber die Verehrung Gottes zu vernachlässigen. Nun wurde es wieder so schlimm, daß sie nicht einmal mehr über Gott sprachen – und wer könnte dann noch seinen Söhnen von den Wundern Gottes berichten?

So geschah es, daß sie Gottes Namen vergaßen und in der gesamten Welt gab es nicht mehr einen einzigen Menschen, der noch in irgendeiner Sache die Spur seines Schöpfers hätte erkennen können. Gott gab ihnen dennoch die Geschenke der Erde: Reichtum und Glück und die Welt zu ihrem Vergnügen. Er vermehrte ihre Weisheit, sodaß sie alle irdischen Dinge verstehen konnten und auch jede Bewegung von allem, was sie auch immer in der Luft und auf der Erde erblicken mochten.

Über ein Ding wunderten sie sich und dachten darüber nach: Was mochte es wohl bedeuten, daß sich die Erde und die Tiere und die Vögel in mancher Hinsicht glichen, aber sich trotzdem in ihrer Lebensweise unterschieden. Darin glich sich ihr Wesen: Wenn man auf den hohen Berggipfeln grub, findet man schnell Wasser und man muß dafür nicht länger graben als in den tiefen Tälern. So ist es auch mit den Tieren und den Vögeln: Es ist gleichweit für das Blut in den Kopf und in die Füße. Eine weitere Eigenschaft der Erde ist es, daß in jedem Jahr Gras und Blumen auf der Erde wachsen und in demselben Jahr alles Gewachsene wieder vergeht und verwelkt. Mit den Tieren und Vögeln ist es ebenso: Haare und Federn wachsen jedes Jahr und fallen wieder aus. Dies ist das dritte Merkmal des Wesens der Erde: Wenn man sie öffnet und aufgräbt, wächst das Gras sofort wieder auf dem Boden, der als oberstes auf der Erde liegt.5

Die Felsen und Steine verglichen sie den Zähnen und den Knochen der Lebewesen.6 So erkannten sie, daß die Erde lebendig war und auf ihre Weise Leben hatte, und sie begriffen, daß sie unglaublich alt an Jahren und mächtig in ihrer Art sein mußte: Sie ernährte alles, das lebt, und sie nahm alles zu sich, das stirbt. Daher gaben sie ihr einen Namen und führten ihre vielen Generationen auf sie zurück.

Außerdem erkannten sie dasselbe von ihren alten Verwandten: Viele Hundert Jahre wurden gezählt, in der die Erde dieselbe gewesen ist und auch die Sonne und die Sterne am Himmel; aber ihre Bahnen waren verschieden – einige hatten längere und andere kürzere Wege.

Aus Dingen wie diesen entstand der Gedanke, daß es einen Lenker der Sterne geben könnte: jemanden, der ihre Bahnen nach seinem Willen fügte – und daß dieser sehr stark und voller Macht sein mußte. Auch dies hielten sie für wahr: Wenn er die Dinge der Schöpfung lenkte, dann mußte er bereits vor den Sternen da gewesen sein; und wenn er die Bahnen der Himmelskörper bestimmte, mußte er auch das Leuchten der Sonne beherrschen und den Tau der Luft und die Früchte der Erde und alles, was auf ihr wächst; und auf dieselbe Weise die Winde der Luft und die Stürme des Meeres.

Sie wußten jedoch noch nicht, wo sein Königreich war, aber dies glaubten sie: daß er alle Dinge auf der Erde und im Himmel beherrschte, auch die großen Sterne im Himmel und die Winde des Meeres. Nicht nur, um über all dies richtig sprechen zu können, sondern auch, um es in ihrer Erinnerung festigen zu können, gaben sie allen Dingen aus ihrem eigenen Geist heraus Namen. Dieser Glaube, dem sie anhingen, hat sich in vieler Weise verändert, als die Völker sich voneinander entfernten und ihre Sprachen unterschiedlich wurden.

Aber sie erkannten all diese Dinge nur mit der Weisheit der Erde, denn das Verstehen des Geistes war nicht in ihnen. Dies war es, was sie erkannten: daß alle Dinge aus einer Essenz heraus erschaffen worden waren.

I 2. Die drei Teile der Welt


Die Welt wurde in drei Teile gegliedert: vom Süden her und sich nach Westen ausdehnend und an das Mittelmeer stoßend – dieser ganze Teil wurde Afrika genannt, dessen südlicher Teil so heiß ist, sodaß er von der Sonne vertrocknet wird.7

Der zweite Teil, der sich von Westen nach Norden erstreckt und an den Ozean grenzt, wird Europa oder Enea genannt; sein nördlicher Teil ist so kalt, daß kein Gras auf ihm wächst und kein Mensch dort wohnt.8

Vom Norden hinab wird der östliche Teil bis ganz hinab in den Süden Asien genannt. In diesem Bereich der Welt ist alles von Schönheit und Stolz erfüllt und von den Früchten des Wachstums der Erde: Gold und Edelsteine. Dort ist auch die Mitte der Erde; und so wie auch das Land in jeder Hinsicht lieblicher und besser ist als an anderen Orten, so sind auch die Söhne der Menschen dort reicher mit allen guten Dingen gesegnet: mit Weisheit und Stärke des Leibes und allen Arten des Wissens.9

I 3. Die Männer von Troja


In der Nähe der Mitte der Erde wurde die beste aller Heimatstädte und Schutzorte errichtet, die Troja genannt wurde, das wir heute Türkenland nennen.10 Dieser Ort war in einer sehr viel prachtvolleren Weise erbaut worden als alle anderen und in vielerlei Hinsicht mit mehr handwerklichem Geschick errichtet worden – sowohl was den Luxus als auch den Reichtum betrifft, der dort in Überfülle vorhanden war.

Dort gab es zwölf Königtümer und einen Hochkönig und zu jedem Königreich gehörten viele Länder; in der Festung waren zwölf Anführer. Diese Anführer standen in jedem Aspekt der Mannhaftigkeit weit über allen anderen Männern, die jemals in der Welt gewesen sind.

Einer der Könige unter ihnen wurde Munon oder Mennon11 genannt; er war mit der Tochter des Hochkönigs Priam12 verheiratet – mit der, die Troan13 genannt wurde. Sie hatten ein Kind mit dem Namen Tror, den wir Thor nennen.

Er wurde in Thrakien14 von einem gewissen Kriegsfürsten mit dem Namen Loricus15 aufgezogen. Als er jedoch zehn Winter alt war, nahm er die Waffen seines Vaters an sich.

Er war so schön anzusehen, wenn er inmitten anderer Männer war, wie Elfenbein, das in Eichenholz eingelegt worden ist, und sein Haar war strahlender als Gold.16

Als er zwölf Winter alt war, hatte er das volle Maß seiner Kraft erreicht; da konnte er ohne Mühe zehn Bärenfelle17 auf einmal von der Erde aufheben.

Und er erschlug den Fürsten Loricus, seinen eigenen Pflegevater, und zusammen mit ihm seine Pflegemutter Lora oder Glora18 und machte Thrakien, das wir Thrudheim19 nennen, zu seinem eigenen Reich.20

Danach zog Thor fern und weit durch die Lande und suchte jeden Ort auf der Erde auf und überwand ganz alleine alle Berserker und Riesen und einen Drachen, den größten aller Drachen, sowie viele Ungeheuer.21

In der Nordhälfte seines Reiches fand er die Prophetin, die Sibil genannt wird und die wir Sif nennen, und heiratete sie.

Über den Stammbaum der Sif kann ich nichts berichten; sie war die schönste aller Frauen und ihr Haar war wie Gold.22

Ihr Sohn war Loridi, der seinem Vater glich23; dessen Sohn war Einridi24, dessen Sohn Vingethor25, dessen Sohn Vingener26, dessen Sohn Moda27, dessen Sohn Magi28, dessen Sohn Seskef, dessen Sohn Bedvig, dessen Sohn Athra (den wir Annar nennen)29, dessen Sohn Itermann, dessen Sohn Heremod, dessen Sohn Skjaldun (den wir Skjöld nennen)30, dessen Sohn Bjaf (den wir Bjarr nennen), dessen Sohn Jat, dessen Sohn Gudolfr, dessen Sohn Finn, dessen Sohn Friallaf (den wir Fridleifr nennen), dessen Sohn war der, der Voden genannt wird, den wir Odin nennen31: Er war ein Mann, der weit bekannt war für seine Weisheit und alle seine Vollkommenheiten. Seine Frau war Frigida, die wir Frigg nennen.

I 4. Odins Reise nach Norden in seine Heimat


Odin hatte das Zweite Gesicht und ebenso seine Frau32 und durch ihr Vorherwissen wußte er, daß sein Name in den nördlichen Teilen der Welt bekannt werden würde und berühmter als der Ruhm eines jeden anderen Königs werden sollte. Daher bereitete er sich auf seine Reise aus dem Türkenland...

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