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'Die Vorüberlaufenden' und 'Die Abweisung'. Interpretation von zwei Texten aus Franz Kafkas 'Betrachtung'

AutorGerd Berner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl46 Seiten
ISBN9783956875489
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: 'Die Vorüberlaufenden' und 'Die Abweisung' stammen aus Kafkas Band 'Betrachtung'. Betrachten bedeutet in den 18 kurzen Prosatexten der ersten Buchveröffentlichung des jungen Kafkas ein Anschauen und zugleich ein Nachdenken über das Geschaute. Alle betrachtenden und danach das Gesehene reflektierenden Protagonisten sind in der 'Betrachtung' exzentrische, weltfremde Junggesellen. Die jeweilige Sprecher-Instanz, die sich 'ich', 'wir' oder ' man' nennt, ist fast immer ein einsames, unglückliches, verunsichertes Wesen, das sich über seine eigene Identität und sein Verhältnis zur Außenwelt noch nicht ganz klar ist. Trotz der formalen Heterogenität der 'Betrachtungs'-Texte (rein narrative, nur reflektierende und Prosastücke, in denen bei minimaler Narration der kontemplative, nachdenkliche Grundgestus überwiegt) lässt sich eine inhaltliche Homogenität feststellen: Die Gleichartigkeit besteht einerseits in dem spannungsvollen Verhältnis des jeweiligen Protagonisten zur Wirklichkeit und zu seinem sozialen Umfeld, andererseits lassen alle Betrachterfiguren eine deutliche Sehnsucht nach Integration in diese Gemeinschaft erkennen. 'Die Vorüberlaufenden' und 'Die Abweisung' sind keine erzählenden Texte. Da sie nach R. Zymner lediglich aus einer 'monologischen Gedankenrede' bestehen, habe ich beide Prosastücke als 'Denkbilder' (Zymner) interpretiert. In 'Die Vorüberlaufenden' gestaltet Kafka nicht eine detaillierte, auf die zwei Vorüberlaufenden gerichtete Betrachtung mit darauf folgender Reflexion, sondern er thematisiert ein 'Wegsehen' (v. Glinski) und die daraus folgende Frage nach der Verantwortung für die imaginierten Vorüberlaufenden. 'Die Abweisung' ist ein Selbstgespräch der Ich-Figur, umgewandelt in einen 'fiktiven Dialog, der ein Schweigen, das Nichtzustandekommen einer menschlichen Begegnung entschlüsseln soll.' (H. Richter) Das Ich spricht ein schönes Mädchen an, das aber stumm vorübergeht; diese Abweisung mündet in ein Selbstgespräch des Abgewiesenen, das wie eine echte Wechselrede zwischen Ich und Mädchen aussieht, sich aber nur im Kopf des Ich abspielt. Auf den durch die äußere Betrachtung des Mädchens erfolgten Versuch einer Gesprächsaufnahme mit demselben folgt eine innere Betrachtung über den fehlgeschlagenen Kontakt. Das Betrachter-Ich ist so in die Kontemplation, die innere Betrachtung seines Scheiterns, versunken, dass es das Mädchen alleine weiterlaufen lässt.

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