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E-Book

Die Wahrheit über Trump

Die Biografie des 45. Präsidenten

AutorMarc Fisher, Michael Kranish
VerlagPlassen Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl592 Seiten
ISBN9783864706172
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Unter der Leitung von Michael Kranish und Marc Fisher versammelte die 'Washington Post' ein Team preisgekrönter Reporter, um jeden Aspekt von Trumps Leben zu durchleuchten: von seiner privilegierten Erziehung über seine Rechtsstreitigkeiten, seinem berüchtigten Womanizing, seiner sich ständig ändernden Parteizugehörigkeit bis hin zu seiner disruptiven Wahl zum Präsidenten im November 2016. Das Ergebnis ist das Porträt eines unentschlossenen Mannes mit einer Vorliebe für große Wetten - auf Immobilien, Markenunternehmen und letztendlich auf sich selbst. 'Die Wahrheit über Trump' bietet detaillierte Einblicke in das Leben und die Denke dieses Milliardärs, Geschäftsmanns und TV-Stars, der heute der US-Präsident ist. Die unverzichtbare und aktualisierte Biografie des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten!

Hinter dem Autorenduo, dem investigativen politischen Reporter Kranish und dem leitenden Redakteur Fisher, steht ein Team preisgekrönter Journalisten der 'Washington Post'. Sie haben sich mit den unterschiedlichsten Aspekten beschäftigt, um ein umfassendes und wahrheitsgetreues Porträt von Donald Trump zu erschaffen.

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Leseprobe

Prolog


„Präsidentenhaft“


Er war nun der Favorit und für den nächsten Akt würde er präsidentenhaft werden. Sein Sohn und seine Tochter und seine Frau hatten ihm gesagt, er müsse es tun, müsse seine nachdenklichere, ruhigere Seite zeigen. Und er hatte ihnen geantwortet: „Ich kann sehr präsidentenhaft sein.“ Gelacht hatte er und gemeint: „Ich kann präsidentenhafter sein als jeder Präsident, den dieses Land jemals hatte, abgesehen von Abraham Lincoln, denn … Abraham Lincoln kann man nicht überbieten.“1 Und da war er nun, in der Hauptstadt der Nation, in der Höhle des Löwen, und zeigte ihnen allen, dass er das hinbekam. Er traf sich mit einem US-Senator – ein Senator, der ihn unterstützte, den Jungen aus Queens, den bösen Buben der New Yorker Immobilienbranche – in den Büroräumen einer der Top-Anwaltskanzleien der Hauptstadt. Er redete mit einem ganzen Zimmer voller hoher Tiere aus Washington über Außenpolitik. Er las eine Rede von einem Teleprompter ab, dem Gerät, über das er sich so lange lustig gemacht hatte, die Krücke, die nur politische Verlierer benutzten. Er nannte einige der Insider, die ihn im Weißen Haus beraten würden, auch wenn er natürlich sein eigener wichtigster Berater bliebe, denn er kannte die Materie besser als jeder andere. An einem kristallklaren Frühlingstag 2016 sollte sich der Führende im Rennen um den Platz als republikanischer Präsidentschaftskandidat jeder scharfsinnigen Frage stellen, die die Redakteure der Washington Post ihm vorlegen konnten. Er trat der kritischen Menge beim AIPAC gegenüber, dem American Israel Public Affairs Committee, eine der einflussreichsten Lobbygruppen in einer der wichtigsten Städte der Welt, eine Gruppe, deren Mitglieder seine Kampagne in zunehmendem Maße beängstigend, gar demagogisch nannten. Und weil er gerade in Washington war – wo sein Unternehmen nebenbei bemerkt eines seiner typischen Hotels errichtete –, führte er die Journalistenmeute durch die Baustelle und prahlte mit dem dicken Granit und dem teuren Marmor. Er strahlte und schob das Kinn nach vorne, während er verkündete, dass sein Hotel lange vor Termin unter dem Budget fertig werden würde, „und wir haben beinahe 300 Zimmer, superluxuriös“, und „wir werden weit über 500 Leute beschäftigen, mindestens 500 Leute“.

Es sollte ein wichtiger Tag der beeindruckenden Kampagne sein, Amerika wieder zu alter Größe zu führen. Er zeigte, wie viele Facetten er hatte, zuerst der populistische Mann des Moments, der riesige Massen in immer größeren Stadien anheizte, sie dafür lobte, dass sie nicht mehr nur die schweigende Mehrheit waren, sondern zu einer „sehr, sehr aggressiven, sehr, sehr lärmenden, lauten Mehrheit“ wurden, und dann war er einen Tag später der elegante, ernsthafte, prinzipientreue – ja sogar präsidentenhafte – Favorit. Das ist echt und authentisch, drückte er damit aus, und es wäre unmöglich, den Willen des Volkes zu ignorieren. Donald Trump – Nachkomme eines Selfmademan, der bescheidene Häuser für die Mittelklasse baute, ein vorlauter Junge, der die Brücke zur Innenstadt überquerte und Manhattan eroberte, ein prahlerischer Immobilienhai, der alles mit Gold beschichten ließ, der Mann, der Atlantic City zu alter Größe führte (bis es schließlich wieder zusammenbrach), der Entertainer, der sich selbst als „Einschaltquotenmaschine“ sah – stand nun im größten Raum der Hauptstadt des Landes, lieferte eine Rede ab, von der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden würde, als sei er bereits Präsident. Trump – der Kandidat vom politischen Rand, der die republikanische Partei auf den Kopf gestellt hatte, der Milliardär, der Millionen Amerikaner davon überzeugte, er würde ihre Frustration und ihre Sehnsüchte am besten verstehen – dieser politische Novize, der stolze Außenseiter, hatte Experten, Berater und Insider überrumpelt, den gesamten Filz der Mächtigen und Selbstgerechten, die diese Stadt in eine beschämende Starre versetzt hatten. In wenigen Wochen war der Wanderzirkus zur Hauptattraktion geworden. Nun war er der Star genau eines solchen Tages, von denen es noch Hunderte geben würde, sobald er Präsident Trump wurde, Tage, die der Aufgabe gewidmet waren, „das wieder zu einem Land zu machen“, es zurückzuerobern, wieder groß zu machen, die Jobs zurückzuholen, die Mexikaner und die Muslime draußen zu halten, „gewinnen, gewinnen, gewinnen“. „Bumm!“, sagte er bei seinen aufgeheizten Wahlkampfveranstaltungen. Bumm! – die bösen Terroristen des IS würden ausgemerzt werden. Bumm! – dieselben Unternehmen, die die amerikanischen Jobs exportierten, würden sie wieder zurückverlegen. Bumm! – Mexiko würde für die Mauer zahlen, um die illegalen Migranten davon abzuhalten, in die Vereinigten Staaten zu kommen. Bumm! – endlich wieder ein großartiges Land.

FAST SEIN GESAMTES ERWACHSENENLEBEN hatte er im Rampenlicht gestanden. Noch in den Dreißigern war er bereits zu einer der Berühmtheiten geworden, bei denen man gar nicht mehr den ganzen Namen nannte, so wie bei Madonna oder Beyoncé, wie ein Rockstar oder Präsident, sein Name, IN GROSSBUCHSTABEN, vergoldet, auf Gebäuden und Flugzeugen und Hemden und Weinflaschen (auch wenn er selbst sagt, er habe noch nie getrunken). Er war einer der wenigen Milliardäre, denen Privatsphäre egal war, der die Kameras einlud, die Wand in seinem Büro abzulichten, auf der er sich selbst feierte. Er stellte seinen Reichtum zur Schau, gab das Geld mit beiden Händen aus, spielte mit den Medien, um in den Klatschspalten präsent zu sein, im Wirtschaftsteil, im Sportteil und auf dem Titelblatt. Böse Zungen behaupteten, er würde dafür, falls nötig, sogar die Eröffnung eines Kaninchenzüchtervereins besuchen.

Fast von Beginn an war er sein eigener Markenname, sein eigener Brand. Zu einem Gutteil schaffte er das, weil er genau auf alles achtete, was man über ihn sagte. Er begann seinen Tag damit, ein Bündel Zeitungsausschnitte durchzusehen, in denen er erwähnt wurde. Selbst jetzt, als er sich um den einflussreichsten Posten auf dem Planeten bemühte, ein Job, der sich fast völlig auf die Macht stützt, die anderen um sich herum zu überzeugen, ein Job, der darauf basierte, ein Team zu leiten und Loyalität hervorzurufen –, selbst jetzt meinte Donald J. Trump, die meisten Entscheidungen treffe er alleine, ohne sich mit jemandem zu beraten. „Ich verstehe was vom Leben“, sagte er „Und ich weiß, wie es im Leben läuft. Ich bin ein einsamer Rächer.“2

Er wusste, wie man berühmt wird, wie man Umfragen gewinnt, Einschaltquoten hochtreibt, die Leute auf sich aufmerksam macht. Mehr als drei Jahrzehnte, bevor er Präsident werden wollte, erschien er auf der Gallup-Liste der zehn am meisten bewunderten Amerikaner, knapp hinter dem Papst und einigen Präsidenten. Sein Leben lang hatte er sich der Frage gewidmet, wie man einen Hype schafft. Für ihn gab es eine ganze Hierarchie an Stufen der Aufmerksamkeit. „Glitz“ war eine Stufe höher als „Flash“, sagte er. Positive PR war besser als negative PR, aber beide waren gut. Er war ein interessanter, vielleicht einzigartiger Mix aus cleverem Showman und launischem, dünnhäutigem Straßenkämpfer. Schamlos machte er Werbung für sich selbst, rief damit sowohl Schmeichelei als auch Spott hervor. Es schien genauso wahrscheinlich, dass er seine Kritiker verklagte, wie dass er seine Errungenschaften herausposaunte. Er war der stolze, prahlerische Gewinnertyp, der andererseits mit mehr Unternehmen gescheitert war, als die meisten Moguln in einem Leben gründen. Respekteinflößend zu sein war etwas, worauf er stolz war. Selten sah man ihn ohne Jackett und Krawatte. Selbst die Menschen, die seit Jahrzehnten eng mit ihm zusammenarbeiteten, nannten ihn „Mr. Trump“.

Doch seine Ausdrucksweise stieß die Leute oft vor den Kopf und diejenigen, die er als Feinde wahrnahm – besonders Frauen – überzog er mit verletzenden, groben Beleidigungen. Wenn er etwas sagte, hörte sich das oft bloß wie aneinandergereihte Slogans und einfache Aussagesätze an, die simple Ideen ausdrückten. Einige Menschen folgerten daraus, er sei ungebildet und denke nicht viel nach. Das mochte er irgendwie: Es war genau das, was er von den Eliten erwartet hatte, die sein ganzes Leben auf ihn herabgesehen hatten. Er prahlte vielleicht mit einem guten Deal, aber er redete nicht darüber, was tief in ihm vorging. Das kam nur selten zum Vorschein, zum Beispiel, als er darüber sprach, welche Filme er mochte. Als man ihn nach Citizen Kane fragte, dem Klassiker von Orson Welles über einen idealistischen Zeitungsbesitzer, der sehr wohlhabend wird, dabei aber seine Seele verliert, sagte Trump: „Bei Citizen Kane geht es tatsächlich darum, Reichtum anzuhäufen. Man sieht, was passiert, wenn man genug angehäuft hat – und das ist nicht unbedingt nur positiv. Nicht positiv … Ich glaube, im echten...

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