Personen
Sarastro
Tamino
Sprecher
Erster Priester
Zweyter Priester
Dritter Priester
Königinn der Nacht
Pamina, ihre Tochter
Erste Dame
Zweyte Dame
Dritte Dame
Drey Genien
Papageno
Ein altes Weib
Monostatos, ein Mohr
Erster Sclave
Zweyter Sclave
Dritter Sclave
Priester, Sclaven, Gefolge
Erster Aufzug.
Erster Auftritt.
Das Theater ist eine felsichte Gegend, hie und da mit Bäumen überwachsen; auf beyden Seiten sind gangbare Berge, nebst einem runden Tempel.
Tamino kommt in einem prächtigen japonischen Jagdkleide rechts von einem Felsen herunter, mit einem Bogen, aber ohne Pfeil; eine Schlange verfolgt ihn.
Introduction.
TAMINO.
Zu Hülfe! zu Hülfe! sonst bin ich verloren,
Der listigen Schlange zum Opfer erkoren.
Barmherzige Götter! schon nahet sie sich;
Ach rettet mich! ach schützet mich!
Er fällt in Ohnmacht; sogleich öffnet sich die Pforte des Tempels; drey verschleyerte Damen kommen heraus, jede mit einem silbernen Wurfspieß.
DIE DREY DAMEN.
Triumph! Triumph! sie ist vollbracht
Die Heldenthat. Er ist befreyt
Durch unsers Armes Tapferkeit.
ERSTE DAME ihn betrachtend.
Ein holder Jüngling, sanft und schön.
ZWEYTE DAME.
So schön, als ich noch nie gesehn.
DRITTE DAME.
Ja, ja! gewiß zum Mahlen schön.
ALLE DREY.
Würd' ich mein Herz der Liebe weih'n,
So müßt es dieser Jüngling seyn.
Laßt uns zu unsrer Fürstinn eilen,
Ihr diese Nachricht zu ertheilen.
Vieleicht, daß dieser schöne Mann
Die vor'ge Ruh' ihr geben kann.
ERSTE DAME.
So geht und sagt es ihr!
Ich bleib' indessen hier.
ZWEYTE DAME.
Nein, nein! geht ihr nur hin;
Ich wache hier für ihn.
DRITTE DAME.
Nein, nein! das kann nicht seyn!
Ich schütze ihn allein.
ALLE DREY jede für sich.
Ich sollte fort? Ey, ey! wie fein!
Sie wären gern bey ihm allein.
Nein, nein! das kann nicht seyn.
Eine nach der andern, dann alle dreyzugleich.
Was wollte ich darum nicht geben,
Könnt ich mit diesem Jüngling leben!
Hätt' ich ihn doch so ganz allein!
Doch keine geht; es kann nicht seyn.
Am besten ist es nun, ich geh'.
Du Jüngling, schön und liebevoll!
Du trauter Jüngling, lebe wohl,
Bis ich dich wieder seh'.
Sie gehen alle drey zur Pforte des Tempels ab, die sich selbst öffnet und schließt.
TAMINO erwacht, sieht furchtsam umher. Wo bin ich! Ist's Fantasie, daß ich noch lebe? oder hat eine höhere Macht mich gerettet? Steht auf, sieht umher. Wie? – Die bösartige Schlange liegt todt zu meinen Füßen? – Man hört von fern ein Waldflötchen, worunter das Orchester plano accompagnirt. Tamino spricht unter dem Ritornel. Was hör' ich? Wo bin ich? Welch' unbekannter Ort! – Ha, eine männliche Figur nähert sich dem Thal. Versteckt sich hinter einem Baume.
Zweyter Auftritt.
PAPAGENO kommt den Fußsteig herunter, hat auf dem Rücken eine große Vogelsteige, die hoch über den Kopf geht, worin verschiedene Vögel sind; auch hält er mit beyden Händen ein Faunen-Flötchen, pfeift und singt.
Arie.
Der Vogelfänger bin ich ja,
Stets lustig, heißa! hopsasa!
Der Vogelfänger ist bekannt
Bey Alt und Jung im ganzen Land.
Weiß mit dem Locken umzugeh'n,
Und mich aufs Pfeifen zu versteh'n.
Drum kann ich froh und lustig seyn;
Denn alle Vögel sind ja mein.
Pfeift.
Der Vogelfänger bin ich ja,
Stets lustig, heißa! hopsasa!
Der Vogelfänger ist bekannt,
Bey Alt und Jung im ganzen Land.
Ein Netz für Mädchen möchte ich;
Ich fing' sie dutzendweis für mich.
Dann sperrte sie bey mir ein,
Und alle Mäd en wären mein.
Pfeift, will nach der Arie nach der Pforte gehen.
TAMINO nimmt ihn bey der Hand. He da!
PAPAGENO. Was do!
TAMINO. Sag mir, du lustiger Freund, wer du seyst?
PAPAGENO. Wer ich bin? Für sich. Dumme Frage! Laut. Ein Mensch, wie du. – Wenn ich dich nun fragte, wer du bist? –
TAMINO. So würde ich dir antworten, daß ich aus fürstlichem Geblüte bin.
PAPAGENO. Das ist mir zu hoch. – Mußt dich deutlicher erklären, wenn ich dich verstehen soll!
TAMINO. Mein Vater ist Fürst, der über viele Länder und Menschen herrscht; darum nennt man mich Prinz.
PAPAGENO. Länder? – Menschen? – Prinz? –
TAMINO. Daher frag' ich dich! –
PAPAGENO. Langsam! laß mich fragen. – Sag du mir zuvor: Gibt's außer diesen Bergen auch noch Länder und Menschen?
TAMINO. Viele Tausende!
PAPAGENO. Da ließ sich eine Speculation mit meinen Vögeln machen.
TAMINO. Nun sag' du mir, in welcher Gegend wir sind. –
PAPAGENO. In welcher Gegend? Sieht sich um. Zwischen Thälern und Bergen.
TAMINO. Schon recht! aber wie nennt man eigentlich diese Gegend? – wer beherrscht sie? –
PAPAGENO. Das kann ich dir eben so wenig beantworten, als ich weiß, wie ich auf die Welt gekommen bin.
TAMINO lacht. Wie? Du wüßtest nicht, wo du geboren, oder wer deine Ältern waren? –
PAPAGENO. Kein Wort! – Ich weiß nicht mehr, und nicht weniger, als daß mich ein alter, aber sehr lustiger Mann auferzogen, und ernährt hat.
TAMINO. Das war vermuthlich dein Vater? –
PAPAGENO. Das weiß ich nicht.
TAMINO. Hattest du denn deine Mutter nicht gekannt?
PAPAGENO. Gekannt hab' ich sie nicht; erzählen ließ ich mir's einige Mahl, daß meine Mutter einst da in diesem verschlossenen Gebäude bey der nächtlich sternflammenden Königinn gedient hätte. – Ob sie noch lebt, oder was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. – Ich weiß nur so viel, daß nicht weit von hier meine Strohhütte sieht, die mich vor Regen und Kälte schützt.
TAMINO. Aber wie lebst du?
PAPAGENO. Von Essen und Trinken, wie alle Menschen.
TAMINO. Wodurch erhältst du das?
PAPAGENO. Durch Tausch. – Ich fange für die sternflammende Königinn und ihre Jungfrauen verschiedene Vögel; dafür erhalt' ich täglich Speis' und Trank von ihr.
TAMINO für sich. Sternflammende Königinn! – Wenn es etwa gar die mächtige Herrscherin der Nacht wäre! – Sag mir, guter Freund! warst du schon so glücklich, diese Göttinn der Nacht zu...