3. Entrepreneurship
Entrepreneurship beschreibt das Ausnutzen unternehmerischer Gelegenheiten. Hierzu gehört neben der Gründung auch der Wandel von Unternehmen. Ausgangspunkt ist der innovative Unternehmer, der neue Ideen findet und etabliert. Bestehende Strukturen werden dabei zuerst zerstört, bevor neue und bessere Strukturen geschafft werden. Es handelt sich um einen dynamischen Prozess, der Bestehendes auf Basis konzeptioneller Geschäftsmodelle neu arrangiert und so in Innovationen umwandelt. Entrepreneurship bezeichnet, dass Marktchancen erkannt und aufgegriffen werden um hieraus neue Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen.
Für den Begriff Entrepreneurship existiert in der Wissenschaft keine einheitliche Definition. Vielmehr ist der Begriff Bestandteil der sogenannten Entrepreneurship-Forschung, die sich mit der Abgrenzung des Entrepreneurs von „herkömmlichen“ Unternehmern und den dazugehörigen Entscheidungs- und Verhaltenstheorien beschäftigt.
Grundlage für das Entrepreneurship war die These von Joseph Schumpeter, der einen Unternehmer als Person definiert, die neue Ideen durch die Zerstörung alter Strukturen durchsetzt. Dabei handelt es sich nicht um einen Erfinder. Vielmehr ist es jemand, der etwas am Markt einführt (eine Idee wirtschaftlich umsetzt), was es bereits in anderer Form oder in einem anderen Zusammenhang gibt. Es handelt sich also nicht um Erfindungen, sondern z. B. um bisher nicht erkannte Nachfrage, die befriedigt werden soll oder es wird aus bereits vorhandenen Teilen ein neues Angebot für den Markt erschaffen. Der Entrepreneur ist jemand, der basierend auf innovativen Geschäftsideen die Gründung von Unternehmen, oder durch einen kreativen und gestalterischen Prozess den Wandel einer bestehenden Organisation, durchführt.
Der Entrepreneur unterscheidet sich dabei nach den Ausführungen des Ökonomen Joseph Schumpeter vom Manager dadurch, dass der Manager als Unternehmensverwalter in innovative Ideen nicht involviert ist. Der Entrepreneur hingegen löst bestehende Strukturen auf, um Platz für innovative Strukturen zu schaffen. Er ist an der Entwicklung beteiligt. Entrepreneurship basiert demnach auf bestehenden Strukturen, die durch neue Zusammensetzungen in Innovationen umgewandelt werden. Hierzu werden Marktchancen analysiert und gewinnbringend umgesetzt. Dies geschieht mithilfe kalkulierbarer Risiken und dem Einsatz der vorhandenen Ressourcen.
Der Begriff Entrepreneur stammt aus dem Französischen und wurde erstmals vom britischen Volkswirt Richard Cantillion 1725 verwendet. Er bezeichnete mit diesem Begriff einen Risikoträger mit Einkommensunsicherheit (in Abgrenzung zu einem abhängig beschäftigten Arbeiter). Der Entrepreneur wird nach seiner Ansicht vom Streben nach Profit angerieben. Joseph Schumpeter hat den Begriff später weiter differenziert. Aus seiner Sicht ist der Entrepreneur durch sein innovatives Verhalten geprägt. Mittlerweile steht der Begriff im Zusammenhang mit Gründung, Neuorganisation und kalkulierbarem Risiko.
Ausgangspunkt der aktuellen Theorie ist, dass ein Unternehmen vor allem dann gewinnbringend wirtschaftet, wenn er Chancen realisiert, die anderen Unternehmen zu unsicher erscheinen. So ist jede Unternehmensgründung zuerst als ein Versuch zu verstehen.
Die Betrachtung des Entrepreneurship wurde lange in der Betriebswirtschaftslehre vernachlässigt, da Modelle (z. B. das Gleichgewichtsmodell) bevorzugt wurden. Die Betrachtung des Unternehmers stand nicht im Vordergrund, da er lediglich als Inhaber privater Betriebe betrachtet wurde. Erst mit der sozialwissenschaftlichen Öffnung der Betriebswirtschaftslehre entstand erneut das Interesse an der Betrachtung von Entscheidungs- und Verhaltenstheorien, woraus sich die Entrepreneurship-Forschung entwickelt hat.
Entrepreneurship gehört als Disziplin heute sowohl zur Betriebswirtschaftsals auch methodisch betrachtet zur Volkswirtschaftslehre. Sie findet aber auch in der Soziologie, der Psychologie und der Rechtswissenschaft Beachtung.
Die Gründer- oder Entrepreneur-Forschung selber konzentriert sich auf die wissenschaftliche Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Gründerpersönlichkeit, den Umweltfaktoren sowie die Strategien und Organisationsformen, die genutzt werden.
Hinsichtlich der Gründerpersönlichkeit unterscheidet sich der Entrepreneur nach aktuellen Erkenntnissen deutlich von abhängig beschäftigten Personen. Dies lässt sich an einigen konkreten Eigenschaften festmachen. So zeichnet sich der Entrepreneur durch starken Willen, Leistungsbereitschaft, Eigenverantwortlichkeit, Unabhängigkeit, Problemorientiertheit und Risikobereitschaft aus. Dazu ist er psychisch belastbar, verfügt über eine emotionale Stabilität, ist durchsetzungsstark und verfügt über soziale Anpassungsfähigkeit in Bezug auf Kunden und Lieferanten.
Neben der Gründerpersönlichkeit spielen Umfeldfaktoren eine große Rolle. So ist die Anzahl von Neugründungen in einer Branche abhängig von der Marktgröße und dem möglichen Marktwachstum. Markteintrittsbarrieren ergeben sich durch Unsicherheiten im technologischen Wandel oder in hohem Kapitalbedarf. Die Wettbewerbsdichte nimmt ebenfalls Einfluss auf die Anzahl der Gründungen. Je höher diese ist, umso weniger Neugründungen erfolgen in der Regel am Markt. Weitere Rahmenbedingungen wie steuerliche Aspekte, gewerbliche Schutzrechte, Arbeitsmarkt und soziokulturelle Faktoren fließen ebenfalls mit ein.
In der Forschung werden zudem Strategie und Organisationsformen untersucht. Hier geht es hauptsächlich um Fragen der Finanzierung, Risikoeinschätzung, Rechtsformwahl u. ä..
Aktuell erfährt die Forschung eine Segmentierung in unterschiedliche Teilbereiche. So gibt es beispielsweise E-Entrepreneurship (junge Unternehmen im E-Business) oder Social Entrepreneurship (sog. soziales Unternehmertum).
Hauptsächlich beschäftigt sich der Entrepreneur mit der Gründung neuer Unternehmen oder der Schaffung innovativer wirtschaftlicher Strukturen.
Der Entrepreneur ist der Unternehmer, der die unternehmerische Gelegenheit erkennt und die notwendigen oder vorhandenen Ressourcen koordiniert. Der Entrepreneur entwickelt oder verkauft etwas, dass es in dieser Form noch nicht gibt. Dazu verändert er Produkte oder Dienstleistungen, veredelt diese oder erzeugt neue Bedürfnisse und Nachfrage, die am Markt bisher nicht vorhanden ist. Dabei erfindet er Dinge aber nicht neu, sondern greift auf bereits existierende Ideen oder Nutzungen zurück. Im Zentrum seines Handelns steht nicht das innovative Produkt, sondern das marktorientierte Handeln. Dieses orientiert sich an der Möglichkeit, zusätzliche Werte zu schaffen. Die von Schumpeter beschriebene „schöpferische Zerstörung“ bezieht sich dabei auf das Durchbrechen herkömmlicher Muster. Durch neue Geschäftsmodelle werden bestehende Strukturen verändert oder ganz aufgelöst.
Die Ressourcen, die dem Entrepreneur zu Verfügung stehen, gliedern sich in finanzielle, personelle und organisatorische Ressourcen. Diese werden im Prozess neu zusammengestellt und fehlende Ressourcen beschafft. Das Risiko steigt mit entsprechender Bewertung des Vorhabens durch externe Kapitalgeber, da es sich um ein neuartiges Geschäftsmodell handelt.
Zur Durchsetzung seines innovativen Geschäftsmodells kann der Entrepreneur zwischen zwei Varianten wählen: er gründet eine neue Organisation oder er nutzt eine bereits vorhandene Organisation.
Ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung oder eine neue Methode, die erst noch entwickelt werden müssen und nicht offensichtlich erkennbar sind, beschreibt die Gelegenheit für den Entrepreneur. Die Geschäftsmodelle müssen aktiv entwickelt werden und sind für andere Marktteilnehmer nicht zu erkennen. Dies kann zum Beispiel eine latent vorhandene Marktnachfrage sein.
Entrepreneurship steht üblicherweise für einen dynamischen Prozess. Meist wird dieser Prozess in drei Phasen unterteilt. Die Vorgründungsphase beschreibt die Entwicklung der Geschäftsidee, deren Evaluation und Erstellung des Geschäftskonzepts. Es folgt die Gründungsphase, in welcher die formelle Gründung des Unternehmens erfolgt. Hierzu gehört auch der organisatorische Aufbau. In der Phase der Frühentwicklung wird die Marktdurchdringung versucht.
Um den Prozess in Gang zu setzten muss der Entrepreneur in der Lage sein, die Gelegenheiten zu erkennen. Dies kann ihm nur gelingen, wenn er über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt. Um den Prozess zu starten muss die Gelegenheit für ihn einen höheren Wert ausmachen, als die Kosten, die ihm durch die Vernachlässigung anderer Alternativen entstehen. Neben dem Erkennen der Möglichkeit muss der Entrepreneur die Gründung oder den Wandel realisieren und den Prozess mit Ausdauer verfolgen. Dazu bedarf es einer hohen Leistungsmotivation, einer entsprechenden Kontrollüberzeugung und einer Risikofreudigkeit. Der Entrepreneur ist charakterlich eine Person, die ein Ziel unaufhaltsam verfolgt, davon ausgeht stets die Kontrolle zu...