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Drohnenkrieger

Ein Elitesoldat enthüllt die Geheimnisse der neuen Art der Kriegsführung

AutorBrett Velicovich, Christopher S. Stewart
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783745302943
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Der Einsatz von Drohnen hat die Kriegsführung revolutioniert. Das US-Militär setzt Drohnen nicht nur zur Aufklärung, sondern auch zum Töten ein - die Jagd auf Terroristen erfolgt ferngesteuert, der Tod per Knopfdruck. Brett Velicovich, einst Mitglied der U.S. Army Delta Force, führt uns in den geheimen Drohnenkrieg Amerikas ein. Zusammen mit Christopher S. Stewart gewährt er Einblick in die komplexe Natur von Drohnenoperationen und die rigorosen Entscheidungen, die dahinterstehen. Er spricht offen über die psychologische Belastung, die der Drohnenkrieg mit sich bringt, und zeichnet die technologische Entwicklung des US-Militärs im letzten Jahrzehnt nach. Drohnenkrieg ist ein persönlicher Bericht über einen Krieg, der aus größter Distanz erfolgt.

Brett Velicovich stand als Teil eines Sondereinsatzkommandos fast ein Jahrzehnt im Zentrum der neuen Kriegsführung Amerikas: Er benutzte unbemannte Luftfahrzeuge, sogenannte Drohnen, um die gefährlichsten Terroristen der Welt auszuschalten. Als einer von wenigen Elitesoldaten im gesamten US-Militär hatte er die Befugnis, Zielobjekte (unter anderem Mitglieder von al-Qaida und ISIS) auszuwählen und Liquidationen anzuordnen. Christopher S. Stewart ist investigativer Journalist beim Wall Street Journal, wo er 2015 mit mehreren Kollegen den Pulitzer-Preis für investigative Berichterstattung gewann. Seine Arbeiten erscheinen unter anderem in GQ, Harper's, dem Magazin der New York Times, New York, Paris Review, Wired.

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Leseprobe

ANMERKUNG DES AUTORS


Ich möchte eins gleich klarstellen: Ich bin kein Held; ich verdiene kein Lob dafür, dass ich meine Arbeit erledigt habe; dennoch muss diese Geschichte erzählt werden. Ich hatte das große Glück, Teil eines Generationswechsels zu sein, der die Art und Weise, wie Kriege künftig geführt werden, für immer verändert hat. Jeder Soldat oder Soldatin hat seine bzw. ihre Rolle, und das war meine.

Mit Ausnahme von Amtsträgern und der Öffentlichkeit bekannten Personen und/oder Organisationen, wurden die Namen der Personen, die an den in diesem Buch erwähnten Operationen beteiligt waren, aus Sicherheitsgründen geändert. Die meisten meiner ehemaligen Kollegen sind immer noch in diesem Arbeitsfeld tätig und tragen den Kampf immer noch tagein, tagaus zum Feind.

Genauso haben die Terroristen, auf die in diesem Buch Bezug genommen wird, andere Namen erhalten – mit Ausnahme derjenigen, die allgemein bekannt sind. Ich habe die Methoden verändert, die wir benutzten, um mit Drohnen nach Terroristen zu suchen, damit aktuelle Taktiken, Techniken oder Einsatzverfahren geheim bleiben.

Dieses Manuskript wurde dem Verteidigungsministerium zur Sicherheitsprüfung vorgelegt und für die Veröffentlichung freigegeben. Es wurde von Regierungsorganisationen, von denen die meisten Leute gar nicht wissen, dass es sie gibt, eingehend geprüft. Diese umfassende Durchsicht dauerte länger, als ich für das Schreiben des Buches gebraucht habe. Bestimmte Einzelheiten meiner Arbeit und geheimer Missionen, an denen ich teilgenommen habe, wurden auf Anfrage der US-Regierung wieder aus dem Text entfernt. Die in diesem Buch geäußerten Ansichten sind die des Autors und spiegeln nicht notwendigerweise die offiziellen Sichtweisen, Richtlinien, Meinungen oder Positionen der US-Regierung inklusive des US-Verteidigungsministeriums wieder.

Obwohl dieses Buch durch die Regierung geprüft und zur Veröffentlichung freigegeben wurde, ist das meine Geschichte. Die Ereignisse, die ich schildere, sind wahr und nach bestem Wissen und Gewissen aus meiner Erinnerung wiedergegeben. Ich habe die Dialoge aus meinem Gedächtnis rekonstruiert, das heißt also, dass sie nicht Wort für Wort stimmen müssen. Aber sie geben den Kern dessen, was gesagt wurde, akkurat wieder.

Ich wurde mehrfach gefragt, warum ich dieses Buch schreibe. Ich schreibe es, weil ich mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen anderen Menschen helfen und eine dringend benötigte Perspektive auf einen zentralen Bestandteil des Alltags, der Berufswelt und des Krieges im 21. Jahrhundert bieten möchte: Ich schreibe dieses Buch, damit die Menschen verstehen, was es mit den Drohnen eigentlich auf sich hat, und um zu zeigen, wie sie Leben retten und der Menschheit zu mehr Selbstbestimmung verhelfen, obwohl viele davon überzeugt sind, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

Als ich zur Army ging, gab es nur sehr wenige Drohnen. Es war schon Luxus, eine einzige Drohne zur Verfügung zu haben. Als nach der Invasion des Irak Jagd auf Saddam Hussein gemacht wurde, schlugen sich die Leute bei den Suchaktionen um eine einzelne Predator.

Als ich die Army fast ein Jahrzehnt später verließ, verfügte allein mein Team über drei Predator-Drohnen, die wir auf verschiedene Ziele ansetzten und im Luftraum übereinander fliegen ließen, um unsere Beute aus verschiedenen Blickwinkeln zu beobachten.

Deswegen nannte ich sie immer unsere »Augen, die niemals blinzeln«; unsere Drohnen sahen alles und schliefen nie.

Wenn man sich ansieht, wie Kriege vor meiner Generation geführt wurden, hatte die Luftunterstützung praktisch immer die Aufgabe, Deckung zu bieten und Bomben abzusetzen. Infanterieeinheiten gingen üblicherweise blind auf lange Missionen und hofften einfach, dass die Luftunterstützung den Widerstand für sie gebrochen hatte. Oder sie bewegten sich in urbanem Gelände, ohne genau zu wissen, was um die Straßenecke, hinter der Tür oder hinter dem Fenster auf sie lauerte.

Jetzt finden, vor allem bei den Spezialeinheiten, keine Missionen mehr statt, ohne dass Drohnen in der Luft sind. Das zeigt, wie wertvoll sie sind. Man kann sicher davon ausgehen, dass bei jeder Mission, die im Ausland stattfindet – ein SEAL-Team im Einsatz im Jemen, eine Geiselbefreiung in Syrien, ein Terrorist, der aus einer somalischen Wohnanlage herausgeholt wird – Drohnen im Einsatz sind. Vor, während und nach der Mission.

Es ist erstaunlich, wie schnell sich dieser Wandel vollzogen hat: Schon jetzt wundern sich viele Militärangehörige – vor allem jene, die nach dem Angriff auf das World Trade Center ihren Dienst aufnahmen –, wie wir jemals ohne Drohnen funktionieren konnten. Ihre Bedeutung kann nicht genug hervorgehoben werden.

Ich denke oft an all die Missionen der Männer, die vor mir tätig waren, und wie viele Leben man hätte retten können, wenn sie eine mit Raketen bestückte Predator oder Reaper gehabt hätten, die über sie wacht. Ich denke an die Ziele, die wir hätten ausschalten können, an die Menschen, die wir vielleicht hätten aufhalten können, bevor sie die Welt in Schutt und Asche legten.

Allerdings geht es in der Kriegsführung mit Drohnen nicht immer darum, Schurken unschädlich zu machen. Wenn man es genau nimmt, geht es meistens überhaupt nicht darum. Es geht vielmehr darum, die Dinge zu finden, die einige der gefährlichsten Menschen der Welt vor uns verbergen wollen. Es geht darum, Verbindungen zwischen Einzelpersonen, Familien, Geld, Kriegsmaterial und Grundstücken zu erkennen.

In den gefährlichsten Kriegsgebieten im Kampf gegen den Terror lebten mein Team und ich in einer Box, vollkommen abgeschottet. Niemand außerhalb unserer Black-Ops-Gemeinde wusste wirklich, was wir taten – und selbst wenn: Ich bezweifle, dass viele es geglaubt hätten. Wir waren Hightech-Detektive, wie sie die Welt zuvor nicht gesehen hatte, und unsere Arbeit stellte eine tief greifende Entwicklung in der Kriegsführung dar.

Unsere Drohnen gaben uns die Möglichkeit, Leben zu retten. Sie reduzierten den Kollateralschaden. Sie gaben unseren Soldaten Informationen und gewährten uns Einblicke in ihre Zukunft; so konnten wir zuverlässige Prognosen über voraussichtlich eintretende Ereignisse abgeben, statt sie einfach geschehen zu lassen.

Das ist das Schönste an den Drohnen: Die Fähigkeit, proaktiv statt reaktiv zu sein, den Kampf zum Feind zu tragen, bevor er ihn zu uns trägt. Mit Drohnen wurden wir schneller als die Terroristen, dachten stets einige Schritte voraus. Unsere Ziel- und Angriffsteams sorgten dafür, dass diejenigen, die wir jagten, nicht eine Minute Pause hatten.

Konventionelle Streitkräfte haben ihre Grenzen. Der Feind muss diese Grenze einfach überschreiten und ist dann verschwunden. Aber mein Team hatte keine Grenzen. Wir bewegten uns so, wie sich der Feind bewegte; wir waren so mobil wie er. Wir wurden zu seinem Schatten, der ihn stets verfolgte.

Die Kriegsführung mit Drohnen wird sich weiterentwickeln, weil Gruppen wie ISIS gerade anfangen, Zugang zu kommerzieller Drohnentechnologie zu erlangen, um eigene Drohnenschläge mit Granaten und Bomben zu starten. Und wir werden Technologien nutzen und entwickeln müssen, um sie zu bekämpfen.

Unsere neue Führungsriege in Washington sind dieselben Männer, die dazu beitrugen, die Drohnenrevolution zu erschaffen. General Michael Flynn war dabei eine wichtige Triebfeder, obwohl er nicht mehr im National Security Council tätig war. Ebenso wie General James Mattis.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass die aktuelle Regierung Drohnen im Ausland noch häufiger einsetzen wird, schließlich war sie es, die als Erste die Vorteile erkannte, die Drohnen den Frontsoldaten bringen.

Organisationen wie das Joint Special Operations Command sind die einzigen Gruppen, die den Kampf täglich zum Feind tragen, und sie brauchen mehr Drohnen.

Als Präsident Trump für das Präsidentenamt kandidierte, war eines seiner Hauptargumente, dass wir gegen Gruppen wie ISIS und al-Qaida proaktiver vorgehen müssen. Dass wir, um sie zu zerstören, in der Offensive sein und die Hilfsmittel nutzen müssen, die Amerika zur Verfügung stehen. Eben das entspricht genau dem, wofür unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs = Unmanned Aerial Vehicle) geschaffen worden sind, nämlich Dominanz zur Schau zu stellen und den Feind zu treffen – ganz egal, wo er sich versteckt.

An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass Führungspersönlichkeiten wie Mattis mit eigenen Augen sahen, was geschah, als wir den Druck auf jene verringerten, die wir jagten: so entstand ISIS.

Mittlerweile versteht die Trump-Regierung, wie wichtig Drohnen-Technologie ist. Präsident Trump persönlich war vermutlich erstaunt über die Möglichkeiten, denn das meiste von dem, was wir tun können (und auch schon getan haben), läuft streng geheim und komplett im Verborgenen ab.

Die meisten Kongressabgeordneten und Nachrichtendienst-Ausschüsse haben immer noch keine Ahnung davon, wie mein Team und ich arbeiten. Gelegentlich wurden Mitglieder meines Teams darum gebeten, Regierungsbeamte zu besuchen und...

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