Hechtköder
Gerade beim Hecht ist es schwierig, zu pauschalisieren und die besten Köder zu nennen. Der Hecht ist einer der größten Räuber in unseren Süßwassergewässern und hat ein sehr großes Spektrum an Beute.
Und wieder eine dicke Mutti – mit der Köderwahl entscheidet man fast immer über Erfolg oder Niederlage.
Foto: Big L
Wobblerparade: tieflaufende, flachlaufende, Oberflächenwobbler, alles dabei
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Von Gewässer zu Gewässer kommen verschiedene Beutefische vor, worauf die Räuber sich einstellen, und so sollte man sich ein wenig über das Gewässer informieren, um seine Köder anzupassen. Leider kann man daher nicht wie beim Zander eine Faustregel aufstellen wie: „Der Köder muss lang und schlank sein.“ Der Hecht jagt viel mit den Augen und folgt oft dem Köder, bis er sich entscheidet, zuzupacken oder nicht. Daher ist es wichtig, dass die Köder den Räuber vom Bewegungsmuster und Erscheinungsbild ansprechen. Um euch die Sache zu erleichtern, will ich euch aber nur meine fängigsten Köder und Techniken vorstellen. Es gibt viel mehr tolle Techniken und Köder, aber dafür bräuchten wir ein separates Buch, um auf alles einzugehen.
Hier geht es zum Film: „Saison-Start 2“
GUMMIFISCHE
Gummifische sind für mich der Klassiker und universal einsetzbar. Kein anderer Köder lässt sich so einfach im tiefen oder flachen Wasser präsentieren. Mit dem Gummi könnt ihr jiggen und den Grund nach Hechten absuchen. Gerade wenn die Hechte nicht sehr aktiv sind, ruhen sie grundnah oder an Strukturen. Aber auch im Freiwasser könnt ihr den Gummifisch in der Wassersäule einleiern. Sogar im ganz flachen Wasser über Kraut ist der Gummifisch immer eine gute Wahl. Mit sehr leichten Jigköpfen oder an der Shallow Screw lassen sich die Köder auch direkt unter der Wasseroberfläche führen. Worin sich aber die Gummifische am stärksten unterscheiden, sind die Körperform und der Schaufelschwanz. Je nach Proportionen des Körpers laufen die Köder sehr unterschiedlich. Ich rate immer dazu, sich den Köder im Wasser anzugucken, um ihn auch zu verstehen. Auch auf Hecht funktionieren lange, schlanke Köder, aber in der Regel sollten die Köder ein wenig mehr Volumen haben. Bauchige Köder fangen an, im Wasser zu flanken. Das bedeutet, dass der Bauch vom Köder von links nach rechts kippt. Der Köder sollte sich nicht um die eigene Achse drehen! Dann sollte man dem Köder ein Gewicht am Bauch hinzufügen oder den Haken anders platzieren. Eine rollende Bewegung erzeugt nicht nur Druckwellen unter Wasser, sondern spricht auch das Auge an. Hat der Köder einen hellen Bauch und einen dunklen Rücken, entsteht bei flankenden Ködern ein „ON-OFF-Effekt“.
Mit Köderbauer Frederick Renz testete ich neue Gummifische von ihm. Mit Erfolg!
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Hier geht es zum Film: „Schärentour 1“
Da das Hechtauge abwechselnd den hellen Bauch und dann den dunklen Rücken sieht, entsteht ein starker Kontrast. Der Köder wird im Wasser funkelnd wahrgenommen. Wer schon kleine Fischlein beobachtet hat, weiß, dass die silbernen Flanken immer wieder aufblitzen beim Schwimmen. Diesen Effekt versucht man, damit zu kopieren. Daher benutze ich nie einen einfarbigen Köder zum Hecht-angeln. Für mich gehört zu einem guten Hecht-Gummifisch ein leichtes Flanken dazu. Sehr stark flankende Köder funktionieren auch, können aber teilweise für zu viel Aufruhr unter Wasser sorgen. Das ist dann wiederum tagesformabhängig. Bei der Wahl der Größe vom Gummifisch sind uns keine Grenzen gesetzt. Hechte scheinen an manchen Tagen, willkürlich zu reagieren. Ich habe selbst gesehen, wie große Meter-Fische teilweise auf extrem kleine Barschköder gegangen sind. Jedoch fische ich am liebsten Gummifische zwischen 14–20 cm an der Spinnrute. Größere Gummifische zähle ich zur Kategorie Big Baits. Über die Farbwahl meiner Köder mache ich mir sehr viele Gedanken, wie der Köder unter Wasser wahrgenommen wird. Es ist wichtig, Einflüsse wie Wassertrübung und Sonneneinstrahlung zu beachten. Wir wollen mit unserem Köder einen Beutefisch imitieren und nicht einen Clownfisch. Daher versuche ich, hauptsächlich mit natürlichen Köderformen und Farben zu fischen. Nur bei schlechter Sicht unter Wasser kommen die richtigen Schockfarben wie Firetiger raus. Der Fisch nimmt durch fehlendes Licht oder Trübung die Farben nicht so wahr wie wir. Unter Wasser erscheinen die Farben komplett anders. Da sind dann grelle Farben angebracht, damit der Hecht die Silhouette vom Köder auch wahrnehmen kann.
Gummifische unterscheiden sich nicht nur in Form und Farbe. Das Laufverhalten sollte man sich immer im Wasser genauer angucken.
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An diesem Tag wollten die Hechte nur diesen Köder. Die Spuren eines guten Fangtages sieht man nicht nur an den geflickten Händen.
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Je nach Jahreszeit und Gewässer passe ich meinen Führungsstil an. Direkt nach der Schonzeit und im Sommer haben wir viel Kraut in den Flachwasserzonen. Hier stehen Hechte gerne und ich fische dann mit sehr leichten Jigköpfen um die 5 g. Auch wenn man zwischen Kraut und Wasseroberfläche nur wenig Platz hat, sollte man versuchen, dem Köder noch ein wenig Leben einzuhauchen. Falls es möglich ist, sollte man den Köder nicht nur monoton einkurbeln, sondern eher wellenförmig übers Kraut einholen. Mit kurzen Spinnstops oder Verändern der Kurbelgeschwindigkeit kann man den Lauf noch aufpeppen. Durch die kleinen Beschleunigungen und Absinkphasen setzt man zusätzliche Reize. Sollte das Kraut teilweise bis zur Oberfläche gehen, hilft nur ein Offsethaken. Die Spitze vom Haken liegt am Rücken an oder wird leicht in den Rücken eingestochen. Dadurch ist die Gefahr, Kraut einzusammeln, sehr gering. Wer mit dem Boot unterwegs ist, kann natürlich auch über tiefem Wasser auf Hechte angeln. Gerade die größeren Fische stehen gerne im Freiwasser. Sie haben keine natürlichen Feinde mehr und brauchen keinen Schutz durch Unterwasserstruktur. Sie ernähren sich größtenteils von großen Brassen, Rotaugen und sonst allen Fischen, die vorbeischwimmen. Bei dieser Angelei nutze ich einen schweren Jigkopf von ca. 17–21 g. Nach dem Auswerfen lasse ich meinen Köder bis zum Grund absinken und kurbele ihn dann langsam durch die ganze Wassersäule ein. Hechte sind im Freiwasser schwer zu lokalisieren. Dafür benötigt man ein Echolot und ein wenig Kenntnis darüber. Angelt man in einem Bereich, wo sich keine Fische aufhalten, kann man den ganzen Tag damit verschwenden. Daher sollte man an großen Gewässern mit Gewässerkenntnis oder Echolot drangehen.
Auch bei schlechtestem Wetter konnte ich dank Gummifischen mit Patrick erfolgreich Hechte fangen.
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Hier geht es zum Film: „Schärentour 2“
SWIMMBAITS UND BIG BAITS
Big Baits bedeutet nichts anderes als große Köder, aber mit dem Begriff assoziiert man große Gummi-Schlappen. Ein Trend, der uns vor allem aus skandinavischen Ländern erreicht. Da ich selber viel in Schweden mit lokalen Anglern unterwegs war, habe ich mich natürlich auch von dieser Angelei anstecken lassen. Dabei nutzt man in der Regel Köder zwischen 20–35 cm. Diese Gummi-Bomben erreichen schnell ein Gewicht von 100 g und mehr. Swimbaits hingegen sind bekannt vom Muskyangeln in der USA. Es handelt sich ebenfalls um große und schwere Köder. Diese Köder lassen sich nicht großartig unterschiedlich präsentieren. Sie wie auch Big Baits werden in der Regel nur monoton eingekurbelt. Daher packe ich sie in die gleiche Kategorie. Den einzigen Zusatzreiz, den man den Ködern einflößen kann, sind Spinnstops über die Rolle oder das „Pullen“ über die Rute. Beim Pullen zieht man den Köder über eine seitliche Bewegung der Rute durchs Wasser. Anschließend wird die Rute zur Ursprungsposition gebracht. Beim Zurückführen der Rute wird parallel die lose Schnur eingekurbelt. Dabei ist es wichtig, nicht den Kontakt zu verlieren zum Köder. Gerade in diesen Pausen, wo der Köder im Wasser steht, kommen die Bisse. Bei diesen schweren Angeleien sollte eure Ausrüstung aber auch dafür ausgelegt sein, wenn ihr auf die Großfischjagd geht. Da die meisten Spinnrollen bei solch schweren Ködern kaputtgehen würden, greift man zu Baitcasterrollen. Durch den unterschiedlichen Aufbau des Getriebes stecken diese die hohen Kräfte, die auf die Rolle wirken, besser weg. Auch die Ruten müssen ein hohes Wurfgewicht haben, um den Köder auch auf Distanz zu bringen.
Prachtvoller Fisch dank Big Bait
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Das Vorfach sollte kein Stahl sein, da dieses durch die hohen Kräfte brechen kann. Ein dickes Fluorocarbon von 0,90 mm oder dicker hat eine minimale Dehnung und eignet sich perfekt. Die geringe Dehnung kann eine kurze, hohe Spannung dämpfen. Ihr merkt schon, dass man bei dieser Angelei ruhig ein wenig mehr Reserve bei der Ausrüstung haben sollte. Ein guter Freund von mir wirft stundenlang Bull Dawg mit 750 g. Das ist natürlich ein extremes Beispiel, aber seine Fänge geben ihm Recht. Gerade die ganz großen Exemplare um die 1,10 m haben keine Scheu vor Monster-Ködern. Ich...