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Ein Pfundskerl namens George

Wie ein surfender Hund mein bester Freund und Retter wurde

AutorColin Campbell
VerlagEden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783959101295
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Eine berührende Geschichte über eine einzigartige Freundschaft zwischen Mensch und Hund. Eine dramatische Veränderung erwartet Colin als er von einer Geschäftsreise zurückkehrt: Seine Frau hat ihn ohne Vorwarnung verlassen. Ihm bleiben einzig die Wohnung und eine drückende Einsamkeit. Um dieser Leere zu entkommen, nimmt Colin einen vernachlässigten Landseer-Neufundländer aus dem Tierheim auf: George. Nach und nach finden die beiden Vertrauen zueinander, werden beste Freunde und lernen gemeinsam wieder einen positiven Lebensweg zu gehen. Das Duo entdeckt außerdem noch eine besondere gemeinsame Leidenschaft: Das Surfen! Colin merkt, dass er nach außen hin vielleicht Georges Leben rettete, George ihm aber ebenso geholfen hat. Der Bestseller aus den USA und Kanada erzählt in einer rührenden Geschichte, was die Beziehung zwischen Mensch und Haustier ausmacht und lehrt, die kleinen Dinge des Lebens schätzen zu lernen, um (wieder) echtes Glück zu finden.

Colin Campbell arbeitet seit über 25 Jahren erfolgreich im Marketing für große bekannte Marken in den USA und Kanada. Neben der Arbeit schreibt er leidenschaftlich gern und macht Sport. »Ein Pfundskerl namens George« ist Colin Campbells erstes Buch, das direkt ein New York Times Bestseller wurde. Gemeinsam mit seinem Hund George lebt er in Downtown Toronto. Sie entfliehen aber so oft es geht an die Strände Kaliforniens und Nova Scotias, um surfen zu gehen.

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Leseprobe

EINS

Die Wolken hatten New York City den ganzen Tag eingehüllt, eine zerknautschte graue Decke, die über den Hochhäusern lag. Es war Februar 2008 und so kalt, dass die New Yorker, selbst wenn New York sich weigerte zu schlafen, es mit Sicherheit vorgezogen hätten, zusammengerollt im Bett zu bleiben. Jene Unglücklichen, die sich aus dem Bett und hinaus in die kalte Welt schleppen mussten, ­eilten jetzt mit bitterer Entschlossenheit durch die Straßen, die Kragen hochgeschlagen und die Mäntel gegen die Kälte fest zugezogen. Ich war geschäftlich in New York, und ich wollte meinen Tag voller Meetings einfach nur hinter mich bringen, um nach Hause zu meiner geliebten Frau zu fliegen, mit der ich seit vier Jahren verheiratet war. Die Kälte und das Chaos konnten mir nichts anhaben, denn bald würde ich nach Hause fliegen. Bald würde ich bei Jane sein.

Ich arbeitete als Manager für MKTG, eine hippe ­Marketingfirma mit Sitz in New York City. Ich arbeitete gern dort – die Kollegen ­waren die klügsten, innovativsten Leute, mit denen ich je zusammengearbeitet hatte. Sie waren professionell und witzig. Ich leitete das kanadische Büro in Toronto und war in die Stadt gekommen, um wegen einer Fernsehshow nachzuhaken, die wir NBC angeboten hatten. Ein paar Wochen zuvor hatten wir den NBC-Vizesportchef von einer Reality-Sportshow überzeugt, die ich entwickelt hatte. Das Leben war toll. Ich hatte eine schöne, liebevolle Ehefrau und einen großartigen Job, bei dem ich mit netten Leuten zusammenarbeitete.

An jenem Morgen wachte ich eineinhalb Stunden, bevor mein Wecker klingeln sollte, auf und sah durch das Fenster auf die Häuserdächer hinaus. Ich konnte nicht mehr schlafen, daher schrieb ich Jane eine SMS, um zu sehen, ob sie auch schon wach war. Augenblicke später hörte ich nicht das Piepsen einer Antwort-SMS, sondern das Klingeln meines Telefons.

»Hey, du bist ja wach!«, sagte ich.

»Irgendwie schon«, antwortete sie sanft lachend, die Stimme noch belegt vom Schlaf. »Ich habe deine SMS gesehen.«

»Ich lasse dich weiterschlafen«, sagte ich fast im Flüsterton. »Aber es war schön, deine Stimme zu hören. Danke, dass du angerufen hast.«

»Wann ist dein erstes Meeting?«

»Halb zehn.«

»Du wirst deine Sache toll machen.« Ich konnte ihr Lächeln hören.

»Danke, es dürfte alles glattgehen.«

»Ich liebe dich. Viel Glück. Ruf mich später an.«

»Mache ich. Ich liebe dich auch«, sagte ich.

Ich legte auf, froh, ihre Stimme gehört zu haben. Auch wenn es zu meinem Job gehörte, um die ganze Welt zu reisen, in tollen ­Hotels zu wohnen und in fantastischen Restaurants zu essen, vermisste ich Jane jedes Mal, wenn ich fort war. Unsere Terminkalender sorgten oft dafür, dass wir getrennt waren, umso mehr wusste ich unsere gemeinsame Zeit zu schätzen. Zu Hause hieß für mich Jane.

Ich stand auf, duschte, zog mich an und fuhr zu meinem ersten Meeting, das besser verlief, als ich mir erhofft hatte. Meine Kollegen und ich aßen gemeinsam zu Mittag, bevor wir uns in unsere Nachmittagsmeetings stürzten. Mein Flug sollte an jenem Abend gehen, aber als wir mit dem Essen fertig waren, hatte der Wind aufgefrischt und den Himmel in einen kräftigen Bluterguss aus Dunkelviolett und Grau verwandelt. Es hatte noch nicht zu schneien begonnen, aber in den Nachrichten wurde bereits vor einem bevorstehenden Wintersturm gewarnt, und ich wusste, dass die Chance, dass mein Flugzeug planmäßig starten würde, rasch schwand. Während ich ­zusah, wie die New Yorker versuchten, fluchtartig zurück in die ­Wärme und den Schutz ihrer Häuser zu gelangen, verspürte ich ­einen überwältigenden Drang, dasselbe zu tun. Ich wollte nicht an einem Flughafen stranden. Ich wollte nach Hause. Ich wollte zu meiner Frau. Ich wollte bei Jane sein.

Jane und ich hatten uns fast 15 Jahre zuvor bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt. Sie war jemand, der in einer Menge immer hervorstach. Sie war hübscher, größer, blonder und lebhafter als jede andere Person im Raum. Ich hatte sie aus der Ferne ­gesehen, während sie mit einem anderen Teilnehmer sprach, und ich war hingerissen von ihrer natürlichen Haltung und Eleganz, ganz zu schweigen von ihrem Lächeln. Es ließ mich dahinschmelzen. Als mich nur noch ein paar Schritte von dem mir zugewiesenen Tisch trennten, wurde mir klar, dass sie nicht nur an meinem Tisch saß, sondern wir sogar nebeneinander platziert waren. Mein Herzschlag hämmerte in meinen Ohren und übertönte jedes andere Geräusch im Raum.

Bevor ich zu nervös werden konnte, streckte sich mir eine Hand entgegen. »Hi, ich bin Jane.«

Wir redeten übers Wetter, die Toronto Blue Jays, unsere Jobs – banale Dinge –, aber in ihrer Gegenwart nahmen sie eine neue ­Bedeutung an. Sie war Journalistin und berichtete für eine Lokalzeitung über die Veranstaltung. Sie vertiefte sich in unser Gespräch und gab mir das Gefühl, die faszinierendste Person im Raum zu sein. Mir wurde schnell klar, dass sie einen messerscharfen Verstand und ein weltgewandtes Wesen hatte. Und sie fluchte wie ein Seemann – was nicht allzu viele Frauen bringen. Es gefiel mir sehr. Während des Hauptgangs hatte ich bereits das Gefühl, wir hätten eine Verbindung und ich jemand Besonderen kennengelernt.

Am Ende des Abends schlug ich vor, in Kontakt zu bleiben, und wir tauschten unsere Visitenkarten aus. Als ich ging, sagte ich zu einem Kollegen, dass ich diese Frau heiraten würde. Er lachte. »Sie kann vermutlich heiraten, wen immer sie will, und du wirst es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht sein.« Ich lachte ebenfalls und sagte: »Wart’s ab.«

In den nächsten paar Tagen nahm ich Janes Visitenkarte immer wieder in die Hand. Anrufen oder nicht? Ich wollte eine angemessene Zeit verstreichen lassen und nicht allzu interessiert erscheinen. Ich hielt ganze eineinhalb Tage durch, bevor ich sie auf einen Kaffee einlud. Ich hinterließ eine Nachricht auf ihrer Mailbox, und während ich auf eine Antwort wartete, erzählte ich jedem, der bereit war, zuzuhören, dass ich diese unglaubliche Frau kennengelernt hatte. Mir war bewusst, dass ich ein bisschen vorpreschte – ich kannte sie schließlich noch gar nicht –, aber in diesem Moment war mir das eigentlich egal.

Jane rief mich am nächsten Tag zurück. Wir trafen uns auf ­einen Kaffee. Nach ein bisschen Small Talk erzählte sie mir, sie sei seit Kurzem mit jemandem zusammen. Sie sagte, sie könne nicht leugnen, dass es während des Wohltätigkeitsessens zwischen uns ­gefunkt habe, aber mit diesem anderen Typen sei es ihr ernst. Sie wolle ­offen und ehrlich bezüglich ihrer Beziehung sein, sagte sie, denn sie wolle trotzdem mit mir befreundet sein. Ich war enttäuscht, aber ich wollte unbedingt ein Teil ihres Lebens sein, auf welche ­Weise auch immer. Außerdem, nennen Sie es jugendliche Arroganz, aber ich dachte ernsthaft, es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie diesem anderen Typen den Laufpass geben und sich für mich entscheiden würde. Schließlich war sie die Frau, die ich heiraten würde. Wir würden den Rest unseres Lebens zusammen verbringen. Sie würde nur noch ein bisschen länger brauchen, um es zu begreifen.

Im Laufe der nächsten Monate entwickelte sich eine warmherzige Freundschaft zwischen uns. So schwer es mir auch fiel, nicht mit ihr zu flirten, tat ich mein Bestes, um ihre Grenzen zu respektieren. Aber ich fand dennoch jede nur erdenkliche Ausrede, sie zu sehen. Über die Arbeit meldete ich mich bei »Essen auf Rädern« an, ­einem ehrenamtlichen Dienst, der sozial benachteiligten Menschen in der Gemeinde, die nicht immer in der Lage sind, selbst für sich zu kochen, Mahlzeiten bringt. Als ich erfuhr, dass man einen Partner brauchte, um die Mahlzeiten auszuliefern, rief ich Jane an und ­fragte sie, ob sie mitmachen wolle.

»Auf jeden Fall«, sagte sie. »Wann fangen wir an?«

»Diesen Mittwochmittag. Oder nächste Woche – was immer dir besser passt.«

»Diese Woche könnte ich. Abgemacht.«

»Fantastisch«, sagte ich und grinste über beide Ohren. »Ich hole dich von der Arbeit ab.« Mahlzeiten auszuliefern bedeutete, dass ich Jane jede Woche neunzig Minuten sehen durfte. Mir war klar, dass die ehrenamtliche Arbeit nicht glamourös sein würde, aber zu wissen, dass Jane dabei sein würde, war alles, was ich an Glamour brauchte.

Von unserer ersten Auslieferung an war die Arbeitsteilung klar: Jane klopfte an die Türen und übernahm den Großteil des ­Gesprächs; ich trug die große Essenstüte herein. Die Menschen, mit denen wir zu tun hatten, lebten in Sozialwohnungen in einer rauen Ecke von Toronto, die von Armut und Gewalt geprägt war. Das ­Leben hatte ihnen übel mitgespielt. Ein paar von ihnen waren schon älter, und viele waren von ihren Familien nahezu völlig im Stich ­gelassen worden. Andere lebten mit HIV oder Aids, und im Laufe der Wochen und Monate wurden wir Zeugen, wie sie vor unseren Augen immer mehr abmagerten, obwohl wir ihnen gutes, gesundes Essen brachten. Sowohl Jane als auch ich konnten ihre Einsamkeit und Verzweiflung spüren, und wir taten unser Bestes, um ihnen ein bisschen Freundlichkeit und stille Unterstützung zu bieten. Freunde fragten mich oft, wie ich damit klarkam, ohne depressiv zu werden. »Das ist ganz leicht«, antwortete ich dann. »Ich mache es gemeinsam mit Jane.«

Wenn sie über die Schwelle einer geöffneten Tür trat, brachte Jane jedes Mal dieselbe ungeteilte Aufmerksamkeit mit, die sie an dem Abend, an dem wir uns kennenlernten, mir schenkte – sie hinterließ immer einen tiefen Eindruck. Ich beobachtete fasziniert, wie sich einer nach dem anderen in sie verliebte. Und...

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