Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum, 7 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Da um 1200 beinahe alle deutschen Romane auf eine französische Vorlage zurückgehen, gibt der Vergleich mit der französischen Quelle Aufschluss über die künstlerische Individualität und den Anteil der Durchformung durch den deutschen Autor. Wie hat ein Schriftsteller also die Vorlage verändert, mit welcher Intention und wie beeinflusste er damit auch die Gesamtpräsentation des Stoffes? Dies sind Fragen, die man nur durch den genauen Textvergleich lösen kann. Der Rückgriff auf Quellen war im Mittelalter üblich, da es nicht gefragt war neue Stoffe zu erfinden, sondern höchstes Gebot, Wahrheit zu verbreiten. Diese Wahrheit wurde nur unter Berufung auf vorangegangene Quellen beglaubigt und fand meist im Vorwort statt. Damit wurden die Texte für die mittelalterlichen Rezipienten glaubwürdig. Auch einer der beliebtesten französischen Dichter dessen Werke von vielen deutschen Autoren adaptiert wurden, Chrétien de Troyes, gibt nicht vor etwas zu erfinden, sondern erklärt viele kleinere Erzählungen zu einem Sinnganzen zusammenzufügen und gilt damit als Begründer der 'bele conjointure'. Die deutschen Dichtungen weichen in der Regel in Nuancen von ihren Vorlagen ab und gerade in dieser Abweichung kann man das Besondere der Literatur erkennen. Wolfram von Eschenbach dagegen, der wahrscheinlich zwischen 1200 und 1210 den Parzival verfasste, hatte weitaus mehr Spielraum in seiner Dichtung, da Chrétien de Troyes Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal, zwischen 1180 und 1190 verfasst, kein fertiggestellter Roman war. Es gilt heute als sicher, dass Wolframs Quelle dieser Roman Chrétiens war, auch wenn der Erzähler im Parzival behauptet, die Geschichte von einem Provenzalen Namens Kyot gehört zu haben. Die Bücher 3-12 des Parzival gehen auf Chrétien zurück, während die Vorgeschichte und die 'Fertigdichtung' des Roman de Perceval alleinig Wolframs Schaffung sind. Für diesen Teil zog er wahrscheinlich verschiedene Motive aus anderen, damals bekannter Geschichten heran. Auch hat Wolfram besonders in der Gralszene einiges, was er sich vielleicht nicht erklären konnte, zu seiner Hauptvorlage verändert. Vielleicht erfand er daher Kyot, damit man seiner Geschichte nicht die Glaubwürdigkeit absprechen konnte. Gerade aus diesen Gründen ist Wolframs Parzival und besonders die Szene auf der Gralburg, so interessant. Hier scheint man besonders viel über den künstlerischen Stil und die Individualität des Autors Wolfram von Eschenbach zu erfahren.
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