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E-Book

Erfolgsmodell Familienunternehmen

Das Strategie-Buch

AutorPeter May
VerlagMurmann Publishers
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl334 Seiten
ISBN9783867742207
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Familienunternehmen sind die älteste und wichtigste Organisationsform unternehmerischen Handelns. Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft und die treibende Kraft hinter dem 'Wirtschaftswunder Made in Germany'. Sie verkörpern den deutschen Mittelstand und noch weit mehr als das. Auch ALDI, BMW und VW stehen unter der Kontrolle einflussreicher Unternehmerfamilien. Peter May stellt wichtige Fragen und gibt in seinem neuen Buch die richtigen Antworten: Was macht den Erfolg der Familienunternehmen aus? Welche besonderen Stärken können sie ausspielen? Und welche Herausforderungen müssen sie bewältigen? Peter May, einer der führenden Experten für Familienunternehmen, schlägt in diesem anekdotenreichen Buch einen großen Bogen und verbindet eine Vielzahl praktisch umsetzbarer Tipps zu einem in sich schlüssigen Gesamtkonzept. An dessen Ende steht nichts weniger als eine eigenständige BWL für Familienunternehmen.

Peter May, geboren 1958, ist einer der führenden Experten für Familienunternehmen und berät einige der bedeutendsten Unternehmerfamilien Deutschlands. Der Gründer der INTES Akademie für Familienunternehmen in Bonn ist Jurist und Ökonom und lehrt als Honorarprofessor an der WHU - Otto Beisheim School of Management in Vallendar. Unter seiner Federführung entstand u.a. der Governance Kodex für Familienunternehmen.

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Leseprobe

1. Kapitel:
Familienunternehmen sind anders


»Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.«1 Treffender als mit den Zeilen aus Schillers Wallenstein lässt sich die Situation der Familienunternehmen kaum beschreiben. Wallenstein war eine vielschichtige Persönlichkeit, und je nach Standpunkt des Betrachters fällt das Urteil über ihn bis heute unterschiedlich aus. Gleiches gilt für Familienunternehmen. Dem einen sind sie Sinnbild eines altmodischen Kapitalismusverständnisses, dem anderen Vorbild für das Management von morgen.2 Vor kurzem noch belächelt, werden sie in der aktuellen Krise mehr und mehr zum Hoffnungsträger. Andere Länder schauen mit Hochachtung auf Deutschland und seinen starken Familienkapitalismus. Aber sind solche Hoffnungen auch berechtigt? Was macht die Familienunternehmen stark? Und welche Herausforderungen müssen sie bewältigen? Um diese Fragen wirklich beantworten zu können, müssen wir lernen zu verstehen, was Familienunternehmen überhaupt sind und nach welchen Gesetzmäßigkeiten sie funktionieren.3

Ein paar Fakten


Familienunternehmen sind die älteste Organisationsform unternehmerischen Handelns. Erste Zeugnisse ihres Wirkens sind bereits aus dem 3. Jahrtausend vor Christus belegt.4 Aber selbst wenn man ihre Geschichte mit dem Moment beginnen lässt, wo Versorgungsdenken in kapitalistisches Gewinnstreben umschlug,5 sind sie immer noch älter als jede andere heute relevante Form unternehmerischer Organisation.

Und sie haben die Geschichte des Kapitalismus geprägt. Unternehmerfamilien wie die Fugger oder Medici haben ganze Epochen der Weltgeschichte bestimmt, und noch das Aufkommen der Manufakturen und die beginnende Industrialisierung waren untrennbar mit Familienunternehmen verbunden. Eine Änderung setzte erst mit der zweiten Welle der industriellen Revolution ein. Die durch Elektrifizierung und industrielle Nutzung von Stahl möglich gewordenen Großprojekte benötigten mehr Kapital, als einzelne Familien aufbringen konnten, und ohne die Publikumsgesellschaften wäre die Wohlstandsexplosion der vergangenen 100 Jahre nicht möglich gewesen.6 In der Folge verloren die Familienunternehmen ihren quasi exklusiven Vertretungsanspruch für unternehmerische Organisation. Neben ihnen spielen heute Publikumsgesellschaften, Unternehmen im Besitz der öffentlichen Hand und zunehmend auch Firmen unter der Kontrolle von Finanzinvestoren eine Rolle.

Dennoch ist die Bedeutung der Familienunternehmen ungebrochen. Sie sind das prägende Element unserer Volkswirtschaft. Mehr als neun von zehn Unternehmen hierzulande sind in Familienhand, sie repräsentieren fast 50 Prozent aller steuerpflichtigen Umsätze und beschäftigen mehr als die Hälfte aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer.7 Keine andere Organisationsform unternehmerischen Handelns erreicht annähernd vergleichbare Werte. Zu Recht werden die Familienunternehmen deshalb als »Herzstück der sozialen Marktwirtschaft«8 bezeichnet.

… und Vorurteile


Im öffentlichen Urteil gilt der Familienkapitalismus als die sympathische Variante des Kapitalismus.9 Familienfirmen, so ist häufig zu hören, seien kunden- und mitarbeiterorientierter als ihre Konkurrenten und agierten umsichtiger als Unternehmen, deren Entscheider ohne eigenes Risiko mit dem Geld anderer Leute arbeiteten. Auf der anderen Seite werde bei ihnen weniger professionell entschieden.

Bei der Abwägung zwischen ihren Vor- und Nachteilen ging man lange Zeit von einer systemimmanenten Unterlegenheit der Familienunternehmen aus. Vor allem dem amerikanischen Ökonomen Alfred Chandler verdanken wir den Glauben an die angebliche ökonomische Zweitklassigkeit der Familienunternehmen. Chandler, Wirtschaftswissenschaftler an der Harvard University, hatte in einem 1977 veröffentlichten Buch die Auffassung vertreten, der Aufstieg der westlichen Industrienationen im 20. Jahrhundert sei nur möglich gewesen, weil mit der zweiten Phase der industriellen Revolution die wirtschaftliche Macht der Familien gebrochen worden sei. Er war überzeugt, dass Familien mit den wachsenden Anforderungen größerer Unternehmen überfordert seien. Erst die Trennung von Inhaberstellung und Führung, wie sie für Publikumsgesellschaften typisch sei, habe den Weg zu großindustriellen Strukturen und einer an rationalen Maßstäben orientierten Führung geöffnet. Für das Familienunternehmen bleibt in dieser Denkwelt nur der Platz einer »unvollkommenen Vorstufe auf dem Weg zur managergeführten Publikumsgesellschaft«10. Chandlers Urteil hat nachhaltigen Einfluss auf das wirtschaftswissenschaftliche Denken ausgeübt. »Der derzeitige Hauptstrom des ökonomischen Denkens ignoriert die Familienfirma als Gegenstand seriöser Forschung und hat sie fast schon als überholtes und bedeutungsloses Relikt abgeschrieben«11, stellt der Wirtschaftshistoriker David Landes noch 2006 resigniert fest.

Ein weiteres Vorurteil über Familienunternehmen ist womöglich noch tiefer verwurzelt. Beinahe alle, die sich mit Familienunternehmen beschäftigen, gehen davon aus, dass ihre Lebensdauer in der Regel auf drei Generationen beschränkt ist. Diese Überzeugung ist so stark, dass sie sogar Eingang in den Volksmund gefunden hat – und das weltweit. »Der Vater erstellt’s, der Sohn erhält’s, dem Enkel zerfällt’s«, heißt es in Deutschland, »La première génération la crée, la deuxième la developée, la troisième l’a tuée« in Frankreich und »Shirtsleeves to shirtsleeves in three generations« bei den Angelsachsen. Die Überzeugung, dass es sich bei Aufstieg und Niedergang einer Familiendynastie um eine Art Naturgesetz handelt, ist so verbreitet, dass man das Phänomen in Anlehnung an Thomas Manns berühmten Roman weltweit als »Buddenbrook-Syndrom« bezeichnet.

Aber treffen diese Vorurteile auch zu? Neue Erkenntnisse haben das traditionelle Bild erschüttert.

Familienunternehmen sind nicht zweitklassig


Ausgangspunkt für eine Neubewertung war eine im Jahr 2003 veröffentlichte Studie von Ronald Anderson und David Reeb.12 Die beiden amerikanischen Wissenschaftler hatten bei einer Untersuchung des Standard & Poor’s-Aktienindex nicht nur festgestellt, dass die dort notierten Unternehmen zu einem beachtlichen Anteil von Inhaberfamilien kontrolliert wurden, sondern auch, dass diese Unternehmen im Untersuchungszeitraum eine bessere wirtschaftliche Entwicklung13 aufwiesen als die Vergleichsunternehmen. Dabei war der Vorsprung umso größer, je stärker ein Mitglied der Inhaberfamilie Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens nehmen konnte.14 »Einer der größten strategischen Vorteile, die ein Unternehmen haben kann, ist, wie sich herausstellt, sein Familienstammbaum«, fasste das Wirtschaftsmagazin Businessweek das Ergebnis der Studie zusammen. »Firmen, in denen die Gründer oder ihre Familien sich eine starke Position bewahrt haben – im Management, im Vorstand, im Aufsichtsrat und / oder als Großaktionäre –, behaupten sich im Markt entschieden besser als ihre managergeführten Konkurrenten.«15

Die Ergebnisse fanden ein reges Echo. Die Zeitschrift Newsweek gab einen Performancevergleich für die wichtigsten europäischen Aktienindizes in Auftrag – und kam zu vergleichbaren Resultaten.16 Und die Analysten der HypoVereinsbank ermittelten für den Zeitraum von 1990 bis 2004 eine jährliche Kurssteigerung von 16,3 Prozent für die 50 größten Familienunternehmen an der Börse gegenüber nur 9,5 Prozent beim DAX.17 Der »Family Factor«, wie ihn Newsweek bezeichnet hatte, wurde zum Synonym für Börsenerfolg und veranlasste Banken und Vermögensverwalter, ihren Kunden Spezialfonds mit einem Investitionsschwerpunkt auf an der Börse notierte Familienunternehmen anzubieten.

Auch unter Einbeziehung nicht am Kapitalmarkt notierter Familienunternehmen ermittelten Wissenschaftler bessere Geschäftsergebnisse bei Familienfirmen.18 Und eine vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) gemeinsam mit der Deutschen Bank initiierte Studie attestierte den Familienunternehmen mit einem Jahresumsatz über 50 Millionen Euro für die Jahre 2006 und 2007 im Vergleich mit anderen Großunternehmen einen messbaren Vorsprung bei Eigenkapitalrendite und Eigenkapitalquote.19

Es ist noch zu früh, aus diesen Untersuchungsergebnissen auf eine ökonomische Überlegenheit der Familienunternehmen zu schließen. Die Forschung zum Erfolgsvergleich zwischen Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen steht erst am Anfang.20 Ein Zwischenergebnis lässt sich dennoch festhalten: Von der tradierten Vorstellung, dass Familienunternehmen ihren Konkurrenten per se unterlegen seien, sollten wir uns verabschieden.

Familienunternehmen sind mehr als Mittelstand


Ebenso wenig sollten wir Familienunternehmen pauschal mit Mittelstand gleichsetzen.21 Zwar trifft es zu, dass die meisten von ihnen kleine und mittelgroße Unternehmen sind, doch können Familienunternehmen eine beachtliche Größe erreichen. ALDI, Henkel, OTTO und viele andere erwirtschaften Umsätze in Milliardenhöhe.22 Das größte Unternehmen der Welt, Wal-Mart, befindet sich ebenso unter familiärer Kontrolle wie die...

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