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Evaluation, Bildung und Gesellschaft. Steuerungsinstrumente zwischen Anspruch und Wirklichkeit

VerlagWaxmann Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl401 Seiten
ISBN9783830973928
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,40 EUR
Evaluationen spielen heute in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine zentrale Rolle. Als ein wesentlicher Bestandteil der „Neuen Steuerung“ im Bildungswesen dienen die unterschiedlichen Verfahren der externen und internen Evaluation der Leistungskontrolle und -entwicklung. Vor allem bildungspolitische Akteure verbinden hiermit die Erwartung, dass Wissen über Wirkzusammenhänge von Bildungsprozessen generiert und der Praxis zugänglich gemacht werden kann. Auf diese Weise soll die Arbeit in pädagogischen Handlungsfeldern zielgerichteter, effektiver und effizienter gestaltet und die Qualität von Bildungseinrichtungen verbessert werden. Dieser Band möchte die Annahmen, die der Implementierung von Evaluationsverfahren im Bildungswesen zugrunde liegen, einer kritischen Prüfung unterziehen. Zugleich stellen sich die Autoren auf unterschiedliche Weise die Frage nach der Verantwortung von Evaluationsforschung in der heutigen Gesellschaft.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Einleitung
  3. The Responsibility of Evaluation
  4. Valuing What We Measure or Measuring What We Value?
  5. Bildungsgerechtigkeit durch Evidence-based-Policy?
  6. Erste Ergebnisse zur Strukturqualität niedersächsischer Kindertageseinrichtungen aus dem Projekt: „Sprachförderung für Migrantenkinder im Elementarbereich – Evaluation unterschiedlicher Sprachförderkonzepte in niedersächsischen Kindertagesstätten“
  7. Evaluationen von Tagesschulen im Kanton Zürich
  8. Sitzenbleiben – Erfahrungen und Einstellungen von Lehrerinnen und Lehrern
  9. Mögliche Wege zur Professionalisierung in der Ausbildung von Lehramtsstudierenden an der Universität Wien
  10. Unterrichtsbeobachtungen als Grundlage zur Planung und Evaluation der Hochschullehre – eine Fallstudie
  11. Berufsfachschulen – Brücke oder Krücke?
  12. Funktionen und Effekte der Schulinspektion
  13. Die Nutzung der Ergebnisse standardisierter Leistungstests und der Zusammenhang zwischen Schülerleistung und Lehrerurteil
  14. Modifikation schulischer Selbstbeschreibung
  15. Steuerung durch Qualifizierung
  16. Schulen mit „gravierenden Mängeln“
  17. Schulträger im Wandel
  18. Evaluation, Beurteilung und Feedback aus Sicht von Schulleitungen und Lehrkräften
  19. Formen, Grenzen und Perspektiven der innerschulischen Nutzung zentraler Lernstandserhebungen als Instrument neuer Steuerung
  20. Externe Schulevaluationen des Staates als Herausforderung für das spezifische Profil freier Schulen
  21. Freigabe der Schulwahl aus der Perspektive betroffener Grundschulen
  22. Veränderte Steuerung im Schulsystem
  23. Evaluation der Wirkungen von Familienpolitik als Bildungspolitik
  24. Wirkmodell zur externen Evaluation
  25. Wirksamkeit von Lehrerfort- und -weiterbildung
  26. Schulqualität entwickeln durch nationale Standards?
  27. Betriebliche Weiterbildung – Inflation der Evaluation?
  28. Akteure des Innovationstransfers
  29. Autorinnen und Autoren
Leseprobe
Schulen mit „gravierenden Mängeln“ (S. 209-210)

Situation in Niedersachsen und Einsatzmöglichkeiten der Schulentwicklungsberatung


1. Einleitung

Die Niedersächsische Schulinspektion (NSchI) wurde 2005 als eigenständige Behörde neben der Schulaufsicht gegründet und evaluiert seit Anfang 2006 nach demselben Inspektionsverfahren mit nahezu unveränderten Instrumenten. Wie in der niederländischen Inspectie van het Onderwijs, die Niedersachsen bei der Entwicklung des Inspektionsverfahrens unterstützt hat, hat auch die NSchI von Beginn an Mindeststandards festgelegt. Wenn eine Schule diese unterschreitet, hat sie ihre Qualitätsverbesserung in Angriff zu nehmen, was nach ca. eineinhalb Jahren durch die „Nachinspektion“ überprüft wird. Inzwischen sind mehr als 100 Schulen aus allen Schulformen identifiziert worden, die, bezogen auf das Qualitätsprofil der Schulinspektion, gravierende Mängel aufweisen.

In 49 Schulen hat bereits die Nachinspektion stattgefunden. Damit liegen in Deutschland erstmals Daten über „schwache Schulen“1 vor: ihre Beurteilungen in einem Qualitätsprofil, die Wahrnehmung der Inspektionsergebnisse durch schulische Akteure, die Möglichkeiten der Schulaufsicht, einen Schulentwicklungsprozess zu initiieren und durch Ressourcen zu unterstützen, sowie die Veränderung der Beurteilung der Schulqualität nach eineinhalb Jahren.

Im Folgenden werden zunächst internationale Erfahrungen mit failing schools vorgestellt. Danach werden die in Niedersachsen als schwach identifizierten Schulen charakterisiert, schulische Reaktionen auf das negative Inspektionsurteil berichtet und die Probleme, Ziele und Prozesse der Qualitätsentwicklung in einer „Nachinspektionsschule“ aus Sicht der Schulentwicklungsberatung dargestellt, die diese Schule begleitet hat. Das Fallbeispiel trägt der Bedeutung der Einzelschule und ihrer Besonderheiten für die Schulentwicklung Rechnung und erweitert den Blick über mittlere Bewertungsprofile hinaus auf individuelle Entwicklungsbedürfnisse und -potentiale.

2. Internationale Erfahrungen


In Großbritannien und den Niederlanden werden jährlich ca. 3 bis 4 % der Schulen als schwach identifiziert (Chapman, 2001, S. 4; van de Grift & Houtveen, 2007, S. 383). Der Anteil problematischer Schulen scheint aber größer zu sein. Im Schuljahr 2006/07 wurden von der Inspectie van het Onderwijs 30 % der Grundschulen unter „some form of intensive supervison“ gestellt (Inspectie van het Onderwijs, 2008, S. 17); in Großbritannien standen 2000 10,6 % der Schulen „on Special Measures“ (Chapman, 2002, S. 270). In Berlin wiesen im Schuljahr 2006/07 4 % der inspizierten Schulen „erheblichen Entwicklungsbedarf“ auf (Senatsverwaltung Berlin, 2008, S. 30), in Brandenburg wird von 5 % bis 10 % schwacher Schulen ausgegangen (Kuhn, 2008, S. 50), und in Niedersachsen lag ihr Anteil bei 6,2 % (Niedersächsische Schulinspektion, 2008a, S. 16).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung10
The Responsibility of Evaluation18
Valuing What We Measure or Measuring What We Value?36
Bildungsgerechtigkeit durch Evidence-based-Policy?48
Erste Ergebnisse zur Strukturqualität niedersächsischer Kindertageseinrichtungen aus dem Projekt: „Sprachförderung für Migrantenkinder im Elementarbereich – Evaluation unterschiedlicher Sprachförderkonzepte in niedersächsischen Kindertagesstätten“70
Evaluationen von Tagesschulen im Kanton Zürich82
Sitzenbleiben – Erfahrungen und Einstellungen von Lehrerinnen und Lehrern90
Mögliche Wege zur Professionalisierung in der Ausbildung von Lehramtsstudierenden an der Universität Wien106
Unterrichtsbeobachtungen als Grundlage zur Planung und Evaluation der Hochschullehre – eine Fallstudie122
Berufsfachschulen – Brücke oder Krücke?138
Funktionen und Effekte der Schulinspektion152
Die Nutzung der Ergebnisse standardisierter Leistungstests und der Zusammenhang zwischen Schülerleistung und Lehrerurteil166
Modifikation schulischer Selbstbeschreibung180
Steuerung durch Qualifizierung194
Schulen mit „gravierenden Mängeln“210
Schulträger im Wandel230
Evaluation, Beurteilung und Feedback aus Sicht von Schulleitungen und Lehrkräften242
Formen, Grenzen und Perspektiven der innerschulischen Nutzung zentraler Lernstandserhebungen als Instrument neuer Steuerung260
Externe Schulevaluationen des Staates als Herausforderung für das spezifische Profil freier Schulen270
Freigabe der Schulwahl aus der Perspektive betroffener Grundschulen284
Veränderte Steuerung im Schulsystem298
Evaluation der Wirkungen von Familienpolitik als Bildungspolitik306
Wirkmodell zur externen Evaluation320
Wirksamkeit von Lehrerfort- und -weiterbildung338
Schulqualität entwickeln durch nationale Standards?356
Betriebliche Weiterbildung – Inflation der Evaluation?368
Akteure des Innovationstransfers382
Autorinnen und Autoren396

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