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E-Book

Intelligenz, Hochbegabung, Vorschulerziehung, Bildungsbenachteiligung

VerlagWaxmann Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl209 Seiten
ISBN9783830973775
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,90 EUR
Dieser Band, der im Rahmen einer Fachtagung zum zehnjährigen Bestehen der „Begabungsdiagnostischen Beratungsstelle BRAIN“ entstand, versammelt aktuelle empirische Forschungsergebnisse aus Pädagogik und Psychologie sowie Perspektiven, die sich im Umfeld von Intelligenz, Hochbegabung, vorschulischer Förderung und Bildungsbenachteiligung eröffnen. Trotz differierender Fragestellung bestätigen die Autoren in ihren Beiträgen die außerordentliche Bedeutung von Intelligenz bzw. Begabung, Förderung und sozialem Hintergrund für die persönliche Entwicklung, insbesondere auch für Schulleistungen und diverse Facetten des Lebenserfolgs. Die Ergebnisse der langjährigen Studien sind somit für die Institutionen Schule, Schulverwaltung und Schulpolitik von besonderer Bedeutung und sollten bei deren Entscheidungen zur Optimierung des nachhaltigen Bildungserfolgs aller Kinder und Jugendlichen zur Kenntnis genommen werden.

Mit Beiträgen von Wilfried Bos, Magdalena Buddeberg, Rainer Dollase, Joan Freeman, Detlef H. Rost, Frank M. Spinath und Tobias C. Stubbe.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Vorwort
  3. 1 Intelligenzforschung: Fluch und Fortschritt 2.0
  4. 2 Soziale Intelligenz, Emotionale Intelligenz, Praktische Intelligenz: Alternativen zum IQ?
  5. 3 Hochbegabte und Nicht-Hochbegabte: Ergebnisse einer über 35 Jahre laufenden Kontrollgruppenstudie
  6. 4 Verschulung oder Kuschelpädagogik: Wann ist Vorschulerziehung effektiv?
  7. 5 Gibt es eine armutsbedingte Bildungsbenachteiligung? Die Operationalisierung verschiedener Indikatoren der sozialen Herkunft in der empirischen Bildungsforschung
Leseprobe
4 Verschulung oder Kuschelpädagogik: Wann ist Vorschulerziehung effektiv? (S. 125-126)

Rainer Dollase Mit verbohrter Hartnäckigkeit zitieren Verbände, Parteien, Leitmedien, Autoren und angebliche Bildungsexperten die PISA-Studie als Beleg für die Forderung, Kinder früh einzuschulen bzw. den Kindergarten zu einer schulähnlichen Institution umzufunktionieren. Kuschelpädagogik sei von gestern – Verschulung sei heute.

Selbst im Jahr 2009 – nach Jahrzehnten bedingungskontrollierter Forschung zur Effektivität von Vorschulerziehung – liest man in angesehenen Zeitungen (FAZ 16.12.2009) Passagen wie „Das schlechte Abschneiden deutscher Schüler wurde damals [nach PISA, R. D.] auch mit Defi ziten in der vorschulischen Erziehung begründet, die in Deutschland im Gegensatz zu Frankreich das Spielen als wichtigste Tätigkeit des Kindes bis zum sechsten Lebensjahr in den Mittelpunkt stellte.“

Und – als Kritik an den neuen Bildungsplänen – „Wer eine Art Curriculum für den Kindergarten erwartet, wird jedoch enttäuscht. Fragen wie: Wann sollen Kinder bis zehn oder 20 zählen können, wann kurze Geschichten wiedererzählen oder ein Lied auswendig singen? – werden nicht beantwortet.“ Dass sich Kindergartenträger gegen „Verschulung“ wenden, wird zumeist als Marotte der ewig Gestrigen parodiert. Übrigens: Ein Kind, das „einszweidreivierfünfsechssiebenachtneunzehn“ sagen kann, wiederholt ein langes Wort, aber kann deswegen noch nicht zählen.

Die öffentlichen Einschätzungen und Forderungen stehen in teilweise krassem Gegensatz zu praktischen Erfahrungen, lassen sich in bedingungskontrollierter Forschung kaum stützen und stehen schräg zu den historisch gewachsenen Funktionen und Möglichkeiten einer kollektiven Erziehung, Bildung und Betreuung im Kleinkindalter. Von diesem Gegensatz handelt der folgende Beitrag.

4.1 PISA begründet nicht die Notwendigkeit einer frühen Verschulung

Wieso die schlechten Durchschnittsergebnisse von Fünfzehnjährigen bei PISA darauf zurückzuführen sein sollen, dass sie als Kindergartenkinder zuwenig gefördert worden wären, bleibt ein Geheimnis. Als wenn man mit 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13 und 14 Jahren fast nichts mehr an ihrer Bildung hätte tun können. Das gedankliche Muster dieser attributiven Unterstellung orientiert sich vermutlich an der Hänschen-Hypothese: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, welche zwar schon in den 70er Jahren und früher deutlich widerlegt werden konnte (Krapp & Schiefele, 1976) – auch im späteren Lebensalter kann Bildung und Erziehung optimiert werden. Aber das ist im Diskussions-Mainstream akademischer und publizistischer Stammtischler offenbar unbekannt (Dollase, 1979).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort8
1 Intelligenzforschung: Fluch und Fortschritt 2.012
1.1 Einleitung12
1.2 Begriffsbestimmung13
1.3 Korrelate der Intelligenz15
1.4 Zündstoff in Glockenkurvenform18
1.5 Intelligenz und Schulleistungsstudien20
1.6 Integrative Perspektive21
1.7 „Die schönste psychologische Forschervariable“22
1.8 Verhaltensgenetik und Intelligenz24
1.8.1 Grundbegriffe24
1.8.2 Quantitative verhaltensgenetische Befunde zur Intelligenz26
1.8.3 Genetische Einflüsse vs. Unveränderbarkeit28
1.8.4 Molekulargenetische Befunde zur Intelligenz29
1.9 Der Wunsch nach Förderung31
1.10 Kein Fazit32
Literatur33
2 Soziale Intelligenz, Emotionale Intelligenz, Praktische Intelligenz: Alternativen zum IQ?38
2.1 Einleitung38
2.2 Über Soziale Intelligenz (SI)39
2.3 Über Emotionale Intelligenz (EI)48
2.4 Über Praktische Intelligenz (PI)63
2.5 Zusammenfassung73
Literatur74
3 Hochbegabte und Nicht-Hochbegabte: Ergebnisse einer über 35 Jahre laufenden Kontrollgruppenstudie86
3.1 Einführung86
3.2 Ein Überblick über Längsschnittsstudien an Hochbegabten88
3.3 Messung von Begabung über längere Zeit92
3.4 Nicht-kognitive Einflüsse94
3.5 Erwartungen und deren Folgen96
3.6 Die Förderung von Begabung und Talenten97
3.7 Die Längsschnittsstudie von Freeman101
3.8 Die Lebensläufe von zwei Hochbegabten112
3.9 Einige Schlussfolgerungen aus meiner jahrelangen Forschung116
3.10 Nachtrag121
3.11 Zusammenfassung121
Literatur122
4 Verschulung oder Kuschelpädagogik: Wann ist Vorschulerziehung effektiv?126
4.1 PISA begründet nicht die Notwendigkeit einer frühen Verschulung127
4.2 Bildung ist ein altes Element der Kindergartenarbeit129
4.3 Vom schnellen Vergessen relevanter Forschungen: Beispiele für Traditionsbrüche und Forschungsamnesien130
4.4 Das Management-Syndrom: Der administrativ organisatorische Ansatz als Ursache der Verschulungsideologie und sein Versagen131
4.5 Die Quellen der Unterstellung von „Kuschelpädagogik“134
4.6 Die Früheinschulung: Eine alte Idee, die international scheiterte136
4.7 Von „Head-Start“ zum Vorklassenversuch: Relevante Forschung in den 60er und 70er Jahren139
4.8 Auf dem Weg zu einer Erklärung: Schwächungseffekte, Programmeignung147
4.9 Auf dem Wege zu einer Erklärung: Die Praxisanalyse151
4.10 Das Illusionskartell159
Literatur162
5 Gibt es eine armutsbedingte Bildungsbenachteiligung? Die Operationalisierung verschiedener Indikatoren der sozialen Herkunft in der empirischen Bildungsforschung166
5.1 Theoretische Modelle und Erhebungsinstrumente zum sozialen Status: Bourdieu167
5.2 Die Operationalisierung von sozialem Kapital172
5.3 Bildungsabschluss und Beruf der Eltern175
5.4 Soziale Milieus182
5.5 Indizes der sozialen Herkunft188
5.6 Capability Approach190
5.7 Relative Einkommensarmut als zusätzlicher Erklärungsfaktor für Bildungsbenachteiligung193
5.8 Empirische Befunde zum Zusammenhang zwischen Einkommensarmut und schulischen Kompetenzen195
5.9 Die Erfassung von Einkommensarmut bei TIMSS 2007 Deutschland und IGLU Belgien196
5.9.2 IGLU Belgien203
5.10 Fazit204
Literatur206

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