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E-Book

Feel: Robbie Williams

AutorChris Heath
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl608 Seiten
ISBN9783644402898
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Robbie Williams, einer der größten Stars unserer Zeit, erlebte als Teil von «Take That» und später als Solokünstler einen Aufstieg, der seinesgleichen sucht. In diesem Buch berichtet er gemeinsam mit dem Musikjournalisten Chris Heath von den frühen Jahren seiner Weltkarriere, einer Zeit, in der Williams zwar auf dem Zenit seiner Karriere stand, aber dennoch gebrochen und einsam schien. Chris Heath begleitete Robbie Williams zwei Jahre lang und beobachtete den Ausnahmekünstler bei der Arbeit, sprach mit ihm über persönliche Vorlieben und berufliche Erfahrungen, über Kollegen und Vorbilder, Freunde und Feinde. Entstanden ist eine einzigartige Nahaufnahme, die den Menschen Robbie Williams in all seinen Facetten zeigt.

Chris Heath, 43, ist Musikjournalist. Er arbeitet unter anderem für das Musikmagazin 'Rolling Stone', den englischen 'Telegraph' und die 'Sunday Times'.

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Leseprobe

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1


«Yeah, I’m a star, but I’ll fade», singt er, «if you ain’t sticking your knives in me, you will be eventually.»

«Nochmal», sagt Guy Chambers, sein Produzent, musikalischer Leiter und wichtigster Partner beim Songschreiben.

August 2002. Später Nachmittag. Robbie Williams steht in der Aufnahmekabine der Record-Plant-Studios, eines rechteckigen Gebäudes in einer unauffälligen Seitenstraße Hollywoods, und singt sein neues Stück, «Monsoon». Ein Song wie viele seiner Songs, eine Mischung aus Unsicherheit, Ehrlichkeit, Angeberei und Selbstzweifeln.

Er fängt noch einmal von vorn an. «I’ve sung some songs that were lame, I’ve slept with girls on the game.»

Sein neues Album, Escapology, ist fast fertig, nur der Gesang fehlt noch. Rob kam Anfang 2002 nach Los Angeles und blieb, als er merkte, dass es ihm hier besser ging. Das Album Swing When You’re Winning war gerade erschienen – sein viertes in fünf Jahren –, und er hatte eine Tournee hinter sich, von der er erschöpft und ausgebrannt zurückgekommen war. Er hatte schon allen möglichen Leuten erzählt, dass er sich jetzt ein Jahr freinehmen würde. Er hatte sich eine Pause verdient, und sie war auch dringend notwendig. Das bedeutete allerdings noch lange nicht, dass er auch wusste, was er mit seiner freien Zeit eigentlich anfangen sollte.

Im Endeffekt machte er doch nur wieder eine neue Platte. Es gehörte zu seiner täglichen Routine, dass er ein paar Stunden vor der Dämmerung aus seinem Haus in den Hollywood Hills herunterkam und sich die neuesten Mixe anhörte, ein paar Vorschläge machte und sang.

«Ich finde, der Mittelteil sollte nicht so hart sein», sagt Guy.

«Aber er klingt super», meint Rob.

«Aber es wäre gut, in der Mitte ein bisschen mehr Farbe zu haben», beharrt Guy.

«Okay», sagt Rob. «Lass es uns in Beige machen.»

Guy verdreht die Augen.

Rob probiert erneut «Monsoon», kommt diesmal besser hinein, spielt Luftgitarre beim Singen. Als der Refrain beginnt, hebt er das Hemd hoch, um seine Brustwarzen zu zeigen. Im Kontrollraum halten sich neun Leute auf. Einige von ihnen haben mit der Produktion des Albums zu tun, andere sind einfach nur zu Besuch. Ich bin gerade vier Tage lang von Oklahoma City nach L.A. gefahren. Rob scheint fasziniert und verblüfft darüber, dass sich jemand den Stress antut, Guy und ihn bei der Arbeit zu beobachten. Ich will ein bisschen zusehen und zuhören, will erfahren, was in Robs Leben alles passiert ist, und darüber ein paar Zeilen schreiben. Im Januar 2002 habe ich ihn zufällig im Sunset Marquis Hotel getroffen. Dort wohnte er damals, um herauszufinden, ob er in Zukunft wirklich in Los Angeles leben will. Und diese Begegnung – eine von vielen Begegnungen, die noch folgen sollten – war wohl auch der Grund, warum er mich ins Studio eingeladen hat.

Ich schätze, ich werde ungefähr eine Woche bleiben. Vielleicht auch zehn Tage.

Damals im Januar, als wir uns im Innenhof des Sunset Marquis über den Weg laufen, lädt mich Rob ein, mit ihm in seiner Suite Backgammon zu spielen. Ich freue mich sehr, ihn zu sehen, obwohl er fahrig und unruhig wirkt. Als ein Mädchen anruft, mit dem er sich damals manchmal trifft, tut er so, als wäre er sein bester Freund Jonathan Wilkes. Er behauptet, er sei im Moment nicht da und verspricht, Robbie auszurichten, dass er sie zurückzurufen soll. Das kann sie vermutlich vergessen.

Während die Würfel über das Backgammonbrett rollen, schildert er mir sein Dilemma. Obwohl er in Wahrheit unglaublich stolz auf sein Swing-Album ist, tut er so, als hätte er damit gerechnet, dass die CD ein Flop würde. Als wäre es ein absolut idiotensicherer Weg gewesen, seine Karriere in den Sand zu setzen, den Druck zu verringern, die Last von seinen Schultern zu nehmen. Aber jetzt geht die Idee nach hinten los: Das Album, das seine Plattenfirma zunächst für ein so großes Risiko gehalten hatte, dass sie sich weigerte, es im Vertrag als vollwertiges Robbie-Williams-Album zu akzeptieren, ist gerade dabei, sein bisher größter Erfolg zu werden. Eigentlich könnte er seinen Triumph feiern, stattdessen hat er das Gefühl, nicht mehr als ein persönliches Ziel erreicht zu haben.

Nach einer Weile muss ich gehen, weil ich noch zu tun habe. Später treffen wir uns in der Hotelbar wieder, dem Whiskey. Er selbst will nicht trinken, aber er hält sich gern dort auf, wo getrunken wird. Auf dem rechten Unterarm hat er ein neues Tattoo machen lassen, riesig und blau, mit der Inschrift «MOTHER»: weil er seine Mutter liebt, aber auch, weil er heute Abend einen anderen Schmerz braucht, weil er auf andere Gedanken kommen will. Er war der festen Überzeugung, dass ihm eine Arbeitspause dabei helfen würde, sich besser zu fühlen. Bisher ist davon allerdings nichts zu spüren, er fühlt sich sogar schlechter. Und jetzt hat er auch noch alle Zeit der Welt, sich mit seinen Problemen zu beschäftigen. Er trinkt seit über einem Jahr keinen Alkohol mehr, aber die Gefahr war noch nie so groß wie im Augenblick, wieder rückfällig zu werden.

Während es immer später wird, sitzt er mit irgendwelchen Leuten zusammen, die er nicht kennt. Er unterhält sich, bis ihm auf einmal klar wird, was ihm an dem Benehmen der Leute so bekannt vorkommt: Sie sind auf Ecstasy. Er spricht sie darauf an, und es stellt sich heraus, dass er Recht hat. Sie haben noch reichlich dabei und würden ihm gern etwas abgeben.

Na komm schon. Tu dir was Gutes. Nimm eine.

Er gerät ernsthaft in Versuchung. Aber er zwingt sich, ins Bett zu gehen.

Ein paar Tage später geht er nochmal in das Tätowierungs-Studio. Ihm gefällt sein «MOTHER»-Tattoo so gut, dass er an seinem anderen Unterarm auch eines haben möchte – aus Gründen der Balance. Es müssen wieder sechs Buchstaben sein: «ILOVEU».

An «Monsoon» wird im Moment nicht weitergearbeitet, stattdessen nehmen sie etwas anderes auf. «Me And My Monkey» ist ein langer, verrückter, erzählerischer Song, den Rob in Bangkok geschrieben hat und der in Las Vegas spielt. Er handelt von den Abenteuern eines Mannes und seines Partners, eines Affen. Aus Gründen, die im Stück nicht weiter erklärt werden, führt der Affe, der grundsätzlich nur Overalls trägt und Rollerblades fährt, den Erzähler in eine Welt voller Gefahren, Waffen, Zuhälter, Spielhöllen und Affen-Prostitution ein. Das Ende der Geschichte bleibt offen, vielleicht weiß nicht mal der Sänger, worum es eigentlich geht. Rob macht ein paar Schauspieleinlagen, während er singt, und steht dabei auf dem Roller, mit dem er durchs Studio fährt.

«Gefällt dir das, Dad?», fragt er. Sein Vater ist gerade zu Besuch in Los Angeles. Er sitzt neben einigen anderen Leuten im Kontrollraum. Vor ein paar Wochen haben die beiden zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder miteinander gesprochen.

«Ich finde es unglaublich», sagt sein Vater, Pete Conway. (Sein Vater ist professioneller Komiker und wurde als Peter Williams geboren. Er nennt sich Pete Conway, weil es bereits einen Künstler mit dem Namen Peter Williams gab.)

«Das haben wir selbst geschrieben», sagt Rob mit einer Mischung aus echtem und gespieltem Stolz. Guy bittet ihn, den Gesangsteil zu wiederholen. Zurück in der Gesangskabine, sagt Rob: «Mach den Gesang lauter … schalt das Licht aus … lass uns ein bisschen Stimmung erzeugen …»

Guy fummelt an den Schaltern herum, und im Kontrollraum gehen die Lichter aus.

«Nicht das Licht da draußen», ertönt Robs Stimme. «Hier drinnen.»

«Ich hab den Schalter nicht gefunden», sagt Guy.

Irgendwann gehen die Lichter aus, und Rob singt das Stück noch einmal im Dunkeln. Nach dem Satz «the monkey was high» zieht er die Nase hoch, als würde er Kokain schnupfen.

«Mich stört, dass ich dich nicht sehen kann», sagt Guy. «Du bist wahrscheinlich nackt und hast einen Steifen.» Das ist keine bloße Vermutung.Während der Arbeit an diesem Album hat Rob schon mehrfach nackt gesungen. Und während der Aufnahme zu der Coverversion des Lynyrd-Skynyrd-Songs «Simple Man», die später wieder gestrichen wurde, trug er ein Superman-Kostüm.

«Es ist sehr befreiend, nackt zu singen», sagt Rob zu Guy. «Zitat von Louise Nurding.»

«Wer ist Louise Nurding?», nuschelt Guy.

Rob macht sich nicht die Mühe einer Erklärung (Louise Nurding war Mitte der 90er Jahre ein bekanntes englisches Starlet). Stattdessen entbrennt zwischen ihm und Guy ein ziemlich heftiger Streit über ein ungewöhnliches Thema: wie sich ein Affe und ein Pavian-Zuhälter unterhalten würden, wenn sie könnten. Rob zündet sich eine Zigarette an, und als das Streichholz aufflammt, kann man ihn kurz in der Tonkabine erkennen. Er ist nicht nackt.

Bevor Rob geht, möchte er, dass ich mir einen weiteren Song anhöre: Er heißt «Cursed» und handelt von einem verstorbenen...

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