Inhaltsangabe:Einleitung: Das Interesse am Thema „Fernsehen in der Familien“ entsprang meiner Tätigkeit als Sozialpädagoge in kommunalen Kindertagesstätten in den Jahren 1994 bis 1999. In diesen Sozialisationsstätten begegnete mir während meiner Erziehungsarbeit mit Kindern und innerhalb der Beratungsgespräche mit Eltern das Thema Fernsehen als Alltagsgegenstand recht häufig: Kinder redeten über ihre Lieblingssendungen und planten ihren Alltag nach Sendezeiten. Sie sprachen darüber, daß sie Figuren und Bilder ihrer Lieblings-Fernsehhelden besitzen würden und diese im Spiel imitieren. Eltern klagten über Konflikte mit ihren Kindern weil ihre Sprößlinge andere Sendungen schauen wollten als sie selbst und zu Zeiten, in denen Sendungen für Kinder nicht mehr geeignet sind. Eltern befürchteten die schlimmsten Auswirkungen auf ihre Kinder durch das, ihrer Meinung nach, hohe Gewaltpotential innerhalb der Fernsehsendungen. Selbst Erzieher und Erzieherinnen innerhalb der Kinderbetreuungseinrichtungen stehen dem Medium Fernsehen signifikant skeptisch bis ablehnend gegenüber. Durch diese praktische Berührung mit dieser Thematik gelang ich zu der Erkenntnis, daß das Fernsehen mittlerweile integraler Bestandteil der Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen sowie der gesamten Familie ist. Kinder erlangen einen Teil ihrer Erfahrungen aus Fernsehmedien und beziehen sie in ihre Alltagswelt mit ein. Eltern sind damit meist überfordert. Sie reagieren verständnislos und erhoffen sich von Pädagogen eine Anti-Fernseh-Erziehung. Allerdings sind sich Eltern hierbei oft nicht bewußt, daß sie durch ihre eigene alltägliche Fernsehnutzung Vorbildfunktion für ihre Kinder übernehmen, an denen sich Kinder hinsichtlich der Entwicklung eigener Handlungsmuster orientieren. Auch die Literatur beschäftigt sich vornehmlich mit negativen Fernsehwirkungen auf Kinder: Sie rückt dabei das Medium Fernsehen einseitig in den Vordergrund bei der Suche nach Gründen für kindliche „Fehlentwicklungen“ und blendet hierbei die Familie in ihren äußeren und inneren Sozialisations- und Interaktionszusammenhängen, auch in Bezug zur Fernsehnutzung, aus. Hier sind Pädagogen und Sozialpädagogen - gemäß ihrer Berufsethik - aufgefordert, ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag gegenüber Kindern sowie dem Beratungsauftrag gegenüber Eltern gerecht zu werden und integrierend zu intervenieren: Das heißt einerseits, daß Pädagogen in ihren jeweiligen Einrichtungen Kindern einen konstruktiven und mündigen Umgang mit [...]
Ralf-Peter Nungäßer, seit 1993 Diplom-Sozialpädagoge, seit 1995 Diplom-Pädagoge, Studium der Sozialpädagogik an der Fachhochschule Frankfurt am Main, Studium der Erziehungswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Freiberuflicher Pädagoge im psycho-sozialen Bereich der Erwachsenenbildung.
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