Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Interpersonale Kommunikation, Note: 1,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft der RWTH Aachen Lehrstuhl für Deutsche Philologie und Germanistisches Institut), Veranstaltung: Gestenanalyse: Theoretische und empirische Ansätze, Sprache: Deutsch, Abstract: Redebegleitende Gesten erfüllen in der Kommunikation unterschiedliche Zwecke: Sie nehmen Bezug auf Gegenstände der Rede, strukturieren das Gesagte, lenken die Aufmerksamkeit der Zuhörer, fordern zu Aktionen auf und wirken an der Erschaffung und am Wechsel von Gesprächsrollen mit. Sie sind 'verkörperte' und daher visuell wahrnehmbare Informationen, die den Gehalt der akustisch-sprachlichen Kommunikationsdimension ergänzen, wiederholen, bestärken oder ersetzen. Multimodale Kommunikation rückt die Verständigung der Menschen ab vom sterilen mathematisch-funktionalistischen Modell der Informationsübertragung und akzentuiert die Möglichkeit von sinnlicher, anschaulicher und kreativer Erzeugung (Produktion: auf der Seite des Sprechers) und Anteilnahme (Reproduktion und Empathie auf der Seite des Adressaten) von Erfahrungen, Kenntnissen und Emotionen. Zahlreiche Gesten nehmen typische Form- und Bewegungsparameter aus praktischen Kontexten an, in denen die Hände eingesetzt werden, und werden zur körperlichen Ausdrucksseite eines metaphorischen Ausdrucks: Argumente werden 'weggewischt', wie die Krümel von der Tischplatte; Positionen werden 'ergriffen und festgehalten', wie eine Fernbedienung; eine Sache wird wie mit einem Stift 'nachgezeichnet'. Der leiblich-direkte Bezug zur Vorstellungswelt des Sprechers zeigt sich auch in den Darstellungsmöglichkeiten der Hände: Bedeutung kann über zeichnende, agierende, modellierende und repräsentierende Hände/Finger dargestellt werden (Bavelas et. al 1995: 394-405, Fehrmann 2010: 18-36, Ladewig 2010: 89-111, Müller 1998: 110-119, Müller 2010: 37-68). Weil redebegleitende Gesten oftmals in einem face-to-face Gespräch aufkommen, könnte man meinen, dass sie primär ausgeführt werden, um die Verständnisleistung des Adressaten zu unterstützen. In der Tat wird bei der Interpretation von Gesten oft die Perspektive des Rezipienten eingenommen, um ihre Funktion zu deuten. Methodologisch wird so automatisch der Adressatenbezug der Gesten in die Ergebnisse eingeschleust. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, Form und Funktion von Gesten zu untersuchen, die in einer Situation produziert werden, in der es keinen unmittelbar-visuellen Adressatenbezug gibt. Diese Gesten können nicht produziert worden sein, um dem Rezipienten das Verstehen zu erleichtern, weil der Sprecher sich der Abwesenheit seines Gesprächspartners vollkommen bewusst ist. Die Untersuchung ermöglicht damit einen Einblick in die Funktionsleistung von Gesten für den Sprecher.
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