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Franziskus

Der Papst der Armen - die exklusive Biografie

AutorHeiko Haupt
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl170 Seiten
ISBN9783864134005
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Jorge Mario Bergoglio ist der neue Papst Franziskus. Doch wer ist dieser Mann, der sich in der Tradition des Franz von Assisi sieht, eines radikal der Armut verpflichteten Heiligen? Was steckt hinter dem Argentinier, der sich so betont bescheiden und demütig gibt? Was hat ihn geprägt? Wofür steht er als Geistlicher und was sind seine Ziele für das Pontifikat? Der renommierte Journalist Heiko Haupt liefert sowohl einen tiefgehenden Einblick in die Persönlichkeit von Jorge Mario Bergoglio als auch eine fundierte Auseinandersetzung mit seiner nicht unumstrittenen Vergangenheit während der argentinischen Militärjunta. Diese Biografie zeigt die ganzen Hintergründe über den Mann, auf dem die Hoffnungen von über einer Milliarde Katholiken ruhen.

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Leseprobe

Teil 2: Der Papst


Schon einmal nah dran gewesen


Der neue Papst kommt aus Argentinien, es ist Erzbischof Jorge Mario Bergoglio – und so hätte es schon vor acht Jahren sein können. Denn dass seinerzeit Joseph Ratzinger gewählt wurde, war keineswegs so selbstverständlich, wie es oft erzählt wird.

Der 18. April 2005: In der Sixtinischen Kapelle sollen die Kardinäle einen Nachfolger für den nach langer Krankheit verstorbenen Johannes Paul II. wählen, der mehr als 26 Jahre die katholische Kirche geführt und geprägt hatte. Kurz nach 20 Uhr steigt an diesem Tag erstmals schwarzer Rauch auf und zeigt an, dass kein Kandidat die nötige Mehrheit hatte. Am Morgen des 19. April um 11 Uhr 50 das gleiche Bild. Doch das änderte sich um 17 Uhr 50 – weißer Rauch, der neue Papst war gefunden.

Die Beobachter waren erstaunt: Nach den 26 Jahren des Johannes Paul II. hatte es gerade einmal 26 Stunden gedauert, bis die Kirchenoberen sich auf einen aus ihren Reihen einigen konnten. Es war das kürzeste Konklave in der jüngeren Geschichte der Kirche. Schneller einigten sich die Kardinäle nur im Jahr 1939, als die Wahl Pius XII. nach 20 Stunden feststand.

2005 wurde die zügige Wahl so gewertet, dass der Spitzenkandidat im Grunde schon von Anfang an feststand, es kaum aussichtsreiche Gegenkandidaten gab.

Das allerdings war ein Trugschluss, wie sich Monate nach dem Ende der Wahl herausstellte. Denn im Herbst 2005 veröffentlichte die italienische Zeitschrift Limes Aufzeichnungen eines Unbekannten über den tatsächlichen Ablauf des Konklaves. Der Inhalt machte Furore, weltweit wurde über den Inhalt dieses »geheimen Tagebuchs« berichtet. Allem Anschein nach stammten die Notizen von einem wahlberechtigten Kardinal, er soll den Tagesablauf minutiös niedergeschrieben haben, sobald er nach den Abstimmungen auf sein Zimmer zurückkehrte und unbeobachtet war. Denn was er tat, war verboten: Die Kardinäle und alle, die mit ihnen während der Wahl Kontakt haben, sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Die zentrale Aussage des Geheimberichts: Es gab durchaus einen aussichtsreichen Gegenkandidaten. Der habe im dritten Wahlgang so viele Stimmen auf sich vereint, dass er damit jede andere Wahl blockieren konnte.

Auch der Name des Gegenkandidaten machte bald die Runde: Jorge Mario Bergoglio. Das war die nächste Überraschung: Ein aussichtsreicher Kandidat war in der Regel auch ein Europäer. Nie zuvor entfiel eine so hohe Zahl an Stimmen auf einen Kandidaten, der von einem anderen Kontinent kam, schon gar nicht auf einen aus Lateinamerika.

Wie der Tagebuchautor schrieb, sei schon das Ergebnis des ersten Wahlgangs überraschend ausgefallen: Ratzinger erhält zwar 47 Stimmen – für alle unerwartet lag aber Bergoglio mit 10 Stimmen an zweiter Stelle. Alle anderen Kardinäle lagen bestenfalls im einstelligen Bereich. Am nächsten Tag stimmten zunächst 65 Kardinäle für Ratzinger, doch immer noch fehlten ihm 12 Wähler für die nötige Zweidrittelmehrheit von 77 Stimmen. Gleichzeitig fand auch Bergoglio immer mehr Anhänger, wie der unbekannte Augenzeuge sich erinnerte. Nach 10 am Vortag waren es nun 35.Wahlgang drei: Kardinal Ratzinger bekommt 72 Stimmen und damit 62,6 Prozent – wieder kann jedoch auch Bergoglio mehr Kardinäle auf seine Seite ziehen. 40 waren es jetzt.

Damit war er zwar nicht der eigentliche Gewinner. Wenn diese 40 Kardinäle jedoch in den weiteren Wahlgängen immer noch für ihn stimmten, würde das jede Mehrheit für einen anderen Kandidaten verhindern. Und zwar zwei Wochen lang, danach erst würde das Verfahren geändert und der Wahlsieger müsste dann nur noch mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Doch solche zwei Wochen wären eine zermürbende Nervenprobe für die Kardinäle und eine Zeit, in der es bei der Stimmverteilung zu neuen Überraschungen kommen könnte.

Der Ausgang des vierten Wahlgangs kam dann für viele überraschend. Kardinal Ratzinger erreichte plötzlich mit 84 Stimmen die nötige Mehrheit, er war zum Papst gewählt worden. Bergoglios Anhängerschaft sank auf nur 26 Stimmen. Was der geheime Beobachter nicht schrieb: Bald schon wurde erzählt, dass der rapide Stimmenverlust kein Zufall war. Auch waren die Kardinäle wohl nicht von ihrer Zustimmung für Bergoglio abgewichen. Der Mann aus Argentinien selbst soll sie vielmehr dazu aufgefordert haben. Er trat quasi zurück, um dem späteren Benedikt XVI. die Wahl zu ermöglichen.

Mit dem Konklave von 2005 hängt aber noch ein weiterer ungewöhnlicher Vorgang zusammen. Nur ein paar Tage bevor die Wahl des neuen Papstes begann, wurde gegen Bergoglio in seiner Heimat Anzeige erstattet. Es ging um den bereits geschilderten Fall der 1976 während des Militärregimes entführten und gefolterten Jesuitenpater Orlando Yorio und Franz Jalics – und um die Behauptung, dass Bergoglio darin verwickelt gewesen sei. Die Anzeige machte das Thema nun auch über die Grenzen Argentiniens hinaus bekannt.

Die Frage, die seitdem gestellt wird, ist die, ob es Zufall war, dass die Anzeige und der Beginn des Konklaves so dicht beieinander lagen. Zwar beruhte die Anzeige auf dem, was der Autor Horacio Verbitsky in seinem Buch El Silencio über eventuelle Verwicklungen Bergoglios schrieb – dieses Buch erschien ebenfalls 2005. Manche Beobachter werteten die zeitliche Nähe der Anzeige zum Konklave wenige Tage vor Beginn der Papstwahl jedoch als eine Intrige, mit der die Wahl Bergoglios zum Papst verhindert werden sollte.

Im Jahr 2013 rückte die Geschichte erst nach der Wahl von Papst Franziskus wieder in das öffentliche Bewusstsein. Vor dem Konklave beherrschte ein anderer Name die Medien, der von Benedikt XVI.

Ein unerwarteter Rücktritt


Am 11. Februar 2013 feierten die Menschen in der deutschen Heimat des damaligen Papstes Benedikt XVI. ausgelassen. Es war Rosenmontag, Höhepunkt der Karnevalszeit. In den Hochburgen wie Köln oder Mainz zogen Umzüge mit bunt dekorierten Wagen durch die Straße, maskierte und kostümierte Menschen lachten und feierten. Die Bezeichnung dieses Tages ist eng mit der Kirche und dem Papst verbunden: Sie bezieht sich auf die 40-tägige christliche Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern. Zu dieser Zeit zählen die vier Fastensonntage. Der vierte davon, Laetare, wird auch als Rosensonntag bezeichnet, weil der Papst dann eine goldene Rose segnete, und diese »Tugendrose« einer Person mit besonderen Verdiensten im kirchlichen Bereich überreichte. Zunächst stand der Begriff Rosenmontag also für den Montag vier Wochen nach Karneval.

Am Rosenmontag des Jahres 2013 überraschte eine vollkommen unerwartete Meldung aus Rom die ganze Welt. Der Papst habe seinen Rücktritt angekündigt, hieß es. Während noch über den Wahrheitsgehalt dieser Nachricht diskutiert wurde, trat Benedikt XVI. vor die Vollversammlung der Bischöfe. Eigentlicher Grund für dieses Konsistorium waren drei Heiligsprechungen. Doch schon die ersten Worte des Papstes ließen das in den Hintergrund treten.

»Liebe Mitbrüder«, begann Papst Benedikt, »ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen dreier Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch, um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen.« Schon der nächste Satz machte klar, dass die kursierenden Gerüchte wahr waren. »Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.«

»Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.«

Der 85-jährige Joseph Aloisius Ratzinger erklärte also, dass er gesundheitlich nicht mehr über die Stärke verfügte, die notwendig sei, um weiter als Benedikt XVI. an der Spitze der römisch-katholischen Kirche zu wirken.

Er erklärte der fassungslosen Weltöffentlichkeit auch, dass diese Entscheidung unumstößlich sei, und dass der Ankündigung schon bald Taten folgen sollten: »Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, sodass ab dem 28. Februar 2013, um 20 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.«

Ein Papst, der nicht bis zu seinem letzten Atemzug im Amt blieb, sondern aus freien Stücken bei klarem Geist zurücktrat: Damit brach Benedikt XVI. ein Tabu. Seit vielen Jahrhunderten hatte es das nicht mehr gegeben.

Der letzte Papst, der freiwillig und lebend aus dem Amt schied, war Coelestin V. im Jahr 1294. Der hatte das Amt 85-jährig nicht einmal aus freien Stücken übernommen. Vor seiner Wahl war der Stuhl des Papstes zwei Jahre lang nicht besetzt, unter anderem, weil man sich nicht auf einen geeigneten Kandidaten einigen...

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