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E-Book

Frühkindliche Bildung in der Kindertagespflege

Kann die Förderung frühkindlicher Bildungsprozesse in der Kindertagespflege unter den aktuellen Bedingungen gelingen?

AutorAnja Schäfer
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl60 Seiten
ISBN9783863415303
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Bildung ist für Mitglieder von Wissens- und Leistungsgesellschaften eine wertvolle Ressource, da Fähigkeiten und Wissensbestände immer systematischer als universales Instrument zur Problemlösung genutzt werden. Wie Erkenntnisse, u.a. aus der Neurobiologie, eindrucksvoll belegen, werden die Grundlagen für die Aufnahme und permanente Aktualisierung sowie für Lernstrategien, die das spätere Lernen nachhaltig prägen, bereits in frühester Kindheit gelegt. Auch die Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie untermauern die Erkenntnis, dass Kinder praktisch jederzeit und überall Lerngelegenheiten wahrnehmen. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, ob die Bedingungen in der Kindertagespflege geeignet sind, den Bildungsauftrag im Rahmen der Kindertagespflege zu erfüllen. Um Lernprozesse wahrnehmen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Kleine Kinder benötigen, um sich wohl zu fühlen, vor allem eine Bezugsperson, die auf ihre Bindungsbedürfnisse eingeht, die ihnen Sicherheit gibt und ihnen so erst ermöglicht, ihre Umgebung zu erkunden und Kompetenz und Autonomie zu erleben. Die Kinder selbst haben einen hohen Anteil an ihren eigenen Bildungsprozessen und treiben ihre Weiterentwicklung aktiv voran. Entsprechend ihrem Alter und Entwicklungsstand gestalten sie ihre Bildungsentwicklung mit. Sie bilden sich jedoch nicht ausschließlich selbst durch von ihnen gewählte Bildungsgelegenheiten, sondern nehmen auch angebotene Lerngelegenheiten wahr. Die Rolle der Kindertagespflegeperson ist die eines Bildungsbegleiters oder Bildungspartners, der die Fähigkeiten und Interessen des Kindes erkennt und unterstützt und so die Bildungsentwicklung beeinflusst und prägt. Damit trägt die Kindertagespflegeperson Verantwortung für die umsichtige Planung von Bildungsangeboten, die sich am Kind einerseits und an der Vermittlung von Kompetenzen, die als gesellschaftlich wertvoll erachtet werden, orientieren. Die vorliegende Arbeit verdeutlicht, dass Tagesmütter und -väter über vielfältige Fähigkeiten, Erfahrungen und umfangreiche Kenntnisse über Voraussetzungen und Grundlagen für frühe Bildungsprozesse verfügen sollten. Darüber hinaus werden weitere förderliche Rahmenbedingungen für die Bildungsentwicklung von Kindern in der Kindertagespflege im Bereich Orientierungs-, Struktur- und Prozessqualität dargestellt.

Anja Schäfer wurde 1968 in Schloß Neuhaus bei Paderborn geboren. Nach der Ausbildung und Tätigkeit als Kommunalbeamtin übte sie zunächst unterschiedliche Tätigkeiten in der Kommunalverwaltung aus, von 1999 - 2009 arbeitete sie im Jugendamt der Stadt Paderborn, Fachbereich Kindertagespflege. Im Jahr 2006 entschied sich die Autorin, ihre umfangreichen praktischen Erfahrungen durch ein Studium der Sozialen Arbeit weiter auszubauen und zu fundieren. Das berufsbegleitende Bachelorstudium der Sozialen Arbeit an der FH Münster schloss sie im März 2010 mit Auszeichnung ab. Während des Studiums entwickelte die Autorin ein besonderes Interesse für die frühkindliche Bildung und entwickelte u.a. im Rahmen eines Praxisprojektes ein Fortbildungskonzept zur Bildungsdokumentation in der Kindertagespflege. Die bei der Durchführung und Evaluation der Fortbildungen gewonnenen Kenntnisse motivierten die Autorin, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Seit Januar 2010 arbeitet Anja Schäfer im Pflegekinderdienst der Stadt Verl, darüber hinaus engagiert sie sich weiterhin als freiberufliche Dozentin im Bereich Kindertagespflege.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.2.2, Betreuungsschlüssel und Kontinuität: TPP benötigen aufgrund der individuellen Verläufe von Bildungsentwicklungen und der Orientierung am Kind spezifische Kenntnisse über jedes Kind: Seine Interessen, sein Umfeld, seine speziellen Ressourcen. Sie brauchen daher Zeit, um sich jedem Kind - und seiner Familie - individuell zuzuwenden. I.d.R. werden bis zu fünf fremde Kinder in der TP betreut. Die in Kapitel 3 beschriebenen Erkenntnisse verdeutlichen, dass ein niedrigerer Betreuungsschlüssel erforderlich ist, je jünger die Kinder und je altershomogener die betreuten Kinder sind. Daher wird folgender Betreuungsschlüssel als geeignet erachtet: Betreuungsschlüssel 1:2 bei Kindern bis zu 12 Monaten betragen, 1:3 bei Kindern bis zu 24 Monaten und 1:5 bei älteren Kindern. Fluktuationen durch Wechsel der Tagespflegestellen sind soweit wie möglich zu vermeiden, um die Bindungsqualität und Bildungsentwicklung nicht negativ zu beeinflussen. Fachberatung: TPP arbeiten überwiegend in ihren privaten Räumlichkeiten, also weitestgehend isoliert, daher müssen für die Sicherung der Qualität Strukturen vorhanden sein, um Fragen zur Bildungsförderung zu beantworten. Nach dem SGB VIII haben TPP Anspruch auf Beratung durch den Jugendhilfeträger. Experten fordern für maximal 40 Tagespflegefälle eine entsprechend ausgebildete Fachberatung. Die Fachberatung umfasst u.a. die begleitende Beratung, Hausbesuche, Sicherstellen der Qualifizierung, Fachaustausch sowie Möglichkeiten der formellen und informellen Begegnungen. Darüber hinaus könnte durch die Fachberatung die Qualitätssicherung und -entwicklung der Bildungsförderung realisiert werden, indem sie den TPP z.B. Evaluationsinstrumente an die Hand gibt. Vernetzung: Für die Sicherung der Bildungsqualität sind Vernetzungen mit anderen TPP oder weiteren Akteuren (z.B. Kindertagesstätten) von Vorteil. TPP könnten vor Ort und mit Unterstützung der Fachberatungen kollegiale Fallberatungsteams bilden, mit Hilfe derer konkrete Bildungsentwicklungen und das eigene pädagogische Handeln reflektiert und Ideen für weitere Schritte entwickelt werden können. Vernetzungen könnten darüber hinaus durch eine Tagesbetreuungskonferenz (mit Beteiligung der Fachberatung, der Fachkräfte und weiterer Akteure) in Familienzentren sozialräumlich realisiert werden, um die Qualität durch die gemeinsame Entwicklung von Standards, Konzepten, durch Fortbildungsangebote, Reflexion, kollegiale Beratung und Evaluation zu sichern. Die Gremien sollten durch den Jugendhilfeträger initiiert, unterstützt und von diesem koordiniert werden. Räumlichkeiten, Lernumfeld: Nach den rechtlichen Vorgaben findet die Betreuung in kindgerechten bzw. geeigneten Räumlichkeiten statt. Wie beschrieben haben Kinder einen großen Anteil an ihrer eigenen Entwicklung. Sie suchen sich selbständig aus den ihnen gebotenen Möglichkeiten Erfahrungen und Aktivitäten, durch die sie - altersgemäß primär über Sinneserfahrungen - lernen. Der Abwechslungsreichtum der Umwelt bestimmt, wie komplex sich das Gehirn entwickelt und vernetzt. Raumgestaltung gehört daher zu den zentralen pädagogischen Aufgaben. Die Tagespflegestelle sollte einen ausbalancierten, geschützten und überschaubaren Rahmen für Bildungsentwicklungen bieten. Dieser sollte Kindern entwicklungsentsprechend Freiflächen, Spielflächen und sinnesanregende Materialien, Anregungen, Herausforderungen, Raum für Kreativität und Phantasie, Gelegenheit zum gemeinsamen Spiel und auch Rückzugsmöglichkeiten bieten. Räume müssen so gestaltet sein, dass sie Neugierde und Forscherdrang von Kindern befriedigen. Sie müssen den Kindern erlauben, Orte, Zeitdauer, Materialien sowie Spielpartner selbst zu wählen. Neben den Räumlichkeiten sollte auch das Umfeld ausreichend Anregungen und Bildungsgelegenheiten bieten, z.B. durch Spielen in der Natur. Finanzielle und personelle Ausstattung: Eine Studie zur Auswirkung zusätzlicher Investitionen in strukturelle Rahmenbedingungen auf die Qualität der pädagogischen Arbeit kam zu dem Ergebnis, dass personelle und zeitliche Ressourcen entscheidende Faktoren im Hinblick auf die Qualität frühkindlicher Tagesbetreuung darstellen. Bildungsförderung kann nur gelingen, wenn die Fachkräfte entsprechend den geschilderten Anforderungen ausgebildet und die Tagespflegestellen entsprechend ausgestattet sind. Hohe Anforderungen an die Qualifikation und erhöhter Personalbedarf (Fachberatung und TPP) verlangen jedoch einen erhöhten Einsatz finanzieller Mittel.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Frühkindliche Bildung in der Kindertagespflege Kann die Förderung frühkindlicher Bildungsprozesse in der Kindertagespflege unter den aktuellen Bedingungen gelingen?1
Inhaltsverzeichnis3
1 Einleitung5
2 Begriffsklärungen und Rahmenbedingungen6
2.1 Der Begriff „Kindertagespflege“6
2.2 Rechtliche Grundlagen: Der Bildungsauftrag in der Kindertagespflege7
2.3 Das Bildungsverständnis in der Elementarbildung10
3 Grundlagen und Voraussetzungen für frühes Lernen12
3.1 Kindliche Grundbedürfnisse12
3.1.1 Physische Grundbedürfnisse12
3.1.2 Psychische Grundbedürfnisse12
3.2 Frühe Kindheit: Neurobiologische Erkenntnisse14
3.3 Entwicklungspsychologische Grundlagen17
3.3.1 Grundlegende Entwicklungsverläufe17
3.3.2 Aktuelle Erkenntnisse19
3.4 Zwischenfazit: Wann und wie lernen Kinder?20
4 Aus dem Bildungsauftrag hervorgehende Anforderungen an die Kindertagespflege21
4.1 Orientierungsqualität22
4.1.1 Bildungsplan22
4.1.2 Bildungsziele23
4.1.3 Pädagogisches Konzept25
4.2 Strukturqualität26
4.2.1 Kenntnisse und Kompetenzen26
4.2.2 Betreuungsschlüssel und Kontinuität28
4.2.3 Fachberatung28
4.2.4 Vernetzung28
4.2.5 Räumlichkeiten, Lernumfeld29
4.2.6 Finanzielle und personelle Ausstattung29
4.3 Prozessqualität30
4.3.1 Eingewöhnungsprozess30
4.3.2 Bindungen und Beziehungen30
4.3.3 Interaktion zwischen der Tagespflegeperson und dem Kind30
4.3.4 Individuelle Förderung31
4.3.5 Pädagogische Haltungen und Kompetenzen32
4.3.6 Elternarbeit32
4.3.7 Orientierung und Vernetzung im Sozialraum33
4.3.8 Beobachtung und Dokumentation33
4.4 Exkurs: „Bildungs- und Lerngeschichten“33
5 Kindertagespflege aktuell35
5.1 Quantitativer Ausbau36
5.2 Bildungspläne und Konzepte36
5.3 Qualifikation der Tagespflegepersonen36
5.4 Beobachtung und Dokumentation37
5.5 Finanzierung und Pflegegeldleistungen37
5.6 Qualitätssicherung- und Weiterentwicklung38
6 Resümee38
Literaturverzeichnis42
Anhang48

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