Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 1,2, Universität Paderborn (Fakultät für Kulturwissenschaften), Veranstaltung: HS Ästhetiken des Sammelns, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Es ist beim Sammeln das Entscheidende, daß der Gegenstand aus allen ursprünglichen Funktionen gelöst wird um in die denkbar engste Beziehung zu seinesgleichen zu treten. Diese ist der diametrale Gegensatz zum Nutzen und steht unter der merkwürdigen Kategorie der Vollständigkeit. Was soll diese 'Vollständigkeit' (?) Sie ist ein großartiger Versuch, das völlig Irrationale seines bloßen Vorhandenseins durch Einordnung in ein neues eigens geschaffenes historisches System, die Sammlung, zu überwinden. Und für den wahren Sammler wird in diesem Systeme jedwedes einzelne Ding zu einer Enzyklopädie aller Wissenschaft von dem Zeitalter, der Landschaft, der Industrie, dem Besitzer von dem es herstammt.'1 Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert (1821-1880) war ein Mensch, der sich zeit seines Lebens mit dem Sammeln beschäftigt hat - und zwar mit dem Sammeln von 'ausgesprochenen Dummheiten'. ' [...]da eine Dame zu Papa kommt, die uns immer Dummheiten erzählt, werde ich sie aufschreiben.' , schreibt Flaubert mit neun Jahren.2 'Einstweilen ist mir ein alter Gedanke wieder in den Kopf gekommen, nämlich der meines Dictionnaire des idées reçues [...] Diese Apologie der menschlichen Gemeinheit in all ihren Zügen, ironisch und schreiend von Anfang bis Ende, voll von Zitaten und Beweisen (die das Gegenteil beweisen würden) und erschreckenden Texten (das wäre nicht schwierig), hätte, so würde ich sagen, zum Ziel, ein für allemal mit den Exzentritäten, welcher Art sie auch sein mögen, Schluß zu machen. [...] Man würde also darin in alphabetischer Reihenfolge über alle möglichen Gegenstände alles finden, was man in Gesellschaft sagen muß, um ein anständiger Mensch zu sein..'3 Die Einträge aus dem genannten Dictionnaire des idées reçues finden sich in allen Werken Flauberts wieder, in Bouvard und Pécuchet aber nehmen sie den meisten, wenn nicht gar allen Raum ein und machen so das Buch zu einer 'Anti-Enzyklopädie'.4 Beschrieben werden zwei Männer, die sich auf das Land zurückziehen und sich nacheinander durch sämtliche Wissensgebiete arbeiten, ohne dabei jedoch eine Methode oder eine kritische Distanz zu entwickeln. [...] 1 Walter Benjamin: Gesammelte Schriften V.I. Hg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt: 41996, S. 271. 2 Gustav Flaubert: Briefe. Zürich: Diogenes 1977, S. 7. 3 ebd., S. 223 f. 4 Frank Leinen: Flaubert und der Gemeinplatz. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang 1990, S. 244.
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