Geschlechtsspezifischer Sprachgebrauch - Lakoffs Unsicherheitshypothese
Lakoffs Unsicherheitshypothese
Autor | Annika Rönchen |
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Verlag | GRIN Verlag |
Erscheinungsjahr | 2002 |
Seitenanzahl | 18 Seiten |
ISBN | 9783638131261 |
Format | |
Kopierschutz | kein Kopierschutz |
Geräte | PC/MAC/eReader/Tablet |
Preis | 12,99 EUR |
Bereits im 17. und 18. Jahrhundert untersuchten europäische Entdecker außereuropäische Sprachen auf Merkmale unterschiedlichen Sprachgebrauchs von weiblichen und männlichen Mitgliedern der jeweiligen Sprachgemeinschaft. Es wurden sowohl Unterschiede bezüglich gender festgestellt, d.h. unterschiedliche Formen von Adjektiven u.a. für feminine und maskuline Bezugsworte, als auch Unterschiede in der Sprache von Frauen und Männern.
Im 19. Jahrhundert prägte der Sprachforscher Frazer hierfür die Begriffe objective gender und subjective gender. Er nahm an, dass diese beiden Phänomene miteinander durch die historische Entwicklung verknüpft und nicht etwa Ausdruck von sozialen, psychologischen oder kognitiven Tendenzen seien, was später für plausibler gehalten wurde.
Die Studien regten jedoch auch im 19. Jahrhundert in Europa kein gesteigertes Interesse für dieses Thema an. Bei der Untersuchung der Sprachen fanden die Forscher sex-exclusive differentiation, also Sprachelemente, die entweder nur bei den Sprechern oder nur bei den Sprecherinnen auftraten, und sex-preferential differentiation, die bevorzugte Verwendung bestimmter Sprachelemente von Männern oder Frauen. Einen Zusammenhang zu ihrer eigenen Gesellschaft stellten die Wissenschaftler nicht her. Man war sich einig, dass sex-exclusive differentiation in europäischen Sprachen nicht vorkam. Andererseits hielt man die Tatsache, dass Frauen und Männer unterschiedlich sprechen, für so trivial und weitläufig bekannt, dass man sich nicht genötigt sah, diesen Punkt weiter zu verfolgen. Unter den Sprachforschern herrschte allgemein die Auffassung, dass die Frauen des europäischen Sprachraums auf ihre eigene Weise sprächen, 'using trivial vocabulary, avoiding harsh and unseemly words, speaking a conservative form of the language, talking too much...' (Bodine, S. 131).
Erst 1954 machte Reik in einem Rückblick einen ersten ernsthaften Versuch, geschlechtsspezifische Sprachunterschiede im europäischen Sprachraum mit den 'exotischen' Sprachen zu vergleichen. In den 70er Jahren kam neues Interesse für das Thema auf. Es wurden unter anderem im Zuge der Frauenbewegung Gründe und Konsequenzen für die Unterschiede im Sprachgebrauch untersucht.
Auch die amerikanische Linguistin Robin Lakoff stellte sich in 'Language and Woman's Place' von 1975 die Frage, was Sprache und Sprachgebrauch über die Ungleichheiten der Frauen- und Männerrollen in der Gesellschaft sagen können.
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