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Gesundheitsdschungel

Der ultimative Wegweiser durch das Medizin-Dickicht: Wie funktioniert unser Gesundheitswesen? Die wichtigsten Diagnose- und Therapiemethoden! Wann brauchen Sie welchen Arzt? -

AutorMichael Feld
VerlagSüdwest
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783641119737
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Der umfassende Wegweiser durch unser Gesundheitssystem
Unser Gesundheitssystem wird immer komplexer. Kaum jemand hat noch Durchblick. Und wenn selbst Ärzte nicht mehr klar sehen, wie sollen sich dann erst Patienten im Dickicht der Medizin zurechtfinden? Dr. med. Michael Feld bahnt uns in diesem Buch einen Weg durch die verschlungenen Pfade des Gesundheitswesens. Er erklärt unter anderem, warum das System so kompliziert geworden ist, wo die Vor- und Nachteile liegen, wie Ärzte heute ticken, worauf Patienten achten sollten und warum Privatpatienten nicht immer besser dastehen als gesetzlich Versicherte.



Dr. med. Michael Feld ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Somnologe (DGSM) und Schlafmediziner. In seiner Praxis in Köln hat er sich auf die ganzheitliche Erkennung und Behandlung von allgemeinmedizinischen Krankheitsbildern sowie auf Schlaf-, Stress- und Burn-out-Störungen aller Art spezialisiert. Er ist regelmäßig als Fernseharzt in verschiedenen Sendungen zu sehen (u. a. beim ZDF und WDR, aber auch bei RTL und Pro7).

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Leseprobe

Mein eigener Weg


Sie werden sich vielleicht fragen, was schreibt denn einer, der selber eine reine Privatpraxis an einem edlen Standort in Köln hat, ein Buch, in dem er versucht, das gesamte Gesundheitswesen zu erklären und dabei über Kassenpatienten, gesetzliche Krankenversicherungen, Krankenhausaufenthalte und die Problematik des wirtschaftlichen Arbeitens in der Medizin aufzukären. Ist das nicht alles nur Political-Correctness-Getue?! In diesem Abschnitt hier möchte ich Ihnen kurz meinen eigenen beruflichen Werdegang schildern und erzählen, warum ich mich 2009 dazu entschieden habe, ausschließlich privatmedizinisch zu arbeiten.

Seit ich 17 bin, wollte ich Arzt werden. Mein damaliger Biolehrer, Herr Heidemann (der Vater unserer späteren Fecht-Weltmeisterin Britta Heidemann) hatte ein Faible für Medizinthemen, und ich hatte mit 16 mit Bodybuilding angefangen, zusammen mit meinem besten Kumpel und heutigen Kollegen Stefan Debus. Durch das Krafttraining kamen wir intensiv mit den Themen Muskulatur und Ernährung in Kontakt und damit auch in die Nähe der Medizin. Eigentlich sollte und wollte ich dann nach dem Abi zum Bund, es war schon klar, dass ich Sanitäter werden würde. Dann treff’ ich zufällig in meiner Stammkneipe Haus Wilkens in Kerpen-Sindorf einen Typen, der tatsächlich erzählte, dass er Zivildienst auf’nem Rettungswagen machen würde. So richtig mit Blaulicht und roter Jacke und gib ihm. Hammer, dachte ich, wie cool. Also hab ich verweigert und beim Malteser Hilfsdienst Erftstadt eine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht. Und danach bin ich Krankenwagen gefahren und Rettungswagen, habe Hausärzte im ärztlichen Notdienst begleitet und Erste-Hilfe-Kurse gegeben.

1992 begann dann mein Medizinstudium an der Universität Köln, das irgendwie nicht besonders schön war. Um genau zu sein: beschissen. Hat bis auf wenige Kurse und Fächer einfach keinen Spaß gemacht. Ich weiß nicht, ob es an mir lag oder an den Umständen. »Es liegt nicht an der Gegend, es liegt an dir« singt Herman van Veen in dem Lied »Griff ins Klo«. – Wahrscheinlich lag’s an beidem, wie immer. Auch an der Gegend: Köln ist wirklich eine lustige und lockere Stadt, macht aber gerne einen auf besonders sozial und kleidet sich lauthals in das Mäntelchen der Toleranz, um sich nicht mit seinen vielen Problemen befassen zu müssen. Der Rheinländer an sich ist nämlich gar nicht so tolerant, ihm und ihr ist nur meistens einfach alles scheißegal, Hauptsache, es gibt Musik, was zu futtern, und vor allem was zu saufen. Am besten noch umsonst. »Drink doch eine met, stell disch nit esu ahn … « – so geht das zutiefst ins rheinische Kulturgut implantierte Kult-Lied der Kölner Mundart-Band Bläck Fööss.

Ob das Medizinstudium heute besser ist, weiß ich nicht. Aber wenn man Arzt werden will, muss man halt Medizin studieren. Nach dem Studium bin ich erst einmal aus dem Rheinland abgehauen. Und zwar nach Sylt, auf dieses schöne kleine Nordsee-Kleinod, überschaubar und dennoch gesegnet mit der Weite des Nord-Ozeans. Auf Sylt habe ich eine internistisch-allgemeinmedizinisch-chirurgische und notfallmedizinische Ausbildung gemacht, Lungenheilkunde und vor allen Dingen auch Schlafmedizin gelernt.

Ich verbrachte drei tolle Jahre auf der Insel – es war ein Leben am Strand, und trotzdem haben wir ganz viel Medizin gemacht und gelernt. Aber so eine Insel wird nach drei Jahren ziemlich eng. Alle Leute, die man auf der Straße trifft, sind entweder Bekannte oder Patienten, und da der Mensch ein Wesen ist, das wechselnde Reize braucht, nimmt man nach einigen Jahren Dauerinselaufenthalt auch die Schönheit des Meeres, des Lichtes und der Luft nicht mehr so doll wahr, wie das ein Urlauber tut.

Als ich von Sylt zurückkam, habe ich irgendwann den Facharzt für Allgemeinmedizin gemacht und bin etwas durch die Gegend getingelt: Betreute acht Monate lang die Notaufnahme eines großen Krankenhauses am Westrand der Stadt, arbeitete in mehreren verschiedenen Arztpraxen und Notdienstpraxen. Letztendlich war das Problem, dass es in den klassischen Richtungen gar nicht weiterging. Im Krankenhaus gabs für mich definitiv keine Zukunft, die Strukturen und die starke Fremdbestimmung – dass man sich nicht aussuchen kann, mit wem man zusammenarbeitet, und die vielen Patienten, die immer älter werden, für die man alle überhaupt keine Zeit hat – waren nichts mehr für mich. Als Alternative blieb das, was ganz viele andere machen: eine Niederlassung als sogenannter Vertragsarzt, als Kassenarzt. Hierfür muss man als Hausarzt, der ich nun einmal war, eine schon bestehende Hausarztpraxis kaufen. Zumindest ist das in den allermeisten Gebieten in Deutschland inzwischen so, außer auf dem platten Land. Man kann nicht mehr einfach eine Hausarztpraxis mit Kassenzulassung neu gründen, sondern man muss eine bereits bestehende Praxis übernehmen, dort, wo ein anderer Arzt aufhört oder einen Teilhaber braucht. Man nennt das »Bedarfsplanung«.

Allein aber für die Lizenz, Kassenpatienten behandeln zu dürfen, das heißt für die sogenannte Zulassung, muss man zum Beispiel in Köln zwischen 50.000 und 80.000 Euro hinblättern. Im Grunde ein absolutes Unding, dass man für eine auf Papier gedruckte Zulassung so viel Geld bezahlen soll. Zum Zweiten war es im Jahre 2009 bereits so, dass eine Niederlassung als Hausarzt mit Kassenpatienten bedeutet hätte, dass ich pro Tag mindestens 50 bis 60, wenn nicht gar 80 Patienten sehen und durchschleusen hätte müssen, um den Laden vernünftig am Laufen zu halten. Denn für einen Hausarzt gab und gibt es pro GKV-Patient eine Dreimonatspauschale von gerade einmal 35 Euro, egal wie oft der Patient in diesen drei Monaten, dem sogenannten Quartal, erscheint und egal was man mit ihm macht.

Das wollte ich nicht. Ich hatte schon immer einen totalen Horror vor diesen Massenabfertigungen, einfach weil ich mir so viele Menschen und ihre Malässen gar nicht alle merken kann und auch nicht will. Zehn Patienten am Tag kann ich mir noch gut merken, kann mit denen dann auch mindestens eine halbe Stunde am Stück zu tun haben, was mir überhaupt erst die Gelegenheit gibt, ein paar Fragen zu stellen, und dem Patienten die Möglichkeit, mir etwas zu antworten. Und ich habe sogar noch die Möglichkeit, ihn auch körperlich zu untersuchen. – »Schreiten Sie zum Äußersten, untersuchen Sie den Patienten«, hieß es mal. All das ist in unserem Gesundheitssystem, in dem eine Praxis in der Regel überhaupt nur dann erst funktioniert, wenn man 50 Leute am Tag durchsemmelt, definitiv nicht möglich. Und ich glaube inzwischen, es ist auch überhaupt nicht so gewollt. So eine normale Praxis funktioniert nur, wenn man jeden, der da reinkommt, nur kurz angrinst, vielleicht noch in den Hals guckt – man nennt den obersten Hemdausschnitt vorne, dort, wo man das Stethoskop aufsetzen kann, ohne dass der Patient den Oberkörper frei machen muss, deshalb »Kassendreieck«. Dazu sollte man dann noch ein paar belanglose Worte labern und die Ohren auf Durchzug stellen, weil es sonst gar nicht anders geht, und dann schickt man jeden Patienten mit einem rosa Kassenrezept mit zwei, drei Medikamenten drauf nach Hause. Das ist die gegenwärtige deutsche Kassenarzt-Medizin. Durchgeplante Massenabfertigungen mit Rezeptausgabegarantie. Kollegen, die das so nicht können wollen, die den marktwirtschaftlichen Druck eines solchen Ladens unterschätzen, die lieber richtig Arzt sein wollen und sich von sich aus mehr Zeit nehmen, obwohl sie das nicht bezahlt bekommen, gucken am Ende in die Röhre und begehen betriebswirtschaftlichen Selbstmord. Denn der ökonomische Druck der Mieten, Gehälter und der Bankverpflichtungen erstickt die fachliche Motivation eines Arztes in der Regel im Keim.

Von daher gab es für mich nur eine Möglichkeit: Entweder ich werde Holzhacker oder ich führe eine reine Privatpraxis, denn – so unsozial es sich anhört – bei Privatpatienten kann man noch richtig Arzt sein. Denn da bekommt man alles, was man macht, bezahlt, und man kann jeden Patienten seriös medizinisch betreuen. Neben den Privatpatienten gibt es bei mir etwa 20 Prozent Selbstzahler, das heißt gesetzlich Versicherte, die die Arztrechnung eben aus der eigenen Tasche bezahlen. Weil es ihnen das wert ist. Eigentlich ist es ein Unding, dass man als motivierter junger Arzt, der sich selbstständig machen möchte, heutzutage schier gezwungen ist, eine reine Privatpraxis zu führen oder sich zumindest an einen Standort zu begeben, wo viele Privatpatienten wohnen, weil sonst das wirtschaftliche Überleben in einer Praxis kaum noch gegeben ist, sofern man keine Massenabfertigung betreiben will. Und wenn er sich für eine normale Kassenpraxis entscheidet und nicht auf die Lage, den Standort sowie die wirtschaftlichen Umgebungsfaktoren achtet, dann kann das dem Jungarzt ganz schnell das Genick brechen. Nur von der Dankbarkeit seiner Patienten kann man weder sein Personal noch seine Miete bezahlen. Man hat keinerlei Freizeit mehr, weil man nur noch horstet, und man stumpft innerlich ab, man kündigt, weil man eigentlich 80 Leute pro Tag durch die Praxis schleusen muss. Kinderärzte und Orthopäden kommen auch schon mal locker auf 110 bis 120 Patienten pro Tag. Das überfordert auch den nettesten und offensten und gewissenhaftesten Arzt in der Regel und führt zur inneren Kündigung.

Mein Glück war und ist es, dass ich mit der Schlafmedizin eine besondere Spezialisierung habe, die so nicht allzu viele Leute aus einer Praxis heraus anbieten. Zudem habe ich relativ viele eigene Ideen in die Tat umgesetzt und fahre damit ein recht individuelles Praxiskonzept, was auch unterm Strich wirklich gut läuft. Trotzdem habe auch ich jeden Monat einen großen wirtschaftlichen Druck, Miete, Personal und Verbindlichkeiten bei der Bank wollen jeden Monat...

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