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E-Book

Gewaltfrei leben

AutorJohn Dear
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783749417018
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,49 EUR
"Machen wir die aktive Gewaltfreiheit zu unserem Lebensstil." Dazu rief Papst Franziskus 2017 in der Botschaft zum Weltfriedenstag auf. Vom "Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens" spricht der Ökumenische Rat der Kirchen. John Dear, us-amerikanischer Aktivist und Publizist, übersetzt dies in einen dreifachen Weg, den jeder und jede zu gehen vermag, eine spirituelle Lebensreise: Gewaltfreiheit lernen im Umgang mit sich selbst; Gewaltfreiheit lernen im Umgang mit den Mitmenschen und Gewaltfreiheit leben, indem wir uns der globalen Basisbewegung der Gewaltfreiheit anschließen. Mit großer Eindringlichkeit und in unbeirrbarer Hoffnung wirbt Dear für diesen dreifachen Weg: "Das können wir tun. Wir können ein gewaltfreies Leben führen. Wir können Gottes Gabe des Friedens in uns, unter uns und in der Welt willkommen heißen. Wir haben mehr Macht, als wir denken. Wir alle haben die Macht des Gottes des Friedens in uns, wenn wir an diesem Glauben festhalten und ihm gemäß zu handeln wagen. Wir können den Frieden zu unserer Heimat machen und dazu beitragen, dass die Erde für alle in eine Heimat des Friedens verwandelt wird." Ein Buch für alle, die verstehen wollen, was es heißen könnte, in einer Kirche gerechten Friedens als Christ zu leben. Ein Buch auch für Menschen, die auf der Suche sind nach einem Leben, das den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird.

"John Dear ist der Inbegriff eines Friedensstifters", schrieb Erzbischof Desmond Tutu vor ein paar Jahren, als er John für den Friedensnobelpreis vorschlug. "Er ging mit seinen Aktionen und in seinen Schriften und in zahlreichen Predigten, Reden und Demonstrationen mit gutem Beispiel voran. Er glaubt, dass Frieden nichts Statisches ist, sondern dass Friedenstiften heißt, sich mit Seele, Körper und Geist zu engagieren. Seine Lehre besteht darin, man solle sich selbst lieben, seinen Nächsten lieben, seinen Feind lieben und die Welt lieben und die große Verantwortlichkeit dafür verstehen, dass man das alles tun muss. Er ist ein Mann, der den Mut seiner Überzeugungen hat und der sich gegen Krieg, Waffenproduktion und jede Situation ausspricht, in der ein Mensch durch Gewalt in Gefahr gerät. Wenn das Böse weiterhin herrschen soll, dann brauchen die guten Menschen nur am Rande zu sitzen und nichts zu tun. John Dear drängt uns dazu, aufzustehen und die Verantwortung für das Leiden der Menschheit zu übernehmen, das so vielfältig durch Selbstsucht und Gier verursacht wird." John Dear spricht seit Jahrzehnten zu den Menschen in aller Welt über das Evangelium Jesu, die Gewaltfreiheit und die Berufung zum Friedenstiften. Er war Leiter des Versöhnungsbundes, der größten religionsübergreifenden Friedensorganisation in den Vereinigten Staaten, und nach dem 11. September 2001 einer der Koordinatoren der Seelsorger im Family Assistance Center des Roten Kreuzes. Er beriet Tausende Verwandte der Opfer und Rettungsleute. Er hat in Obdachlosenheimen, Suppenküchen und Gemeindezentren gearbeitet, reiste in Kriegsgebiete in aller Welt, darunter Irak, Palästina, Nikaragua, Afghanistan und Kolumbien. Er lebte in El Salvador, Guatemala und Nordirland. Er wurde wegen Aktionen zivilen Ungehorsams gegen den Krieg mehr als 75mal verhaftet und verbrachte wegen einer Plowshares-Abrüstungs-Aktion acht Monate im Gefängnis. 1990 arrangierte er vor verschiedenen Staats-Gouverneuren Auftritte Mutter Teresas zur Aufhebung der Todesstrafe. Er hat zwei Masterabschlüsse in Theologie von der Graduate Theological Union in Kalifornien und lehrte Theologie an der Fordham-Universität. Seine fast dreißig Bücher wurden in zehn Sprachen übersetzt. John Dear gehört zum Mitarbeiterstab von Pace e Bene. Weitere Informationen: http://johndear.org

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Leseprobe

VORWORT


Wir leben in einem Zeitalter, in dem die enorme Macht und das enorme Potenzial der Gewaltfreiheit immer wieder offenbar werden.

Gewaltfreiheit wurde lange als utopisch, naiv, simpel und nicht durchführbar, ja sogar als unpatriotisch und kontraproduktiv abgelehnt, doch sie wird im Kleinen wie im Großen zunehmend angewandt, um mächtige und wirksame Veränderungen herbeizuführen. Und das keinen Augenblick zu früh.

Die katastrophalen Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen: Klimawandel, weltumfassende Armut, ständiger Krieg, systematische Verletzungen der Menschenrechte und viele andere –, werden keineswegs durch noch mehr Gewalt gelöst. Wirksame Lösungen für diese katastrophalen Gefahren verlangen eine monumentale Problemlösung, die innovativ, mutig, zielgerichtet, weltumfassend und mitfühlend ist. Kurz gesagt: die Kraft aktiver und kreativer Gewaltfreiheit ist heute mehr denn je vonnöten.

Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der die Kraft der Gewaltfreiheit in aller Welt immer mehr freigesetzt wird. Und wir haben doppeltes Glück, nicht nur, weil Gewaltfreiheit immer mehr verkörpert und aktiviert wird, sondern auch, weil sie auf neue und kraftvolle Weise verstanden und weitergegeben wird.

Immer mehr Schriftsteller, Künstler, Filmemacher, Theologen, Erzieher und Befürworter eines Wandels erzählen Geschichten von Gewaltfreiheit, erklären Gewaltfreiheit, lehren Gewaltfreiheit und beleuchten die Dynamiken der Gewaltfreiheit.

Einige – wie die kleine Freundesgruppe, die die Internetseite „Waging Nonviolence“ gestaltet – veröffentlichen täglich Fallgeschichten von gewöhnlichen Menschen, von Menschen, die überall Gewaltfreiheit in die Tat umsetzen. Andere – wie Sharon Ellison, die „Taking the War Out of Our Words: The Powerful Art of Non-Defensive Communication“1 geschrieben hat, entwickeln greifbare Werkzeuge, die wir im täglichen Leben benutzen können. Und einige stellen deutlich und überzeugend dar, wie gewaltfreie Macht-von-Unten (people-power) funktioniert, zum Beispiel der Aktivist George Lakey, der sich sein Leben lang mit dem Training der Gewaltfreiheit und dem Aufbau von Bewegungen beschäftigt hat, und der wegweisende Wissenschaftler der Gewaltfreiheit Gene Sharp.2

Und dann gibt es die, die Verbindungen herstellen und die vielen Facetten der Gewaltfreiheit in einen umfassenden Rahmen stellen, um unser Leben und unsere Welt zu verwandeln.

John Dear ist einer von ihnen.

In diesem Buch stellt Dear eine Vision der Macht, der Bedeutung und der Folgen eines spirituell gegründeten gewaltfreien Lebens dar und lädt uns ein, diese Vision sowohl sofort als auch dauerhaft in die Praxis umzusetzen.

Dear bezieht sich in diesem Buch auf seine Lebensreise in der Nachfolge des gewaltfreien Jesus und macht sich daran, die drei fundamentalen Dimensionen der Gewaltfreiheit darzulegen: Gewaltfreiheit gegen uns selbst, Gewaltfreiheit gegen andere Geschöpfe und Gewaltfreiheit, indem wir uns der weltweiten Bewegung zur Abschaffung des Krieges, zur Beendigung der Armut, zum Aufhalten der Zerstörung der Erde und zur Förderung des Allgemeinwohls anschließen. Dear beleuchtet nicht nur jeden einzelnen dieser drei Aspekte des gewaltfreien Lebens, sondern er zeigt, dass sie unauflöslich miteinander verbunden sind: Der Pfad der Gewaltfreiheit ist sowohl persönlich als auch zwischenmenschlich als auch global und alle drei Dimensionen hängen voneinander ab.

Seit mehr als drei Jahrzehnten experimentiert Dear bewusst mit der Macht der Gewaltfreiheit in seinem persönlichen Leben und in zahllosen Bewegungen, die Veränderung anstreben. Er hat fast dreißig Bücher über Gewaltfreiheit geschrieben und reist durch die Welt, um die Erfahrungen, die er gemacht hat, weiterzugeben: Seine Erfahrungen in aktiver Meditation über die zentrale Stellung von Jesu unbequemer und provozierender Botschaft: Liebt eure Feinde; wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar; stecke dein Schwert an seinen Ort! Diese Lehren wurden in diesem Buch destilliert.

Das Buch spiegelt die Dringlichkeit der großen Entscheidung wider, vor der wir als Spezies stehen: Entscheiden wir uns dafür, eine Kultur struktureller Gewalt zu befestigen und fortzusetzen, oder bauen wir eine Kultur aktiver, kreativer und befreiender Gewaltfreiheit auf, sodass wir nicht nur überleben, sondern es uns darüber hinaus auch gut geht?

Die auf jeder Seite des Buches spürbar werdende Dringlichkeit wird durch den erzählenden Stil noch verstärkt. Dear stellt kühne Behauptungen über Gewalt und über die gewaltfreie Zukunft auf. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Er will unsere Aufmerksamkeit erregen und die Wirksamkeit der sorgfältig konstruierten Filter aufheben, Filter, die bewirken, dass wir gegen die allgegenwärtige Gewalt abstumpfen. Vor allem aber will er uns dazu verhelfen, einen flüchtigen Blick auf die atemberaubenden Möglichkeiten der Gewaltfreiheit und auf ein Leben zu werfen, das so geführt wird, dass diese Möglichkeiten zur Realität in unserem Dasein und in unserer Welt werden.

Die Romanautorin Flannery O’Connor3 wurde einmal gefragt, warum sie so groteske Figuren erschaffen habe. Sie antwortete, sie habe sie so groß und lebendig gemacht, damit der Leser sie tatsächlich vor sich sehe. Ähnlich gibt Dear unverblümt und kühn Erklärungen ab, die uns dazu verhelfen sollen, das Dilemma zu sehen, in dem wir stecken, und damit wir auch die machtvollen Alternativen sehen, die uns zur Verfügung stehen.

Aus diesem Grund ist das Wort „Gewaltfreiheit“ auf so gut wie jeder Seite [mehrfach] zu finden. In diesem Buch wird direkt, schonungslos und unaufhörlich an uns alle appelliert, diese Macht zu ergründen und auszuprobieren – in unseren persönlichen Beziehungen, unseren Gemeinschaften und unseren Gesellschaften. Die Allgegenwart des Wortes „Gewaltfreiheit“ erinnert an das, was Bonaventura in seinem Buch „Weg des Geistes zu Gott“ (1259) über Franz von Assisi schreibt: Franziskus verkündet Frieden „am Eingange wie am Ende“, „bei der Begrüßung“ wünscht er Frieden, zu ihm seufzt er „bei jeder verzückten Betrachtung…“ auf.4 Für Dear ist es die Gewaltfreiheit – die aktive Verkörperung des Friedens, den Franziskus verkündete und lebte und der im unendlichen Frieden Gottes verwurzelt ist –, die seine Arbeit und sein Schreiben und auch dieses Buch durchzieht.

Eine Voraussetzung dieses Buches ist die mächtige theologische Revolution des vergangenen halben Jahrhunderts, in der die Gewaltfreiheit Jesu neu ins Licht gerückt wurde. Viele Bibelwissenschaftler und Theologen – unter ihnen Howard Thurman, André Trocmé, Bernard Häring, Thomas Merton, James W. Douglass, Daniel Berrigan, Ched Myers, Richard Horsley, Walter Wink und John Dominic Crossan – haben sorgfältig und geduldig Jesu Vision und Praxis der Gewaltfreiheit offengelegt. Dear sieht seine Aufgabe nicht darin, diese Forschungsergebnisse noch einmal darzustellen (die Leser sind eingeladen, die immer weiter anwachsende Literatur über den gewaltfreien Jesus zu lesen), sondern darin, zu erläutern, welche Konsequenzen sie heute für uns haben und wie sie uns auf unserem weiteren Weg leiten können.

Dies ist ein Weckruf, der durch eine Ankündigung verstärkt wird, die durch das ganze Buch hallt: „Die Tage der Gewalt sind vorüber.“ Die alten Sitten, Muster, Theologien und falschen Mythen von rettender Gewalt sind erledigt. Jedes Mal, wenn er das in seinem Buch verkündet, werden wir durchgeschüttelt und überrascht. Es ist eine Sinn verwirrende Ankündigung, aber sie ist so überzeugend und deutlich, dass sie uns aufmerken lässt: Wir sind gefordert, sie zu bestätigen, sie ernst zu nehmen und dann – was noch schwieriger ist – etwas in der Sache zu tun. Können wir die Gewalt beenden? In unserem Leben? In unseren Beziehungen? In unserer Welt? Was Dear schreibt, ist sowohl beängstigend als auch tief hoffnungsvoll, denn wenn die Tage der Gewalt vorüber sind, bedeutet das, dass die Tage der entschiedenen Gewaltfreiheit endlich anbrechen.

Allerdings warnt Dear: Wir könnten diese Gelegenheit verpassen. Immer wieder kommt in dem Buch der Satz vor: „Das Leben ist kurz.“ Das bedeutet, dass wir keine Zeit zu verlieren haben. Kein Augenblick darf verschwendet werden. Unsere Chance kann an uns vorübergehen. Deshalb werden wir aufgerufen, auf diesen entscheidenden Ruf in diesem geschichtlichen Augenblick zu reagieren, indem wir die Revolution der Gewaltfreiheit vorwärts bringen und die Zeit nutzen, die uns noch bleibt.

Dear hat dieses Buch geschrieben, damit wir es lesen und darüber nachdenken, und um sowohl Gespräche als auch Aktionen anzustoßen. Am Ende jedes der drei Teile des Buches nennt er einige Fragen, über die die Teilnehmer von Arbeitsgruppen, Gebetsgruppen, Lesegruppen und allen Bewegungen gemeinsam nachdenken können.

Mit diesem Buch lädt John Dear uns dazu ein, einerseits seine eindringliche Diagnose des Unheils, das über uns...

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