Von dem deutschen Philosophen Ludwig Feuerbach (1804–1872) stammt der Satz „Der Mensch ist, was er isst”. Ob der Denker damals schon ahnte, was heute erst die Wissenschaft nach und nach entschlüsselt? Nämlich, dass sich Abertausende von hochaktiven und hoch wirkungsvollen Substanzen in unserer Nahrung verstecken – Stoffe, die das Geheimnis von Gesundheit, Vitalität und Wohlbefinden in sich bergen. Auch der berühmte griechische Arzt Hippokrates von Kos (460 v. Chr.) muss wohl den enormen Gesundheitswert von guter Ernährung erkannt haben, als er sagte: „Eure Lebensmittel sollen eure Heilmittel sein.”
Heute, gute zweitausend Jahre später, ist diese Weisheit aktueller denn je. Denn Mediziner und Ernährungswissenschaftler entdecken mehr und mehr, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung zur Vorbeugung von chronischen Krankheiten ist. Vor allem bei Krankheiten des metabolischen Syndroms – Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus und auch die Gicht – spielt der Ernährungsfaktor eine ganz zentrale Rolle. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien konnte bewiesen werden, dass eine einseitige Kost mit zu viel Fleisch, zu vielen Süßigkeiten, zu viel Fastfood und zu vielen Fertiggerichten krank machen kann und das Risiko für Stoffwechselkrankheiten wie die Gicht stark erhöht. Eine ausgewogene, maßvolle Ernährung hingegen, die abwechslungsreich ist, die Vielfalt der Natur nutzt und alle wichtigen Nähr- und Vitalstoffe für unseren Organismus enthält, ist ein wahrer Gesundbrunnen und vermag sogar chronische Krankheiten zu heilen – so wie es Hippokrates, Hildegard von Bingen, Ludwig Feuerbach, Pfarrer Kneipp und andere große Heilkundige bereits erkannt haben.
Bei vielen Krankheiten – Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Gicht – spielt die Ernährung eine zentrale Rolle. |
Die Ernährungspyramide stellt auf anschauliche Weise dar, welche Lebensmittel in welchen Mengen zu sich genommen werden sollten. An der Basis der Pyramide befinden sich die Grundnahrungsmittel, das sind Getreideprodukte (am besten aus Vollkorn) und Kartoffeln, außerdem reichlich Frischkost in Form von Gemüse, Obst und Salat. Der Mittelteil der Pyramide beinhaltet Milchprodukte, also Milch, Joghurt und Käse, darüber hinaus Fleisch, Geflügel, Fisch und Eier. Diese Nahrungsmittel sind ebenfalls wichtig, müssen aber nur in kleineren Mengen und auch nicht täglich konsumiert werden. So reichen beispielsweise zwei oder drei Fleisch- bzw. Fischmahlzeiten pro Woche. Auch Eier sollten nicht täglich auf dem Speiseplan stehen. Die Spitze der Pyramide bilden die Nahrungsmittel, die sparsam und nur ausnahmsweise verzehrt werden sollten – allen voran sehr Fettes und Süßes. Stark zuckerhaltige Limonaden, Kuchen, Kekse sowie fettreiche Wurst, Butter und Sahne sind also nicht für die Alltagskost geeignet.
Die Ernährungspyramide stellt dar, welche Lebensmittel in welcher Menge verzehrt werden sollten.
Wenn Sie an Gicht erkrankt sind oder etwa durch eine erbliche Veranlagung ein erhöhtes Gichtrisiko haben, müssen Sie auf Ihren Harnsäurespiegel achten. In diesem Fall ist es wichtig, den Verzehr purinhaltiger Lebensmittel stark zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten.
Bei einer Veranlagung zu Gicht sollten Sie Innereien möglichst komplett vermeiden. Fleisch und Wurst ist in Maßen erlaubt. |
Allem voran sollten Sie tierische Fette in Maßen zu sich nehmen und Innereien möglichst komplett vermeiden. Denn Niere, Leber oder Bries sind besonders reich an Purinen, ebenso vor allem die Haut von Geflügel sowie Schweineschwarte. Manche Fischsorten wie Sprotten, Sardellen oder Hering sowie Meerestiere wie Hummer, Languste oder Miesmuscheln weisen ebenfalls einen erhöhten Puringehalt auf. Aber auch in manchen pflanzlichen Lebensmitteln wie Kohl oder Hülsenfrüchten sind vermehrt Purine enthalten.
Puringehalt von Lebensmitteln
Um zu sehen, was Sie ohne Bedenken essen können und bei welchen Lebensmitteln Sie eher zurückhaltend sein sollen, können Sie die folgende Lebensmitteltabelle nutzen. Sie wird Ihnen helfen, Ihren nächsten Einkauf und damit auch Ihre zukünftigen Mahlzeiten bewusster zu gestalten. Damit haben Sie schon den ersten, ganz praktischen und wichtigen Schritt zur Regulierung Ihrer Harnsäurewerte und zur Verhütung einer Gichterkrankung getan.
Enthalten wenig Purin
Diese Nahrungsmittel können Sie so oft essen, wie Sie möchten:
• Brot, Getreideprodukte
• Obst und Gemüse
• Suppen ohne Fleischbrühe bzw. Fleischextrakt
• Eier (3 bis 4 pro Woche)
• Fettarmen und fettfreien Käse
• Fette und Öle
• Kaffee und Tee
• Milch, Milchprodukte
• Nudeln
• Nüsse, Erdnussbutter
• Obst und Fruchtsäfte
• Gelatine
• Weißen Reis
• Zucker, Sirup und Süßes (in Maßen!)
Manche Fischsorten, wie z. B. Sprotten, weisen einen erhöhten Puringehalt auf.
Mäßig purinhaltig
Diese Nahrungsmittel können Sie einmal täglich essen. – Während eines Gichtanfalls sollten Sie sie aber lieber vermeiden:
• Rind, Schwein, Lamm und andere moderat purinhaltige Fleischsorten
• Brühe und Bouillon aus moderat purinhaltigem Fleisch oder Geflügel
• Fleischsuppe bzw. Fleischbrühe
• Geflügel, das nicht stark purinhaltig ist
• Fisch- und Krustentiersorten, die nicht stark purinhaltig sind
• Hefe, egal in welcher Form
• Hafer und Haferflocken
• Pilze
• Frische Bohnen und Erbsen
• Getrocknete Bohnen, Erbsen und Linsen
• Weizenkeime und Weizenkleie, Weizenkeimbrot
• Vollkornprodukte
• Limonade, Cola
Stark purinhaltig
Diese Nahrungsmittel sollten Sie soweit es geht meiden; bei erhöhten Harnsäurewerten sollten Sie ihren Konsum gänzlich einstellen:
• Alkohol (beeinträchtigt die Ausscheidung von Harnsäure)
• Brühe und Bouillon aus stark purinhaltigem Fleisch oder Geflügel
• Wild
• Innereien, wie Bries, Herz, Leber
• Gans, Ente, Wachtel, Rebhuhn
• Fleischextrakt, Hackfleisch, Bratensoßen
• Kaviar
• Sardellen, Hering, Makrelen, Sardinen, Sprotten
• Muscheln, wie Miesmuscheln, Jakobsmuscheln
Gebratenes Geflügel ist zwar für viele eine Delikatesse, sollte aber vom Speiseplan gestrichen werden.
Puringehalt von ausgewählten Lebensmitteln
www.purintabelle.de
Pflanzliche Nahrung liefert wertvolle Vitalstoffe
Frisches Obst und Gemüse sind ideale Nährstofflieferanten. Sie enthalten wertvolle pflanzliche Eiweiße und sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen, die wichtige Funktionen im Körper haben. Zudem wirken Pflanzenfasern als Ballaststoffe und regulieren somit die Verdauung. Obst und Gemüse der Saison – möglichst aus ökologischem Anbau – sollte deshalb täglich mehrmals auf Ihrem Speisezettel stehen, ja sogar den Löwenanteil Ihrer Ernährung ausmachen. Wählen Sie möglichst heimische Produkte der Saison, wie Äpfel, Birnen, Waldbeeren, Pflaumen, Zwiebeln, Zucchini, Karotten, Kartoffeln, Mangold, Spinat etc.
Verzehren Sie außerdem Vollkornprodukte, also Vollkornbrot, Vollkornnudeln oder Naturreis, sowie Getreide wie Bulgur, Couscous oder Quinoa. Sie sind ballaststoffreich und liefern darüber hinaus viele wichtige Mineralstoffe.
Pflanzliche Lebensmittel sollten den Löwenanteil Ihrer...