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E-Book

Gottes Handwerk

Das Wunder meines Lebens

AutorKatrin Pirc
Verlagneobooks Self-Publishing
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl156 Seiten
ISBN9783738094930
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Wenn die Wunschvorstellung gegenüber dem 'Leben' nahezu einer Selbstverständlichkeit gleicht, dann kann die Lehre daraus recht erschütternd sein: Ein Alltag in Zyklustagen in Verbindung hormonell gesteuerter Selbstwahrnehmung zur Erfüllung heranwachsenden Lebens im Reagenzglas. Eine Schwangerschaft mit Hilfe der künstlichen Befruchtung endete nach bloß 22 errechneten Wochen. Eine Handvoll Leben erkämpfte sich gegen jede Erwartung einer Überlebenschance den Weg eines Wunders. Zwischen Glück und Albtraum der Frühgeburt forderte das Wunder seinen Tribut: Hepatoblastom.

Ich genieße mein Leben vorwiegend und leidenschaftlich als Hausfrau und Mutter. Als Autorin stecke ich noch ziemlich am Anfang und arbeite daran mich literarisch weiterzuentwickeln - noch aber weiß ich nicht einzuschätzen, wohin mich diese Reise führt. Hauptberuflich bin ich kaufmännische Angestellte im Familienunternehmen. Ich bin seit sieben Jahren verheiratet und lebe mit meiner Familie und unserem Kater ein bodenständiges Leben.

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Leseprobe

3Kinderwunsch


Ich habe in meinem Mann den Vater meiner Kinder gesehen. Ein Bild, das sich so selbstverständlich und richtig anfühlte, das mir den Kinderwunsch mit den Monaten immer näher gebracht hat.

Wir sind beides Menschen, die zwar bedacht, aber auch sehr aus dem Bauch heraus Entscheidungen fällen. Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und ein Bewusstsein uns und der kleinen Familie gegenüber, hat uns einander gefestigt, als wäre es nie anders gewesen. Unser gemeinsames Leben lief in sehr geregelten Bahnen. Modern und zugleich konservativ angehaucht. Eine Rarität heutigen Werteverständnisses.

Die Entscheidung, familienorientiert, auf Verhütung zu verzichten, war eine Bauchentscheidung, die wir nach einigen Monaten des Zusammenlebens getroffen haben. Wir sind nicht davon ausgegangen, dass sich auf Anhieb Nachwuchs anmelden wird, aber wenn doch, dann eben früher als erwartet, auch ohne Trauschein.


Ich bemerkte nach kurzer Zeit Veränderungen meines Körpers:

Angespannte Brüste, Unwohlsein und Übelkeit, Ziehen im Unterleib und Ausbleiben der Regelblutung.

Teststreifen mit negativen Ergebnissen und verspätete Monatsblutungen bremsten jedoch meine Vorfreude.

Ähnlich verlaufende Zyklen mit plötzlichen Kreislaufproblemen, Hitzewellen und spürbar auftretenden Stimmungsschwankungen, reihten sich aneinander und führten dazu, mich rundum unwohl in meiner Haut zu fühlen. Die Blase der Vorfreude schien zu platzen.

Ich wusste, dass meine Eierstöcke männliche Hormone produzieren. Eine Tatsache, die dem Kinderwunsch möglicherweise im Weg stehen konnte.

Meinem Frauenarzt ist dieser Umstand bereits vor einigen Jahren aufgefallen. Ein Symptom begleitete mich schon seit der Pubertät und war ein wunder Punkt meines Egos. In meiner Familie beobachtete ich ähnliche Veranlagungen, die aber bei niemandem Auswirkungen auf die Gebärfähigkeit hatten.

Ein Trugschluss meiner Erwartungen.

Ich ging nach wenigen Monaten zum Arzt, um mich vergewissern zu wollen, ob mein Befinden in Zusammenhang mit Absetzen der Pille stehen könnte. Der Zustand meiner Eierstöcke bekam nach den Untersuchungen einen Namen: PCO-Syndrom

(Polyzystische Ovar Syndrom , eine Stoffwechselstörung der Eierstöcke)

Das Blutbild bestätigte eine Reihe von Symptomen, mit denen ich bereits seit Jahren konfrontiert war, ohne zu wissen, am PCOS zu leiden:

Zyklusstörungen, Gewichtsschwankungen mit Tendenz zum Übergewicht und eine ausgeprägte Behaarungsform, die für Frauen sehr unangenehm sein kann.

Die Zyklusstörungen wurden durch die Einnahme der

Anti-Baby-Pille kontrolliert. Mein Körpergewicht hatte in den letzten zwei Jahren schleichend etwas zugelegt. Eine mögliche Erklärung sah ich anfangs jedenfalls nicht.

Mit dem Wechsel beruflicher Perspektive fuhr ich statt mit dem Rad seither 40 Kilometer mit dem Auto auf der Bahn. Eine Veränderung, die in zwei Jahren vier Kilogramm ausgemacht hatte.

Ich war mit meinem Gewicht nie wirklich zufrieden.

Heute wäre ich mit den vier Kilogramm und somit insgesamt 74 Kilogramm Körpergewicht, die ich zu Beginn des Kinderwunsches auf die Waage gebracht habe, bei einer Körpergröße von 1,63m, mehr als zufrieden.

Die starke Behaarung, besonders am Hals, habe ich lange aus Schamgefühl tabuisiert und entzündete Haarwurzeln, durch die fast tägliche Rasur, kaschiert. Ich habe viel Hoffnung in eine Laserbehandlung gesetzt die leider keine Wirkung zeigte. Erst als ich diesen Komplex weniger in mich hinein zu fressen begann, verstand ich dieses Übel besser zu akzeptieren. Mit der Diagnose haben sich die Ursachen erklärt und dazu beigetragen den Umgang damit anders an mich heran zu lassen.

Mit hormoneller Unterstützung und minimalem Gewichtsverlust ist es trotz PCOS sogar recht wahrscheinlich Erfolge zu erzielen. Zumindest bedeutet ein solches Syndrom nicht gleich in Verzweiflung zu verfallen, obwohl es in manchen Fällen bis zur Notwendigkeit der künstlichen Befruchtung führen kann. Für einige Frauen bedeutet die Diagnose eine langwierige Zeit mit Hormonen, zerschlagene Hoffnungen und wachsende Enttäuschungen.

Das Körpergewicht hat großen Einfluss auf die Ausprägung der Symptome des PCOS. Dass es im umgedrehten Fall genauso das Gewicht beeinflusst, wusste ich zum damaligen Zeitpunkt leider noch nicht. Ein Teufelskreislauf.


Mich im Spiegel zu betrachten und die Frau in mir zu sehen, die hinter ihrer starken Persönlichkeit eine komplexe Sensibilität nach innen kehrt, entfachte anfangs noch Wut und ein schmerzliches Gefühl. Ich musste mich oft mit Gegebenheiten auseinandersetzen, die mir Tiefgang und Selbstzweifel abverlangt haben. Obwohl ich inzwischen zu der Erkenntnis gelangt war, dass mein Zutun seinen Anteil daran genommen hatte, fand ich mich in der Spirale des Lebens schmunzelnd wieder.

Ich bin sehr selbstkritisch und mit einer Neigung zum Perfektionismus ausgestattet, mit der ich mir oft selbst im Wege stehe.

Ich schaffe es aber auch in jeder Hürde eine Herausforderung zu sehen, und gräme mich viel zu ungern, als mich darin verlieren zu können. Ich habe eine recht hohe Belastungsgrenze und weiß, dass Selbstzweifel und Unmut einen nicht weiterbringen.

Also stieß ich mich mit hoher Erwartung in die neue Aufgabe.


Zu Beginn der Behandlung wurden meine Eierstöcke mittels einer Tablette hormonell stimuliert. Die unregelmäßigen Zyklen waren ein Indiz, dass mein Hormonhaushalt die Produktion erforderlicher Eizellen behinderte. Die Hormone sollten die Entwicklung reifer Eizellen anregen.

Es begann ein Marathonlauf von Besuchen beim Frauenarzt. Alle paar Tage rannte ich zwecks Ultraschalluntersuchung noch vor Dienstbeginn in die Praxis.

Am Anfang zeigten sich zwei bis drei kleine, vielversprechende, heranwachsende Eizellen.

Ich war an und für sich sehr optimistisch, dass sich die geglaubten Hindernisse zerschlagen würden. Ich hatte keinen ernsthaften Grund davon auszugehen, dass mich der Kinderwunsch vor eine der größten Herausforderungen meines Lebens stellen könnte.

Mit meinem nächsten Kontrollbesuch kam mein Arzt allerdings mächtig ins Schwitzen.

Elf sichtbar reife Eizellen, ungefähr das Vierfache von dem, was er angestrebt hatte! Eine Dimension, die mein Arzt mit der Reproduktionsmedizin (Medizinisches Fachgebiet der künstlichen Fortpflanzung) gleichsetzte.

Er erläuterte mir das Risiko unter diesen Voraussetzungen eine natürliche Schwangerschaft zu erzielen und riet entschieden mit eindringlicher Bitte davon ab.

„Elflinge sind hoffentlich nicht in Ihrem Sinne?!“ Wirklich traurig war ich darüber nicht. Das Ergebnis mit nur einer einzigen Tablette erzielt zu haben, weckte vielmehr die Zuversicht eine Schwangerschaft ohne langwierige Prozeduren erzielen zu können.


Mit dem zweiten Anlauf und einer Vierteltablette waren die Voraussetzungen optimal. Für meinen Mann und mich war das der Startschuss unseren Part zu erfüllen. Kleine Vernarbungen an den Eierstöcken zeigten den Sprung der gereiften Eizellen. Die Hoffnung wuchs mit jedem Tag.

Ohne erfüllt zu werden!

Mit Scheitern des zweiten Versuches schlichen sich neben dem Ausbleiben der Regelblutung aufflammende Enttäuschungen ein. Mein Frauenarzt probierte unterdessen meinen Zyklus mittels einer Art Antibaby-Pille hormonell in ein besseres Gleichgewicht zu bekommen.

Der erhoffte Erfolg weiterer Versuche blieb jedoch weiterhin leider aus.


Beruflich arbeitete ich als kaufmännische Angestellte in einer kleinen Filiale eines landwirtschaftlichen Unternehmens, das aus mehreren Zweigstellen im Münsterland bestand. Die vielen Arztbesuche habe ich nicht unter den Aufhänger des großen Kinderwunsches gestellt. Andere körperliche Beeinträchtigungen standen hierbei im Vordergrund.

Bislang fielen die Termine nicht zum Nachteil meiner Arbeitszeit aus.

Die Behandlung setzte monatsweise aus, Zyklusstörungen und eine Blinddarm-OP schoben sich dazwischen. Ich stürzte mich in die Arbeit und übernahm nach Verlängerung meines Vertrages ziemlich überraschend die Leitung des kleinen Standortes.

Während sich beruflich viel für mich änderte, versank ich emotional in eine große Unzufriedenheit.

Mein Leben war nie darauf ausgerichtet, Karriere machen zu wollen; meine endgültige Berufswahl war rein pragmatischen Ursprungs. Eine Entscheidung, die sich gegen meine eigentlichen Vorstellungen richtete. Ich sah mich nie im kaufmännischen Beruf, fand aber genau darin, überraschend, mein Arrangement mit mir selbst.


Einen Großteil meiner Freizeit widmete ich meinen häuslichen Verpflichtungen und vor allem dem Sohn meines Mannes. Mein Mann war beruflich sehr eingespannt und viel unterwegs. Meinen Urlaub und Überstundenausgleich richtete ich nach den Tagen oder Wochen, die sein Sohn bei uns sein wollte. Er war so gern bei uns, dass es mir eine große Freude war, meinen Anteil daran zu haben.

Mein Mann bekundete scherzhaft, dass sein Sohn lieber mich als ihn besuchen käme.

Wir Frauen sind uns inzwischen auf einer Toleranzebene begegnet, an der wir stetig arbeiten mussten. Jede auf ihre ganz eigene Weise.


Die nächsten Versuche scheiterten ebenfalls trotz perfekter Bedingungen: Ein halbwegs geregelter Zyklus, Aufbau der Gebärmutterschleimhäute, heranwachsende Eizellen und zu beobachtende Eisprünge.

Es wurde zunehmend schwieriger, einem Kind, das nicht meines war, Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken, ohne das Gefühl von Traurigkeit zu verspüren.

Das Umarmen und zu Bett bringen,...

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