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E-Book

Grundlagen Naturfotografie

Profifotos in drei Schritten. Faszinierende Bildideen und ihre Umsetzung.

AutorMartina Walther-Uhl, Peter Uhl
VerlagHumboldt
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783869102375
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Naturfotografie - verständlich erklärt! Für alle Einsteiger in die Naturfotografie, die sich nicht mit Theorie aufhalten möchten: Die zahlreichen Bildideen, Anleitungen und Tipps lassen Sie selbst als Anfänger schnell professionelle Aufnahmen machen. In drei kleinen Schritten lernen Sie, wie Sie Ihre Kamera einstellen müssen, um Motive gekonnt in Szene zu setzen. Für den perfekten Start in die Naturfotografie - mit vielen Anleitungen für tolle Bildideen! Mit Beispielen und Anleitungen für alle Jahreszeiten und Wetterlagen.

Der Fotografenmeister Peter Uhl und die Dipl.-Biologin Martina Walther-Uhl sind Fotografen aus Leidenschaft. Gemeinsam zeigen sie Hobbyfotografen in ihrer Fotoschule des Sehens, wie auch ohne große Vorkenntnisse faszinierende Fotos entstehen. Ihre Foto-Seminare sind so erfolgreich, weil sie Einsteiger und Fortgeschrittene zu schnellen Erfolgserlebnissen führen und damit den Spaß am Fotografieren vervielfachen.

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Leseprobe

MIT DER KAMERA PER DU


Jeder, der sich ein bisschen mit der Naturfotografie auseinandergesetzt hat, weiß, wie schnell man manchmal reagieren muss, um eine bestimmte Situation einzufangen.

Denn Naturfotografie ist ein Fotografieren im Hier und Jetzt, da sich eine identische Situation kaum noch einmal ergeben wird. Insbesondere bei schnell wechselnden Lichtsituationen sollte man schnell sein, um die Stimmung, auf die man vielleicht schon etwas länger gewartet hat, einzufangen. Deshalb sollten Sie Ihre Kamera halbwegs kennen und bedienen können. Auch sollten Sie Ihre Bedienungsanleitung mitnehmen, auch wenn Sie sich im Umgang mit Ihrer Kamera bereits sicher fühlen. Moderne digitale Kameras sind Kleincomputer mit mehreren Hundert Funktionen. Einstellungen, die man nur selten anwendet, werden schnell wieder vergessen, insbesondere dann, wenn Sie die Kamera erst neu gekauft und noch nicht allzu viel mit ihr fotografiert haben. Also nehmen Sie sich ruhig etwas Zeit, um sich mit Ihrer Kamera vertraut zu machen und die wichtigsten Einstellungen kennenzulernen. Wenn Sie wissen, wie Sie z. B. die Blende schließen können, um mehr Schärfentiefe im Bild zu erhalten, oder was Sie tun müssen, um ein Tier in Bewegung ohne Bewegungsunschärfe abzulichten, dann sind Sie für die Naturfotografie gut vorbereitet.

Im Folgenden möchten wir Sie fit machen für die wichtigsten fototechnischen Aspekte und einige wichtige Funktionen Ihrer Kamera.

Kamerasucher auf das Auge einstellen


Beim Fotografieren kann es immer wieder Situationen geben, in denen Sie manuell fokussieren, also per Hand das Bild scharf stellen müssen, weil der Autofokus einfach nicht scharf stellt. Damit Sie für diese Situationen gewappnet sind, raten wir Ihnen, den Sucher der Kamera auf das Auge, mit dem Sie durch den Sucher schauen, einzustellen. Zum einen stellt dies sicher – sollten Sie doch einmal manuell fokussieren müssen – dass das Bild genau da auftrifft, wo es auftreffen soll, nämlich direkt auf der Sensorebene und nicht davor oder dahinter. Sonst wäre Ihr Foto nämlich immer leicht unscharf. Beim Fokussieren mit dem Autofokus passiert so etwas normalerweise nicht, da die Objektive genau auf die Kamera justiert sind.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund, den Sucher auf das durchschauende Auge einzustellen: Damit können Sie im Sucher die Anzeige, also die Leiste, auf der die wichtigsten aktuellen Kamerawerte wie Blende und Zeit angegeben sind, scharf sehen und gut ablesen. Diese Werte sind für Ihre Einschätzungen wichtig, z. B. dafür, ob die Verschlusszeit, die Ihnen die Kamera bei der Blendenvorwahl vorschlägt, auch ausreicht, um ein sich bewegendes Motiv ohne Bewegungsunschärfe abzulichten.

Sucher auf das
Auge einstellen.

Richtig und falsch eingestelltes Sucherbild.

Um den Sucher auf Ihr Auge einzustellen, schalten Sie die Kamera ein, nehmen den Deckel vom Objektiv und schauen durch den Sucher auf einen hellen neutralen Hintergrund, z. B. in den Himmel. Im Zentrum des Sucherfeldes sehen Sie oft viereckige Felder – die Autofokusmessfelder. Ihre Anzahl ist bei den verschiedenen Kameras unterschiedlich. Sie sehen die Felder mehr oder weniger scharf. Wenn der Sucher gut auf Ihr Auge eingestellt ist, sehen Sie sie scharf. Dann können Sie alles lassen, wie es ist. Sehen Sie sie unscharf, drehen Sie an dem kleinen Rädchen bzw. bewegen Sie den kleinen Schieber direkt neben dem Sucher für die sogenannte Dioptrieneinstellung, bis die Autofokusfelder für Sie scharf zu sehen sind.

WICHTIG: SUCHER UND AUGE MÜSSEN ZUSAMMENPASSEN

Um den Kamerasucher auf Ihr Auge einzustellen, drehen Sie am kleinen Rädchen oder bewegen den Sie Schieber für die Dioptrieneinstellung direkt neben dem Sucher am Kameragehäuse, nicht am Fokusring des Objektivs! Prüfen Sie öfter mal auf die beschriebene Weise, ob Ihr Kamerasucher noch gut auf Ihr Auge eingestellt ist, denn die Sehschärfe verändert sich mit zunehmendem Alter.

Blende


Die Blende ist das „Loch“, durch das das Licht auf den Sensor fällt. Die Größe dieses „Blendenlochs“ können Sie selbst wählen, wenn Sie das Belichtungsprogramm AV (Canon) bzw. A (Nikon) eingestellt haben (siehe auch Kapitel „Belichten mit dem Belichtungsprogramm AV/A“). Die Blende wird üblicherweise mit „ƒ“ und einer Zahl bezeichnet. Wenn Sie die Blende selbst einstellen, haben Sie mehr Einfluss auf die Gestaltung Ihres Bildes. Aber Vorsicht: Wenn das Blendenloch weit geschlossen ist (große Blendenzahl, z. B. ƒ22), dauert es länger als bei einer weit geöffneten Blende (kleine Blendenzahl ƒ5,6) bis genügend Licht auf den Sensor trifft und das Bild richtig belichtet ist. Hier besteht die Gefahr das Bild zu „verwackeln“, wenn frei aus der Hand fotografiert wird. Oder das Motiv bewegt sich während der langen Belichtungszeit und wird deshalb unscharf abgebildet.

Um Ihnen dies stärker zu verdeutlichen, greifen wir auf ein Beispiel aus einem ganz anderen Bereich zurück. Sie stehen im Garten und haben zwei große Fässer mit dem gleichen Fassungsvermögen, es passt also in beide Fässer gleich viel hinein. Nun möchten Sie beide Fässer mit Wasser füllen. Zum Befüllen nehmen Sie für das eine Fass einen Gartenschlauch (kleiner Durchmesser) um es zu befüllen und für das andere einen Feuerwehrschlauch (großer Durchmesser). Es ist klar, dass mit einem Feuerwehrschlauch das Fass schneller voll ist, als mit einem Gartenschlauch.

Auf unsere Kamera bezogen ist der enge Gartenschlauch die weit geschlossene Blende (große Blendenzahl) und der Feuerwehrschlauch die weit geöffnete Blende (kleine Blendenzahl). Bei der weit geschlossenen Blende mit beispielsweise Blendenzahl ƒ22, (Gartenschlauch) dauert es länger, bis dieselbe Lichtmenge auf dem Sensor eingetroffen ist, als bei einer weit geöffneten Blende (Feuerwehrschlauch) mit Blendenzahl z. B. ƒ5,6. Sie kommen also mit kleinen Blendenzahlen (weit geöffnete Blende) auf viel kürzere Belichtungszeiten, als bei hohen Blendenzahlen (weit geschlossene Blende), unveränderte ISO-Zahl und gleichbleibende Lichtverhältnisse vorausgesetzt. Kürzere Belichtungszeiten wiederum erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Bild verwacklungsfrei und scharf wird.

WICHTIG: DAS GEHÖRT ZUSAMMEN

Kleine Blendenzahl und weit geöffnete Blende (großes Loch)

Große Blendenzahl und weit geschlossene Blende (kleines Loch)

Vielleicht wundern Sie sich jetzt, dass wir immer, wenn wir von einer weit geöffneten Blende reden, damit eine kleine Blendenzahl verbinden und umgekehrt, wenn wir von einer großen Blendenzahl reden, die Blendenöffnung klein ist. Das klingt erst einmal unlogisch! Es erklärt sich aber dadurch, dass die korrekte Blendenzahl ein Bruch ist, also nicht einfach nur ƒ4, sondern ƒ1/4 und nicht einfach ƒ22, sondern ƒ1/22. Und da der Zahlenwert 1/4 nun einmal größer ist, als der Zahlenwert 1/22, löst sich das Rätsel und erklärt, warum die Blendenöffnung bei 4 viel größer ist als bei 22. Es hat sich umgangssprachlich so entwickelt, dass man lieber nur die Zahl unter dem Bruchstrich als Blende nennt und nicht den ganzen Bruch. Das ist zwar für Neueinsteiger zunächst undurchsichtig und scheinbar unlogisch, aber im Alltag einfacher zu handhaben.

So wirkt die Wahl der Blende auf
die Belichtungszeit.

Wie Sie gleich noch sehen werden, ist die Blende auch noch zuständig für die im Bild mögliche Schärfentiefe, also dafür wie viel im Bild scharf oder unscharf wird (siehe Kapitel „Schärfentiefe im Bild“)

WICHTIG: KLEINE NUMMER – GROSSER BLENDER

Um schon mal jetzt die Konsequenzen für die Schärfentiefe, die sich aus der Blende ergeben vorweg zu nehmen, einen etwas frechen, aber einprägsamen Merksatz: Kleine Nummer (= kleine Blendenzahl), großer Blender (= weit geöffnete Blende), nichts dahinter (= wenig Schärfentiefe).

Schärfentiefe im Bild


Die Schärfentiefe ist das Ausmaß des Bereichs, der im Foto scharf wird. Bei geringer Schärfentiefe hat man einen kleinen Schärfenbereich im Bild, bei viel Schärfentiefe ist der Bereich größer. Das Ausmaß der Schärfentiefe wird durch die eingestellte Blende und durch den Abbildungsmaßstab festgelegt. Auf den beiden Fotos oben können Sie vergleichen, wie verschieden der Schärfentiefenbereich bei geöffneter und bei geschlossener Blende ist und wie sich dadurch die Bildwirkung verändert.

Schärfentiefe bei offener
Blende und bei geschlossener Blende.

WICHTIG: DIE SCHÄRFENTIEFE IST UMSO GRÖSSER

je geschlossener die Blendenöffnung (also je größer die Blendenzahl),

je größer der Abstand...

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